Im Interview

Kvelertak: Mehr ist mehr

Anzeige

(Bild: Marius Dale / Petroleum Records)

EINER GEGEN DREI

Marvin, wie bist du überhaupt Musiker geworden, und was hat dich zum Bass geführt?

Marvin: Wir haben beide angefangen, uns in Bands auszutoben, als wir noch sehr jung waren, so mit 12 oder 13. Anfangs wurden im Proberaum, der sich in unserer Schule befand, häufig die Instrumente gewechselt, und ich bin schließlich beim Bass hängengeblieben, weil es schon mehrere Schlagzeuger und Gitarristen gab. Mir ging es einfach nur darum, Musik zu machen, und in einer professionellen Band zu spielen war ein großer Traum von mir. Ich habe keinerlei musikalische Ausbildung, sondern lernte schlicht im Zusammenspiel mit anderen Jugendlichen.

Anzeige

Wie würdest du deine Rolle bei Kvelertak beschreiben? Als Bassist seinen Platz zwischen drei Gitarristen zu finden stelle ich mir nicht so leicht vor wie etwa in einem Trio oder Quartett.

Eine konkret definierte Rolle gibt es nicht; wie ich mich im Bandgefüge verhalte, hängt vom jeweiligen Song ab, wenn ich zum Beispiel an ‚1985‘ von ‚Nattesferd‘ denke, da spiele ich eigentlich durchgängig eine einzige Note. Wichtig ist trotz dreier Gitarristen ein solides Fundament, denn sie spielen ja nicht nur harte Riffs, sondern arbeiten viel mit Harmonien. Manchmal wird es bei mir aber auch melodiös, wir entscheiden das in der Regel intuitiv.

Maciek: Genau, wir denken viel über solche Details nach, dass jeder die ganze Zeit über aus allen Rohren feuert, ist unmöglich, das hat nichts mit Musik zu tun. Nach 15 gemeinsamen Jahren würde ich sagen, dass jedes Bandmitglied seinen Platz kennt und sich bemüht, diesen auszufüllen, so gut es geht. Außerdem steht bei uns die Mannschaft im Vordergrund, also hält man sich auch mal zurück, wenn es der gemeinsamen Sache dient.

Maciek Ofstad, Gitarrist #1 (Bild: Marius Dale / Petroleum Records)

Ich erinnere mich an eure erste Europatournee, ihr habt das ahnungslose Publikum damals völlig geplättet. Wie kam es, dass ihr zu dem Zeitpunkt schon so gut aufeinander eingespielt wart?

Maciek: Ach ja, das waren die Shows mit Converge, aber ehrlich gesagt haben wir auf dieser Tour überhaupt erst alles gelernt, was man wissen muss, um in diesem Business zu überleben. Wir waren aber gut vorbereitet, das stimmt schon, denn wir hatten uns schon früh vorgenommen, international Konzerte geben zu wollen. Im Laufe der Tour wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass Kvelertak etwas Einzigartiges machen; es ist weder Hardcore oder Punk noch Metal, wir sitzen zwischen allen Stühlen.

Auf der Bühne sah ich dann, dass es auch anderen Leuten gefiel, obwohl wir es nie darauf anlegten, sondern einfach nur unser Ding machten. Die Entwicklung dieses Stils ging ganz natürlich vonstatten. Converge haben uns in der Art und Weise, wie sie bestimmte Dinge regelten, stark inspiriert. Amerikanische Bands sind grundsätzlich gute Vorbilder, weil sie touren wie verrückt und bei jedem Auftritt 110 Prozent geben.

Wie bist du Gitarrist geworden?

Maciek: Mein erstes Instrument war im Alter von sechs die Violine, meine Mutter spielte sie auch. Ich hasste es aber und hielt nur ungefähr zwei Monate lang aus. Meine ältere Schwester hatte damals einen Freund, der mich dazu brachte, Bass zu spielen, Baggypants anzuziehen und Skateboard zu fahren. Außerdem schenkte er mir das Album ‚King of the Road‘ von der Stoner-Band Fu Manchu und lieh mir einen Samick-Bass, auf dem ich mir die Grundlagen aneignete.

Dann wurde ich wie Marvin Mitglied einer Schülerband, die ihrerseits schon einen Bassisten hatte, aber noch einen Gitarristen brauchte. Dass ich einer wurde, war also der Notwendigkeit geschuldet und Zufall. Um die Jahrtausendwende herum gab es in unserer Umgebung eine sehr lebendige Musikszene mit vielen Bands, man hat sich gegenseitig beflügelt und verschiedene Genres miteinander verschmolzen. Ich ging tatsächlich zur Musikschule und hätte dabei fast aufgehört, Gitarre zu spielen, weil es so schrecklich war und ich jeden Tag zu Jazzübungen gezwungen wurde.

Heute verstehe ich, dass jeder Gitarrist seinen eigenen Weg finden muss, bestimmte Stilrichtungen spielen keine Rolle, obwohl ich mit 16 nichts anderes zocken wollte als Iron Maiden, da war kein Platz für Pat Metheny.

Auf der nächsten Seite geht’s weiter!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren