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Blues Bootcamp: Jazzing up the blues – Part 1

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(Bild: MichalV33/Shutterstock)

Nach den unsichtbaren Akkorden der letzten Episode geht es in den kommenden Folgen des Blues Bootcamps um das Thema Jazz Blues. Aber keine Sorge, Overdrive-Pedal und Telecaster können natürlich aktiviert bleiben! Nach den Entwicklungsstufen der letzten Ausgaben ist dies der nächste logische Schritt, um den Blues so aufzuhübschen, wie man es von den beliebten Hauptdarstellern dieser Zeit kennt und mag.

Der Einfachheit halber bewegen wir uns in den nächsten Episoden in der Tonart C. Es wäre also schon mal vorab eine gute Idee, die Beispiele der letzten sieben Episoden mal in C – also drei Bünde höher – zu spielen. Warum der Tonartwechsel? Weil sich in C die folgenden Ereignisse leichter erklären lassen und man mit mehr vertrauten Tools agieren kann.

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(Bild: Gitarre & Bass)

In Beispiel 1 sieht man deutlich, wo die Unterschiede zwischen einem normalen Dominant Blues und einem Jazz Blues liegen. In Takt 6 wird ein verminderter Septakkord eingefügt, in Takt 8 ein weiterer, tonartfremder Dom7-Akkord, und in Takt 9 und 10 wird die für den Jazz so typische II-V-Akkordverbindung eingesetzt. Auch der Turnaround ist etwas anders. Die Akkorde der Takte 7 bis 10 werden in doppelter Geschwindigkeit einfach wiederholt.

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(Bild: Gitarre & Bass)

Die Rhythmik in Beispiel 2 ist simpel, 4-to-the-floor à la Freddy Green. Einfach auch mal mit den Rhythm Patterns aus Episode #3 dieses Workshops (G&B Ausgabe 9/2022) kombinieren. Das sieht erst mal nach vielen Unterschieden aus. Die gute Nachricht ist jedoch, dass man beim Solieren über die ersten 7 Takte sein bisheriges Denken und Spiel eigentlich überhaupt nicht zu verändern braucht. Genau genommen ist der A7 in Takt 8 der einzige Akkord, auf den man wirklich aufpassen und um den man sich mal ein bisschen kümmern muss. Der Rest der Harmonien ist erst mal zufrieden, wenn man – wie in Episode #6 (G&B 12/2022) dargestellt – zwischen der Dur- und der Moll-Pentatonik wechselt.


 

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WAS PASSIERT ALSO IN TAKT 8 GENAU?

Harmonisch gesehen wird eine sogenannte Zwischendominante eingesetzt. Das ist ein Dur- oder Dominant-Akkord, der eine Quinte vom darauffolgenden Akkord entfernt ist und diesen dadurch etwas stärker in Szene setzt oder gar einleitet. Der A7 wird also wie eine Art harmonischer Brückenakkord zwischen C7 und Dm7 eingesetzt. Dieser A7 enthält die Note C#, die im Vergleich zum Rest der gesamten Akkordfolge wirklich heraussticht. Dieser Zwischendominante werden sehr gerne eine oder mehrere Alterationen – also Zusatztöne – hinzugefügt, um den harmonischen Zug zum Zielakkord Dm7 noch etwas zu erhöhen.

WAS SIND ALTERATIONEN BZW. ALTERIERTE AKKORDE?

Bei alterierten Akkorden handelt es sich um Dom7-Akkorde, bei denen die Quinte oder die None um einen halben Ton nach unten oder nach oben verändert (alteriert) wird. In der Akkordbezeichnung sieht dies dann so aus: A7b5 / A7#5 / A7b9 / A7#9. Es gibt auch die Möglichkeit, in einem Akkord mehrere Alterationen unterzukriegen (z. B. A7#5b9). Wenn man GENAU hinsieht, ist in manchen Zusammenhängen die #5 eine b13 oder die b5 eine #11. ABER – so deep gehen wir an dieser Stelle nicht. Später davon gerne mehr.

In Beispiel 3 findest du ein paar Akkord-Voicings für diese Harmonien. Für sich betrachtet klingen sie meiner Meinung nach erst mal nicht so gut bzw. unharmonisch. Sie entfalten ihren Charme und ihre Wirkung erst im Zusammenspiel mit den anderen Akkorden.

WAS SPIELT MAN ÜBER DEN A7 IN TAKT 8?

Notfalls eine ganze Pause. Die nächste Möglichkeit wäre ein A7-Arpeggio. Arpeggien sind immer richtig, klingen immer gut und heben sich durch ihren melodischen Inhalt auf angenehme Art und Weise vom Pentatonik-Sound ab. Etwas komplizierter wird es, wenn man mit Tonleitern spielen möchte. Das haben wir in dieser Serie bislang noch gar nicht getan, weil der Sound des Blues meiner Meinung nach einfach in Pentatoniken wohnt.

Gerade bei (alterierten) Dom7-Akkorden ist die Auswahl an Tonleitermöglichkeiten sehr groß, und die Entscheidung, welche Tonleiter denn nun die richtige ist, fällt schwer. Wir steigen heute mit einer Tonleiter ein, die vielen von ihrem Einsatz in Rock und Metal bekannt sein könnte. Es ist der fünfte Modus der harmonischen Molltonleiter. Von Hobbymusikern gerne nur HM5 genannt, trägt sie einige Namen:

  • Phrygisch-Dur/phrygian major
  • Phrygisch-Dominant/phrygian dominant
  • Spanisches Phrygisch/spanish phrygian
  • Mixob6b9

Ich persönlich bevorzuge Phrygisch-Dominant. Über A7 spielen wir heute also D-Harmonisch Moll (A7 ist der fünfte Stufenakkord von D-HM). In Beispiel 4 findest du zwei populäre Fingersätze dieser Tonleiter. In Beispiel 5 siehst du einen Übungsvorschlag zum Lernen und Vertiefen. Erst den Akkord vorlegen, danach das A7-Arpeggio aufwärts und zum Schluss die Tonleiter abwärts.

Anstelle des A7 könntest du auch einen A7#5, A7b9 oder A7#5b9 zum Vorlegen nehmen (und trotzdem danach nur das normale A7-Arpeggio spielen).

Warum unter den vielen Möglichkeiten an dieser Stelle eigentlich zuerst gerade diese Tonleiter? Die für den C7 passende Tonleiter ist C-Mixolydisch (C D E F G A Bb C). Bei D-Harmonisch Moll (D E F G A Bb C# D) ändert sich also lediglich eine Note (C zu C#). D-HM entfernt sich vom Grundsound des C7-Akkordes also nur sehr wenig. Deshalb klingt diese Auswahl am natürlichsten und in meinen Ohren recht elegant (siehe Beispiel 6).

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(Bild: Gitarre & Bass)

In Beispiel 7 findest du ein paar Licks für Takt 8. Sie fangen immer mit einem Akkordton von C7 an und enden immer auf einem Akkordton des folgenden Akkordes Dm7. Spiele sie auch im zweiten Fingersatz von D-HM. Ich weiß, das ist schwer. Egal. Versuche auch diese Licks alternativ zum Takt-8-Lick des Solobeispiels in das Solo einzubauen. Es ist auch eine prima Idee, beim Üben von Takt 8 den Rest des Solos erstmal sehr einfach zu gestalten wie zum Beispiel beim ersten Solo aus Episode #6 (Gitarre & Bass 12/2022).

In Beispiel 8 findest du wie gewohnt, einen ausnotierten Chorus, der sehr easy anfängt, bevor er ab Takt 8 dann etwas jazzig und komplexer wird. Enjoy.

Aber was passiert da eigentlich in Takt 9 und 10? Interessante Frage – das klären wir in der nächsten Episode!

Ach ja – auf meinem YouTube-Kanal, gehe ich in vielen Folgen von Guitar Talk 2.0 auf Themen des Blues Bootcamps ein, spiele die Solos mal deutlich langsamer etc.


(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo, ein super griffiger einstieg ins Thema. Sehr hilfreich wäre eine Printversion des gesamten Artikels und der Sheets im selben Formatlayout.
    Grüße

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