Meilenstein 1971: The Doors ,L.A. Woman‘

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(Bild: Warner, Electra Asylum)

Im Jahr 1965 gegründet, avancierten The Doors aus Los Angeles schnell zu einer der größten Rockbands des Landes. Jim Morrisons düstere, existenzialistische Texte vertonten Gitarrist Robby Krieger, John Densmore (dr) und Raymond Daniel Manzarek (kb) zu teils alptraumhafter und experimenteller Musik, die sich aus Blues und Jazz speiste. Ihre Album- und Single-Veröffentlichungen erzielten regelmäßig hohe Charts-Platzierungen.

Als die Arbeiten zum sechsten Studio-Werk begannen, tauschte man zunächst den bisherigen Produzenten Paul Rothchild gegen Bruce Botnick aus.

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Der an den Aufnahmen beteiligte zweite Gitarrist Marc Benno erinnerte sich an die Zeit in einem Interview einmal folgendermaßen: „Jim wollte, dass ich Robbie einen Lick von mir zeigte, und wir setzten ihn bei ,L.A. Woman‘ ein. Von da an war es ein einziger langer Jam durch das Album. Aufnahme-Techniker Bruce, ein Freund von mir, der mich dazu holte, hat einen großartigen Job gemacht. Jim wollte eine Garagenatmosphäre, und genau die hat Bruce hergestellt. Das war also keins von diesen schicken Hollywood-Studios. Stattdessen hatte Bruce ein altes Gebäude in Santa Monica in ein provisorisches Studio umgewandelt.“

Die Band klang auf dem Album recht ungeschliffen und direkt, spielte Rock und viel Blues, wie z. B. mit dem erdigen Shuffle ,Been Down So Long‘, der schönen Ballade ,Cars Hiss By Window‘ und John Lee Hookers ,Crawling King Snake‘. Im Gegensatz dazu klang das flotte ,Love Her Madly‘ eher nach dem Pop der Zeit – eine Nummer 11 in den US-Charts. Bandintern gab es wohl Diskussionen darüber, ob das Stück nicht zu mainstreamig sei.

Überraschend viel Funk bot ,The Changeling‘. Der knackige Basslauf und die markante Betonung von Orgel und Gitarre scheinen im Rückblick eine Inspiration für den 80er-Discohit ,Funky Town‘ von Lipps Inc. gewesen zu sein. Apropos, die extrem coolen Bass-Läufe und -Fills des Albums kamen von Session-Musiker Jerry Scheff, der von 1969 bis 1977 zu Elvis Presleys legendärer TCB Band gehörte.

Es gibt eine interessante Parallele zum Debüt ,The Doors‘, auf dem sich mit ,Light My Fire‘ ein eingängiger Rock-Hit und mit ,The End‘ eine bedrohliche, ruhige Nummer gegenüberstehen (die 1979 Francis Ford Coppolas großen Antikriegsfilm ‚Apocalypse Now‘ mitvertonte). Dies waren nun ,L.A. Woman‘ und ,Riders On The Storm‘. Ersteres lebt vom hohem Tempo und dem Wechselspiel zwischen Gesang und blauen Gitarren-Licks.

Die Offenheit des Songs, was Arrangement und Instrumentierung betrifft, nutzte Pop-Punker Billy Idol 1990 für seine auf Hochglanz polierte gestraffte Version. Zurück in die 70er! In ,Riders On The Storm‘ entfalten sich über einem hypnotischen Basslauf flirrende Gitarren-Sounds und Ray Manzareks bluesige Keyboards-Begleitung. Zudem spielt der virtuose Ray hier ein fantastisches Solo.

The Doors: John Densmore, Ray Manzarek, Jim Morrison und Robby Krieger (Bild: Warner, Electra Asylum, Henry Diltz)

Auf ,L.A. Woman‘ rückt an vielen Stellen die Gitarre in den Vordergrund. Robby Krieger spielte Fills, Soli und auch Slide-Gitarre und begleitete mit Akkord-Strumming. Er war bekannt dafür, eine Gibson SG und eine Gibson Les Paul für Slide über einen Fender Twin Reverb einzusetzen. Dazu kamen WahWah, Reverb- und Tremolo-Effekte sowie Verzerrung, die er mit einem Fuzz-Pedal produzierte. Marc Benno sieht man auf Fotos der Sessions mit einer Gibson Les Paul.

Obwohl sich der gesundheitliche und psychische Zustand von Jim Morrison verschlechtert hatte – er tauchte im Studio auch mal betrunken auf oder hatte andere Drogen konsumiert, zudem trug er jetzt Bart und hatte zugenommen – glückte der Band einmal mehr ein spannendes Album. Und es war auch erfolgreich: ,L.A. Woman‘ erreichte Rang 9 in den US-Charts, in England knackte man immerhin die Top30. Es folgte eine Tour, anschließend ging Morrison mit seiner Lebensgefährtin Pamela Courson nach Paris, wo er am 3. Juli 1971 tot in seiner Badewanne aufgefunden wurde. Die Todesursache war eine Herzattacke. Jim Morrison wurde auf dem Cimetière du Père Lachaise beigesetzt.

Er war nach Brian Jones, Jimi Hendrix und Janis Joplin der nächste Musiker, der mit 27 Jahren gestorben war. Damals kreierte die Presse den makabren Begriff „Club 27“. Mit dem noch zu Lebzeiten veröffentlichten The-Doors-Album, kann man in diese Zeit vor 50 Jahren eintauchen.

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2021)

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