Alle Antworten im Überblick!

G&B-Classics: FAQs zu Marshall-Amps

Anzeige
(Bild: Udo Pipper)

Marshall-Amps sind die Aushängeschilder zahlreicher Gitarrenhelden – und sie stehen fast schon synonym für Rock ‘n’ Roll. Kein Wunder also, dass auch viele unserer Leser leidenschaftliche Marshall-Maniacs sind. Im Laufe der Zeit haben wir von euch diverse Fragen bekommen, die unser Autor Udo Pipper in den folgenden Artikeln gesammelt beantwortet hat. 

Anzeige

(Kapitel anklicken!)

→ Teil 1 – Die Röhren

→ Teil 2 – Lautsprecher und Boxen

→ Teil 3 – Sonstige Fragen

→ Teil 4 – Allgemeines zu Röhren-Amps


Teil 1 – Die Röhren

Alte EL34-Röhren von RFT/Mühlhausen (Bild: Udo Pipper)

Ab wann ist es ratsam, bei einem 50- oder 100-Watt-Marshall die Endröhren zu tauschen?

Das kommt auf den Sound des Verstärkers an. Wenn er gut klingt und noch genügend Leistung hat, gibt es keinen Grund für einen Wechsel. Manche Verstärker verschleißen die Röhren recht schnell, weil sie stets laut gespielt werden und mit hohen Ruheströmen laufen, bei anderen Modellen scheinen die Röhren ewig zu halten. Ich habe schon Marshalls aus den Sechzigern restauriert, die noch den ersten Röhrensatz besaßen und ohne Probleme liefen.

Nagelneue JJ E34L mit wärmerem Ton (Bild: Udo Pipper)

Oft denken die Besitzer dieser Amps, dass ein Wechsel überfällig wäre, weil das Röhrenglas braune oder schwarze Verfärbungen zeigt oder die Heizfäden unterschiedlich hell leuchten. Das muss aber nicht bedeuten, dass die Röhren schlecht sind. Mit den Jahren verlieren die Endröhren Leistung und Dynamik. Für manche Musiker ist das ein Nachteil, weil sie eben maximale Dynamik und Leistung fordern, für andere ist diese Entwicklung geradezu willkommen, weil die Amps dann weicher und „singender“ klingen. Da ich ohnehin jedem Gitarristen, der einen Röhrenverstärker besitzt, dazu rate, immer Ersatzröhren parat zu haben, kann man ja von Zeit zu Zeit die Röhren tauschen und hören, ob der neue Satz besser klingt.


Ich kenne einige Gitarristen, die bei ihren 100-Watt-Tops zwei der vier Endröhren herausgenommen haben, um die Leistung auf 50 Watt zu reduzieren. Machen solche Maßnahmen überhaupt Sinn oder ist das für den Amp in irgendeiner Weise gefährlich?

Das ist ein durchaus übliches Tuning bei Marshall-Tops. Man sollte allerdings einige Dinge beachten. Zuerst ist es wichtig, dass man nur jeweils die beiden äußeren oder die beiden inneren Röhren herausnimmt, denn nur so bleibt der Amp wirklich im sogenannten Push-Pull-Betrieb. Da die Primärimpedanz des Ausgangsübertragers für vier Röhren ausgelegt ist, sollte man die Impedanz am Ausgang halbieren. Übertrager „sehen“, wie der Name schon sagt, Übertragungsverhältnisse und keinesfalls festgelegte Impedanzen. Spielt man beispielsweise eine 16-Ohm-Box, sollte man am Ausgang mit zwei Endröhren den 8-Ohm-Abgriff wählen, für eine 8-Ohm-Box den 4-Ohm- Abgriff. Viele Marshalls haben auch einen Spannungswahlschalter, an dem man die Ausgangsimpedanz umschalten kann. Da durch zwei fehlende Röhren auch die Anzahl der „Verbraucher“ geringer wird, könnte es sein, dass die Spannungen an den Endröhren leicht ansteigen. Daher empfiehlt es sich auch, den Ruhestrom zu kontrollieren. In der Regel erhöht sich dieser jedoch nur geringfügig.

Post-Phase-Inverter- Master-Volume in einem alten Marshall JMP (Bild: Udo Pipper)

Manche Spieler mögen die aus der Reduzierung der Endröhren hervorgehenden Fehlanpassung. Der Amp wird etwas crunchiger oder schmutziger. Die zwei verbleibenden Röhren werden nun zwar stärker belastet, es droht für den Amp aber nach meiner Erfahrung keine Gefahr. J.D. Simo spielt seinen 1967 Plexi genau auf diese Weise.

Wie wirkt sich eine solche Maßnahme nun klanglich aus? Der Amp wird mit zwei Röhren nur ein klein wenig leiser. Da wird mancher enttäuscht sein. Man kann mit nur etwa 3 dB Lautstärkereduzierung rechnen. Aber der Amp verliert auch etwas Dynamik und Bass. Das heißt, er wird weicher, instabiler und – wenn man so will – singender. Harte Riffrocker mögen diesen Effekt überhaupt nicht, während Bluesrocker diesen Effekt mögen. Der Amp verliert Härte, zeigt mehr Kompression und lässt sich dadurch für manche Gitarristen leichter spielen.

Da die riesigen Trafos aber nach wie vor noch sehr viel „Eisen“ auf die Waage bringen, hält sich dieser Effekt in Grenzen. Der Marshall wird also nicht wirklich um die Hälfte leiser. Ich empfehle, dieses „Tuning“ auszuprobieren und selbst zu entscheiden, unter welchen dynamischen Bedingungen man seinen Marshall am liebsten spielt. Heutzutage ist man ja über jedes Quäntchen Lautstärke-Verlust froh, denn allzu laut darf man vor allem in Clubs nicht mehr spielen.


Mein alter Marshall JMP50 zerschießt regelmäßig meine EL34-Endröhren. Vor allem, wenn ich den Amp weit aufdrehe, halten sie manchmal nur wenige Stunden. Das wird mir allmählich zu teuer. Außerdem ist auf den Amp so bei Gigs kein Verlass mehr. Könnte es dafür einen Grund geben?

In vielen alten und sogar neueren Marshall-Verstärkern werden keine Bremsgitter-Widerstände verwendet. Die frühen JTM45 hatten grundsätzlich keine Widerstände an den Bremsgittern und zahlreiche JMPs lassen sie ebenfalls vermissen. Diese Widerstände werden normalerweise an PIN 5 der Endröhren-Sockel gelötet (und zwar dort, wo die negative Gitterspannung oder Bias anliegt). Der übliche Wert liegt zwischen 1,5 und 5,6k, meist mit einem halben oder einem Watt Belastbarkeit. Sie schützen die Amps vornehmlich vor Oszillationen. Allein daher machen diese Widerstände wirklich Sinn, denn viele Oszillationen liegen außerhalb des Hörbereichs in sehr hohen Frequenzen und rauben dem Amp somit Leistung und natürlich Klangqualität.

5,6K Bremsgitter-Widerstand in einem JMP 100 (Bild: Udo Pipper)

Zudem werden ohne diese Widerstände die Endröhren höher belastet. Wer gerne laut spielt oder einen Power-Soak zur Reduzierung der Lautstärke einsetzt, sollte die zwei oder (bei 100-Modellen) vier Widerstände unbedingt nachrüsten lassen. Wichtig dabei ist, dass die Widerstände direkt am Sockel-Pin so nah wie möglich angelötet werden. In der Regel stehen die Widerstände aufrecht vom Röhrensockel nach oben oder befinden sich unter einem Stück Schrumpfschlauch zur Isolierung. Da im Umfeld der Endröhren sehr hohe Temperaturen entstehen können, empfiehlt sich ein Wert mit entsprechend hoher Belastbarkeit. Ton-Gourmets schwören auf Kohlefilm-Widerstände wie bei den alten Originalen, noch sicherer sind hier Metallfilm-Widerstände, da sie thermisch weniger anfällig sind.

Lemco 5000pF Bright-Kondensator im Lead-Kanal (Bild: Udo Pipper)

Da einige Liebhaber der Ansicht sind, dass diese Widerstände auch Sound rauben, beziehungsweise der Marshall ohne diese Widerstände etwas lebendiger und aggressiver klingt, könnte man zunächst mit niedrigen Werten experimentieren. Man probiert zuerst also 1,5k-Widerstände (dieser Wert ist üblich bei Fender-Verstärkern), dann 2,7k, 5,6k oder zuletzt 10k. Darüber hinaus sind vielleicht wirklich Klangeinbußen zu befürchten. Ich selbst habe aber noch nie einen deutlichen Unterschied bei allen Werten zwischen 1,5k und 10k ausmachen können. Dagegen hört man wirklich, wenn sie nicht installiert sind. Der Amp klingt dann tatsächlich ein klein wenig rauer. Man geht jedoch damit ein hohes Risiko ein. Mag sein, dass bei Marshall damals diese Widerstände nur dann eingebaut wurden, wenn man viele Retouren wegen Röhren-Defekten oder Oszillationen beobachten konnte. Natürlich sind verschiedene Hersteller-Typen auch unterschiedlich empfindlich. Da ich aber auch selbst schon oft erlebt habe, dass Röhren ohne die Bremsgitter-Widerstände (auch „grid-stopper“ genannt) schnell durchbrennen, baue ich sie grundsätzlich ein. Es ist eben abhängig davon, wie stark man die Endröhren belasten möchte. Am Ende möchte aber jeder mal seinen JMP50 voll aufdrehen und ein paar Rockriffs abfeuern. Dann kann aber der neue Röhrensatz schnell Schaden nehmen oder gleich komplett abrauchen. Und das wäre einfach blöd.

Es gibt auch Marshalls, bei denen sowohl die Bremsgitter-Widerstände als auch die Schirmgitterwiderstände fehlen. Letztere sollte man unbedingt nachrüsten! Moderne Röhrentypen brauchen sie für einen stabilen Sound. Dort empfehle ich sogar 5-Watt-Typen (mindestens jedoch 2 Watt), ebenfalls wegen der großen Hitzeentwicklung. Die gängigen Werte liegen bei 470 Ohm oder 1K.


Welche EL34-Röhren sind die besten für einen guten Marshall-Sound?

Das ist eine Frage der klanglichen Vorlieben und Ansprüche. Während manche Musiker ganz zufrieden damit sind, wenn der Amp einfach nur sauber verstärkt, taugt eigentlich jedes Set. Es gibt aber auch Musiker mit ganz bestimmten Klangvorstellungen, die die feinen Unterschiede zwischen verschiedenen Fabrikaten durchaus heraushören und daher keine Kompromisse eingehen möchten. In den Sechzigern waren die ersten Marshall- Boliden mit EL34-Röhren von Mullard, Valvo oder Brimar bestückt. Für Sammler gelten diese Röhren daher als „legendär“. Ein NOS-Satz dieser seltenen Röhren ist jedoch sündhaft teuer. Zudem klingen sie nicht einmal so wie viele Marshall- Fans sich das vorstellen. Sie tönen ein wenig weich und für manche Gitarristen einfach schon zu warm und rund. Sehr beliebt waren dagegen die auffällig langen und schlanken EL34 des ostdeutschen Herstellers RFT/Mühlhausen. Oft wurden diese Röhren mit anderen Markennamen bedruckt (z. B. Siemens, Telefunken, Hoges, AEG) daher erkennt man sie manchmal nicht sofort. Den typischen Rocksound der JMP-Ära verbindet man meist mit diesen Röhren. Sie klingen wie sie aussehen: schlank und stringent. Die Höhen sind präsent, aber sehr musikalisch. In einem Blindtest würden sich wohl die meisten Zuhörer für diese Röhren entscheiden.

Trotz ihres Alters kann man sie noch recht gut finden. Und sie sind längst nicht so teuer wie ein Satz Mullards, Valvos oder Brimars. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich nach dem Mauerfall im Frühjahr 1990 Aspen Pittman von Groove Tubes kennengelernt habe. Er war damals nach Deutschland gekommen, um in Mühlhausen sämtliche Restbestände der RFT-Röhren aufzukaufen. Eine gute Idee, denn das Werk hatte geschlossen und wurde abgebaut. Die Röhren standen damals zu Tausenden auf Paletten verpackt auf dem Werksgelände und warteten auf einen Abholer oder besser gesagt Entsorger. Heute gibt es natürlich wieder eine üppige Auswahl verschiedener Hersteller.

Die neuen TAD-Röhren klingen recht authentisch. Straff und stringent! Wer etwas rundere und wärmere Sounds bevorzugt, wählt die neue E34L von JJ, deren Klang schon beinahe an eine 6L6 erinnert. Das ist eine sehr interessante Wahl für einen Marshall, der nicht zu scharf oder zu harsch klingen soll. Besonders in einem 50-Watt-Modell gefallen mir diese Röhren gut.

(Bild: Udo Pipper)

Welche Vorstufenröhren sind für den typischen Marshall-Rocksound zu empfehlen?

Hier gilt das gleiche wie bei den Endröhren. Gut ist, was gefällt! Meine Favoriten sind hier eindeutig NOS-Typen von Mullard, Valvo, Brimar, Amperex oder Philips Miniwatt. Und das hat folgenden Grund: Diese Röhren haben oft weniger Gain als moderne Vertreter. Der Verstärker wird damit etwas leiser, straffer und klarer. Und das tut meiner Meinung nach jedem Marshall-Amp gut. Man kann einen Amp, den man vorher auf Lautstärke 5 gespielt hat, auf Lautstärke 6 oder 7 regeln, um die gleiche Gain- Balance zu erhalten. Nun gewinnt der Amp aber an Abbildungsschärfe und Kontur. Und das ist für einen durchsetzungsstarken Marshall-Ton sehr wichtig.

Niemand möchte diesen dicken „Mulm“, den solche Amps manchmal erzeugen können. Die tiefe E-Saite muss knacken … Ich hatte schon alte Mullard ECC83, die in etwa so schwach waren wie eine moderne 12AY7. Mit diesen Röhren kann man auch den Bass-Regler etwas aufdrehen und erreicht wunderschöne Clean-Sounds. Ansonsten sind TAD-Röhren, Sovteks, Electro-Harmonix oder JJ offenbar gleichwohl beliebt. Die JJ-Röhren findet man oft in restaurierten Amps, weil sie recht preisgünstig sind und dafür einen sehr klaren, aber manchmal auch zu hellen Sound liefern.

Mir gefallen besonders in Marshalls die TAD ECC83 WA-Röhren recht gut, weil sie warm und clean klingen. In der Regel probiere ich aber verschiedene Hersteller bei einer Klangabstimmung aus. Was in dem einen Marshall gut klingt, kann für einen anderen als unpassend erscheinen und umgekehrt. Oft mische ich auch verschiedene Fabrikate für besten Klang. Probieren geht über Studieren!


Wo liegt der optimale Ruhestrom für einen mit EL34 bestückten Marshall?

Das sind, salopp gesagt, Werte zwischen 20 und 40 Milliampere. Auch hier gilt es, den besten Klang einzustellen. Und daher findet man in vielen Marshalls einen Mittelwert von etwa 30 Milliampere. Bei niedrigen Ruheströmen halten die Röhren länger, bei höheren steigt der Verschleiß. Stellt man die Röhren auf 45Milliampere, wird es kritisch, obwohl es zuerst sicher recht fett und rockig klingen mag.

Der Ruhestrom ist abhängig von der Leistung der Röhren (plate dissipation) sowie der Betriebsspannung. Er sollte so eingestellt werden, dass ermöglichst bei 70 Prozent der maximalen Leistung der Röhre liegt. Da EL34 in der Regel eine maximale Leistung von 25 Watt haben (50 Watt im Paar), liegt der maximale Ruhestrom bei 450 Volt Betriebsspannung zwischen 28 (cool) und 39 (hot) Milliampere. Hat der Amp eine geringere Betriebsspannung, darf die Bias „heißer“ oder höher eingestellt werden. Bei 420 Volt liegen die empfohlenen Werte daher zwischen 31 und 43 Milliampere. Bei 500 Volt sollte man 30 Milliampere pro Röhre kaum noch überschreiten.

Es hängt also alles von der Betriebsspannung ab. In der ganz frühen Plexi-Ära etwa 1966 bis 1967 gab es Marshalls mit weit über 500 Volt Anodenspannung. Bei diesen Amps verringert sich der empfohlene Ruhestrom natürlich nochmals drastisch. Bei Marshall verwandten Amps wie Hiwatt, Stramp oder Marquis hatte ich Amps mit über 700 Volt Spannung. Da genügt es meist nicht, den Ruhestrom zu verringern, man muss alte Röhren suchen, die diese hohen Spannungen überhaupt verkraften können. Moderne EL34 sind meist nur für Spannungen bis 450 oder 500 Volt geeignet. Bestückt man damit einen alten Marquis, brennen sie durch.

Es gibt also keinen Richtwert, sondern nur einen optimalen Ruhestrombereich, abhängig von der Betriebsspannung. Im Internet gibt es dazu sogenannte Bias Kalkulatoren, die diese Werte tabellarisch sehr schön auflisten. Es kann nicht schaden, da mal reinzuschauen.


Die ganz frühen JTM45 Marshalls hatten zuerst 5881, später KT66-Röhren, die für ihren legendären Sound bekannt sind. Kann man einen modernen Amp damit bestücken, um diesen Sound zu erhalten?

Theoretisch könnte man ein späteres JMP-Modell mit diesen Röhren bestücken. Ich würde es aber nicht empfehlen, denn es gehört mehr zum JTM45-Sound als ein paar Endröhren. Die KT66-Amps der frühen Jahre hatten Ausgangsübertrager mit einer Primärimpedanz von 6,6K (z. B. beim RS Deluxe Trafo) und 8K mit einem Drake-Trafo. Diese Impedanz ist optimal für KT66. Spätere JMP hatten deutlich geringere Primärimpedanzen zur Anpassung an die Eigenschaften einer EL34 (rund die Hälfte der ursprünglichen Übertragerübersetzung). Ich habe öfter probiert, einen JMP mit KT66 zu bestücken, war aber stets enttäuscht von den Klangergebnissen. Die Amps werden sehr Hi-Fi-mäßig clean und etwas kühl.

Nur 390 Volt Anodenspannung: JTM45 Reissue (Bild: Udo Pipper)

Für manchen Geschmack vielleicht gerade richtig, für einen typischen Marshall-Sound jedoch falsch. Es heißt, Jimmy Page und Ritchie Blackmore hätten ihre Marshalls sogar auf KT88 umrüsten lassen, um noch mehr Leistung, Klarheit und Headroom herauszuholen. Das mag in diesen Fällen ganz gut funktioniert haben, aber in der Regel würde man solche Amps als zu stiff und klar betrachten. Aber auch hier entscheidet der persönliche Geschmack. Dazu sollte man wissen, dass KT66, KT77 oder KT88 weit höhere Ruheströme benötigen, um satte Mitten und etwas Wärme zu entwickeln. Auch hier hilft ein so genannter Bias-Kalkulator.


Kann ich meinen Marshall auch mit 6V6-Röhren betreiben, um weniger Leistung zu erhalten?

Mit einer Ausnahme heißt die Antwort nein. 6V6-Röhren sind nur für Betriebsspannungen von bis zu 400 oder maximal 420 Volt geeignet. Marshall-Tops haben jedoch Spannungen von 420 bis 480 Volt. Viele Marshall JTM45 Reissues haben jedoch nur sehr geringe Spannungen von 390 bis 400 Volt. In diesen Amps wäre das möglich.

