Nachfolger von Steve Morse

Deep-Purple-Gitarrist Simon McBride im Interview

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Welche ist deine Hauptgitarre?

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Meine PRS-Signature, die vor einiger Zeit für mich gebaut wurde. Sie haben vor vielen Jahren ein Modell namens 408 veröffentlicht, mit einem sehr exklusiven Design. Die Spulen der beiden Humbucker sind unterschiedlich weit gefasst, aber mir gefällt das. Diese Pickups wurden vorher noch nie in einer Gitarre mit Single-Cutaway verbaut, aber für mich hat PRS es gemacht. Die Gitarre hat auch eine veränderte Schaltung und zwei F-Holes, es ist also ein Semihollow-Modell. Auch der Hals wurde auf meinen Wunsch designt, dies ist meine Lieblingsgitarre und kommt bei Deep Purple sehr häufig zum Einsatz.

PRS Simon McBride Signature
McBrides Ersatz-PRS

Die Deep-Purple-Historie kann man – grob gesagt – in zwei Epochen einteilen: die mit Ritchie Blackmore und die mit Steve Morse. Welche der beiden ist dir musikalisch näher? Und welche der Songs sind einfacher zu spielen?

Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Es ist auch nicht so, dass Steve Morse technisch versierter ist als Ritchie Blackmore. Sie spielen halt völlig unterschiedlich. Ritchie hat einen klassischen Background, Steve eher einen Country-Einfluss. Als es für mich bei Deep Purple losging, war ich etwas unsicher, wie ich spielen soll, weil mir jeder etwas anderes sagte. Ich erinnere mich, dass ich mich mit Don zusammensetzte und mit ihm darüber sprach. Don sagte: „Vergiss alles, was man dir empfohlen hat, spiel einfach so wie du spielst!“ Natürlich gibt es in jedem Song Passagen, die man exakt so spielen muss, wie sie komponiert wurden, wie etwa in ‚Highway Star‘. Es sind ikonische Momente, die man nicht verändern darf. Aber im überwiegenden Teil des Programms habe ich die Freiheit, das zu spielen, was ich möchte und als passend ansehe. Das gilt auch für die Parts von Steve. Wir spielen zurzeit ‚Nothing At All‘, in dem es diese signifikante Gitarren-Hook gibt, die ich natürlich genauso spiele, wie Steve es sich ausgedacht hat. Ich bin da sehr respektvoll, denn Ritchie und Steve sind beides grandiose Musiker. Wenn ich mir die Songs draufschaffe, nehme ich die Parts, die für das jeweilige Stück essenziell sind, und mische sie mit meinem eigenen Stil.

Wie würdest du dich als Gitarrist beschreiben? Bist du Melodie- oder eher Rhythmus-orientiert? Spielst du laid back oder eher fordernd und treibend?

Ich denke, dass ich ein wenig von allem bin. Auf jeden Fall spiele ich sehr aggressiv und heavy, schlage die Saiten sehr hart an und treibe die Songs mit meinem Spiel an, ein Einfluss, der sicherlich von Gary Moore kommt. Wenn ich auf der Bühne bin, muss ich immer zu mir selbst sagen: „Ganz ruhig, fahr mal runter, entspann dich!“ (lacht) Wenn mir ein Song zu langsam anfängt, versuche ich mit meiner Gitarre, den Drummer zu mehr Tempo zu bewegen. Ich liege spielerisch fast immer bei 110%. (lacht) Für Gitarristen ist es nicht ungewöhnlich, immer vor dem Beat zu spielen. Bassisten spielen eher hinter dem Beat, also versuche ich, irgendwo in der Mitte zu landen.

(Bild: Frank Witzelmaier)

Gleichzeitig liebe ich große Melodien, mag aber auch starke Rhythmen, denn sie machen den Großteil eines Rocksongs aus. Wie schon erwähnt, habe ich einige Jahre mit Andrew Strong gespielt und dadurch reihenweise tolle Rhythmen kennengelernt. Die Gigs mit Andrew bestanden nahezu ausschließlich aus Rhythmusgitarren. Ich spiele einfach generell gerne, es gibt nicht einen Aspekt daran, der mir mehr als ein anderer gefällt. Wenn man ein guter Gitarrist sein will, muss man vielleicht nicht alles, aber zumindest vier oder fünf Dinge besonders gut beherrschen. Ich habe eine solide Technik und ich kann auch schnell spielen, wollte aber noch nie einer dieser Shredder-Heroen werden, mit Sweep-Notes und tausend Tönen pro Minute. Ich bevorzuge die emotionale Seite des Gitarrenspielens, möchte, dass meine Noten singen, so wie es bei Gary Moore der Fall war, oder bei meinem zweiten Vorbild Steve Lukather.

Letzte Frage: Gibt es Pläne für ein neues Deep-Purple-Album, an dem du dich dann auch kompositorisch beteiligen kannst? Wäre das dein Wunsch?

Mal schauen. Zurzeit ist nichts dergleichen geplant. Aktuell machen wir einfach das, was ansteht, und das sind Shows. Natürlich würde ich es lieben, mit Deep Purple auch ein neues Album zu schreiben. Aber für solche Pläne ist es aktuell noch viel zu früh. Wenn überhaupt dann wird darüber erst im kommenden Jahr zu sprechen sein. Es gibt da momentan überhaupt keinen Druck, weder bei mir noch bei der Band. Derzeit geht es für mich nur darum, mein Bestes abzuliefern und möglichst viel Spaß zu haben.

Danke Simon, für das offene und spannende Gespräch. Ich wünsche dir alles Gute, und den Fans ein neues Deep-Purple-Album in absehbarer Zeit!


TOURTERMINE

  • 12.07.23 A-Wien, Stadthalle
  • 13.07.23 A-Graz, Stadthalle
  • 18.07.23 Stuttgart, Jazz Open
  • 19.07.23 Hamburg, Stadtpark Open Air

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2023)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. An R. Blackmore kommen beide nicht ran. Er war absolut der beste Gitarrist bei Deep Purple. Vor allem hat er vor fast 60 Jahren schon so gut gespielt. Also fangt erst gar nicht damit an die anderen gleich zu setzen.

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    1. Edmund hat recht.👍🎸

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  2. Diese Blackmore-Verklärung nervt. Er war in seinen ersten Jahren stilgebend und geradezu legendär. Später war er ein charakterlicher Bremsklotz und seine letzten DP-Alben waren schlicht langweilig. Steve Morse hat mit Purpendicular eine neue Ära grandios eingeleitet, über die Jahrzehnte erstklassig begleitet und insbesondere mit Whoosh! einen künstlerischen Höhepunkt erreicht. Mit Blackmore hätten DP das 21. JH nicht erreicht. Ich bin supergespannt auf den Schwanengesang mit McBride.

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