DeWayne 'Blackbyrd' McKnight im Interview

LiFe on Tour mit Parliament Funkadelic

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George Clinton, Parliament, Funkadelic – das sagt sicherlich einigen etwas. Doch wer ist der Kerl an der Gitarre? Das ist DeWayne McKnight, auch Blackbyrd genannt, der die Band mit kurzer Unterbrechung seit 30 Jahren begleitet. Uns erzählte Blackbyrd nach dem Kölner Parliament-Konzert vom Leben auf Tour.

(Bild: Thomas Brill, Haacks)

McKnight, Jahrgang 1954, spielt wie gesagt seit drei Jahrzehnten in George Clintons Kult-Formation Parliament Funkadelic – sein halbes Leben hat er demnach mit dem Funkmeister und seiner absoluten Power-Band verbracht. Die ist bis heute ein Erlebnis: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ihr Konzert mit Abstand das lauteste und vor allem lebendigste war, das ich je gesehen habe!

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DeWayne McKnight hat mit vielen bekannten und ganz großen Musikern gespielt, wie Herbie Hancock & The Headhunters, Charles Lloyd, Sonny Rollins, den Red Hot Chili Peppers (als kurzzeitiger Ersatz für den 1988 verstorbenen Hillel Slovak), mit Trompeten-Legende Miles Davis, dem genialen Shuggie Otis.

Ein vielbeschäftigter Musiker. Trotzdem verwirklichte Blackbyrd auch seine eigenen musikalischen Träume. Im Jahr 2009 brachte er sein erstes und bis jetzt einziges Solo-Album ‚Bout Funkin’ Time‘ raus. Er selbst bezeichnet seine Musik als „Progressive Funk-Rock“, als ein Spielfeld, auf dem er viele verschiedene Musikrichtungen miteinander kombiniert und vereint.

Interview

DeWayne, du bist momentan mal wieder mit Parliament Funkadelic auf Tour. Macht es überhaupt noch Spaß, on the road zu sein?

DeWayne McKnight: Ja, sehr sogar! Ich bin schon ewig bei Funkadelic und in dieser Zeit hat sich natürlich auch eine Art Familien-Gefühl entwickelt. Es hat sich zwar ein bisschen was verändert, aber trotzdem fühle ich mich super wohl. Ich habe von 1978 bis 2007 in dieser Band gespielt, und bin dann erst letztes Jahr wieder dazugestoßen. Es ist also insgesamt eine verdammt lange Zeit, die ich mit diesen Menschen verbracht habe, und das bereue ich keineswegs.

Was brauchst du immer, wenn du auf Tour gehst? Dein Wohlfühl-Paket.

DeWayne McKnight: Uh, gute Frage, da muss ich erst mal nachdenken! Ich brauche Saiten, Picks, meine Gitarre, eine schöne Location und vor allem saubere Klamotten. (lacht) Das sind meine Must-Haves, aber ich nehme bestimmt noch ein paar mehr Sachen mit, die ich jetzt gerade nicht aufgezählt habe. Ach genau: Eine leckere Flasche Wein ab und zu! Ich wusste doch, dass da was fehlt!

Oft hat man ja das Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben …

DeWayne McKnight: Aber nach über 30 Jahren auf Tour sollte man schon so erfahren sein, dass man nichts mehr vergisst. Meine Vorgehensweise ist in etwa so: Ich packe allen wichtigen Kleinkram in einen Rucksack und lasse die Sachen auch da drin – damit alles immer gepackt ist, wenn es los geht. Kulturbeutel, Kabel, Plektren, Saiten, irgendwelchen Kleinkram … Nur die Klamotten tausche ich mal ab und zu gegen was Frisches aus. Sollte man ja auch machen! (lacht)

Hast du eine Art Ritual wenn du auf die Bühne gehst oder sie verlässt?

DeWayne McKnight: Es kommt immer ganz drauf an. Manchmal hast du Zeit für so etwas, manchmal überhaupt nicht. Ich meditiere gerne, aber meistens nicht direkt bevor ich auf die Bühne gehe. Wenn ich genug Zeit vor einem Gig habe, dann bleibe ich oft im Club und setzte mich irgendwo in eine Ecke der Bühne um die Leute hereinkommen zu sehen. Vielleicht gehe ich mal zur Bar um mir etwas zu trinken zu holen und lausche dann der Musik, die sie im Vorfeld unseres Gigs spielen. Ich beobachte gerne, wie die Leute sich zu der Musik verhalten, was sie vor dem Konzert machen und wie die Stimmung ist. Das mache ich bei genug Zeit jedesMal! So gesehen mein Ritual.

Wie würdest du einen perfekten Gig charakterisieren?

DeWayne McKnight: Perfekt war er, wenn das Publikum glücklich nach Hause geht.

Erzähl mal bitte was zu deinem momentanen Live-Equipment!

DeWayne McKnight: Als erstes, ganz wichtig: Meine E-Gitarre, die blaue Framus Diablo. Die Gitarre verbinde ich mit einem Interface, das wiederum geht in meinen Computer, wo ich das Signal mit Effekten bearbeiten kann. Alles läuft von dort dann über ein Wireless- System in irgendeinen Amp, und das klingt immer gut. Dieses System ist ziemlich einfach und nimmt sowohl unterwegs als auch auf der Bühne kaum Platz weg. Beim Reisen geht auch nicht so schnell irgendwas kaputt oder verloren, immerhin kann ich mir mein Laptop einfach unter den Arm klemmen und mich ins Flugzeug setzen. So ein Pedalboard wäre für mich einfach zu groß und nichts fürs Handgepäck.

Was magst du an deiner Framus Diablo?

DeWayne McKnight: Ich mag so ziemlich alles an ihr. Auf der Bühne ist sie spitze, und wenn ich an ihr nicht so viel rumgeschraut hätte, würde sie jetzt vielleicht auch funktionieren. (lacht) Da muss ich gleich noch mal ran. Zu Framus kam ich über Jonas Hellborg, den ich mal vor ein paar Jahren auf der NAMM-Show traf. Er meinte: „Na, bist du bereit eine richtige Gitarre anzuspielen?“, und schleppte mich zum Framus-Stand, wo ich die blaue Diablo, also meine jetzige Gitarre, angespielt habe. Na ja, der Rest ist Geschichte.

Spielst du noch weitere Gitarren?

DeWayne McKnight: Oh ja, ich habe noch eine schwarze Diablo und noch eine Framus Panthera … In den ersten Jahren mit Funkadelic hatte ich eine Fender Stratocaster mit aktiven EMG-Pickups, das waren eben die 80er-Jahre. Damals spielten wir Music-Man-Verstärker, ich hatte dazu noch einen MXR Distortion +, einen Kompressor und irgendeinen Chorus.

Nimmst du heute, wenn du auf Tour gehst, mehr als eine Gitarre mit?

DeWayne McKnight: Das habe ich eine Zeit lang gemacht aber mittlerweile nehme ich nur noch eine mit: Denn da haben wir die liebe Fluggesellschaft, die uns nicht erlaubt mehrere Gitarren im Handgepäck mitzunehmen. Ich komme mit einer Gitarre auch völlig aus, wenn alles so klappt wie es soll.

(Bild: Thomas Brill, Haacks)

Hast du irgendwelche Lieblings- Alben?

DeWayne McKnight: Ich kann mich da mal wieder nicht wirklich festlegen. Ich liebe Jazz, Rock, Klassik und so vieles mehr! Das sind einfach zu viele Alben, um sie in einem Satz zusammenzufassen. Generell wichtig für mich waren und sind Künstler bzw. Bands wie Parliament Funkadelic, Miles Davis, Herbie Hancock, Keith Jarrett und Jimi Hendrix.

Und dieses Spektrum an verschiedenen Stilen vereinst du auch in deinem eigenen Gitarren-Spiel.

DeWayne McKnight: Ja genau, ich liebe alle diese verschiedenen Genres und habe über Jahre hinweg ein großes musikalisches Wissen angehäuft, das ich versuche, in meine eigene Musik und Spielweise einzubringen. Weißt du, ich bin mit Jazz aufgewachsen. Als ich ein Kind war hatte mein Vater viele Jazz-Platten. Platten, deren Musiker heute zu meinen Favoriten gehören, also Miles, Herbie und so weiter! Im Teenager- Alter habe ich dann angefangen Jimi Hendrix und die Beatles zu hören, und das hat damals alles verändert. Doch mittlerweile kann ich alles – Jazz, Funk, Rock und Pop – in musikalischer Hinsicht gebrauchen: Ich habe zwar keine echte Formel für meine Soli, da kommt dann eben einiges an Einflüssen und Ideen zusammen, wenn ich spiele.

Du bist also auch ein Rock-Fan?

DeWayne McKnight: Ich habe Yes und Led Zeppelin je ungefähr fünf Mal live gesehen, Hendrix vier Mal und Jethro Tull sechs Mal … Ach, auf die Liste gehören noch Frank Zappa, Shuggie Otis und natürlich immer wieder Jimi Hendrix!

Du schreibst und produzierst auch selber Songs. Fühlst du dich dadurch unabhängig?

DeWayne McKnight: Auf jeden Fall: Ja! Meine Mission im Moment ist jedoch eine andere. Im Vordergrund steht meine Arbeit mit anderen Leuten und das will ich gut machen. Wenn ich das getan habe, kann ich mich auch auf meine eigene Musik konzentrieren. Ich hatte noch keine Chance mit meiner eigenen Musik so richtig durchzustarten, aber die Zeit wird kommen!

Da glaube ich fest dran! Danke für das Interview.


Aus Gitarre & Bass 03/2017

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