Play it, James!

Der Gitarrist James Burton im Interview

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Play it, James! Mit diesem Ausruf ließ Elvis Presley einst seinen legendären Gitarristen James Burton von der Solo-Leine. Der King ist längst abgetreten, aber sein Sideman ist immer noch aktiv. Jimmy Page, Keith Richards, Pete Townsend, Albert Lee, John Fogerty – alle sind sie Fans von James Burton. Wir trafen den Musician’s Musician, der stilbildend war für viele Gitarristen im Rock & Roll wie im Country, auf Europa-Tour mit Elvis’ ehemaliger TCB Band.

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(Bild: Hans Ernst)

Stilvoller hätte der Rahmen nicht sein können für ein Konzert mit lebenden Legenden, der Original-Band des verstorbenen King of Rock & Roll: Im ausverkauften Stadttheater im bayerischen Amberg gab sich die TCB Band die Ehre, benannt nach Elvis Presleys Arbeitsmotto für seine Mitmusiker: „Takin’ Care of Business“. Glen D. Hardin an den Keyboards, Ronnie Tutt am Schlagzeug und vor allem Gitarrist James Burton hatten den King die letzten neun Jahre seines Lebens begleitet. Anfang 2016 waren die allesamt weit über 70-jährigen Recken des Rock & Roll wieder mal auf Europa-Tournee, hauptsächlich in Österreich, Schweden und Norwegen.

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Ihre Produktion „Elvis: The Concert“ umfasst dabei neben den drei TCB-Musikern den österreichischen Sänger Dennis Jale als Frontmann, dessen Band „The Jam Gang“ mit dem bekannten Bassisten Willi Langer (Ambros, Fendrich, Danzer, Gloria Gaynor, The Supremes) und Gitarrist Goran Mikulec (Bobby Kimball, Hans Theessink) als musikalische Leiter, den Rockabilly- Bassisten Manfred Chromy sowie Elvis’ Chor „The Imperials“ und einen Bläser- Satz – insgesamt ein rund 15-köpfiges Orchester. Dass in Deutschland ausgerechnet Amberg auf dem Tourplan stand, hatte damit zu tun, dass der Organisator der Europa-Tour, Wolfgang Zapke, aus der oberpfälzischen Stadt stammt. Ihm war die Erleichterung über das volle Haus ins Gesicht geschrieben: Am Abend zuvor war noch ein Gig in Schwabach geplant, aber der lokale Promoter war offenbar mit den Eintrittsgeldern des Vorverkaufs durchgebrannt, das Konzert fiel kurzerhand aus – Rock’n’Roll eben.

James Burton (77) trägt schon seine Bühnenkleidung, als er mich zum Interview in der Hotelhalle empfängt, weil es gleich danach zum Soundcheck gehen soll. Als ich dann 60 Jahren Musikgeschichte gegenübersitze, packt mich doch ein gewisser Respekt: Immerhin hat James Burton mit allem gespielt, was Rang und Namen hat, im klassischen Rock & Roll wie im Country. Wobei die Spannbreite von Elvis Presley bis Elvis Costello reicht, von den Byrds bis zu den Everly Brothers, von Tina Turner bis Emmylou Harris und von Johnny Cash bis John Denver, in dessen Band er nach Elvis’ Tod einstieg.

Mr. Burton, Sie haben …

James Burton: Sag lieber James zu mir …

OK, James, du hast mit 13 Jahren mit der Gitarre angefangen – und mit 15 warst du schon Profi …

James Burton: Ich war sogar erst 14. Das passierte Gott sei Dank alles sehr schnell für mich.

Hast du direkt mit der elektrischen Gitarre begonnen oder zuerst akustisch?

James Burton: Ich habe zwar auf der Akustischen angefangen, aber schon nach ein paar Monaten wechselte ich zur E-Gitarre. Ich wollte mehr Melodien spielen. Ich schrieb gleich mit 14 das Gitarren-Lick für ,Susie Q‘.

Und dann hast du nicht mal das Copyright für den Song bekommen, als Autor wird überall Sänger Dale Hawkins geführt.

James Burton: Nun, Dale hat den Text geschrieben und ich die Musik. Über Rechte haben wir uns damals keinen Kopf gemacht. Als wir’s im Studio aufgenommen haben, da war ich gerade mal 15.

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Ganz entspannt beim Soundcheck: James Burton kann nach über 60 Jahren auf der Bühne nichts mehr erschüttern. (Bild: Hans Ernst)

Um so bitterer, weil so viele den Song gecovert haben. Nicht nur Elvis, Creedence Clearwater Revival hat fast eine ganze Karriere aus dem Sound gebastelt: ,Green River‘, ,Born On The Bayou‘ – das klingt alles irgendwie nach ,Susie Q‘.

James Burton: Ja, das stimmt, John Fogerty hat sich diese kleine Melodie gut angehört. Das war eigentlich ein einfaches Stück, aber mit einem guten Feeling, fast eine Rock’n’- Roll-Dance-Nummer.

War das der Anfang des Swamp-Rock?

James Burton: Das könnte schon sein, es war irgendwie richtig funky.

Was waren denn deine musikalischen Einflüsse zu der Zeit?

James Burton: Zunächst mal Chet Atkins, ich liebte seine Art Gitarre zu spielen. Les Paul, Merle Travis … einfach Country. Da wo ich aufgewachsen bin, spielten sie nur Country- Musik – Hank Williams, George Jones, Ernest Tubb, Jimmie Rodgers mit „T for Texas, T for Tennessee“. Aber ich interessierte mich sehr bald auch für Rhythm & Blues.

Es heißt, du hättest nicht nur „Susie Q“ erfunden, sondern auch das Chicken Picking. Stimmt das?

James Burton: Ich schätze ja. Zu der Zeit wusste ich noch nicht, wie man’s nennen sollte. Als ich 15, 16 war bin ich da einfach selbst draufgekommen, das hat mir niemand gezeigt.

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Plektrum plus National-Metallpick – das sind die Tools für das von Burton entwickelte „Chicken Picking“. (Bild: Hans Ernst)

Hast du das vom akustischen Fingerpicking her abgeleitet?

James Burton: Nein, das war einfach ein spezielles Gefühl, ich kann das gar nicht erklären. Zunächst hatte ich es sogar mit einem Daumenpick probiert und mit den Fingern dazu. Dann erst bin ich auf meine eigene Art und Weise gekommen: ein normales Fender-Plektrum zwischen Daumen und Zeigefinger und den National-Pick am Mittelfinger. Und es gehört dazu, die Saiten mit Power schnell anzuschlagen und gleich wieder abzudämpfen.

Du hast auch mit Banjo-Saiten auf der E-Gitarre experimentiert?

James Burton: Ja, das stimmt, in jenen Zeiten waren die Gitarrensaiten noch sehr dick und deshalb steif. Ich hatte mir damals alle Blues-Platten angehört mit den ganzen Bends und Slides und dachte mir: Wow, es muss irgendeinen Weg geben, das auch zu machen! Deshalb habe ich es mit dünneren Banjo-Strings auf meiner Gitarre probiert. Die D-Saite machte ich zudem zur A-Saite und die A-Saite zur E. Und dann merkte ich: Mit den Banjo-Strings hatte ich eine nicht umsponnene dritte Saite. Und das war so cool, Mann, fürs Saitenziehen.

Dabei bist du auch geblieben?

James Burton: Ja, sogar heute habe ich noch relativ dünne Saiten: von .009 über .010, .012, 0.24, .032 bis .038, manchmal auch eine .040. Das funktioniert bei mir für alle Musikstile, egal ob Country, Jazz, Blues oder Rock.

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Amerikanisch-Österreichisches Rock-&-Roll-Treffen: Sänger Dennis Jale, Gitarrist Goran Mikulec und Rockabilly-Bassist Manfred Chromy umrahmen ihr Idol. (Bild: Hans Ernst)

Wie sieht’s mit den passenden Amps für diesen Sound aus?

James Burton: Nun, in den alten Zeiten nutzte ich für Studioaufnahmen einen kleinen Fender Deluxe, ein schönes Teil – manchmal mit einem, manchmal mit zwei Speakern. Für Live-Shows hatte ich immer am liebsten einen Fender Twin. Selbst heutzutage mag ich am liebsten einen 65er Twin Reissue. Weißt du, der ist sehr zuverlässig, wenn man ständig auf Tour ist und er hat einen „nice tone“.

Fender hat dazu auch gleich noch deine eigene Reihe von Signature- Teles spendiert.

James Burton: Als ich bei Elvis spielte, bekam ich irgendwann die Tele mit dem typischen Pink- Paisley-Design, die ich mich anfangs gar nicht einzusetzen traute, weil sie so schrill aussah. Aber die erste echte Signature-Reihe war 1991 die Tele aus der Artist-Signature-Serie in vier verschiedenen Designs, mit drei Lace-Sensor-Pickups und einem Hals in Satin-Finish, wirklich hübsch und vor allem schnell – eine wunderschöne Gitarre. Dann brachten sie 1996 noch eine einfache, billigere Standard Telecaster für Anfänger raus, in Candy Apple Red, mit zwei Pickups, gebaut in Mexiko. Erst die letzte, die James Burton Telecaster Update von 2005, ist die mit dem aktuellen roten oder blauen Flammen-Design. Sie wird in den USA produziert, hat spezielle Pickups und einen Strat-o- Tele-Switch.

Hast du eigentlich direkt mit der Tele angefangen?

James Burton: Meine Eltern hatten mir kurz nach einer Gretsch gleich die erste Telecaster gekauft. Das war sofort meine Hauptgitarre und damit habe ich viele Alben eingespielt. Mit Ricky Nelson, ,Susie Q‘, alles … Und diese Gitarre habe ich immer noch. Sie ist phantastisch.

Keith Richards hat dich mal „Master of the Telecaster“ genannt.

James Burton: Ja, der liebe Gott hat mir diese Fähigkeiten gegeben – und dass ich immer noch spielen kann, das ist ein echter Segen. Ich liebe es heute noch genauso sehr zu spielen, wie ich es tat, als ich damals damit anfing.

Nun bist du schon 60 Jahre auf Tour.

James Burton: Wahrscheinlich sogar noch länger. Ich weiß, ich sehe noch gar nicht so alt aus (grinst) … Nein, das war ein Witz. Ich spiele ewig so weiter, bis der Good Lord sagt „Jetzt reicht’s“.

Dabei hast du nicht nur die vielen Live-Shows gemacht, sondern auch noch bei über 1000 Platten-Produktionen gespielt. Wie ging das überhaupt damals, wenn du dauernd auf Tour warst? Da gab’s ja noch kein Handy oder Internet …

James Burton: Ja, wahrscheinlich hat mein Telefon daheim den ganzen Tag geläutet. Ich hatte einfach Glück, ich mochte es wahnsinnig, mit so vielen unterschiedlichen Künstlern zu spielen. Vor allem natürlich Elvis, er ist immer noch ein Gigant, seine Musik ist einfach großartig.

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James Burton mit dem E-Bassisten Willi Langer. (Bild: Hans Ernst)

Und jetzt bist du mit den aktuellen Gitarren- Stars der Country-Rock-Szene zugange, wie Brad Paisley …

James Burton: Ja, ein toller Kumpel, wir haben zusammen sogar einen Grammy bekommen für das Instrumental ,Cluster Pluck‘. Ein riesiges Talent, als Gitarrist wie als Sänger. Ich gebe ein jährliches Konzert in meiner Heimatstadt Shreveport, Louisiana, für meine James Burton Foundation, mit der wir Gitarren für Schulkinder organisieren, damit die Lehrer ihnen das Spielen beibringen. Und Brad Paisley kam sofort zur ersten Show 2005 und spielte mit mir den ,Working Man Blues‘. Wir hatten beide unsere Pink Paisley Teles dabei. Es war ein phantastischer Tag, zumal sie da eine Statue von Elvis und eine von mir in Shreveport enthüllten.

Bei Eric Claptons Crossroads-Festival hast du neben Albert Lee auch mit Vince Gill gespielt. Ich kannte ihn eher als Sänger, aber wusste gar nicht, dass er ein so toller Gitarrist ist.

James Burton: Eric ist ein guter Freund von mir und Vince Gill trat bei meiner Foundation-Show auf, auch Steve Lukather, Eric Johnson, viele große Acts.

Es gibt auf deiner Webseite eine riesige Liste von Leuten, mit denen du Platten aufgenommen hast. Das ist das Who-is-who der Rock- und Country- Szene. Da fehlen eigentlich nur zwei berühmte Namen: die Rolling Stones und Bob Dylan.

James Burton: Nun, Keith Richards ist längst ein guter Freund, er hat für mich 2001 die Induction Speech gehalten, als ich in die Rock’n’Roll Hall of Fame aufgenommen wurde. Wir haben auch öfters zusammen gespielt, so beim Gram-Parsons-Tribute 2004. Und Bob Dylan wollte mich eigentlich für seine erste Tour-Band anheuern, aber das ging nicht, weil ich zu der Zeit bei einer Fernsehshow unter Vertrag war. Ich spielte Dobro für Johnny Cash bei der allerersten „Shindig“-TV-Show von ABC. Der Producer sagte, er bräuchte eine feste Band für die wöchentliche Show, da war dann Delaney Bramlett dabei von Delaney & Bonnie, Glen D. Hardin, Joey Cooper, Chuck Blackwell an den Drums. Das waren Musiker, die durch die Bands von Elvis, Buddy Holly oder Joe Cockers Mad Dogs & Englishmen bekannt wurden. Wir hießen dann die Shindogs. Und deshalb konnte ich nicht zu Bob Dylan. Er kam aber später nach Shreveport und wir spielten eine Show zusammen. Er ist ein großartiger Typ.

Nochmals zu der Foundation …

James Burton: Ja, da kann man ganz easy Geld spenden für unsere Schulaktionen. Schaut einfach nach auf meiner Webseite www.jamesburton. net – man kann da auch Merchandise- Artikel ordern.

Du hast in all den Jahren nur zwei oder drei Solo-Platten herausgebracht.

James Burton: Ich war immer zu beschäftigt. Aber ich verrate dir was: Im Laufe dieses Jahres hoffe ich eine neue Produktion angehen zu können. Wir haben in der Foundation einige Aufnahmestudios und da legen wir los.

Ich habe mal was von einem Blues- Album läuten hören …

James Burton: Ja, ich würde gern ein Blues-Album machen, außerdem eine Gospel-Platte, auch eine Scheibe mit akustischer Musik, ganz verschiedene Sachen, mit lauter Freunden – Eric Clapton, Vince Gill, Jimmy Page, Paul McCartney. Ich habe einiges vor.

Wie gut war Elvis Presley eigentlich als Gitarrist?

James Burton: Weißt du, als er angefangen hat mit seinen Plattenaufnahmen, ,That’s All Right, Mama‘, da hat er wirklich sehr gut Rhythmus auf der Akustikgitarre gespielt. Da waren sie ja nur zu dritt: Elvis, Bill Black am Bass und Scotty Moore als Lead-Gitarrist. Später musste er gar nicht mehr Gitarre spielen. Wenn ich singen könnte wie er, dann hätte ich auch damit aufgehört.

Apropos Lead und Rhythmus: Bei vielen Gitarristen ist das ja streng getrennt. Bei dir ist das eher eine permanente Mischung, du spielst beides gleichzeitig.

James Burton: Nun, ich versuche es. Das kommt wohl auch vom Chet-Atkins-Style mit dem Picking und der Idee, Bass-Rhythmus und Lead zu verbinden, auch wenn ich das abgewandelt habe.

Und du nutzt die Pausen zwischen dem Gesang für Fills.

James Burton: Wenn mir der Sänger eine kleine Lücke anbietet, dann bin ich da mit einem Lick! (grinst) Ich muss nicht immer auf das Solo warten.

Deine aktuelle Signature- Tele hat drei Pickups und einen 5-Weg-Schalter. Was ist da der Unterschied zur Strat?

James Burton: Drei Pickups mit einem Boost in der Lautstärkeregelung. Ich mag einfach den Tele-Body und den Hals mit Satin-Finish, ich hab’s nicht so mit Rosewood. Mit den drei Pickups bekommst du eine Menge unterschiedlicher Klangfarben. Aber es ist definitiv keine Strat, sie klingt ganz anders. Es sind auch speziell designte Pickups, da hat ja jeder so seine Geheimnisse. Die Gitarre, die ich auf der Tour spiele, gehört übrigens unserem zweiten Gitarristen Goran Mikulec, ich musste gar keine eigene mitbringen. Cool, oder?

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Burtons Arbeitspferd: ein neuerer Fender Twin Reverb mit den Boss-Effekten Super Chorus CH-1 und Digital Delay DD-3. (Bild: Fender)

Wie sieht’s mit Effekten aus?

James Burton: Ich nutze nur ab und zu ein kleines Boss Delay und ein wenig Chorus, aber meistens spiele ich total clean. Und keine Verzerrung von einem Pedal. Übrigens, schau mal: Wie gefällt dir mein Gitarrengurt? Und ich verrate dir noch ein kleines Geheimnis: Es kommt bald noch eine neue Signature-Tele von Fender raus … (lässt im Aufstehen ganz kurz eine kleine Fotomappe aufblitzen) – ich weiß nur noch nicht genau wann. Aber jetzt muss ich zum Soundcheck. Bis später!

Danke für deine Zeit!

James Burton: Danke dir, und Gott segne alle Fans, ich schätze wirklich, was die für uns machen. Wir freuen uns auf die Shows und dass die Leute so zahlreich kommen.


Music

Die beiden Soloplatten von James Burton sind längst vergriffen (,Corn Pickin’ and Slick Slidin’‘/1969, ,The Guitar Sounds of James Burton‘/1971), eine Live-Scheibe von 2013 namens ,Guitar Heroes‘ mit James, Albert Lee, Amos Garrett und David Wilcox nur schwer zu bekommen. Aber eine YouTube-Suche hilft bei James Burton immer:

Hier kann man sich beispielsweise ,Susie Q‘ in der Originalversion mit Dale Hawkins und James Burton anhören. Übrigens: Es gibt viele unterschiedliche Schreibweisen des Songtitels (Suzie Q, Suzy-Q …) – selbst auf den alten Platten von Dale Hawkins. Wer wissen möchte, auf welchen Top-Produktionen Burton mitgewirkt hat, sollte mal dessen Diskographie auf seiner Website unter www.james-burton.net/discography konsultieren. Dabei ist diese Liste, die immerhin rund 350 Platten beinhaltet, alles andere als komplett, wie Burton selbst einräumt: Bei oft vier bis fünf Sessions am Tag schaffte er es einfach nicht, Buch zu führen.

Mit dem Outlaw-Country-Hero Merle Haggard trug er maßgeblich zum sogenannten Bakersfield-Sound bei: Groovige Songs mit einer schneidend-aggressiven Lead-Gitarre, die den Gesang kommentiert und weit mehr im Vordergrund steht als bei typischen Country-Produktionen aus dieser Zeit. Bei der Allstar Guitar Night von 2011 kann man auf YouTube sehen, wie James den Haggard-Titel ,Working Man Blues‘ zusammen mit Brent Mason, Seymour Duncan und Sol Philcox spielt – inklusive Chicken-Picking und etlichen seiner typischen Tricks.

Auch bei der Geburt des Country-Rock war James Burton federführend dabei: Als Gitarrist auf den Alben des legendären Ex- Byrd-Sängers Gram Parsons, der den Stones die Country-Töne beibrachte, bevor er schon mit 26 starb. Die Parsons-Alben ,GP‘ und ,Grievous Angel‘ gelten als Meilensteine dieses Genres. Nach Stationen bei Ricky Nelson (wer kennt nicht dessen ,Hello Mary Lou‘ oder ,Garden Party‘?) landete Burton dann beim King. Gut dokumentiert ist diese Elvis-Phase, die von 1969 bis zum Tod 1977 dauerte. Auf allen Aufnahmen und Dokumentationen dieser Periode ist Burton mit von der Partie. Unvergessen sein ,Johnny B. Goode‘ komplett mit der Gitarre hinterm Kopf gespielt bei Elvis’ finaler 1977er-Omaha-Show.

Aber der Ausnahmegitarrist war auch mit vielen anderen bekannten Rock & Rollern aktiv: So zuletzt bei Jerry Lee Lewis’ Allstar-Treffen auf der sehr empfehlenswerten Scheibe ,Mean Old Man‘ von 2010, wo sich James in einer Uptempo-Version des Waylon- Jennings-Klassikers ,You Can Have Her‘ mit Eric Clapton duelliert. Clapton hatte ihn wiederum zu seinem 2010er „Crossroads“- Festival geladen (erhältlich als DVD oder Blu-ray). Hier ist Burton im Kreis von Albert Lee, Vince Gill, Keb’ Mo’ und Earl Klugh zu sehen, wie er den ,Mystery Train‘ und einige andere Songs veredelt. Bei Roy Orbisons legendärer ,Black and White Night‘ 1987 lieferte sich Burton in ,Pretty Woman‘ ein Gitarrenduell mit einem wagemutigen Bruce Springsteen. Weniger bekannt ist, dass Burton auch insgesamt vier CDs mit Elvis Costello einspielte, darunter ,King Of America‘, außerdem Platten mit J.J. Cale, Neil Young, Joni Mitchell oder Tina Turner – u.v.a.

Für das Instrumental ,Cluster Pluck‘ auf Brad Paisleys 2008er Produktion ,Play‘ hat James Burton sogar einen Grammy bekommen, zusammen mit den anderen Gitarristen auf diesem Track: Brent Mason, Albert Lee, Vince Gill, John Jorgenson, Redd Volkaert und Steve Wariner. Mit Lee kreuzten sich übrigens öfter mal Burtons Wege: So war Lee sein Nachfolger in der „Hot Band“ von Emmylou Harris. Auf deren aktueller Scheibe mit Rodney Crowell (,Old Yellow Moon‘) ist nun aber wieder James Burton an der Gitarre zu hören.

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