Test: Yamaha Pacifica Professional PACP12 & PACP12M
von Michael Dommers, Artikel aus dem Archiv
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(Bild: Dieter Stork)
Lange hat’s gedauert, bis die Anfang des Jahres auf der NAMM Show präsentierten Yamaha Pacifica Professional Modelle bei uns eintrafen. Soviel vorweg: Das Warten hat sich gelohnt.
Mit den Professionals frischt Yamaha seine Pacifica-Reihe nicht nur deutlich auf, sondern erweitert sie zugleich. Designed in Kooperation von Teams in Hamamatsu und Los Angeles werden die Gitarren in Japan gefertigt. Neben Highlights wie kompletter Gotoh-Hardware und Edelstahlbünden überraschen vor allem die zusammen mit der Firma Rupert Neve Designs entwickelten Pickups. Who the f… is Rupert Neve?! Der 2021 verstorbene Grammy-gekrönte Brite, seit den 60er-Jahren eine Koryphäe in Sachen Audio- und Studioelektronik, war weltweit anerkannter Mischpult- und Peripherie-Entwickler und Begründer der Firmen Rupert Neve Designs und Focusrite. Neve-Pulte gelten noch heute in Topstudios rund um den Globus als Nonplusultra der Analogtechnik. Umso erstaunlicher, dass Yamaha diese Firma für die Entwicklung ihrer Gitarren-Pickups gewinnen konnte.
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Um die Korpusresonanz wie auch die Übertragung von Schwingungen zwischen Hals und Body zu optimieren, setzt Yamaha mittels seiner Acoustic-Design-Technologie auf wissenschaftliche Prozesse wie 3D-Modeling, bei dem u. a. schmale, 10 mm tiefe Kanäle in die Decke gefräst werden.
Nach der Fertigstellung wird jede Gitarre dem Yamaha I.R.A. (Initial Response Acceleration) unterzogen, einem Einschwingverfahren, das die anfänglichen Spannungen zwischen Holz und Lackierung, Hals und Griffbrett sowie Korpus und Hardware löst. Auf diese Weise sollen den Gitarren von Beginn an die Schwingungs- und Sustain-Eigenschaften intensiv eingespielter Instrumente beigebracht werden.
ROSEWOOD VS. MAPLE
Mit Ausnahme der Griffbretter, den entsprechend farblich abgesetzten Bar-Inlays und Sidedots – hier weißes Perlmutt, dort schwarzer Kunststoff – und natürlich den high gloss polierten Body Finishes, sind unsere Protagonistinnen 100% identisch. Nun ja, sofern man das von Hölzern überhaupt sagen kann.
Während die Erle-Bodys die gewohnte Silhouette der Yamaha-Pacifica-Modelle besitzen, hat man die frontseitige Armauflage neu gestaltet und den rückseitigen Belly Cut großzügiger gefräst und ebenso ergonomisch gestaltet wie den Halsübergang. Dies alles bietet allerhöchsten Tragekomfort und ermöglicht entspanntes Bespielen der höchsten Lagen. Ein stählernes Zargenblech trägt die Klinkenbuchse. Im abgeschirmten, Oberkante bündig abgedeckten E-Fach finden hochwertige Bauteile vom japanischen Hersteller Noble Verwendung, und zwar ein RV24 Volume-Poti mit Treble-Bleed-Schaltkreis und ein VB16ZS Tone-Poti mit Pull-Push-Switch.
Das aufgeräumte E-Fach ist mit Abschirmfarbe versehen. (Bild: Dieter Stork)
Die Hälse zeigen liegende Jahresringe und sind mit feinporigen Palisander- bzw. Ahorngriffbrettern mit Compound-Radien von 10-14″ ausgestattet. Auf diesen verteilen sich 22 vorbildlich bearbeitete und polierte Mediumbünde aus Edelstahl. Präzise und passgenau in den Halstaschen eingebettet und von jeweils 4 einzeln unterlegten Schrauben gehalten, gibt sich die Hals/Korpus-Verbindung äußerst stabil und garantiert beste Schwingungsübertragung. Die komfortable Einstellung der Halskrümmung übernehmen ein stirnseitiges Justierrad und der beiliegende Stahlstift. Optimal abgerichtete GraphTech-Tusq-Sättel führen die Saiten zu den präzise und smooth arbeitenden Gotoh Magnum Lock-Trad Tunern.
Gotoh Locking Tuner (Bild: Dieter Stork)
Zwei String Trees erhöhen den Satteldruck der E1/H2- und G3/D4-Saiten. Das bis auf den rückseitigen Block komplett aus Stahlkomponenten gefertigte Gotoh-Vibrato hängt an zwei arretierbaren Schraubbolzen schwebend parallel zur Decke. Die rückseitige Abdeckung erlaubt direkten Zugriff auf die Federspannschrauben. Per Innengewinde wird der Hebelarm in seine Aufnahme geschraubt, in der eine justierbare Kunststoffmanschette für variables Drehmoment bei festem Sitz sorgt.
Vibratohebel mit Innengewinde (Bild: Dieter Stork)
Die Reflectone Singlecoils hat man am Pickguard montiert, der Humbucker ruht höhenjustierbar im Korpusholz. Master-Volume- und Master-Tone-Potis – Letzteres mit Coilsplit-Funktion – und ein Fünfweg-Blade-Schalter verwalten die Tonabnehmer. Abgesehen vom Coilsplit, der beim Ziehen des Tone-Knopfes die Stegspule des Humbuckers verstummen lässt, ist die Schaltung Strat-konform, sodass unterm Strich 7 Klangvarianten zur Verfügung stehen.
Spielgefühl, Sound und Resümee auf Seite 2 …
Abgerundeter Halsübergang (Bild: Dieter Stork)
WOHLFÜHLFAKTOR 10
Da beide PACP12 perfekt eingestellt bei mir eintrafen, konnte ich sie „right out of the case“, ohne Nachjustieren, anspielen. Sofort wird deutlich: Ergonomie, Tragekomfort, Gewicht (beide bringen exakt 3,57 kg auf die Digitalwaage!), Haptik von Hals und Bünden, Balance am Gurt und auf dem Bein – alles vom Feinsten. Und beide schwingen an Korpus und Hals höchst intensiv. Die satinierten Hälse und Griffbretter bieten glatten, holzig angenehmen Grip.
Hier dürften sich sogar stark schwitzende Hände wohlfühlen, zumal die Medium-Edelstahlbünde vorbildlich bearbeitet wurden und die Vorteile der Compound-Radien in den unterschiedlichen Lagen deutlich werden. Auch klanglich lassen unsere beiden Protagonistinnen nichts anbrennen. Unverstärkt tönen beide kraftvoll, ausgewogen, luftig, lebendig und spritzig. Jeder angeschlagene Ton ist direkt und akzentuiert am Start, entfaltet sich blitzschnell und klingt langsam und gleichmäßig ab. In puncto Sustain überzeugen beide PACP12s gleichermaßen. Zwar kommen die Obertöne zunächst ein wenig defensiv daher, am Amp entwickeln sie jedoch mit Hilfe der Pickups enorme Präsenz. Im direkten Vergleich erscheint das Maple-Neck-Modell etwas knackiger, brillanter und direkter, während die Rosewood mit weicherer Ansprache etwas wärmer klingt.
Die Singlecoils bescheren diesen modernen Strat-Interpretationen u. a. auch klassische Vintage-Klänge. Die Bässe drücken, und die Mitten perlen definiert und klar aus den Lautsprechern, zeigen perfekte Balance und gut dosierte Wärme. Gleichzeitig brillieren deren Höhen transparent und spritzig, das Ganze gekrönt von reichlichem Obertongehalt. Die durch den Steg-Humbucker in Richtung Hals verschobene Position des mittleren Einspulers liefert etwas mehr Klangfülle als sein traditionell platziertes Pendant, bleibt dabei jedoch wunderbar klar, artikuliert und luftig. Da ich diese Eigenschaften auch dem Halspickup attestieren kann, bringen beide beeindruckende Transparenz und Vitalität ans Ohr, gepaart mit fein reagierender Dynamik. Entsprechend glänzen auch die nasalen In-Between-Sounds beider parallel geschalteten Singlecoils mit Klarheit und Authentizität, wobei der Mittelpickup dank umgekehrter Wicklungen und Polarität (RW/RP) etwaige Nebengeräusche effizient eliminiert.
Der Wechsel zum Steg-Humbucker geht mit einem moderaten, aber dennoch deutlich vernehmbaren Pegelanstieg einher, bei dem alles andere als die erwartete Mittenkeule aufgefahren wird, sondern sich ein kraftvolles, ausgewogenes Klangbild präsentiert. Dabei setzt sich der Humbucker luftig, transparent, spritzig, mit knackigen Bässen, perkussiven Mitten, klaren Höhen und reichem Obertonspektrum in Szene und liefert nicht nur charaktervolle Clean-, sondern auch prägnante, durchsetzungsstarke Crunch-, High-Gain- und Leadsounds, die mit präziser Saitentrennung, hoher Transparenz, exzellenter Dynamik und beachtlichem Sustain punkten. Wenn sich in Schalterposition 2 der Humbucker mit dem mittleren Singlecoil paart, gibt es deutliche Anleihen an die stegseitigen In-Between-Klänge, wenngleich der Doppelspuler hier für mehr Klangfülle sorgt. Zieht man den Knopf des Tone-Potis hoch, verstummt die Stegspule des HH7b, und ich erfreue mich an einer sehr gelungenen und nahe am Original tönenden Kombi der beiden Singlecoils, die 1978 das „Sultans of Swing“ prägten. Ich belasse den Tone-Knopf in dieser Position, schalte auf den Humbucker und höre dessen Stegspule solo. Deren angenehm bissig spritziger Twang dürfte selbst eingefleischten Country-Pickern gefallen. Sämtliche Einzelspulen und deren Kombis kooperieren bestens mit unterschiedlichen Zerrintensitäten, wobei einzeln betriebene Singlecoils naturgemäß Brummgeräusche verursachen.
Beide Potis agieren über ihre gesamten Regelwege wunderbar gleichmäßig und gestatten präzise Feinabstimmung von Gain/Output und Klang. Während der Tone-Regler angenehm leichtgängig daherkommt, rotiert Volume eher zäh, was bei Ein-Finger-Benutzung durch die Rändelung der Knöpfe zumindest etwas kompensiert wird. Als willkommenes Goodie erweist sich die Treble-Bleed-Schaltung, die Höhenverluste beim Reduzieren des Output Levels wirkungsvoll in Grenzen hält.
Dank Gotoh-Locking-Tunern und Tusq-Sattel arbeitet das Gotoh 2-Punkt Vibrato erstaunlich stimmstabil und nimmt sogar extensivere Bendings relativ gelassen hin.
Spoke-Wheel-Halsjustierrad (Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Die neuen Yamaha Pacifica Gitarren tragen ihren Beinamen „Professional“ zu Recht. Selten treffe ich auf neue Instrumente wie diese, die aus dem Koffer heraus perfekt spielbar sind und dank spezieller, resonanzfördernder Fräsungen und Yamaha-eigenem Einschwingverfahren wie jahrelang gespielt klingen und sich auch so anfühlen, auch wenn sie weder aged, reliced noch distressed wurden. Die Rupert Neve Design Pickups überzeugen auf ganzer Linie und liefern erfrischende, vintage-orientierte wie auch moderne Sounds, die die schwingfreudige Konstruktion vorbildlich überträgt. Top bearbeitete Edelstahlbünde, Tusq-Sattel, Compound-Griffbrett, Halsjustierrad, High-End-Hardware und wertige Elektrikkomponenten, tadellos funktionierendes Vibrato, ergonomische Formgebung, geschmackvolles Finish-Angebot, rundum makellose Verarbeitung. Das alles gibt es zum überaus fairen Preis. Punkt. ●