Music City Driver

Test: Thorn Soundlabs Basstard Flex Bass Overdrive

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

Anfang des Jahres tauchte auf der NAMM-Show eine Firma wie aus dem Nichts mit gleich neun Pedalen auf. Thorn Soundlabs gibt es eigenen Angaben zufolge seit 2021. Gegründet wurde das Unternehmen in der Music City Nashville, wo Ingenieure, erfahrene Tourmusiker, Branchenveteranen und leidenschaftliche Sound-Enthusiasten zusammenkamen, um Pedale zu entwickeln, die sie als eigenständige Instrumente verstehen.

Aufbau

Zwei dieser „Instrumente“ sind explizit für Bass entwickelt, der charmant benannte „Basstard“ (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Okko-Pedal) darf als Flex Bass Overdrive den (Test-)Anfang machen. Wie bei allen Thorns findet die Fertigung in China statt – und das sehr hochwertig.

Anzeige

Schon das Auspacken vermittelt ein gutes Gefühl: Der stabile Karton wirkt sowohl haptisch als auch optisch wertig. Dies setzt sich mit dem Pedal fort. Das stabile Metallgehäuse ist etwas größer, dafür aber schön aufgeräumt. Alle Anschlüsse – also Input und Output sowie der Netzteilanschluss – sitzen an der Stirnseite, was die meisten Nutzer:innen von Pedalboards optimal finden dürften. In der oberen Reihe der mit dem Gehäuse verschraubten und mit griffigen Knöpfen versehenen Regler befinden sich in den äußeren Positionen Gain und Volume, was ziemlich selbsterklärend ist. Die beiden Knöpfe dazwischen hingegen nicht.

Die Begriffe „Damping“ und „Headroom“ kommen in Verstärkerdiskussionen durchaus vor, als Regler an einem Verzerrer hingegen eher selten. Zur Funktion kommen wir gleich. Die untere Reihe bedarf keiner großen Erklärung: Die Klangregelung, die nur auf das Zerrsignal wirkt, bietet laut Beschreibung des Pedals „parametrische (…) Regler für Bass, Mid und Treble“. In der Praxis arbeiten Bass und Höhen bei Festfrequenzen und die Centerfrequenz der Mitten kann per Schiebeschalter vierfach variiert werden – es handelt sich also um eine Mitten-Semiparametrik. Über den Blend-Regler kann das Zerrsignal mit dem direkt am Input abgegriffenen Clean-Tone gemischt werden.

An zwei Minischaltern kann weiterer Einfluss auf die Drive-Sektion genommen werden. Der „Class A/AB“-Schalter simuliert unterschiedliche Endstufenschaltungen, die den Ton rauer und kantiger (Class A) oder eher gleichmäßiger (Class AB) klingen lassen sollen. Mit dem „Symmetry“-Switch lässt sich die Art des Clippings zwischen symmetrisch und unsymmetrisch wählen. Letzteres bearbeitet nur eine Seite des Wellenform-Signals, was für einen bissigeren und offeneren Klang sorgen soll. Im Vergleich dazu klingt das gleichmäßige Verzerren beider Wellenseiten mit mehr Kompression singender. Sowohl die Regler als auch die Schalter machen einen sehr stabilen Eindruck. Das gilt auch für den Fußschalter, der satt rastend und mit LED-Anzeige zwischen Effekt und True Bypass wählt. Gummifüße sind nicht vorhanden, das Pedal kommt mit blankem Boden aus dem Karton. Das lässt sich aber je nach gewünschter Nutzung ändern: Ein großflächiger, dicker, rutschfester Aufkleber ist ebenso dabei wie ein selbstklebender Klett in gleicher Form fürs Pedalboard – das ist gut durchdacht!

Sounds und Resümee auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

Sounds!

So, jetzt geht es los: Das Pedal mit der dezenten Kettenhund-Grafik wird zwischen Bass und Verstärker geschaltet und auf Klangreise geschickt! Die Klangregler kommen in die gefühlte Mittelposition (da sie nicht rastend sind), der Blend-Regler wird voll aufgedreht, für den reinen Zerrsound, der erstmal asymmetrisch und in Class AB clippen soll. Die obere Reihe wird komplett zugedreht, bis auf Volume, damit überhaupt was zu hören ist. Je nach Pickup-Leistung klingt es noch fast clean bis leicht knusprig – schon mal eine gute Grundlage! Wenn ich den Gain-Regler weiter aufdrehe, komme ich immer mehr in den versprochenen Overdrive-Bereich, es bleibt aber eher mild.

Reicht noch nicht? Ein Dreh am Headroom-Poti ändert das, denn das gibt den Grad der Verzerrung vor. Macht das nicht schon Gain? Ja, und trotzdem finde ich diese doppelte Regelung nach kurzer Zeit sehr einleuchtend: Gain ist recht feinfühlig mit eher geringer Bandbreite, Headroom gibt vor, wo diese Bandbreite anfangen oder enden soll. Ganz zugedreht habe ich Max Headroom, voll aufgedreht bekomme ich maximale Verzerrung. Das ist tatsächlich präziser, als Gain mit entsprechend größeren Reserven zu versehen, die sich dann auf einem kleineren Regelweg ballen.

Die erreichbare Zerre ist immer noch Overdrive, aber schon sehr saftig. Mit der Klangregelung lässt sich das sehr schön abstimmen, vor allem der Mittenregler glänzt mit seinen unterschiedlichen Center-Frequenzen von tief-drückend bis hochmittig-beißend – oder eben nicht, wenn ich absenke statt anzuheben. Obwohl es als interaktives Tone Stack beschrieben wird, hält sich die gegenseitige Beeinflussung in der Realität zum Glück in Grenzen.

Während der Umschalter von Class AB auf A zunächst recht subtil agiert, kann ich das vom Symmetry-Switch nicht behaupten. War der Ton gerade noch offen und mit wenig Mühe gut zu dämpfen, bekommt er mit symmetrischer Verzerrung vor allem in Class A eine gehörige Portion singendes Sustain aufgedrückt – herrlich, um sich in den hohen Lagen auszutoben! Sollte sich am tiefen Ende des Griffbretts (da, wo Geld verdient wird, wie wir alle wissen) eine gewisse Matschigkeit einstellen, schafft der Damping-Regler Abhilfe. Hier findet die Dämpfung des Bassbereichs durch einen Hochpass statt, zunehmend aufgedreht werden dem Zerrsignal immer mehr Tiefen entzogen.

Bei asymmetrischem Clipping ist der Effekt heftiger als bei symmetrischem, und hat dann auch mehr Einfluss auf den Zerrgrad an sich. Ab einem bestimmten Punkt wird es – abhängig von Bass, Amp und den sonstigen Einstellungen am Pedal, am EQ und den Charakter-Schaltern – dünn und nicht mehr (Band-)tragfähig. Aber es gibt ja noch das bis dato unberührte Blend-Poti. Hier wird das reine Clean-Signal mit gutem Regelweg fein abstimmbar zugegeben und mischt sich erfreulich organisch ein. Nur wenn ich es so möchte, ergibt sich das Gefühl zweier nebeneinanderstehender Signale. Ansonsten füllt sich hier der Low-End-Bereich wieder auf oder dunkles Geknurre wird mit klarem Attack versorgt.

Resümee

Dem eigenen Anspruch als „Flex Bass Overdrive“ macht der Thorn Basstard alle Ehre. Verwurzelt in traditionellem Overdrive bietet das Pedal neben einer soliden Bauweise zahlreiche Möglichkeiten, den Sound zu beeinflussen. Diese reichen von subtil bis plakativ und von gängigem Standard bis hin zu Originellem. Dabei sind sie in jedem Fall sehr stimmig kombiniert und kombinierbar. Für einen Zerrer ist das Pedal zudem überraschend arm an Nebengeräuschen. Dank chinesischer Fertigung ist das Pedal für das Gebotene zudem noch wirklich günstig. Eine explizite, moderne Metal-Zerre kann der Basstard zwar nicht, dafür aber vieles andere. Wer auf der Suche nach einem guten und sehr flexiblen Bass-Overdrive ist, sollte den Thorn Basstard unbedingt ausprobieren! ●

Plus

● Sounds / Möglichkeiten
● stabile Bauweise
● Nebengeräuschverhalten
● Konzept


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2025)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.