Ist der Amp zudem mit einem Drake-Trafo mit 8K Primärimpedanz bestückt, würde es optimal passen. Als Ruhestrom empfehle ich etwa 25 Milliampere. Will man auf Nummer sicher gehen, kann man auch die GZ34 Gleichrichterröhre gegen eine 5V4 oder 5Y3 tauschen, was ebenfalls die Spannung weiter absenkt. So baut man sich einen JTM45, der nicht lauter ist als ein Deluxe Reverb. Und das klingt gar nicht mal schlecht, denn die 6V6 haben einen fantastischen Mittenpunch. Soweit in diesem Monat … Bis zum nächsten Mal!

Zurück zur Übersicht


Teil 2 – Lautsprecher und Boxen

Frühe Marshall-Box mit Alnico-Lautsprechern (Bild: Udo Pipper)

Der Ton von Eric Clapton auf John Mayalls ‚Bluesbreaker‘-Album gilt als legendär. Dass Clapton damals einen Marshall JTM45, aka Bluesbreaker-Combo gespielt hat, ist bekannt. Doch welche Speaker waren da verbaut?

Darüber gibt es in unterschiedlichen Foren gefühlte hunderttausend Seiten Text. Eric Claptons Bluesbreaker- Combo wurde vermutlich Ende 1965 gebaut. Es wird angenommen, dass er zur Ausstellung auf einer Musikmesse gebaut wurde. Es handelt sich um die Combo Version 2, eine neue Version des 1964 eingeführten Amps mit schlankeren Seitenwänden und dem neuen Script-Logo. Es kann daher gut sein, dass dieser Amp noch mit Celestion Alnico T652 bestückt war. Ab 1966 kamen alle 2×12-Combos mit Celestion Greenback G12M-Speakern.

Claptons Sound auf dem Album deutet darauf hin, denn man hört auf den Aufnahmen noch die für die Alnicos typische Kompression. Ganz genau weiß es aber niemand. Eric Clapton kann sich nicht mehr erinnern. Außerdem interessierten ihn technische Details kaum. Jim Marshall habe ich 1999 persönlich danach gefragt. Aber auch er wusste das nicht mehr. Die Frage schien ihn sogar etwas zu nerven, denn er musste sie schon zahlreichen Journalisten beantworten. Wer es ganz genau wissen möchte, muss eben selbst Alnicos und Greenbacks miteinander vergleichen und so ermitteln, welche Speaker dem Sound Claptons am nächsten kommen. Ich habe genau das vor einigen Jahren gemacht und hatte den Eindruck, dass die Alnicos den Beano- Sound besser umsetzen. Aber das bleibt eine Mutmaßung.

1966 Marshall-Pinstripe-Box (Bild: Udo Pipper)

Ich besitze ein Marshall 100-Watt-Top ohne Impedanzwahlschalter. Die festgelegte Impedanz ist 16 Ohm für eine Box. Droht mein Amp nun kaputtzugehen, wenn ich zwei Boxen anschließe und damit eine Fehlanpassung (8 Ohm) erzeuge?

Du hast recht! Zwei 16-Ohm-Boxen parallel zu betreiben, wäre eine Fehlanpassung. Aber das kann der Ausgangsübertrager in der Regel ohne Probleme verkraften. Rate mal, wie viele Musiker sich früher um solche Probleme geschert haben! Ich gehe mal davon aus, dass Clapton, Hendrix, Townshend und Co. ziemlich unbedarft von einer auf zwei Boxen umgestöpselt haben, ohne überhaupt zu wissen, dass ihre Amps einen Impedanzwahlschalter haben. Meist waren die dazu verwendeten Stecker längst auf Tour abhanden gekommen. Die Allman Brothers haben manchmal sogar vier Boxen an ihre Amps angeschlossen. Ebenso Alvin Lee von Ten Years After. Im Zweifelsfall ist ein Unterschreiten der vorgegebenen Impedanz für den Amp sogar sicherer als eine höhere Impedanz.

Celestion G12-Alnico von circa 1964 (Bild: Udo Pipper)

Nochmal: geringere Impedanz ist sicherer als eine höhere! Eine Fehlanpassung um 100 Prozent – wie in diesem Fall – können die meisten Verstärker jedoch ohne Schaden verkraften. Die Nachteile liegen eher in der Klangausbeute. Fehlimpedanzen klingen in der Regel leiser und weniger dynamisch als wenn die Impedanz stimmt. Aber auch das ist Geschmackssache. Angeblich gefallen manchen Musikern, wie zum Beispiel Eric Johnson, die Fehlanpassungen klanglich besonders gut. Das heißt, er setzt sie bewusst zur Klangformung ein. Für meinen JTM45 verwende ich hin und wieder auch den 8-Ohm-Ausgang für eine 16-Ohm- Marshall-Box. Er klingt eben etwas leiser und komprimierter, was manchmal willkommen ist.


Ich habe einmal gesehen, dass die Lautsprecher alter Marshall-Boxen nach einem anderen Schema verlötet wurden als neuere. Es heißt, es gäbe Unterschiede zwischen der Series/Parallel- und Parallel/Series-Verschaltung. Klingen diese Schaltungen auch unterschiedlich?

Genauso ist es! Bei neueren Marshall- Boxen werden zwei Lautsprecher zunächst in Serie verlötet und dann an der Buchse parallel geschaltet. Bei älteren Boxen wurden zwei Speaker parallel verkabelt und an der Buchse in Serie geschaltet. Einmal hat man also zweimal 32 Ohm, die an der Buchse parallel wieder auf 16 Ohm verschaltet werden, ein anderes Mal werden zwei parallel geschaltete 16- Ohm Speaker (in der Summe also jeweils 8 Ohm) an der Buchse in Serie geschaltet, worauf die Gesamtlast wieder 16 Ohm beträgt. Mehr kann ich gar nicht dazu sagen, denn die klanglichen Unterschiede sind tückisch.

Celestion G12M-25 von circa 1970 (Bild: Udo Pipper)

Während man nach dem Test einer Parallel/Series-Box begeistert feststellen mag, dass genau das die richtige Verschaltung sei, kam man irgendwann bei einer anderen Box zu dem Ergebnis, dass doch Series/Parallel das Maß aller Dinge zu sein scheint. Die spezifischen Klangeigenschaften der unzähligen Celestion-Modelle und die konstruktionsbedingten Abweichungen der unterschiedlichen Speaker-Gehäuse können einen aufs Glatteis führen.

Techniker sind sich da nicht einmal einig, welche Verschaltung nun parallel/series und welche series/parallel genannt werden soll. Da bleibt am Ende nur der Versuch. Wenn ich eine Marshall-Box kaufe, probiere ich stets beide Verkabelungsvarianten, um zu ermitteln, welche mir besser gefällt. Und häufig ist es die Variante, die ich parallel/series nenne. Zuerst werden jeweils zwei Speaker-Paare parallel auf 8 Ohm verschaltet und dann in Reihe auf 16 Ohm verkabelt. Diese Verkabelung hat meiner Meinung nach etwas weniger Mitten, klingt offener und fetter. Aber das ist auch Geschmackssache. Meine Lieblings- Marshall-Box von 1970, die einem Freund von mir gehört, ist genau so verschaltet.

Celestion G12M Heritage (Bild: Udo Pipper)

Kann man die unterschiedlichen Marshall-Boxen-Varianten vielleicht klanglich spezifizieren? Es gibt da ja reichlich Meinungen, welche Box für bestimmte Musikrichtungen am besten geeignet ist. Man kann ja unmöglich alle Modelle kaufen und ausprobieren. Im Musikladen darf man zudem meist nur recht leise testen.

Das könnte man versuchen. Für manche Musiker ist „Vintage“ das Maß aller Dinge. Da müssen es dann natürlich alte Boxen aus den Sechzigern mit Metallschalengriffen sein. Die Boxen sind meist mit Celestion Greenback G12M-20 oder G12M-25 bestückt. Der Sound dieser Speaker gilt als warm und cremig, ideal also für Bluesrock, Rock’n‘Roll oder Vintage-Rocksounds. Geprägt wurde diese Ansicht durch Protagonisten dieser Ära wie Clapton, Hendrix, Page und Beck, die alle solche Boxen in ihrer frühen Schaffensphase verwendet haben. Diese Lautsprecher waren jedoch aufgrund ihrer geringen Leistung recht anfällig für Ausfälle. Sie waren aber besonders beliebt wegen ihrer kompakten Mitten und ihres oft kehligen Grundcharakters.

Celestion G12-65 (Bild: Udo Pipper)

In der Zeit von 1969 bis 1970 folgten die Celestion G12H-Speaker mit 30 Watt. Diese haben mehr Bass und mehr Höhen, sind etwas klarer, aber lassen diese „bluesigen“ Mitten vermissen. Mit einer Stratocaster klingen die G12H fantastisch crisp und offen, mit Humbucker- Gitarren allerdings manchmal zu dick und mitunter auch etwas schrill. In den Siebzigern gab es dann stärkere M- und H-Modelle mit schwarzer Abdeckkappe (Blackbacks) in sehr unterschiedlichen Ausführungen. Diese Lautsprecher sind mittlerweile auch unter Sammlern recht begehrt, da sie etwas heller und aggressiver als die alten Greenbacks klingen. Während es von Celestion für die alten Greenbacks G12M und G12H sehr gute Repliken in der Heritage-Serie gibt, sind die Blackbacks als neue Speaker nicht erhältlich.

Ende der Siebziger kamen die komplett schwarzen Marshall-Boxen mit großem Schriftzug. Hier findet man meist die G12- 65 oder G12-75, die einen fantastisch stabilen und warmen Rocksound abliefern. Der Sound erinnert vor allem an Größen wie ZZ-Top, AC/DC oder Thin Lizzy, um nur einige zu nennen. Natürlich hat auch Steve Lukather solche Boxen während der frühen Toto-Ära verwendet. Für die 65er gibt es ebenfalls eine sehr gute moderne Replik von Celestion.

Celestion G12M „Blackback“ mit Alu-Kalotte (Bild: Udo Pipper)

Etwa Mitte der Achtziger brachte Marshall dann den kräftigen Vintage 30 mit 65 Watt auf den Markt. Der Speaker war sofort wegen seines extrem mittigen Rock-Sounds beliebt. All meine Kollegen waren von diesem Speaker derart begeistert, dass es eigentlich nur noch einen Celestion-Speaker hätte geben müssen. In der Rückschau sind diese Lautsprecher allerdings sehr fokussiert in den Mitten und daher etwas einseitig. Für Rock- Sounds à la Gary Moore, van Halen oder Brian Adams klingen sie jedoch nach wie vor perfekt. Außerdem sind sie laut! Die in China gefertigten aktuellen Modelle klingen allerdings noch etwas heller und aggressiver als ihre Vorgänger Made in England.

Celestion G12M „Blackback“ (Bild: Udo Pipper)

In den Neunzigern kam es zur Neuauflage des Greenback G12M-25, der seinen Urahnen kaum nachsteht. Diese Speaker stehen etwa bei mir zu Hause für Tests mit typischem Marshall-Flair. Seit ich bei Matthias Jabs eine mit diesen Speakern bestückte Box gehört habe, musste ich solche Lautsprecher haben. Natürlich mag es alte Greenbacks geben, die noch etwas feiner und musikalischer klingen, aber es wird immer schwerer, intakte Exemplare aus den Sechzigern zu finden. Die meisten davon sind durchgespielt und damit matschig im Klang und leistungsschwach.

Ich würde ohnehin jedem Liebhaber alter Marshall-Boxen empfehlen, niemals ungeprüft Lautsprecher oder ganze Boxen bei eBay zu kaufen. Das kann übel ausgehen. Da gibt es richtig schlechte Exemplare für sehr viel Geld. Besser ist es, hinzufahren und zu testen. Dann findet man vielleicht seine Traumbox.

Parallel/Series-Verkabelung (Bild: Udo Pipper)

Insgesamt kann ich beobachten, dass bei den zahlreichen Sammlern, die ich regelmäßig besuche, neben den alten Schätzen meist auf einer nagelneuen Marshall-Box aus der Handwired-Serie gespielt wird. Die Boxen haben Heritage-G12H-Speaker mit 55 Hertz eingebaut und klingen eigentlich mit jedem alten Marshall sehr gut. Auch bei mir steht so eine Box als Referenz für Verstärker-Tests. Tiefer gestimmte Heavy-Gitarren kommen dagegen perfekt über eine Box mit Vintage 30. Letztere geben auch einen sehr überzeugenden AC/DC-Ton ab.

Auch seitens der Gehäuse gibt es reichlich Varianten. Vor allem bezüglich der Rückwände gibt es da die Diskussion Birkensperrholz versus Span-Platte. Letztere mache den Sound etwas zu weich, zu instabil und mitunter „mumpfig“. Dann gibt es natürlich auch unterschiedliche Klangauswirkungen der Frontbespannung. Während der Pinstripe-Stoff aus den Sechzigern noch relativ dicht und daher für Höhen undurchlässig war, ist der sogenannte Wheat-Grill der späten Sechziger und Siebziger wesentlich offener und klingt daher heller. Aber auch das ist alles Geschmackssache. Soweit in diesem Monat … bis zum nächsten Mal!

Zurück zur Übersicht


Teil 3 – Sonstige Fragen

Mich verwirren immer wieder die unterschiedlichen Modell-Bezeichnungen alter Marshall-Verstärker. Wodurch unterscheiden sich die Modell-Zusätze P.A.-Model, Super-Bass und Super-Lead genau?

Das ist wirklich die am häufigsten gestellte Frage zu Marshall-Modellen. Die meisten Gitarristen glauben, dass es sich dabei um grundverschiedene Modelle handelt. Dabei sind die Unterschiede in Wahrheit sehr gering, aber dennoch klanglich von großer Bedeutung. Die unterschiedlichen Modell-Bezeichnungen gehen auf die Anfänge der Marshall-Produktion zurück. Namentlich war der JTM45-Verstärker das erste Modell mit diesen Zusätzen. Die Unterschiede bestehen lediglich in der Ergänzung unterschiedlicher Bright-Kondensatoren. Die grundsätzliche Schaltung ist bei allen Modellen jedoch gleich, wodurch sich jedes Modell sehr leicht in ein beliebig anderes umbauen lässt.

Das sogenannte P.A.-Model hatte keinen Bright-Kondensator. Dieser Amp klingt daher auch prinzipiell dunkel und warm. Beide Kanäle dieses Marshalls klingen daher absolut gleich. Schließlich sollte der Sänger per Mikrofon über diese Amps verstärkt werden. Da wären aggressive Höhen fehl am Platz gewesen (Rückkopplung).

Das Super-Bass-Model verfügt über einen 470pf, 500pF oder 560pF Bright-Kondensator über dem Mischwiderstand des Lead-Kanals. Daher wurde hier der von vorne gesehen linke Kanal zum Bright-Channel, während der rechte Kanal nun Normal-Channel genannt wurde.

Das Innenleben eines JMP „Super Bass“-Modellls (Bild: Udo Pipper)

Für das Super-Lead-Model wurde ein zusätzlicher 100pF bis 500pF Bright-Kondensator über den Eingang und den Schleifer des Bright-Channel Volume-Potis gelötet. Diese Ausführung hat daher die meisten Höhen und auch ein klein wenig mehr Gain als die anderen Modelle. Würde man hier etwa den Bright-Kondensator des Lead-Kanals über den 270k oder 470k Mischwiderständen herausknipsen, hätte man die gleiche Schaltung wie beim ursprünglichen Fender-Bassman-Vorbild. Diese Bassman-Variante hat Marshall tatsächlich nie hergestellt.

Bei alten Marshalls handelt es sich bei diesen Kondensatoren meist um RS- oder Lemco-Keramik-Scheibenkondensatoren. Diese „ceramic caps“ haben einen ganz spezifischen Sound und sind daher gebraucht heißbegehrt. Der beste Ersatz sind vermutlich moderne Silver-Mica-Kondensatoren. Folienkondensatoren klingen an diesen Stellen meist etwas zu dick und verwaschen.

Ich denke, jeder Techniker kann eines dieser Modelle in fünf Minuten in eines der anderen umbauen. Entweder braucht man dazu einen Saitenschneider und knipst überflüssige Bright-Kondensatoren heraus oder lötet schnell einen Bright-Cap in eine der beschriebenen Positionen. Somit kann man sich ohne Probleme die gesamte Modell-Palette zu eigen machen.

„Shared Cathode“-Schaltung in einem frühen JTM45 (Bild: Udo Pipper)

Amp-Tuner verwenden hierzu oft auch Mini-Switches, die diese Funktionen von außen schaltbar machen. Es ist interessant, dass Eric Claptons Lieblings-Marshall ein Super-Bass war, und Paul Kossoff sogar oft ein P.A.-Modell verwendete. Der Mangel an Höhen wurde durch entsprechende Einstellungen an der Klangregelung wieder wett gemacht. Bei Clapton waren alle Regler angeblich voll auf. Eddie van Halen tat es ihm später gleich.

Heute bevorzugen die meisten Gitarristen das Super-Lead-Modell, weil man offenbar von Marshalls diese krassen Höhen erwartet. Ab Anfang der Siebziger finden wir in vielen Marshalls sogar einen 5000pF-Bright-Kondensator. Das erklärt die prägnanten Höhen bei manchen Marshalls aus dieser Zeit. Aktuell werden die Hand-Wired-Modelle bei Marshall in der Super-Lead-Version ausgeliefert. Herausknipsen kann ja jeder selbst …


Was genau ist eigentlich mit Plexi-Sound gemeint? Welches Modell hat diesen typischen Vintage-Ton?

Dieser Begriff wird heute praktisch inflationär eingesetzt. Alles klingt „plexi“! Der Amp, die Speaker, ja sogar das Distortion- Pedal. Im Grunde eine Marketing-Phrase. Dabei geht der Begriff eigentlich auf eine Phase in den Sechzigerjahren zurück, in der Marshall golden gefärbte Front-Panele aus Plexi-Glas verwendete. Da aber Musiker wie etwa Jimi Hendrix, Eric Clapton, Paul Kossoff, Jeff Beck, Jimmy Page und Billy Gibbons genau diese Amps für ihre frühen Aufnahmen einsetzten, entwickelte sich die Legende vom Plexi-Sound. Dadurch sollte die Klangbeschreibung von späteren Marshall-Sounds, die wesentlich verzerrter und aggressiver waren, unterschieden werden. Der Plexi-Sound ist in der Regel wärmer und weniger verzerrt als spätere Marshall-Sounds mit viel mehr Gain und Treble. In den Sechzigern erzeugten die Gitarristen ihre saftigen Rocksounds vor allem durch Lautstärke und Übersteuerung „von allem“.

Die Vorstufe wurde durch kräftige PAF-Humbucker angesteuert, die Endstufe bis zum Anschlag aufgedreht, was schließlich auch die anfangs viel zu schwachen Celestion-Lautsprecher in die Übersteuerung führte. Dieser Sound wurde durch eine Kultur der Vorstufenübersteuerung abgelöst. Der Overdrive entstand später vor der Endstufe – meist mit Master-Volume – und wurde dadurch in jeder Lautstärke machbar. Das machte durchaus Sinn, denn dieser Plexi-Sound in seiner vollen Ausprägung sorgte für einen wahnsinnigen Material-Verschleiß. Lautsprecher und Röhren gingen ständig kaputt. Hinzu kamen Hitzeprobleme für die Bauteile und Trafos. Während heute die Musiker von ihren Marshalls meist mehr Distortion und Kompression fordern, war es Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger genau umgekehrt. Gitarristen wie Jimmy Page und Ritchie Blackmore schlugen bei Marshall auf und wollten ihre Amps klarer und mit erweitertem Headroom ausstatten lassen. Sie bekamen dann Marshalls mit vier KT88 und 200 Watt!

„Split-Cathode“-Schaltung in einem JMP 100 von 1971 (Bild: Udo Pipper)

Unter Plexi-Sound versteht man heute vor allem eine Schaltungs-Variante von Marshall-Amps, die man häufig auch als „shared-cathode“-Schaltung bezeichnet. Die Plexi-Modelle verfügten meist über einen gemeinsamen 820-Ohm-Kathoden-Widerstand für beide Vorstufen-Kanäle, sowie einen sehr großen 250uF-Kathoden-Elko, der reichlich Bass und Wärme erzeugt. Schließlich hieß das Vorbild von Fender „Bassman“. Diese Schaltung ist für den warmen Ton der Plexi-Amps verantwortlich. Ab etwa 1969 wurde die Kathode der ersten Röhre „gesplittet“, das heißt, jede Stufe bekam einen eigenen Widerstand und einen eigenen Kathoden-Kondensator. Beim Bright-Kanal war das eine Kombination aus einem 2,7K-Widerstand und einem 0.68uF-Folien-Kondensator, beim Normal-Kanal ein 820-Ohm-Widerstand und ein 250uF- oder sogar 330uF-Elko. Rein rechnerisch hatte der Bright-Kanal daher fast 370mal weniger Bass als in der sogenannten Plexi-Ära, denn mit dieser neuen Schaltung ging bald auch eine Auswechslung des Plexi-Panels einher. Vereinfacht könnte man also sagen: Die Plexi-Amps waren die warm klingenden mit viel Bass, alle späteren Modelle hatten mehr Gain und aggressivere Höhen, was schließlich im Modell JCM800 einen vorläufigen Zenit erreichen sollte.


Man hört immer wieder sagenhafte Geschichten vom sogenannten No. 1 Marshall-Amp, dem ersten JTM45, der jemals gebaut wurde. Waren diese frühen Marshalls wirklich noch anders als die aktuellen Modelle?

Den ersten Marshall habe ich selbst schon in Milton Keynes im hauseigenen Museum der Firma besichtigen können. Eine exakte Kopie dieses Amps wurde auf der 50-Jahr-Feier bei Musik Meyer vor vier Jahren in Marburg präsentiert. Ich hörte den Amp aus nächster Nähe, da ich diesen Part des bunten Abends moderieren durfte. Doug Aldrich (Whitesnake) stand mir zur Seite und feuerte auf seiner Les Paul Goldtop alle möglichen Rock-Licks aus dem Amp. Ich werde nie seinen Blick vergessen, nachdem er die ersten Akkorde angeschlagen hatte. Der Sound war damals gigantisch. Warm, saftig, fett und das Beste in Sachen „British Blues Invasion“, das ich bis dato live gehört hatte. Er konnte es selbst kaum glauben. Und Doug Aldrich hat bestimmt schon oft hervorragende Gitarren-Sounds erzeugt oder gehört.

Der berühmte erste Marshall Im Museum in Milton Keynes (Bild: Udo Pipper)

Man kann den Sound dieser Amps nur schwer beschreiben. Mit einer guten Les Paul am voll aufgedrehten Amp erreicht man mühelos diesen klassischen Marshall-Blues-Rock-Ton à la Clapton, Gary Moore, Paul Kossoff oder ZZ Top. Ich bin mir sicher, dass kein Overdrive-Pedal der Welt da herankommt.

Exakte Replik des No.1 bei Musik Meyer in Marburg (Bild: Udo Pipper)

Also: Ja, es stimmt. Diese Amps waren besonders. Das schlägt sich schon allein im Sammlerpreis dieser frühen Marshalls nieder. Man bezahlt heute etwa € 12.000 bis € 25.000 für ein gut erhaltenes Exemplar. Viel schwerer wird es aber, wenn man so einen Amp überhaupt finden möchte. Sie sind nur in geringen Stückzahlen gebaut worden und daher extrem selten. Die allerersten Amps waren asymmetrisch in das Gehäuse gebaut (offset) und sind daher leicht erkennbar. Danach wurden sie mittig angeordnet, hatten noch eine weiße oder Aluminium-farbene Front und ein kleines sogenanntes Badge-Logo im Western-Style. Ab etwa 1964 kamen die Amps mit goldener Plexi-Front und dem berühmten Block-Logo. Ende 1965 kam das Script-Logo wie wir es heute noch kennen. 1966/67 wurde der JTM45 eingestellt und durch den JMP50 ersetzt.

In dieser kurzen Phase gab es viele unterschiedliche Versionen dieses Amps. Die ersten Modelle hatten vornehmlich Bauteile von RS, einem Elektronik-Vertrieb in Großbritannien. Die Ausgangsübertrager waren eigentlich Audio-Typen, also für Musikverstärker mit weitreichendem Frequenzgang. Diese Amps klingen etwas cleaner und sauberer als die späteren Modelle mit den besonders begehrten Drake-Trafos. Letztere waren auch in Claptons berühmtem Bluesbreaker- Combo verbaut. Mit einer Primärimpedanz von 8 Kilo-Ohm und zwei GEC KT66- Röhren klingen diese Amps besonders rockig. In den USA kenne ich ein paar betuchte Sammler, die ursprünglich Verstärker-Legenden wie einen Dumble Overdrive Special, einen Trainwreck und einen JTM45 besaßen. Die ersten beiden wurden bis heute meist wieder veräußert, die JTMs blieben aber. Denn kein Verstärker klingt mit einer alten 1959er „Burst“ überzeugender. Sie sind „Keeper“, die man in der Regel nicht mehr verkauft.

1963er JTM45 mit Badge- oder Coffin-Logo (Bild: Udo Pipper)

Die besonders begehrten Modelle haben einen ganz bestimmten Bauteil-Mix, der wohl in der Summe für diese überragenden Sounds verantwortlich ist. Da sind zunächst die Trafos von RS oder Drake, die Mustard Mullard Kondensatoren, Netzteil- Elkos von RS oder Hunts, Kohlepressoder Kohleschichtwiderstände von Allen Bradley oder Piher, eine sehr dünne Litze für die Innenverkabelung und schließlich das Aluminium-Chassis und die Röhren von GEC (Endstufe) und Mullard (Vorstufe). Da es sich im Grunde um Kopien des Fender Bassman handelte, findet man an den Kathoden der ersten Vorstufenröhre noch einen (Wima) 250uF-Kondensator. (Der allererste Marshall hatte sogar gar keinen Kathoden-Elko.) Da wird sehr viel Bass durchgelassen. Daher sind diese Amps fett und recht linear im Vergleich zu späteren Modellen. Manche Gitarristen sind überrascht wie clean und sauber diese Amps in den unteren Lautstärke- Bereichen klingen.


Von den frühen Marshall JTM45-Amps gibt es zahlreiche Reissues oder Repliken. Kommen diese Amps tatsächlich an den legendären Sound der Vintage-Schätze heran? Welche sind zu empfehlen?

Zu dieser Frage fallen mir sofort Parallelen zum Vintage-Gitarren-Markt ein. Ja, es gibt da reichlich Reissues und Repliken, die sehr, sehr gut klingen, aber es gibt wohl kein Modell, das ich kenne, das diesen Sound haargenau nachstellen kann. Daher geben wirkliche Liebhaber wohl keine Ruhe, bis sie endlich ein Original gefunden haben.

Das ist ähnlich wie bei alten Stratocasters, Les Pauls oder ES-Modellen. Die Originale haben einfach dieses Quäntchen mehr Authentizität, das einem meist erst dann bewusst wird, wenn man selbst so einen Amp oder so eine Gitarre spielt. Schon recht gut ist der Marshall JTM45 Reissue, den es schon seit den frühen Neunzigern gibt. Tauscht man die beiden 5881 Endstufenröhren gegen zwei KT66 von TAD oder JJ und sucht sich ein paar gut erhaltene Mullard, Valvo oder Philipps Miniwatt ECC83 Vorstufenröhren, kommt man diesen Sounds schon recht nahe.

JTM45 Reissue mit neuem Board (Bild: Udo Pipper)

Noch etwas besser sind Repliken, die frei verdrahtet sind, ein Aluminium-Chassis und etwas bessere Trafos haben. Solche Amps gibt es hier in Deutschland beispielsweise von Gladius, in den USA von Metropoulos Amps oder Germino. Sehr gut sind auch die Bausätze von TAD. Wenn man hier und da noch ein paar bessere Bauteile findet (z. B. Mustard Mullard Kondensatoren oder alte Röhren), kommen diese Amps den Originalen gefährlich nahe, kosten aber nur ein Bruchteil.


Mit welchen Tuning-Maßnahmen kommt man mit einem Marshall JTM45 Reissue den alten Originalen am nächsten?

Diese Frage ist schwer zu beantworten, da die Reissues von Marshall in zahlreichen Punkten von den Originalen abweichen. Zuerst würde ich ein Augenmerk auf die Röhren richten. Die 5881-Endstufenröhren würde ich gegen KT66 von GEC, TAD oder JJ austauschen. Alle drei sorgen für diesen warmen, mächtigen Ton mit starken unteren Mitten, die man für satte Riffs unbedingt benötigt.

1991er Marshall JTM45 Reissue

Aber auch damit wird der Reissue noch nicht ganz die Tugenden der Vintage- Amps hervorzaubern können. Der Netztrafo liefert nur etwa 390 bis 410 Volt. Die alten Originale jedoch durchschnittlich 440 bis 460 Volt. Mehr Spannung bedeutet jedoch mehr Klarheit und Headroom. Mit dieser Begrenzung muss man sich abfinden oder den Netztrafo tauschen. Zum anderen ist da die Platinen-Konstruktion des Reissues. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen, sie verhindert aber die Möglichkeit, die größeren Bauteile der alten Amps unterzubringen. Daher empfiehlt es sich, ein neues Board mit freier Verdrahtung einzubauen. Dieses sollte mit guten Polyester-Kondensatoren und Kohleschicht- oder Kohlepress-Widerständen bestückt werden. Am besten sind da natürlich Bauteile britischer Herkunft wie Mullard, Hunts, RS oder Lemco. Der Reissue wird dann viel wärmer und authentischer klingen als vorher. Solche Bauteile suche und finde ich regelmäßig auf den britischen Ebay- Seiten. Da lohnt sich die Recherche mit etwas Geduld.

1965er Drake Netztrafo (Bild: Udo Pipper)

Kenner sind der Ansicht, dass auch das Aluminium-Chassis dem Stahl-Chassis des Reissues überlegen ist, weil es weniger magnetisch ist und eine bessere Masseableitung garantiert. Solche Beobachtungen kann ich bestätigen.

Bei manchen der älteren Reissues aus den Neunzigern gibt es ein Brumm-Problem, weil der Ausgangsübertrager um 45 Grad versetzt eingebaut wurde. Das kann man beheben, indem man den Trafo um 45 Grad zurückdreht. Danach herrscht wieder Ruhe. Der Ausgangsübertrager empfängt im falschen Einbauwinkel das Streufeld des Netztrafos. Das nervt ziemlich.

RS-Trafos auf einem 1964er JTM45 (Bild: Udo Pipper)

Der Ausgangsübertrager des Reissues ist dem Drake-Vorbild nachempfunden. Möchte man den etwas HiFi-artigen Charakter der alten RS-Trafo-bestückten Marshalls, sollte man sich nach einem Austausch umsehen. Hier gibt es hervorragende Ersatztypen zum Beispiel von IG-Wickeltechnik (Ingo Gorges) hier in Deutschland oder in den USA von Chris Merren, Brian Wallace oder Mercury Magnetics. Die RS-Typen haben in der Regel softere, aber offenere Höhen und weniger tiefe Mitten. Mit der typischen Primär-Iimpedanz von 6,6 Kilo-Ohm bleiben sie auch länger clean und dynamischer.


Welche Maßnahmen zur Lautstärkereduzierung sind bei einem Marshall zu empfehlen? Master-Volume? Und wenn ja, welches? Oder taugen auch die Power-Soaks?

Ich nehme an, diese Frage bezieht sich vor allem auf ältere Marshall-Modelle bis Mitte der Siebzigerjahre oder auf neue Vintage-Reissue-Amps ohne Master. Ab den Siebzigern hatten die meisten Marshalls bereits ein Master-Volume an Bord. Marshall verwendete von Anfang an ein simples Master-Volume direkt vor der Treiberstufe. Vom Mittel-Abgriff des Treble- Reglers geht dabei ein Kabel an den Eingang eines 1Meg-log-Potis. Von da aus in den Phasendreher-Eingang. Fertig ist das Master-Volume! Die gleiche Schaltung findet man bei Fender oder Dumble. Das war eben die einfachste Lösung damals. Heutzutage schwören viele Techniker auf ein sogenanntes Post-Phase-Inverter-Master- Volume. Dazu benötigt man ein 250K- Stereo-Poti, da der Ausgang des Master-Volumes jeweils mit den Steuergittern der beiden Endstufenhälften verbunden wird. Der Vorteil hierbei ist, dass auch die Übersteuerung der Treiberstufe für den Sound genutzt werden kann.

Außerdem greift diese Schaltung kaum in das Klangbild des Verstärkers ein. Der Sound bleibt bei voll aufgedrehtem Poti eigentlich unverändert, während ein Master vor dem Phasendreher diesen bei geringeren Lautstärken ja entlastet, man könnte auch sagen „bremst“ und dadurch das Klangverhalten des gesamten Amps beeinflusst. Dennoch hat auch diese Schaltung ihre Anhänger, denn sie erlaubt eine Art interaktives Agieren zwischen den beiden Volume-Reglern. Ich selbst bin nach vielen Versuchen immer noch ein Anhänger der guten alten Pre-Phase-Inverter-Lösung. Das hängt aber auch mit meinen Vorlieben zusammen. Wer gerne stark übersteuert und ein sattes High-Gain bevorzugt, wird sich eher für die Post-Phase-Inverter- Variante entscheiden (aka PPIMV). Manche Amps haben auch beide Master- Varianten an Bord und sind dadurch besonders flexibel. Ein echter Marshall-Fan weiß aber auch, dass diese Amps erst ab einer bestimmten Lautstärke richtig gut klingen. Somit bleiben die Master-Schaltungen stets ein kleiner Kompromiss.

Marshall Power-Brake (Bild: Udo Pipper)

Wer es deftiger mag, also auf eine sattere Endstufenübersteuerung steht, der kann zum Power-Soak greifen. Ich habe gute Erfahrungen mit dem Marshall-Power- Brake, dem TAD Silencer oder neuerdings mit dem sehr komfortablen Fryette Power-Soak gemacht. Letzterer hat noch einen Einschleifweg, Line-Out und einige Möglichkeiten zur Klangformung. Alle haben aber gemeinsam, dass sie bei sehr geringen Lautstärken den Amp so stark „ausbremsen“, dass der Sound leidet. So Amps klingen dann etwas dunkel, verwaschen und unscharf. Für leichte Lautstärkereduzierung sind sie aber durchaus empfehlenswert. Man kann ja auch verschiedene Maßnahmen miteinander kombinieren. Etwa zwei Röhren ziehen, ein Master-Volume einbauen und noch einen Power-Soak verwenden. Mit meinem eigenen Marshall mache ich es zu Hause genauso und kann mich über Sound- Verluste kaum beschweren. Am besten ist vielleicht immer noch die Wahl eines kleineren Amps. Wer wirklich in den vollen Klanggenuss kommen möchte, spielt für geringere Lautstärken eben pur über einen kleinen Amp mit 15 bis 20 Watt.


Hört man alte Van-Halen-Aufnahmen, staunt man nicht schlecht über das schier endlose Gain-Verhalten seines berühmten Van-Halen-Marshalls. Der hatte ja bekanntlich kein Master-Volume oder zusätzliche Gain-Tunings. Gibt es da genauere Informationen über diesen Amp?

Das stimmt! Der frühe Van-Halen-Gitarren- Sound ist schon wirklich legendär. Ich könnte hier noch einmal zusammenfassen, was ich darüber weiß. Meine Informationen habe ich vom amerikanischen Trafo-Experten Chris Merren, der mehrmals an Van Halens Amp gearbeitet hat. Angeblich handelte es sich um einen 1968er JMP Plexi Superlead mit 100 Watt. Chris gab an, der Amp sei an keiner Stelle modifiziert worden. Er hatte die sogenannte shared-cathode Vorstufenschaltung, bei der sich die beiden Kathoden der ersten Vorstufenröhre einen gemeinsamen 220uF und 820-Ohm-Widerstand teilen. Ähnlich wie bei einem alten JTM45- Amp. Die Kathode der zweiten Vorstufenröhre war allerdings mit einem zusätzlichen 0.68uF-Kondensator gebrückt, was man in diesem Baujahr in manchen Amps serienmäßig finden konnte und etwas mehr Gain brachte. Im Phasendreher waren noch 0.1uF Koppelkondensatoren und in der Endstufe ein 47k-Widerstand zur Gegenkopplung. Auf dem Volume- Poti des Bright-Channels war nur ein 100pF-Scheibenkondensator für die Super-Lead-Schaltung, was nur eine leichte Höhenanhebung zur Folge hatte. Zur Anpassung der Netzspannung verwendete er einen Variac, mit dem er die Versorgungsspannungen im Amp leicht absenkte (angeblich 90 anstatt 110 Volt), was ihm den Effekt brachte, dass der Amp leiser wurde, cremiger und dunkler. Daher nennt man seinen Sound auch den „Brown-Sound“. „Brown“ steht in den USA für „warm“.

Plexi-Preamp ohne Gain-Kondensator in der zweiten Vorstufe (Bild: Udo Pipper)

Ich besitze einen alten Grundig Variac, der so groß und schwer ist, dass man ihn kaum heben kann. Echte Wertarbeit. Mit diesem Regeltrafo habe ich den Van-Halen-Sound ausprobiert. Und es funktioniert tatsächlich. Reduziert man die Netzspannung über den Trafo von 235 Volt (dies ist die normale Netzspannung an meinen Steckdosen) auf etwa 210 bis 215 Volt, wird der Amp dunkler, cremiger und komprimierter. Der Overdrive-Sound bei voll aufgedrehtem Lautstärke-Poti wird singender und weicher. Man kann diesen Effekt spielerisch einsetzen und verschiedene Werte ausprobieren. Ab etwa 180 bis 190 Volt scheint der Amp jedoch „abzusaufen“. Er komprimiert dann so stark, dass der Ton wie ein besoffener Bienenschwarm klingt. Bei noch niedrigeren Spannungen geht er dann irgendwann einfach aus.

Plexi-Preamp mit Gain-Kondensator in der zweiten Vorstufe (Bild: Udo Pipper)

Van Halen hatte alle Regler des Amps voll aufgedreht, was zusätzlich Gain bringt. Außerdem hat er oft einen alten MXR-EQ als Mid-Boost eingesetzt. Der Marshall lief meist über 4¥12-Boxen mit 25-Watt- Greenbacks und JBL-D120-Speakern. Der alte PAF-Pickup seiner „Frankenstein“- Strat wurde ohne Ton-Regler mit der Ausgangsbuchse verbunden. Außerdem hatte er die Kappe des Pickups entfernt. All das bringt ebenfalls ein klein wenig mehr Gain und wurde zum Bestandteil seines unverkennbaren Tons.

Während meiner Restaurierungsarbeiten an alten Marshall-Amps in meiner Werkstatt hatte ich oft den Eindruck, dass die früheren Plexis mit axialen, liegenden Netzteil-Elkos ohnehin etwas weicher, wärmer und, wenn man so will, „browner“ klingen. Die Elkos haben außerdem eine etwas geringere Kapazität als spätere Modelle.

Zurück zur Übersicht


Teil 4 – Allgemeines zu Röhren-Verstärkern

Zum Abschluss der Reihe haben wir noch allgemeine Fragen zu Röhren-Verstärkern zusammengestellt:

Hall-Sektion eines Fender-Verstärkers

Seit Kurzem fliegt bei meinem Princeton Reverb die Sicherung bei jedem Einschaltversuch. Woran könnte das liegen?

Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Zunächst würde ich überprüfen, ob ein Defekt der Gleichrichter- oder Endstufen- Röhren vorliegt. Zieh zuerst die Gleichrichterröhre heraus und schalte den Verstärker wieder ein. Sollte die Sicherung jetzt nicht durchbrennen, ist es wahrscheinlich, dass die Gleichrichterröhre der Verursacher ist. Dann steckst Du die Gleichrichterröhre wieder ein und ziehst nur beide Endröhren. Hält die Sicherung in dieser Konstellation, hast du wahrscheinlich eine defekte Endröhre. Fliegt die Sicherung nach dem Austausch der Gleichrichter- und Endröhren immer noch, gibt es wahrscheinlich einen Kurzschluss auf einem der Röhrensockel. Vielleicht ist auch einer der Widerstände (470k und 1,5k) auf den Röhrensockeln durchgebrannt. Die Sicherung kann auch durchbrennen, wenn einer der Netzteil-Elkos defekt ist. Für solche Ausschlussverfahren benötigt man natürlich genügend Sicherungen zum Austausch. Aber keine Bange. Die kosten nur ein paar Cent.

Die empfindlichen Übertrager einer Hall-Spirale

Mein Verstärker macht wenige Minuten nach dem Einschalten komische Geräusche. Es zischt, kratzt und brummt. Das klingt wirklich beängstigend. Was könnte defekt sein?

Da der Verstärker ein paar Minuten braucht, um richtig aufzuwärmen und danach seine volle Leistung zu entfalten, kommen die Geräusche meist erst nach wenigen Minuten. Häufig werden diese Geräusche durch eine defekte Vorstufenröhre verursacht. Nimm die metallenen Schutzkappen ab und taste mit kreisender Bewegung vorsichtig bei eingeschaltetem Amp der Reihe nach alle Vorstufenröhren ab. Du kannst auch vorsichtig mit der Rückseite eines kleinen Schraubenziehers dagegen klopfen. Stellt sich das Geräusch bei einer der Röhren besonders laut ein, hast Du die defekte Röhre wahrscheinlich gefunden. Manchmal sind die Röhren jedoch derart mikrofonisch, dass sie schon kratzen, wenn man an irgend einem beliebigen Punkt an das Chassis klopf oder nur das Gitarrenkabel einstöpselt. In diesem Fall hilft wieder nur das Ausschlussverfahren, bei dem man nacheinander alle Vorstufenröhren austauscht bis man kein Geräusch mehr hört.

Kathodenwiderstand im Vox AC30

Oft kommen diese Geräusche auch von einer kalten Lötstelle bei einer Masseverbindung oder von einem defekten Höhenkondensator. Dies ist wahrscheinlich, wenn auch nach dem Röhrentausch die Geräusche bleiben. In seltenen Fällen ist auch ein Netzteil-Elko oder eine Buchse defekt. Sollte der Verstärker lediglich brutzeln, was sich anhört wie zu heiß gewordenes Öl in einer Bratpfanne, kann auch ein Anodenwiderstand verantwortlich sein. Besonders empfindlich sind Verstärker mit Kohlepress-Widerständen, die thermisch besonders anfällig für Nebengeräusche sind.

Bei alten Fender-Verstärkern (bis etwa 1982) hatte ich auch schon das Problem, dass das Hartpappe-Board, auf dem alle Bauteile verlötet sind, feucht geworden ist und daher sogenannte Kriechströme erzeugt, die dann schreckliche Geräusche machen. Dann hilft nur noch der Austausch des gesamten Boards. In Amerika nennt man dieses Problem „Tweed Disease“, weil alte Tweed-Amps besonders häufig davon betroffen sind.


Seit kurzer Zeit funktioniert der Hall an meinem Super Reverb nicht mehr. Klopfe ich auf den Amp, hört man noch ein ganz leises scheppern, aber mehr nicht. Brauche ich eine neue Hall-Spirale?

Fender-Verstärker mit Hall sind recht anfällig für Defekte. Doch meist lässt sich die Ursache schnell ausmachen. Zunächst würde ich die beiden Röhren für die Treiberstufe und die Aufholstufe ersetzen. In Position 3, von hinten gesehen rechts findest Du bei den meisten Fender-Verstärkern (nur beim Princeton Reverb ist es die Röhre in Position 2) eine 12AT7. Die Anode dieser Röhre wird extrem belastet, weil hier nicht selten 400 Volt anliegen. Das heißt, die Röhre arbeitet stets etwas über ihrem Limit. Häufige Defekte sind die Folge.

Die 12AX7 Aufholröhre (Position 4) geht recht selten kaputt, was aber nicht heißen soll, dass sie ewig hält. Schafft der Austausch der Röhren keine Abhilfe, sollte man die RCA Anschlussbuchsen für die Hallkabel überprüfen. Auch die Cinch-Stecker der Hallkabel selbst können mit abgerissenen Massekontakten den Hall unterbrechen. Sollte auch hier alles in Ordnung sein, liegt der Fehler meist bei der Hallspirale selbst. Zieht man das Blechchassis für die Hallfedern aus der Kunstledertasche, erkennt man an der Unterseite eine Pappabdeckung, die man vorsichtig entfernen sollte. Nun liegt der Blick frei auf die Hallfedern, die an beiden Seiten des Chassis über weitere Federn mit je einem Übertrager verbunden sind. An diesen Übertragern befinden sich hauchdünne Anschlussdrähte, die gerne mal abreißen oder kalte Lötstellen besitzen. Hier sollte man nachlöten. Sollte das auch nicht helfen, bleibt nur der Austausch der gesamten Hallspirale. Manchmal ist das ohnehin ratsam, denn ich habe nach dem Austausch stets den Eindruck, dass neue Hallspiralen wieder dichter und musikalischer klingen als uralte Modelle.


Bei meinem Marshall 18-Watt-Combo höre ich im Ausklang jeder Note aus dem Lautsprecher (Celestion G12M) eine ganz leise Verzerrung, die wie ein Fuzztone klingt. Je leiser der Ton wird, desto stärker hört man das Geräusch. Ist der Lautsprecher kaputt?

Dieses Problem kennt man vor allem von alten Lautsprechern mit Papierschwingspule (Paper Voice Coil), die Jahrzehnte lang in einem Gehäuse verschraubt waren. Mit der Zeit hängen die Schwingspulen nach unten durch und berühren ganz leicht den Magneten. Dieses Problem kann auch entstehen, wenn der Lautsprecher-Korb zu fest an der Frontplatte verschraubt wird und sich dadurch verzieht. Manchmal kann es helfen, wenn man den Lautsprecher herausschraubt und um 180 Grad dreht, denn dann hängt eine eventuell über die Jahre ausgeleierte Sicke genau in die andere Richtung, wodurch sich die Schwingspule im besten Fall von selbst wieder zentriert. Genau auf diese Weise konnte ich solche Probleme (zumindest für eine gewisse Zeit) wieder beheben.

Vorbildliches Layout in einem frei verdrahteten Röhren-Amp

Vorsorglich kann es daher nicht schaden, wenn man seine Lautsprecher alle paar Jahre um 180 Grad verdreht verschraubt. Hat man dieses Problem bereits mit recht neuen Lautsprechern, sind diese entweder schlecht verschraubt oder schon ab Werk schlecht zentriert. Bleibt das Geräusch daher nach erneutem Verschrauben an der Frontplatte, hilft nur der Austausch der Membran mit Schwingspule oder des ganzen Lautsprechers.


Mein Vox AC30 ist für die meisten Live-Clubs einfach schon viel zu laut. Daher möchte ich zwei Endröhren ziehen, um die Leistung auf möglichst 15 Watt zu reduzieren. Da der Verstärker eine Kathoden-Bias in der Endstufe hat, bin ich nicht sicher, ob diese Maßnahme unbedenklich ist.

Da liegst du vollkommen richtig. Bei einem Vox AC30 sollte man auf keinen Fall zwei Endröhren ziehen, weil dann der Ruhestrom zu hoch wird und die Röhren schnell durchbrennen. Alle vier Endröhren (EL84) teilen sich einen gemeinsamen Hochlast-Kathodenwiderstand, der beim Vox 50 Ohm hat. Zieht man zwei Röhren, geht die Berechnung des perfekten Ruhestroms nicht mehr auf, weil zwei „Verbraucher“ plötzlich fehlen. In der Folge steigt der Ruhestrom drastisch an. Der ohnehin von Hitzeproblemen geplagte AC30 wird dabei noch heißer und wird diese Maßnahme daher auf Dauer nicht überleben. Wenn nur die beiden EL84 durchbrennen, hat man noch Glück gehabt. Schlimmstenfalls verbrutzelt auch der Ausgangsübertrager. Man könnte daher den Kathodenwiderstand so berechnen, dass er für den Betrieb mit zwei Endstufenröhren ausgelegt ist. Dann darf man den Amp allerdings nicht mehr mit allen vier Röhren betreiben. Es gibt allerdings eine Lösung, in dem man jeweils zwei Endröhrenpaare an je einen Kathodenwiderstand verschaltet. So könnte man den AC30 stets mit zwei oder vier Röhren ohne Probleme genießen.


Mir ist aufgefallen, dass die meisten neueren Reissue-Röhrenverstärker gleich nach dem Einschalten unverhältnismäßig laut brummen. Ist das normal oder liegt das an Fertigungsfehlern?

Wenn alle Röhren in gutem Zustand sind, sollte auch ein Röhrenverstärker völlig brummfrei laufen (ohne eingestecktes Gitarrenkabel). Solche Verstärker sind jedoch komplexe Systeme, in denen hohe Spannungen anliegen, die kreuz und quer vom Gitarrensignal selbst geschnitten werden. Im Verstärker selbst haben wir es mit Wechselspannung, Gleichspannung und den daraus resultierenden Strömen zu tun. Wichtig ist vor allem, den Netztrafo und alle von ihm erzeugten Spannungen möglichst fern vom Gitarrensignal zu halten. Das ist jedoch kaum zu realisieren. Daher spielt das Layout, also die Anordnung der Spannungs- und Signalverläufe im Verstärker-Chassis, eine entscheidende Rolle. Bei freier Verdrahtung kann man die Signale problemlos rechtwinklig kreuzen, wodurch Einstreuungen vermieden werden. Auch ist es möglich, Verbindungen zu verdrillen, um Störgeräusche zu minimieren. Auf modernen Platinen werden Spannungen und Signale jedoch oft parallel nebeneinander angeordnet, was die schlechteste Lösung ist, denn sie können Brummschleifen und Einstreuungen verursachen. Oft werden diese Verstärker aus Kostengründen sehr ökonomisch konstruiert und nicht nach Klang.

Platinenbauweise in einem Fender Vibro-Reverb Reissue

Ein maximaler Rauschabstand bedeutet aber auch maximalen Klang. Daher bevorzuge ich seit jeher Verstärker mit freier Verdrahtung. In den Neunzigerjahren war der Marshall JTM45 Reissue beispielsweise mit falsch angeordnetem Ausgangsübertrager ausgestattet. Er nahm so Streufelder des Netztrafos auf und schickte diese direkt an den Lautsprecherausgang. Man kann dieses Problem nur beheben, indem man den Ausgangsübertrager um 90 Grad dreht. In diesem Winkel sind die Brummgeräusche sofort weg. Ob die Marshall- Konstrukteure diesen Fehler versehentlich oder in Unwissenheit eingebaut haben, kann ich nicht sagen. Jedenfalls sind die Trafos seit ein paar Jahren wieder im korrekten Wickel verbaut, und die Amps sind wieder brummfrei.

Dies ist aber nur ein Beispiel von vielen, das verdeutlicht, dass man offenbar zu wenig Wert auf einen sauberen Ruhebetrieb legt. Bauteile werden häufig aus Kostengründen unterdimensioniert, falsch angeordnet oder einfach nur vergessen. Das ist schade, denn es führt fälschlicher Weise zu einem schlechten Image von Platinen-Amps. Man kann Platinenkonstruktionen auch elektronisch vollkommen korrekt gestalten. Das zeigen die frühen Platinen-Verstärker von Marshall oder Orange. Auch im HiFi-Highend-Bereich werden die meisten Röhrenvollverstärker in Platinenbauweise gefertigt, wobei sie in der Regel völlig brummfrei und sauber klingen. Hier könnte sich die Musikinstrumenten-Branche noch etwas abschauen. Bis zum nächsten Mal!

Zurück zur Übersicht

Jetzt das ausführliche Marshall-Sonderheft bestellen!

Inhalt:

Story: Marshall-Historie – Bluesbreaker House – Joe Satriani

  • 50 Years of Loud – Marshall-Historie im Zeitraffer
  • The Bluesbreaker House: Zu Besuch bei Jim Marshall
  • The Making of… Joe Satriani-Signature Amp
  • Alles unter Kontrolle: Santiago Alvarez, Marshall-Chef-Designer
  • Amp No.1 im Hard Rock Cafe Berlin
  • Volle Kraft! Uwe Halbe, Marshall-Produkt-Manager Deutschland

Test: Signature-Amps: Slash – Zakk Wylde – Jimi Hendrix

  • AFD 100 Slash Signature
  • JCM 800 2203 ZW Zakk Wylde
  • Super 100 JH Limited Edition Jimi Hendrix
  • 1959 RR Randy Rhoads
  • 1987X-PW Paul Weller Signature

Extra: JTM – JMP – JCM

  • Die Spitze des Eisbergs: Die JTM-45-Serie
  • Evolution: JTM-50 und JMP-Serien
  • Schwarz wie die Nacht: Die JCM-800-Serie
  • Fürs neue Jahrtausend: JCM-2000-Serie
  • Stompboxes: Marshall-Effekte
  • Deep Black Soul: Bass-Amps

Workshop: Marshall & Celestion – Price-Guide – Lexikon

  • Riff-Verstärker: Marshall-Musik-Zitate
  • Dream-Team: Marshall & Celestion
  • Wie alt ist mein Marshall: Datierungs-Guide
  • Was ist mein Marshall wert? Der Vintage-Price-Guide
  • Schlag´s nach! Das Marshall-Lexikon

Und vieles vieles mehr…


G&B-Classics

Oft nachgeschlagen, kritisch hinterfragt, heiß diskutiert – Die G&B-Classics sind die beliebtesten Artikel der Gitarre & Bass-Geschichte. Da sie immer wieder neue Leser*Innen erreichen und für lebhafte Debatten sorgen, holen wir sie für euch regelmäßig aus dem Archiv hervor.

Produkt: Jazz Amp
Jazz Amp
Realität oder Illusion?

Kommentare zu diesem Artikel

  1. “In vielen alten und sogar neueren Marshall-Verstärkern werden keine Bremsgitter-Widerstände verwendet. Die frühen JTM45 hatten grundsätzlich keine Widerstände an den Bremsgittern und zahlreiche JMPs lassen sie ebenfalls vermissen. Diese Widerstände werden normalerweise an PIN 5 der Endröhren-Sockel gelötet (und zwar dort, wo die negative Gitterspannung oder Bias anliegt). Der übliche Wert liegt zwischen 1,5 und 5,6k, meist mit einem halben oder einem Watt Belastbarkeit. Sie schützen die Amps vornehmlich vor Oszillationen. Allein daher machen diese Widerstände wirklich Sinn, denn viele Oszillationen liegen außerhalb des Hörbereichs in sehr hohen Frequenzen und rauben dem Amp somit Leistung und natürlich Klangqualität.”

    Sehr geehrter Redakteur,

    es ist immer leichter zu kritisieren, als es selber besser zu machen und es ist gewiss nicht einfach, Röhrenverstärkertechnik dem technischen Laien anschaulich und zugleich technisch korrekt zu erklären.
    Der Artikel zu den Marshall-Verstärkern sollte an einigen Stellen bezüglich der Aussagen zur Technik noch mal überarbeitet werden. Im zitierten Abschnitt z.B. sind wird nicht zwischen Brems- und Steuergitter unterschieden und die erwähnte Gittervorspannung liegt NICHT am Bremsgitter an.

    Mit freundlichem Gruß

    Auf diesen Kommentar antworten
  2. hallo besten Dank für die ausführlichen Informationen! Ich selber bin El.Ing in Elektrotechnik und habe mich vor ein paar Jahren zum ersten Mal an eine Röhrenentwicklung herangewagt. Auch ich werde manchmal von meinen Musik-Kollegen mit technischen Fragen bombadiert und habe nun eine kleine Aufgabe bekommen einen Marshall JC- 900 SLX 100Watt Verstärker zu entbrummen. Ev. kann ich ja über meine Vorgehensweise mal berichten und allen in der Fehlersuche ihrer Probleme damit etwas helfen. An wen soll ich mich bei euch melden für den Bericht? Gruss Alex aus der Schweiz 🙂

    Auf diesen Kommentar antworten
  3. Im Artikel wird von den Gridstopper- Widerständen am Bremsgitter gesprochen.
    Das ist so nicht korrekt, diese Widerstände sollten am S t e u e r gitter (G1) liegen, in Reihe zum Signalweg der NF. Zum Glück für potentielle Nachnutzer dieses Vorschlages ist der korrekte Pin des EL34-Röhrensockels (5) angegeben, die dort einzubauenden Vorwiderstände verhindern wilde UKW-Schwingungen. Werte von ca. 1kOhm sind dafür völlig ausreichend und haben nach meinen Messungen kaum Einfluß auf den Frequenzgang respektive “Klang” des Verstärkers. Sollten subjektiv nach Einbau dieser Widerstände Klangänderungen wahrgenommen werden, dann liegt das daran, dass vorher ohne diese Gridstopper wilde Schwingungen im hochfrequenten Bereich vorhanden waren, die das NF-Signal verzerrten. Durch den Wegfall dieser Störung wird der Klang anders subjektiv bewertet, für die elektrische Sicherheit ist dieses aber besser. Das Bremsgitter (G3) liegt bei der EL34 am Pin 1, es bremst die Elektronen auf ihrem Weg zur Anode ab und dient so zur Stabilisierung der Schaltung. Meist wird es auf Masse gelegt oder mit der Katode verbunden. Etwas unklar ist auch die Beschreibung der Beschaltung des Schirmgitters (G2) der EL34 am Sockelpin 4. Dort sollten grundsätzlich hochbelastbare Widerstände vorgeschaltet sein, um den Schirmgitterstrom auf Werte zu reduzieren, wie sie im Datenblatt der EL34 gefordert sind. Das dient der Lebensdauererhöhung.
    Sorry Herr Pipper, aber in zahlreichen Artikeln von Ihnen fand ich schon fachliche Unkorrektheiten wie auch hier, diese sollten Sie schnellstmöglich korrigieren, um evtl. dadurch entstehende Verwirrung und evtl. Unheil bei fachlich unversierten Musikern zu vermeiden.

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar zu Alexander Greber Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren