Kleine, mittlere und große WahWah-Pedale

WAH!-Special: Entwicklung, Technik, Vergleichstest

Anzeige

Neben Overdrive und Distortion ist fraglos das Wah Wah einer der stilprägendsten Effekte der Rock-Gitarre. An der Aktualität dieses Pedals hat sich bis heute nichts geändert – im Gegenteil! Es kommen immer mehr neue Wahs auf den Markt, von Signature-Modellen bis hin zu platzsparenden Mini-Versionen.

Anzeige

Bekanntermaßen lässt sich der Wah-Effekt auf mechanische oder elektronische Weise erzeugen. Während bei Blechblasinstrumenten für das typische Uah-Uah unterschiedliche Dämpfer benutzt werden, kommen bei Gitarre und Bass Wippenpedale mit elektronischem Innenleben zum Einsatz.


WER HAT’S ERFUNDEN?

Seit jeher gilt der Trompeter Clyde McCoy als „Erfinder“ des heute in der Pop- und Rockmusik unverzichtbaren Wah-Effekts. Dabei wäre der Begriff „Initiator“ eigentlich treffender. In seinem 1931 aufgenommenen Millionen-Hit ‚Sugar Blues‘ ist der Wah-Effekt, das Markenzeichen McCoys, allgegenwärtig. Dafür benutzte er zwei Dämpfer, nämlich einen kleineren Pixie-Straight-Dämpfer im Schallstück seiner Trompete und einen vor dem Trichter mit der Hand bewegten Eisbecher.

Der Trompeter Clyde McCoy gilt als Erfinder des Wah-Sounds (Bild: Archiv)

Der eigentliche Erfinder des Wah-Sounds soll jedoch der 1877 in New Orleans geborene Kornettist und Bandleader Buddy Bolden gewesen sein, der den Effekt hin und wieder eher als Gag einsetzte. Mangels Tondokumenten lässt sich dies jedoch nicht verifizieren, obwohl Bolden als eine der Schlüsselfiguren der Jazzgeschichte gilt.

Kornettist und Bandleader Buddy Bolden (2. von links) setzte den Effekt aber schon vor McCoy, vornehmlich als Gag, ein. Hier ein Bild seiner Band von ca. 1905. (Bild: Archiv)

Übrigens: In der 2019 erschienenen Filmbiografie ‚Bolden – Where The Music Began‘ spielt kein Geringerer als Wynton Marsalis die Hauptrolle. Wie die meisten Trompeter benutzte auch Buddy Bolden der Legende nach die Saugglocke eines Abflussreinigers, allgemein als Pömpel oder Pümpel bekannt. Damit der Ton nicht komplett gedämpft wurde, schnitt er in die Glocke, dort wo der Holzstiel eingesteckt wurde, ein fingerdickes Loch. So entstand der heute noch benutzte Plunger Mute.

Sorgte bei den Bläsern für den Wah-Effekt: der Plunger Mute. Die Ähnlichkeit zum Pömpel ist nicht zu übersehen. (Bild: Archiv)

Eine Weiterentwicklung ist der Harmon Mute mit mittig einsetzbarem Wah-Wah-Mute, dessen kleinere Trichteröffnung Wah-Effekte mit nur drei Fingern gestattet. Beliebt ist auch der Derby Mute, quasi ein Aluminium-Hut mit Krempe.

Meist wird das im November 1966 vom Techniker der Thomas Organ Company (damaliger Vox-Vertrieb für die USA) Bradley J. Plunkett entwickelte legendäre Vox Clyde McCoy 848 als erstes elektronisches Wah-Pedal bezeichnet. McCoy hatte den amerikanischen Orgelhersteller gebeten, ihm ein Gerät zu bauen, mit dem man den gefilterten Klang einer mit geschwenktem Dämpfer gespielten Trompete elektronisch nachbilden kann. Der Prototyp des Pedals bestand aus einem per Potentiometer veränderbaren Mid-Range-Booster im Gehäuse des Volume-Pedals einer Vox Continental Orgel. De facto entstand dieses Wah-Pedal jedoch eher zu- oder gar „unfällig“, und zwar während der Entwicklung des Vox Super Beatle Transistor-Amps für den amerikanischen Markt.

Eine Demo-Schallplatte aus dem Jahr 1967 von Vox, um den Wah-Sound zu demonstrieren. Es macht hier allerdings eher „Oing Oing“ als „Wah Wah“. (Bild: Archiv)

Um den Vox-Schaltkreis nachzubilden, hatte Plunkett die Halbleiter-Klangreglung einer Thomas-Orgel auf eine Experimentierplatine installiert. Nach Abstimmen und Testen des Verstärkers mittels Oszillator und Oszilloskop schloss Plunkett zur Überprüfung der Ausgangslautstärke einen Lautsprecher an. In diesem Moment anwesende Techniker und technische Berater bemerkten den durch die Schaltung verursachten Sound-Effekt. Bill Page, einer der Berater, bestand auf weitere Modifizierung der Schaltung, während er sein Saxophon über Mikrofon, Effekt und Verstärker spielte.

Nachdem die Schaltung in ein Pedal installiert war, schloss man nach dem Saxophon auch eine E-Gitarre an und passte am Ende die Elektronik an diese an. Aus dem ursprünglich angedachten Effektpedal für Bläser war somit eines für E-Gitarre geworden. Obwohl Vox zunächst eine Vermarktung des Wahs für E-Gitarre ablehnte, brachte man es im Februar 1967 als Clyde McCoy Wah auf den Markt. Well done!

Den Wenigsten dürfte jedoch bekannt sein, dass bereits Anfang der 60er die US-Firma Rowe Industries das passive (ohne Stromversorgung!) DeArmond 610 Tone and Volume Pedal am Start hatte, dessen horizontale Pedalbewegung Ton- und vertikales Wippen Lautstärkeveränderungen erzeugte, beides kontrolliert über getrennte Potis und Zahnstangentriebe. Zu hören ist das DeArmond 610 u.a. auf Dave Berrys 1964erSong ‚The Crying Game‘ (Lead-Gitarre Big Joe Sullivan, Rhythmusgitarre Jimmy Page!) und dem im selben Jahr veröffentlichten Brenda-Lee-Hit ‚Is It True‘ (Gitarre Jimmy Page). Merke: Bereits in jungen Jahren zählte der spätere Zeppelin-Pilot zu den gefragtesten Session-Gitarristen Englands.

Im Februar 1967 kam das Vox Clyde McCoy Wah auf den Markt. Doch bereits Anfang der 60er gab es das DeArmond 610 Tone and Volume Pedal, bei dem horizontale Pedalbewegung Ton- und vertikales Wippen Lautstärkeveränderungen erzeugte. Zu hören u.a. auf Dave Berrys 1964er-Song ‚The Crying Game‘ (Lead-Gitarre Big Joe Sullivan, Rhythmusgitarre Jimmy Page!). (Bild: Archiv)

TECHNIK

Unzählige Hersteller haben seit den 60er-Jahren mit noch unzähligeren Wah-Wah-Modellen den Markt überschwemmt und einige Originale erreichten inzwischen Kultstatus und fragwürdige Preisregionen. Nachdem das Interesse am Wah-Wah in den 80ern stark nachgelassen hatte, findet man es schon seit längerem wieder auf nahezu jedem Pedalboard.

Heute unterscheiden sich Wah-Pedale nicht nur hinsichtlich der Klangerzeugung und der Steuerungsmethode, sondern machen zunehmend auch durch schrumpfende Gehäusemaße auf sich aufmerksam. Die am weitesten verbreitete Steuerung erfolgt über Zahnrad und Zahnstange, gefolgt von verschleißfreier Optoelektronik (LED/Fotozelle). Weitere Antriebe sind Pleuel, Fader/Nylonschnur, Poti/Kevlar-Schnur, Bewegungssensor, Magnet/Sensor, Induktion plus Sender, Bewegungssensor plus Sender und VCA Controlled.

Klassiker und das weltweit meistverkaufte Wah ist das Cry Baby. Seit seiner Einführung in den späten 60ern wurde es auch von der italienischen Firma Jen/Pescara hergestellt. Ende der 80er-Jahre übernahm Jim Dunlop den Markennamen Cry Baby und bietet aktuell neben den Standard- und erweiterten auch zahlreiche Signature-Modelle an.

Beim Wah-Wah haben wir es im Prinzip mit einem Equalizer, also einer Klangreglung zu tun. Allerdings durchläuft das Eingangsignal nicht in der Lautstärke variable Frequenzbänder wie bei konventionellen Bass-, Mid- und Treble-Reglern, sondern einen Bandpassfilter, welcher nur ein sehr schlankes Frequenzband durchlässt und verstärkt, gleichzeitig aber Höhen und Bässe herausfiltert. Das schmale Frequenzband bzw. der Bandpassfilter wird durch die Pedalbewegung verschoben und erzeugt auf diese Weise den Wah-Sound. Den gleichen Effekt bewirkt auch die parametrische Mittenklangreglung eines Mischpults, bei der Frequenz, Frequenzbandbreite (Q-Faktor, Flankensteilheit) und Verstärkung variabel sind. Dreht man die Verstärkung voll auf und minimiert den Q-Faktor, simuliert der Frequenzregler die Pedalbewegung.

Verantwortlich für den Sound sind nicht nur die in der Schaltung verwendeten Spulen, die durch unterschiedliche Arbeitsweisen im Schwingkreis das Obertonverhalten beeinflussen. Während z. B. die Standard Dunlop-Spulen relativ linear klingen, setzen bei den Fasel-Spulen die Obertöne erster und zweiter Ordnung viel früher ein. Beim 1968er Vox V846 wurde sogar eine japanische TDK-Spule verwendet. Aber auch der Einfluss der Kondensatoren und Potis, linear oder logarithmisch, ist nicht zu unterschätzen, erst recht, wenn große Fertigungstoleranzen vorliegen. Die Vorteile der optoelektronischen Wah-Wahs liegen primär in geringeren Nebengeräuschen und verschleißfreien Bauteilen wie z. B. Potis. Neben einem etwas trägeren Verhalten, das ich nach diesem Vergleich nicht bestätigen kann, sagt man ihnen jedoch einen sterileren und weniger vokalen Sound nach. Wie immer ist dies jedoch Geschmackssache und hängt zudem stark vom verwendeten Equipment ab.

Was mich an Wah-Pedalen meist funktionell stört, ist die Positionierung der Status-LEDs, die nur selten zu erkennen geben, ob der Wah-Effekt aktiv ist oder nicht. Seitlich am Gehäuse angebrachte LEDs sind besser sichtbar als solche, die neben dem Fußschalter von der Pedalwippe verdeckt werden. Optimal sind blaue Leuchtdioden an beiden Gehäuseseiten, die stark genug sind, das nähere Umfeld auszuleuchten. Als praktikabelste Lösung haben sich Wah-Pedale erwiesen, die durch bloße Berührung der Wippenfläche aktiviert werden. Allerdings sollte man seinen Fuß nicht zu früh auf das Pedal stellen. Im Folgenden werden wir sehen, dass es inzwischen auch alternative Lösungen gibt.


PRAXIS

Für diesen Rundumschlag habe ich mir vier große Wah-Pedale mit zum Teil innovativer Technologie und sechs Mini-Exemplare mit optoelektrischer bzw. Zahnstangensteuerung besorgt. Um den Vergleich zeitnah realisieren zu können, musste ich mich aufgrund Corona-bedingter Lieferengpässe mit dem zufrieden geben, was gerade lieferbar war. Zwar bietet Morley sein schalterloses 20/20 Classic als Minipedal an, de facto rangiert es jedoch genau zwischen klein und groß.


DIE KLEINEN

(Bild: Dieter Stork)

AMT WH-1

Das Mini-Wah mit dem Beinamen „Japanese Girl“ wird in Russland, genauer in Westsibirien gefertigt, ist mit Abstand das Kleinste unseres Vergleichs und arbeitet optoelekronisch. Es haust in einem stabilen Gehäuse aus 1 mm Stahlblech, besitzt verschraubte Kunststoffklinkenbuchsen, einen 9-12-Volt-DC-Netzteilanschluss, einen Schiebeschalter für drei Frequenzbereiche und zwei winzige blaue Status-LEDs im vorderen Bereich beider Gehäuseseiten. Kleine Gummifüße und eine große gerippte Gummiauflage bieten unten wie oben zuverlässigen Grip. Seine drei Wah-Ranges von 0,2-1 kHz, 0,3-1,5 kHz und 0,4-2 kHz machen es auch für Bassisten interessant.

Klanglich orientiert sich das WH-1 am Cry Baby, arbeitet sauber und nebengeräuscharm, startet allerdings mit dem eigentlichen Wah-Effekt erst ab etwa dem halbem Pedalweg. Für eine Sitz-Session natürlich perfekt. Sowohl bei cleanen als auch verzerrten Sounds liefert das AMT sehr ansprechende klangvolle Wah-Effekte, wobei ich den oberen Frequenzbereich für cleane, den mittleren für Zerrsounds favorisiere.

Positioniert man sein Fußgelenk über der Wippenachse, lässt sich das WH-1 auch mit großen Schuhen komfortabel bedienen. Vor allem im Sitzen, da der Fußschalter bereits bei leichtem Druck reagiert. Für meinen Geschmack ist er sogar etwas zu sensibel, denn schnell hat man den Effekt ungewollt ausgeschaltet. Optimieren ließe sich dies durch Absenken des Schalters ins Gehäuse oder durch Unterlegen der Pedalstopper. Die starken Status-LEDs leuchten auf halbdunkler Bühne die seitlichen Pedalbereiche aus.


(Bild: Dieter Stork)

DUNLOP CRY BABY MINI 535Q

Verglichen mit dem großen Cry Baby 535Q besitzt das gerade mal halb so große Mini eine identische Ausstattung, auch wenn hier statt sechs vier Frequency Ranges zur Wahl stehen, und der On-Board-Booster, der ausschließlich bei aktivem Wah-Effekt arbeitet, etwa 4 dB weniger Pegelanhebung liefert. Auf LEDs zur Anzeige des Wah-Status wurde leider gänzlich verzichtet. Immerhin signalisiert eine weiße LED den Booster-Betrieb, nachdem man den Schalter gedrückt hat. Sämtliche Bedienelemente findet man an der rechten Seite des robusten Alugussgehäuses: Boost Switch, LED Boost On, Input und Mini-Schiebeschalter „Frequency Range“, der folgende Wah-Frequenzbereiche festlegt:

  • Position 1: 270 – 1300 Hz
  • Position 2: 320 – 1650 Hz
  • Position 3: 360 – 1840 Hz
  • Position 4: 420 – 2100 Hz

Komplettiert wird die rechte Gehäuseseite von den Mini-Potis Volume (Boost) und Q (Q-Faktor, Flankensteilheit der Frequenzverschiebung).

Dem verschraubten Boden aus Alublech hat man einen rutschfesten Gummibelag spendiert. Um die 9-Volt-Batterie zu wechseln, muss das Bodenblech demontiert werden. Ein solider Batterie-Clip mit abziehbarer Isolierkappe bietet zuverlässigen Kontakt.

Im Innern treffe ich auf sorgfältigen Platinenaufbau mit roter Fasel-Spule. Allein der Frequency-Schalter wirkt ein wenig undersized. An der linken Gehäuseflanke stehen der Output und der Netzteilanschluss zur Verfügung. Unter der Fersenseite des Pedals kann per Inbusschlüssel die Gängigkeit der Wippe justiert werden. Während der Schlüssel zum Lieferumfang zählt, muss die Bedienungsanleitung von der Hersteller-Website geladen werden. Trotz eingeschränkter Frequency-Wahl und etwas weniger Boost Level zählt das kleine 535Q zu den klanglich flexibelsten Mini-Wahs.

Neben typischen Cry-Baby- überzeugt es auch mit moderneren Wah-Sounds und lässt sich trotz seiner ultrakompakten Maße erstaunlich komfortabel fußhaben, nicht zuletzt auch dank seines gleichmäßigen Regelweges.


(Bild: Dieter Stork)

FAME WH-01

Das WH-01 lässt sich entweder als Wah- oder Volume-Pedal einsetzen. Wählbar sind die Betriebsarten jedoch lediglich über einen Schiebeschalter an der rechten Gehäuseseite. Hier wäre eine Wechselschaltung per Fuß – wie bei fast allen Konkurrenzprodukten – eigentlich Pflicht und dürfte auch in der Herstellung nicht wesentlich teurer sein.

Das WH-01, das übrigens baugleich mit dem Caline Hot Spice CP-31 ist, kommt mit robustem Aludruckgussgehäuse und -pedal, Letzteres mit justierbarer Gängigkeit. Zwei Gummipads gewähren Bodenhaftung, fünf dem Schuh sicheren Grip. Zuverlässig packende In- und Out-Buchsen, 9V-DCAnschluss, der besagte Wah/Vol-Schalter, ein Regler für Minimum-Volume und ein stabiler Fußschalter mit praxisgerechtem Widerstand bilden die Ausstattung. Batteriebetrieb ist beim WH-01 nicht möglich.

Neben dem Fußschalter ragen unter der Pedalwippe zwei blaue Status-LEDs nach oben aus dem Gehäuse heraus, die mangels Fassungen in ihren zu großen Bohrungen wackeln. Nun ja, das Pedal dürfte etwaige Beschädigungen verhindern. In jedem Fall aber leuchten sie bei aufgesetztem Schuh das Umfeld aus, sodass der Betriebsstatus je nach Raumbeleuchtung erkennbar ist.

Wah-Wah und Volume werden mittels Poti, Zahnrad und Zahnstange kontrolliert, alles geschmeidig und geräuschfrei ineinandergreifend. Als Volume-Pedal arbeitet das Fame WH-01 ausschließlich im On-Status, die LEDs müssen also leuchten.

Dreht man das Volume-Rädchen vollständig in Richtung Minus und bringt das Pedal in Fersenstellung (Wippe ganz nach oben), liegt am Ausgang kein Signal an und es lassen sich gleichmäßig ansteigende Violin- oder Einblendeffekte erzeugen. Bei der Höchsteinstellung des Minimum-Volume-Reglers liegt der Pegelunterschied zwischen beiden Pedalpositionen bei etwa 5 dB.

Das Fame-Pedal überzeugt mit ausgesprochen geschmackvollen Wah-Wah-Sounds, die sich eindeutig an den populären Klassikern irgendwo zwischen Vox und Cry Baby orientieren, nämlich klar und definiert im unteren und weder aufdringlich noch schrill oder gar grätzig im oberen Wah-Bereich. Sowohl am cleanen als auch am im High-Gain übersteuernden Amp zeigt das WH-01 Charakter und lässt sich über den gesamten Regelbereich kontinuierlich, präzise und gefühlvoll steuern. Klang, Nebengeräuscharmut und Verarbeitung des Mini-Wahs haben mich tatsächlich überrascht, einen Minuspunkt gibt es jedoch für die ausschließlich manuelle Mode-Umschaltung.


(Bild: Dieter Stork)

MOOER FREE STEP

Unter den „echten“ Mini-Wahs besitzt das Mooer Free Step, das auch als Volume-Pedal eingesetzt werden kann, den größten Footprint und hat – auch im Vergleich mit den großen Kollegen – mit 70 mA den höchsten Stromverbrauch. Aber wer betreibt ein Wah schon mit Batterie, vor allem wenn es auf einem Pedalboard zum Einsatz kommt? Alle Bedienelemente – versenkt angebracht und somit geschützt – und der Input stehen an der rechten Seite des stabilen Alugussgehäuses bereit, der Netzteilanschluss an der Stirn-, der Output an der linken Seite. Zwei LEDs nahe der vorderen Gehäuseecken leuchten bei aktivem Wah rot, im Volume Mode blau.

Per Schiebeschalter wählt man die Betriebsarten Wah, Volume und Wah/Volume. Zwei Potiräder kontrollieren den Q-Faktor der Wah-Frequenz bzw. die minimale Lautstärke im Volume Mode (0-50%). Eine weitere Besonderheit ist im Wah-Betrieb die Wahl zwischen konventionellem Fußschalter und Sensor. Im Sensor Mode sind Drucksensoren unter den beiden Gummiauflagen der Pedalwippe aktiv, die bei Aufsetzen des Fußes das Wah aktivieren bzw. beim Abnehmen ausschalten. Die Sensorsteuerung macht natürlich nur im Wah-Betrieb Sinn. Da Mooer die Status-LEDs seitlich angebracht hat, leuchten sie den Nahbereich aus, was zumindest auf nicht allzu heller Bühne gut zu erkennen ist.

Vier flache Gummifüße garantieren sicheren Stand, ein Klappdeckel mit Rändelschraube verschließt das Fach des 9-Volt-Blocks, der per einfachem Batterie-Clip angeschlossen wird. Außen wie innen zeigt das Mooer Free Step tadellose Verarbeitung und macht einen sehr robusten Eindruck.

In Kooperation mit dem Q-Regler liefert die speziell entwickelte Induktionsspule ein breites Spektrum klar klingender, modernerer Wah-Sounds. Von höhenreich mit steiler Flanke bis zu mittig weich mit breiter Mittenfrequenzanhebung lassen sie sich variieren und präzise und kontinuierlich steuern. Auch bei Zerrsounds überzeugt das Free Step mit charaktervollen durchsetzungsstarken Wah-Effekten und präziser Volume-Kontrolle.


(Bild: Dieter Stork)

PLUTONEIUM CHI-WAH-WAH

Das kleine Pedal aus US-amerikanischer Fertigung beeindruckt zunächst durch sein ultrastabiles, verschraubtes Gehäuse und Pedal aus 1,5 mm Stahlblech, was sich natürlich auch im Gewicht widerspiegelt. Ein echter Panzer und unkaputtbar. Es gestattet auch Batteriebetrieb, wenngleich vor einem Wechsel des 9-VoltBlocks vier flachköpfige Inbusschrauben entfernt werden müssen.

Der Sechskantschlüssel zählt zum Lieferumfang, ebenso vier selbstklebende Gummifüßchen. Innen garantiert ein stabiler Anschluss-Clip zuverlässigen Kontakt, und drei sorgfältig mit Military-Specs-Komponenten bestückte Platinen unterstreichen die hochwertige Verarbeitung. Ausgestattet mit in 12-Uhr-Position einrastenden Level-, Contour- und Gain-Reglern mit verschraubten Metallknöpfen zählt es zu den klanglich variableren unter den hier vorgestellten Minis.

Auch beim Chi-Wah-Wah wird der Effekt per Optoelektronik erzeugt. Die unkonventionelle Bedienung erweist sich als überaus praktisch. Ähnlich wie die Fußschalterfläche z. B. von Boss- und ähnlichen Stompboxes, wird hier der Wah-Effekt durch Drücken des Pedals mit Fußspitze oder -ballen oder durch Aufsetzen und Wippen mit dem kompletten Fuß kontrolliert. Das „Uuaah“ erklingt also wenn das Pedal gedrückt bzw. mit der Ferse nach unten bewegt wird. An Stelle eines mechanischen On/Off-Fußschalters kommt auch hier Optoelektrik zum Einsatz, und zwar durch dieselbe Blende, die auch den Wah-Effekt steuert.

Bezieht das Chi-Wah-Wah DC9V-Spannung, leuchtet auf dem kleinen Bedienfeld eine grüne Power-LED auf, eine rote LED signalisiert den Wah-Betrieb, und zwar sobald das Pedal maximal 2 mm gedrückt wird. Lässt man die Trittfläche los, wechselt das Plutoneium automatisch nach ca. 0,5 Sekunden in den (True) Bypass Mode. Wie beim Morley Switchless startet das Chi-Wah-Wah nach dem Aktivieren im unteren Frequenzbereich (Fersen-Sound) und öffnet, je weiter das Pedal gedrückt wird. Dies bedarf zwar der Gewöhnung, ist jedoch aufgrund des Opto-Schalters nicht anders machbar. Dafür entfällt das gewohnte Einschalten per Fußballen.

Richtet man alle drei Regler, die nur bei Wah-Betrieb aktiv sind, in Mittelposition aus, wird die klangliche Orientierung am Cry Baby deutlich. Das klingt sehr angenehm, nicht zu fett, aber auch nicht zu bissig bzw. kratzig. Contour erhöht bzw. erweitert den Wah-Frequenzbereich nach oben hin, zeigt keine nennenswerten Auswirkungen auf den Bassbereich, dafür aber umso mehr auf Mitten und Höhen.

Auf diese Weise sind sehr intensive, bei Bedarf auch aggressive Wah-Effekte möglich. Während Gain Eingangspegel und -anpassung kontrolliert, und gleichzeitig einen leicht erdigeren, raueren Sound ermöglicht, stimmt man mit Level den Effekt- auf den Bypass-Pegel ab. Soll das Wah überwiegend bei Soli eingesetzt werden, lässt sich damit der Wah-Pegel erhöhen.

Das Chi-Wah-Wah arbeitet extrem nebengeräuscharm. Während es klanglich mit ausdrucksstarken Crying-, Vocal- und Screaming-Wah-Sounds voll überzeugt, lässt die Kontinuität des Regelwegs zu wünschen übrig. Misst der Abstand zwischen Pedalstopper und Gehäuse bei inaktivem Wah ca. 19 mm, so setzt der Wah-Effekt erst nach etwa 12 mm ein, die 2 mm bis zum Einschalten natürlich einkalkuliert. Somit bleiben gerade mal 5 mm Regelweg übrig, was einerseits präzise Kontrolle erschwert, andererseits schnelle rhythmische Wah-Begleitung erleichtert. Einfach mal ausprobieren.


(Bild: Dieter Stork)

VALETON SURGE EP-1

Für seinen erstaunlich günstigen Preis bietet das chinesische Mini-Pedal wechselweise Wah- und Volume-Kontrolle. Trotz Kunststoffgehäuse und -wippe, Stahlblechboden und Budget-Klinkenbuchsen macht das Surge EP-1 mechanisch einen achtbaren Eindruck. Fünf Gummifüße und die rutschfeste Wippenfläche bieten sicheren Halt. Fest auf einem Board installiert und die Anschlusskabel sorgfältig fixiert, dürfte das Pedal lange zuverlässig funktionieren.

(Bild: Dieter Stork)

Zahnrad und -stange drehen das integrierte Poti, ein solider Fußschalter wechselt zwischen Wah und Volume. Zwei je nach Betriebsart grün (Volume) und rot (Wah-Wah) leuchtende LEDs rechts und links des Fußschalters werden zwar von der Wippe verdeckt, verteilen ihr Licht aber durch den Spalt zwischen Wippe und Gehäuse nach außen. Nun ja, besonders effizient ist das nicht, denn in einem völlig abgedunkelten Raum ist vom roten Licht fast nichts, vom grünen indes immerhin ein wenig zu erkennen. Vorteilhafter wäre es gewesen, die LEDs auf die abgeschrägte Gehäusestirn neben dem Surge-Logo zu platzieren.

Auch beim Valeton diente offensichtlich das Cry Baby als Vorbild, wenngleich hier das tiefe „U“ nicht ganz so mumpfig erscheint. Mit geschmackvoll abgestimmten Höhen wah-t es nicht übermäßig bissig und zeigt sowohl bei klaren als auch verzerrten Sounds charaktervolle Wah-Klänge, zumal das Pedal über seinen gesamten Regelbereich wunderbar präzise und gleichmäßig agiert. Das tut es auch im Volume Mode, bei dem die vollständig aufgestellte Wippe keinen Ton mehr durchlässt und gefühlvolle Einblend- oder Violineffekte ermöglicht.

Bedienen lässt sich das EP-1 sehr komfortabel, auch wenn der Fußschalter nur wenig schwerer auslöst als der des AMT WH-1. Somit eignet sich das Pedal auch für Sitzeinsätze. Bewegt man die Wippe, dringt aus dem Innern ein mechanisches Geräusch, welches vom Spiel zwischen Zahnstange und -rad verursacht wird, im Spielbetrieb jedoch nicht hörbar ist.


DAS MITTLERE

(Bild: Dieter Stork)

MORLEY 20/20 MINI CLASSIC SWITCHLESS WAH

Trotz seines geschrumpften Stahlblechgehäuses und Pedals ist das Morley unter den hier angetretenen Minis mit Abstand das Größte. Wie bei allen 20/20-Modellen hat Morley die Pedalwippe mit einer rutschhemmenden fluoreszierenden Trittfläche beklebt, deren Buchstaben und Umrandung im Dunkeln leuchten – sofern sie vorher einer Lichtquelle ausgesetzt waren. Gleiches gilt für das stirnseitig aufgebrachte Firmenlogo.

Ansonsten gibt es Input und Netzteilanschluss rechts, Output links, Batteriefach mit einfachem Batterie-Clip im verschraubten Bodenblech, eine rote Status-LED vorne rechts neben dem Pedal und kleine standsichere Gummifüßchen unten drunter. Nicht nur die Wah-Steuerung, sondern auch das Einschalten des Effekts übernimmt die verschleißfreie Optoelektronik. Bereits nach 2 mm Pedalweg – am breiten Wippenende gemessen – sind LED und Wah-Effekt am Start, wobei Letzterer im unteren Frequenzbereich startet und sich völlig gleichmäßig steuern lässt.

Die Switchless-Funktion arbeitet bis auf einen vernachlässigbaren dumpfen Schaltknacks geräuschfrei. Nimmt man den Fuß vom Pedal, bringt es eine darunter angebrachte Feder wieder in die Fersenposition, und das Switchless Mini wechselt ohne Verzögerung in den gepufferten Bypass. Das kleine Morley klingt exakt wie seine großen Classic-Brüder, nämlich glasklar, markant, bei Bedarf aber auch schreiend und bissig, das Ganze absolut nebengeräuscharm. Da die Spannung der Rückholfeder praxisgerecht gewählt wurde, lässt sich der Wah-Effekt feinfühlig und präzise steuern und auch im Sitzen komfortabel schalten.

Eine kleine Einschränkung gibt es dennoch: Da im Gegensatz zu konventionell schaltenden Wahs das Morley nach dem Aktivieren stets im unteren Frequenzbereich startet, entsteht zwischen Wah On und Bypass ein deutlich vernehmbarer Sound-Unterschied. So empfiehlt es sich, während des Wah-Einsatzes darauf zu achten, dass beim Anheben der Pedalwippe nicht ungewollt die sehr schnell reagierende Schaltfunktion aktiviert wird. Aus diesem Grund hat Morley im Innern auf der Platine ein Trimmpoti installiert, mit dem sich das Ausschalten nach Loslassen der Pedalwippe verzögern lässt (Wah Off Delay).


DIE GROSSEN

(Bild: Dieter Stork)

ARTEC APW-5

Eine der Besonderheiten des APW-5 ist neben seinem extrem günstigen Preis die spezielle, wie bei der Optoelektronik verschleißfreie Effektsteuerung. Unterschied hier: An der Pedalwippe ist eine Halterung mit einem Magnet befestigt. Ein gegenüber angeordneter Magnetfeldsensor misst die durch die Pedalbewegung variierenden Abstände, wodurch sich der elektrische Widerstand ändert.

Gehäuse und Pedal hat man aus 1,5 mm Stahlblech gebogen. Trotz der Spalten der unverschweißt aufeinandertreffenden Ecken macht die Verarbeitung der recht robusten Konstruktion einen tadellosen Eindruck. Eine verschraubte Bodenwanne, in die ein Batteriefach mit solidem Anschluss-Clip eingelassen wurde, stabilisiert das Gehäuse zusätzlich. Vier Gummifüße garantieren sicheren Stand, eine Gummiauflage mit Riffelblechstruktur gibt dem Fuß Halt. Die Netzteil- und Klinken-In/Out-Buchsen hat man ebenso mit dem Gehäuse verschraubt, wie den Fußschalter und den vor der Wippe platzierten Range-Regler, der den Wah-Frequenzbereich variiert. Ein Druckschalter optimiert die Range für den Einsatz mit Bässen. Rote bzw. grüne LEDs signalisieren Wah-Status und Bass Mode. Der Pedalwiderstand lässt sich nicht nachjustieren, wurde ab Werk jedoch praxisgerecht eingestellt.

Sowohl im Guitar als auch Bass Mode kann der Range-Regler zur Feinabstimmung des Wah-Frequenzbereichs genutzt werden und beschert damit dem Artec hohe Flexibilität bei der Anpassung an Clean- und Distortion-Sounds. Insgesamt liefert das APW-5 ansprechende, wenn auch etwas weniger ausdrucksstarke Wah-Effekte. Es arbeitet nebengeräuscharm, quietscht allerdings beim Bewegen der Wippe.

Ein echtes Manko ist jedoch die ungleichmäßige Effektsteuerung, denn schon nach etwa dem halben Pedalweg von der Fersenposition aus ist das Ende der Wah-nenstange erreicht. Der daraus resultierende kurze Pedalweg erschwert eine gefühlvolle und präzise Effektsteuerung. Aufgrund des etwas schwergängigen Fußschalters empfiehlt sich das APW-5 eher für den Einsatz im Stehen.


(Bild: Dieter Stork)

IBANEZ WH10V3

Der Version 3 des inzwischen rund 35 Jahre alten Vorgängers hat Ibanez ein Aludruckgussgehäuse mit rutschfesten Gummipads unterm Bodenblech spendiert. Die strukturierte Pedalfläche mit Gummieinlage in Höhe des Fußballens bietet sicheren Halt. In- und Output-Buchsen und der Anschluss für ein DC9V-Netzteil finden sich auf der Stirnseite. Auch Batteriebetrieb ist möglich, der 9-Volt-Block findet im Innern Kontakt per Budget-Clip. Das WH10V3 arbeitet mittels Poti und Pleuel, der über ein Gelenk mit dem Pedal verbunden ist.

Den bisherigen Dry-Ausgang hat Ibanez durch einen soliden, vorstehenden Schalter ersetzt, der die Bypass-Arten True und Buffered bietet.

Die Wah Ranges des Guitar/Bass-Schalters wurden mit 350-2200 Hz bzw. 175-1100 Hz beibehalten, die per Depth-Poti regelbare maximale Verstärkung der Frequenzspitze jedoch von +20dB auf +12dB gesenkt. Leider gibt es nur an der linken Gehäuseseite eine Status-LED, eine zweite an der rechten Seite wäre wünschenswert. Setzt man das WH10V3 als einzigen Effekt zwischen Gitarre und Amp ein, sind Klangunterschiede zwischen True und Buffered Bypass bei ausgeschaltetem Pedal kaum wahrnehmbar und somit zu vernachlässigen. Gleiches zeigt sich auch nach der Integration auf meinem Pedalboard, auf dem Geräte beider Bypass-Arten im Einsatz sind.

Schon immer war und ist das Ibanez WH10 für seinen eigenständigen, markanten, warmen Wah-Sound bekannt, der nicht ganz so offensiv schreit wie beispielsweise der eines Cry Baby. Die aktuelle Depth-Modifikation berücksichtigt die Praxis der meisten WH10- User, die den Regler in der 13-14 Uhr Position einstellten. Somit lässt sich die Verstärkung der Frequenzspitze nun feinfühliger und präziser variieren und sowohl mit Singlecoils als auch Humbuckern ausreichende Wah-Intensität bei Vollaussteuerung erzielen.

Das WH10V3 arbeitet nebengeräuscharm, und die Wah-On/Off-Schaltung ist am Amp nicht hörbar. Von Guitar auf Bass umgeschaltet, verlagert sich der Wah-Frequenzbereich eine Oktave tiefer, liefert fette Wah-Sounds und macht das Pedal auch für Bassisten interessant. Den Druckwiderstand des Fußschalters hat man nicht ganz perfekt dosiert, nämlich zu leicht fürs Betätigen im Stehen, optimal jedoch fürs Sitzen. In Kooperation mit dem Pleuel und der Pedalwippe agiert das Wah-Poti über den gesamten Regelbereich wunderbar gleichmäßig und gestattet präzise und gefühlvolle Effektsteuerung.


(Bild: Dieter Stork)

ZVEX VEXTER WAH PROBE

Das Wah-Wah mit der abgefahrensten Steuerung ist sicherlich das des US-Herstellers ZVEX Effects, der für unkonventionelle Boutique-Effekte mit kunterbunten Gehäusen bekannt ist. Das Wah Probe wird anstelle einer Pedalwippe ähnlich einer Theremin-Antenne über einen kapazitiven Abstandssensor und Optoelektrik gesteuert. Über der schwarzen Antennenplatte aus Kupfer – die mit dem ZVEX-Emblem – wird eine etwa 3-5 cm hohe Hochfrequenz-Energieblase mit rund einer Million Schaltzyklen pro Sekunde erzeugt. Wenn sich ein Fuß, eine Hand oder auch ein beliebiges feuchtes oder metallisches Objekt der Kupferplatte nähert, wird das Hochfrequenzfeld gestört. Der Schaltkreis reagiert, indem er die Leuchtstärke einer LED, die über eine Fotozelle den Wah-Schaltkreis kontrolliert, zunehmend erhöht. Die Wah-Schaltung ist übrigens die gleiche wie die des ZVEX Seek-Wah, allerdings ohne das Sequenzer-Modul. Zusätzlich wurde dem Wah Probe ein Booster spendiert.

Die komplette Elektronik hat ZVEX in ein Standard-Alugehäuse gepackt (Typ 1590B, 112x60x31 mm), an dessen Bodenwanne ein 1,6 mm dickes Stahlblech mit vier Gummifüßen vernietet wurde. Durch eine Bohrung ist auf der Unterseite ein Trimmer zugänglich, der das Hochfrequenzfeld und damit die Empfindlichkeit des Probe-Schaltkreises und gleichzeitig die „Fersenstellung“ des Wah-Effekts klanglich variiert. Stirnseitig sind die Regler Range (oberer Wah-Frequenzbereich), Volume (Wah-Lautstärke) und Mix (100% Dry bis 100% Effekt) verfügbar, rechts Input und DC9V-Netzteilanschluss, links Output, obendrauf ein solider Fußschalter, der die pultförmige Rampe aus 8 mm Acrylglas mit dem Alugehäuse verbindet und den Wah-Effekt scharf schaltet. Zwei recht kleine rote LEDs zeigen den Status bzw. den Abstand des Fußes zur Antenne an. Die Verarbeitung des Wah Probe ist vorbildlich, zudem finden ausnahmslos High-End-Komponenten Verwendung.

Vor der ersten Anwendung empfiehlt es sich, über den Trimmer die Empfindlichkeit des Probe-Schaltkreises zu justieren, auch wenn ZVEX bereits ein praktikables Werks-Setting vorgenommen hat. Allerdings reagiert die Elektronik unterschiedlich auf Füße, dünne und dicke Schuhsohlen. Je dicker die Sohlen, umso mehr werden die Höhen des Wah-Effekts gedämpft. Kompensieren lässt sich dies durch höhere Range-Settings. Einstellungen im unteren Range-Bereich liefern indes eher traditionelle, stimmen-ähnliche Wah-Sounds. In den meisten Fällen würde man das Mix-Poti auf 100% Wet drehen. Sinn macht der Regler jedoch bei vorgeschalteten Fuzz- oder Distortion-Effekten, da sich die Mischung von Zerre und Wah fein dosieren lässt. Auch Bassist:innen werden dieses Feature zu schätzen wissen.

Von klassischen bis zu experimentellen hält das ZVEX Wah Probe ein breites Spektrum an Wah-Sounds bereit, die sich mit Hilfe der sehr effizient eingreifenden Regler und natürlich mit dem sich über der Antennenplatte bewegenden Fuß (oder Hand) gestalten lassen. Dabei darf der Fuß nicht nur auf- und abwärts bewegt werden, sondern auch vor und zurück oder seitwärts die Antenne kreuzen, was vor allem im Sitzen hervorragend funktioniert. Um Wah-Effekte wie bei einem konventionellen Pedal durch Ab- und Aufwärtsbewegungen zu steuern, empfiehlt es sich, die Ferse auf dem Boden abzustützen, was für präzise Kontrolle ein wenig Übung erfordert. Zum Deaktivieren des Wah-Effekts muss nicht zwingend der Fußschalter herangezogen werden, sondern es reicht aus, wenn man außer Reichweite der Antenne bleibt, was einer Auto-On/Off-Schaltung gleichkommt. Sounds und Nebengeräusche betreffend rangiert das Wah Probe weit vorne. Interessant und spannend ist es allemal.


RESÜMEE

Da die vorgestellten Wah-Pedale hinsichtlich Funktionsweise, Ausstattung und Bedienung zu unterschiedlich sind, möchte ich auf ein Ranking verzichten. Klanglich orientiert sich die Mehrzahl, nämlich die mit Zahnstangen/Pleuel/Poti-Technik, am klassischen Cry Baby. Die per Optoelektrik betriebenen Modelle klingen insgesamt klarer und brillanter, lassen aber auch ein wenig Wärme vermissen. Alles Geschmackssache.

Mit Ausnahme des Valeton Surge EP-1 kommen alle Protagonisten in stabilen Aluguss- bzw. Stahlblechgehäusen, was keineswegs heißen soll, dass das Kunststoffgehäuse des EP-1 diesbezüglich Probleme hätte. Die Stabilität betreffend, hat das Plutoneium die Nase vorn. Alle Pedale hat man tadellos verarbeitet und hier und da lediglich am Batterie-Clip gespart.

Klanglich kann ich keinen Totalausfall melden. Das Morley ausgenommen, bieten alle Vertreter variable Parameter, das Fame, Mooer und Valeton sogar eine Volume-Funktion, die sich bei Ersterem lediglich manuell umschalten lässt. Die Klangerzeugung betreffend geben sich Artec und ZVEX innovativ.

Speziell Letzteres bietet mit seiner Theremin-artigen Steuerung kreativ inspirierende Bedienmöglichkeiten. Generell möchte ich den Herstellern ans Herz legen, die Sichtbarkeit der Status-LEDs zu optimieren, denn im Live-Einsatz sollte es möglich sein, auch optisch den Betriebsstatus kontrollieren können.

PLUS

  • Sensor- & Switch-Mode (Mooer)
  • Schalterlose Bedienung (Plutoneium, Mooer, Morley)
  • Ausstattung (Dunlop, Mooer, Plutoneium, ZVEX)
  • kreative Bedienmöglichkeiten (ZVEX)
  • Konzept (Plutoneium, ZVEX)
  • Verarbeitung
  • Bedienung

MINUS

  • keine Wah-Status-LED (Dunlop)

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2021)

Produkt: Treble Booster im Test
Treble Booster im Test
Der Treble Booster war in den 60er und 70er Jahren das Effektgerät schlechthin. Hol dir jetzt 4 Gratis-Testberichte zum Sound-Wunder!

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Schöne Auswahl!
    Latürnich fehlt mein Liebling, das CAE-Wah mit Booster und 2 Fasel-Spulen … aber was fasele ich (;-))

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Ein ganz schönes Gefasel mit diesen Fasel Spulen, gelle ?

      Auf diesen Kommentar antworten
  2. Mein Liebling ist mein VOX handwired Wah. That’s it.

    Auf diesen Kommentar antworten
  3. Wer weiss, was man bei einem Was macht, wenn die Wippe quietscht? Einfach Öl drauf oder eher Kettenfett z.B.??
    Danke für Tipps!
    Martin

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar zu Michael Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren