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Test: Yamaha Pacifica Professional PACP12 & PACP12M

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Abgerundeter Halsübergang (Bild: Dieter Stork)

WOHLFÜHLFAKTOR 10

Da beide PACP12 perfekt eingestellt bei mir eintrafen, konnte ich sie „right out of the case“, ohne Nachjustieren, anspielen. Sofort wird deutlich: Ergonomie, Tragekomfort, Gewicht (beide bringen exakt 3,57 kg auf die Digitalwaage!), Haptik von Hals und Bünden, Balance am Gurt und auf dem Bein – alles vom Feinsten. Und beide schwingen an Korpus und Hals höchst intensiv. Die satinierten Hälse und Griffbretter bieten glatten, holzig angenehmen Grip.

Hier dürften sich sogar stark schwitzende Hände wohlfühlen, zumal die Medium-Edelstahlbünde vorbildlich bearbeitet wurden und die Vorteile der Compound-Radien in den unterschiedlichen Lagen deutlich werden. Auch klanglich lassen unsere beiden Protagonistinnen nichts anbrennen. Unverstärkt tönen beide kraftvoll, ausgewogen, luftig, lebendig und spritzig. Jeder angeschlagene Ton ist direkt und akzentuiert am Start, entfaltet sich blitzschnell und klingt langsam und gleichmäßig ab. In puncto Sustain überzeugen beide PACP12s gleichermaßen. Zwar kommen die Obertöne zunächst ein wenig defensiv daher, am Amp entwickeln sie jedoch mit Hilfe der Pickups enorme Präsenz. Im direkten Vergleich erscheint das Maple-Neck-Modell etwas knackiger, brillanter und direkter, während die Rosewood mit weicherer Ansprache etwas wärmer klingt.

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Die Singlecoils bescheren diesen modernen Strat-Interpretationen u. a. auch klassische Vintage-Klänge. Die Bässe drücken, und die Mitten perlen definiert und klar aus den Lautsprechern, zeigen perfekte Balance und gut dosierte Wärme. Gleichzeitig brillieren deren Höhen transparent und spritzig, das Ganze gekrönt von reichlichem Obertongehalt. Die durch den Steg-Humbucker in Richtung Hals verschobene Position des mittleren Einspulers liefert etwas mehr Klangfülle als sein traditionell platziertes Pendant, bleibt dabei jedoch wunderbar klar, artikuliert und luftig. Da ich diese Eigenschaften auch dem Halspickup attestieren kann, bringen beide beeindruckende Transparenz und Vitalität ans Ohr, gepaart mit fein reagierender Dynamik. Entsprechend glänzen auch die nasalen In-Between-Sounds beider parallel geschalteten Singlecoils mit Klarheit und Authentizität, wobei der Mittelpickup dank umgekehrter Wicklungen und Polarität (RW/RP) etwaige Nebengeräusche effizient eliminiert.

Der Wechsel zum Steg-Humbucker geht mit einem moderaten, aber dennoch deutlich vernehmbaren Pegelanstieg einher, bei dem alles andere als die erwartete Mittenkeule aufgefahren wird, sondern sich ein kraftvolles, ausgewogenes Klangbild präsentiert. Dabei setzt sich der Humbucker luftig, transparent, spritzig, mit knackigen Bässen, perkussiven Mitten, klaren Höhen und reichem Obertonspektrum in Szene und liefert nicht nur charaktervolle Clean-, sondern auch prägnante, durchsetzungsstarke Crunch-, High-Gain- und Leadsounds, die mit präziser Saitentrennung, hoher Transparenz, exzellenter Dynamik und beachtlichem Sustain punkten. Wenn sich in Schalterposition 2 der Humbucker mit dem mittleren Singlecoil paart, gibt es deutliche Anleihen an die stegseitigen In-Between-Klänge, wenngleich der Doppelspuler hier für mehr Klangfülle sorgt. Zieht man den Knopf des Tone-Potis hoch, verstummt die Stegspule des HH7b, und ich erfreue mich an einer sehr gelungenen und nahe am Original tönenden Kombi der beiden Singlecoils, die 1978 das „Sultans of Swing“ prägten. Ich belasse den Tone-Knopf in dieser Position, schalte auf den Humbucker und höre dessen Stegspule solo. Deren angenehm bissig spritziger Twang dürfte selbst eingefleischten Country-Pickern gefallen. Sämtliche Einzelspulen und deren Kombis kooperieren bestens mit unterschiedlichen Zerrintensitäten, wobei einzeln betriebene Singlecoils naturgemäß Brummgeräusche verursachen.

Beide Potis agieren über ihre gesamten Regelwege wunderbar gleichmäßig und gestatten präzise Feinabstimmung von Gain/Output und Klang. Während der Tone-Regler angenehm leichtgängig daherkommt, rotiert Volume eher zäh, was bei Ein-Finger-Benutzung durch die Rändelung der Knöpfe zumindest etwas kompensiert wird. Als willkommenes Goodie erweist sich die Treble-Bleed-Schaltung, die Höhenverluste beim Reduzieren des Output Levels wirkungsvoll in Grenzen hält.

Dank Gotoh-Locking-Tunern und Tusq-Sattel arbeitet das Gotoh 2-Punkt Vibrato erstaunlich stimmstabil und nimmt sogar extensivere Bendings relativ gelassen hin.

Spoke-Wheel-Halsjustierrad (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Die neuen Yamaha Pacifica Gitarren tragen ihren Beinamen „Professional“ zu Recht. Selten treffe ich auf neue Instrumente wie diese, die aus dem Koffer heraus perfekt spielbar sind und dank spezieller, resonanzfördernder Fräsungen und Yamaha-eigenem Einschwingverfahren wie jahrelang gespielt klingen und sich auch so anfühlen, auch wenn sie weder aged, reliced noch distressed wurden. Die Rupert Neve Design Pickups überzeugen auf ganzer Linie und liefern erfrischende, vintage-orientierte wie auch moderne Sounds, die die schwingfreudige Konstruktion vorbildlich überträgt. Top bearbeitete Edelstahlbünde, Tusq-Sattel, Compound-Griffbrett, Halsjustierrad, High-End-Hardware und wertige Elektrikkomponenten, tadellos funktionierendes Vibrato, ergonomische Formgebung, geschmackvolles Finish-Angebot, rundum makellose Verarbeitung. Das alles gibt es zum überaus fairen Preis. Punkt. ●

Plus

● vielfältige, charaktervolle Sounds

● Resonanzeigenschaften

● Dynamik & Sustain

● Qualität Hölzer & Gotoh-Hardware

● Reflectone-Pickups

● Edelstahlbünde

● Spielbarkeit

● Verarbeitung

● Preis-Leistungs-Verhältnis


(erschienen in Gitarre & Bass 11/2025)

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