Hot Rod Mod

Boss BD-2 Blues Driver Mods Teil 2

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Boss BD-2 Blues Driver Mods
Der Boss BD-2 Blues Driver mit zwei Schaltern für mehr Klangvielfalt, ohne in den Grundsound einzugreifen. (Bild: M.O. Richter)

Nachdem in der letzten Folge der Boss BD-2 Blues Driver vorgestellt und der Keeley- Mod in der Theorie beschrieben wurde, wollen wir uns heute an die konkrete Umsetzung des Phat-Mods machen. Da der Mod nicht sonderlich schwierig ist, bleibt auch noch etwas Zeit, weitere Mods anderer Tüftler vorzustellen.

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Einfach und effektiv: Der Phat-Mod

Um dem Blues Driver etwas mehr Potential in den Tiefmitten und im Bassbereich zu entlocken, genügt es bereits, am Ton- Poti des Pedals den Kondensatorwert zu ändern. Robert Keeley hat in der 2007 im Internet veröffentlichten Beschreibung seiner Modding-Maßnahmen für den BD-2 erklärt, dass er den originalen Kondensator C100 gegen einen 33 nF tauscht und für den schaltbaren Phat Mod noch einen 68 nF Kondensator parallel schaltet. Der original von Boss verbaute Kondensator am Ton-Poti hat den Wert 18 nF. Möchte man also den originalen Blues-Driver-Sound nicht verändern und nur um einen schaltbaren zweiten, fetteren Sound ergänzen, genügt es, dem originalen Kondensator einen zweiten Kondensator, z. B. mit dem Wert 82 nF, parallel zu schalten. Nun, wenn das so einfach ist, dann ran ans Werk!

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Boss BD-2 Blues Driver Mods Innenleben
Unter der eigentlichen Platine sitzt noch eine Miniplatine. Hier befindet sich der Eingriffspunkt für den Phat-Mod. (Bild: M.O. Richter)

Nach dem Lösen der vier Bodenplattenschrauben kommt man direkt an die große Platine heran, die man vorsichtig anhebt. Unter der Platine erkennt man eine weitere, kleine Platine, die die Ton- und Level-Potis verbindet. Die Miniplatine wird von den beiden Potis getragen – Die aufgesteckten Potiknöpfe müssen also abgenommen und die beiden Überwurfmuttern gelöst werden. Da die Potiknöpfe meist recht stramm sitzen, sollte man hier vorsichtig Hebeln. Ein Holzstiel von einem Eis leistet hier zum Beispiel gute Dienste. Nach dem Lösen der Potis kann man die kleine Platine herausnehmen und entdeckt am Ton-Poti den silbernen Polyesterfilmkondensator mit dem Wert 18 nF. Die Beschriftung lautet 183. An einem Bein bzw. an einer der beiden Platinenösen des Kondensators lötet man nun ein Bein eines 82-nFKondensators an. Das andere Bein des 82-nF-Kondensators Wird mit einem der beiden äußeren Lötaugen des SPDT-Minischalters verbunden. Das mittlere Lötauge des Minischalters wird mit dem anderen Platinenkontakt des originalen Tonkondensators verbunden.

Boss BD-2 Blues Driver Mods
Verschaltung des Phat- Mod: Am 18 nF Tonkondesator wird ein 82 nF Kondensator über einen SPDT-Miniswitch parallel geschaltet. (Bild: M.O. Richter)

Fertig! Die Funktionsweise ist ganz einfach: Steht der Schalter in der Position, dass der mittlere Pin und der Pin mit dem Kondensator verbunden sind, wird der 82 nF Kondensator parallel zum 18 nF-Originalkondensator geschaltet. Der Gesamtkondensatorwert wird dadurch deutlich erhöht, was der Schaltung die gewünschten Tiefmitten und Bässe entlockt. Steht der Minischalter in der anderen Position, hängt der 82 nF Kondensator in der Luft und der 18nF Kondensator muss seinen Job wie gewohnt alleine machen.

Natürlich brauchen wir noch einen Platz für den Schalter. Dazu wird ein 6- mm-Loch möglichst weit außen, am besten auf der Seite des Level-Potis, gebohrt. Da ist genug Platz und die Kabelwege bleiben kurz. Der 82-nF-Kondensator gibt dem Blues Driver einen ganz schön mächtigen Bassschub. Das könnte dem ein oder anderen auch zu viel des Guten sein. Wenn es nicht ganz so fett klingen soll, muss der Kondensatorwert nur verringert werden. Ein 68 nF oder 56 nF dürften es dann auch tun.

Fraglicher Mehrwert: Diodentausch

Nach der erfolgreichen Phat-Mod-Installation, die mich klanglich sehr begeistert, war ich motiviert, noch eine weitere Veränderung vorzunehmen. Natürlich nur mit Schalter, damit der Boss-Originalsound erhalten bleibt. Als Eingriffspunkt suchte ich mir die von Keeley beschriebene Änderung an den Dioden aus. Mit anderen Clipping-Dioden habe ich z. B. in der Tubescreamer- oder der Guv’nor- Schaltung schon sehr positive Erfahrungen gemacht. In seinen Änderungsvorschlägen merkte Robert Keeley an, dass der Tausch von D3, einer 1SS133-Kleinsignaldiode, gegen eine 1N4002-Powerdiode „second order harmonic distortion“ bringen würde, was zu einem noch röhrenähnlicheren Sound führen solle. Technisch gesehen wird das Clipping durch den Diodentausch asymmetrisch, da D3 und D1 vor dem IC1 gegeneinander geschaltet sind. Brian Wampler – auch ein Pedal-Guru und Hersteller von Boutique-Pedalen – hat die BD-2-Schaltung 2008 analysiert. Er bemerkte, dass dieses Dioden- Pärchen, anders als man es eigentlich von Clipping-Dioden in Verzerrerschaltungen erwartet, kaum übersteuert, sondern den OP-Verstärker vor lauten und harten Signalen schützt.

Boss BD-2 Blues Driver Mods
Der Phat-Mod im eingebauten Zustand (Bild: M.O. Richter)

Nun, wenn die Dioden kaum clippen, frage ich mich, ob der Diodentausch auch wirklich hörbar ist. Und tatsächlich – meine Enttäuschung war recht groß, als ich nach der Durchführung des Mods kaum einen Unterschied hörte. Ich hatte den Mod mit einem zweiten SPDT-Miniswitch schaltbar gemacht und im A/B-Vergleich keine bemerkenswerte Klangänderung gehört.

Der von Brian Wampler beschriebene Unterschied, dass der Diodentausch an der Stelle ein etwas anderes „Gefühl“ gibt, ist mir zu wenig. Auch der Versuch, mit einer LED anstelle der Powerdiode, die Brian Wampler mit einem „etwas komprimierteren Klang“ beschreibt, war mir nicht deutlich genug, um eine Empfehlung für diese Modifikation auszusprechen. Vielleicht kommt das Dioden-Modding besser in Kombination mit dem umfangreicheren Bauteiletausch zur Geltung. Meines Erachtens rentierte sich der Schaltereinbau aber eigentlich nicht. Also dann – der nächste Versuch.

Boss BD-2 Blues Driver Mods
Der BD-2 bekommt zwei zusätzliche Schalter. Der Phat-Mod-Schalter ist schon drin und das Loch für den anderen Schalter bereits gebohrt. (Bild: M.O. Richter)

Auch an dem Diodenquartett D7, D8, D9, D10 kann man laut Keeley eingreifen und durch den Tausch von einem der 1SS133-Pärchen durch eine einzelne Powerdiode (1N4001) einen ähnlichen Effekt wie mit dem D3-Mod erzielen. Um es kurz zu machen: Das Ergebnis war ähnlich, wie bei dem D3-Tausch: kaum hörbar. Hier schrieb Keeley aber schon vorsichtshalber, dass der Effekt nicht groß ist. Recht hat er. Also auch hier keine Empfehlung, ein zweites Loch zu bohren und einen Schalter zu verschwenden.

Wampler Mods

Brian Wampler listet in seinem Artikel noch zwei weitere Mods für den BD-2 auf, die ich natürlich gerne vorstellen möchte. Durchführen und bewerten, werde ich sie aber nicht, da sie wieder mit einem Bauteiletausch verbunden sind und daher den Originalsound des BD-2 unwiederbringlich ändern.

Der Brent-Mason-Mod soll einen etwas runderen Sound bringen und den Low-Mid- Gain erhöhen. Dazu werden folgende Kondensatoren getauscht: C14 in 1uF, C17 und C19 in 10 nF, C101 in 47 nF. Die Dioden D3, D9 und D10 werden durch LEDs ersetzt. An D9 soll zusätzlich noch ein 1-nF-Kondensator parallel geschaltet werden.

originale 1SS133- und die größere schwarze 1N4001- Powerdiode Boss BD-2 Blues Driver Mods
Am Schalter sind die kleine originale 1SS133- und die größere schwarze 1N4001- Powerdiode befestigt. Der klangliche Unterschied ist aber marginal. (Bild: M.O. Richter)

Ein weitererMod, den BrianWampler vorgestellt hat, ist der Tweed-Mod. Er soll den Blues Driver näher in Richtung eines alten Fender-Verstärker-Sounds bringen. Hierzu sind folgende Kondensatoren zu ändern: C22 auf 150 nF Metallfilm, C101 auf 100 nF. D1, D8 und D10 sollen jeweils durch eine 1N34a-Germaniumdiode ersetzt werden und D3 und D7 durch eine 1N34a-Germaniumdiode, die in Serie mit einer 1N4001-Powerdiode geschaltet wird. Wenn jemand die Mods ausprobiert hat, würde ich mich über eine kurze Rückmeldung freuen, wie ihr sie klanglich findet.

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(Aus Gitarre & Bass 06/2018)

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