Test: Tasha Tasty 19 PT

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(Bild: Dieter Stork)

Oft sind es gerade die kleinen Hersteller, die mit innovativen Ideen und Designs überraschen. So auch im Fall von Tasha Amplification. Jede Menge Knowhow und jahrelange Erfahrung mit Wartung, Reparatur und Customizing von Gitarren- und Bassverstärkern motivierte Thomas Meyer, mit einem eigenen Amp-Design durchzustarten. So geht sein Tasha Tasty 19 PT in unserem Fachmagazin quasi auf Jungfernfahrt.

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Tom Meyer nennt seine Kombi aus 19-Watt-Mini-Vollröhrentop mit Siliziumgleichrichtung und 1×12-Box „Connected Combo Design“, die mit Hilfe einer zentralen M6-Schraube mit griffigem Knauf blitzschnell zu einer Combo-Einheit verbunden werden können. Das Besondere: Ein Lautsprecherkabel ist nicht erforderlich, da je zwei flachköpfige Inbusschrauben auf Box-Ober- und Amp-Unterseite beim Abstellen des Tops die Verbindung herstellen. Für sicheren dauerhaften Kontakt sorgen Druckfedern in den oberen Schrauben.

Um das Topteil flexibel einsetzen zu können, hat ihm Thomas Meyer einen zusätzlichen 8-Ohm-Ausgang für externe Lautsprecher spendiert. Bei der halboffenen Box wurde indes auf einen Klinkenanschluss verzichtet. Somit lässt sie sich ausschließlich mit dem Tasty-Top betreiben.

(Bild: Dieter Stork)

AUSSEN & INNEN

Beide Gehäuse bestehen aus 15 mm Birkensperrholz und wurden sorgfältig mit cremefarbenem und violettem Tolex bezogen, was speziell bei den zusätzlichen Aufbauten der Box extremen Arbeitsaufwand bedeutet. Diese verleihen dem Tasty 19 lediglich sein individuelles Design, klangliche Vor- oder Nachteile bringen sie indes nicht. Zukünftig soll Pappelsperrholz das Gewicht beider Komponenten noch weiter reduzieren.

Sämtliche Ecken werden durch aufgenageltes Leder, der von hinten montierte Jensen N12K Vintage Neodymium Speaker von straffem Front-Gewebe mit Kedereinfassung geschützt. Der komfortable Kunstledergriff trägt die gerade mal 15 kg wiegende Kombi ohne Probleme, sodass man bei der Box auf Griffe verzichtet hat. Große Gummifüße sichern den Stand, die des Tops versinken in entsprechenden, mit Filz ausgelegten Vertiefungen in der Box. Um beide Komponenten zu vereinen, stellt man Ersteres auf Letztere, klappt den oberen, mittels solider Möbelscharniere montierten Teil ihrer Rückwand hoch und dreht die Zentralschraube in das Einschlaggewinde des Tops.

Praktisch: klappbare Rückwand (Bild: Dieter Stork)

Alles passt perfekt ineinander und ist in wenigen Augenblicken erledigt. Die Kombi zeigt echte Eyecatcher-Qualitäten, zudem kann die farbliche Gestaltung inklusive Frontbespannung vom Kunden gewählt werden. Zum Lieferumfang zählen zwei hochwertige, gepolsterte Kunstleder-Cover. Diese wurden so geschickt konzipiert, dass zunächst das komplette Top verhüllt, und dann das mit einem Ausschnitt für den Amp versehene Cover der Box darüber gestülpt wird. Das hätten Christo und Jeanne-Claude auch nicht besser hinbekommen.

Die Holzgehäuse, das am Boden verschraubte Amp-Chassis aus 2 mm Alublech, die Bestückung und Punkt-zu-Punkt-Verdrahtung werden in der eigenen Werkstatt in Uetersen am nordwestlichen Rand von Hamburg komplett von Hand gefertigt bzw. vorgenommen. Im Innern des Tops ruht das dicke, mit Lötstützpunkten und hochwertigen, großzügig dimensionierten Bauteilen bestückte Turret-Board auf Stützen.

Großformatige kanadische Trafos und Qualitäts-Elkos sorgen für mehr Sicherheit und Headroom. Potis, Buchsen, Schalter, Kondensatoren, Widerstände usw. wurden ebenso selektiert und abgestimmt wie die Röhren, die in sehr stramm packenden Keramiksockeln stecken und per Alukappen bzw. Federspannern gesichert werden. Steckschuhe und etliche weitere Verbindungen hat man mit Schrumpfschläuchen isoliert. Sechs weiße LEDs beleuchten die Frontplatte indirekt – das ist nicht nur ein weiteres Designelement, sondern überaus praktisch. Konstruktion und Verarbeitung sind exzellent und zeugen von Erfahrung und solidem Handwerk.

Die Bedienfelder von Front und Rückseite werden durch die vorstehenden Gehäuseränder geschützt, hinten sorgt ein Streckgitter für Luftzirkulation. Angesichts des Amp-Formats wurde die Frontplatte üppig bestückt: Eine große Betriebsanzeige (Pilot Lamp), ein kombinierter Off/Standby/On-Schalter, ein Leistungsschalter 19/11 Watt (Pentode/Triode), eine 3-Band-Klangregelung, ein Voicing-Schalter (Basic/Tasty), ein Volume-Regler und der Input. Die Rückseite kann locker mithalten: Netzbuchse mit Main-Sicherungsfach, Halter für HT-Sicherung, Feedback-Damping-Poti, Speaker Out (8 Ohm, min. 25 Watt), Presence-Regler sowie serieller FX-Loop mit Send, Return und Bypass-Schalter.

(Bild: Dieter Stork)

WATT AUFS OHR

Bringt man den Tasty 19 in den Standby Mode, strahlen die sechs LEDs die Bedienfläche von oben an und die Pilot Lamp leuchtet … na wie schon? … violett natürlich. Um die Röhren zu schonen, empfiehlt Thomas Meyer eine Aufheiz-/Standby-Dauer von ca. zwei Minuten. Ich bringe erstmal alle Regler inklusive Presence und Damping Factor in 12-Uhr-Position, Voicing-Schalter auf Basic, Leistung auf 19 Watt, Volume auf Null. Etwa in der 10-Uhr-Position des Volume-Reglers entlocken die 58-style PAF-Humbucker meiner Les Paul dem Tasty 19 erstes Anzerren. Wohlgemerkt bei heftig angeschlagenen Chords.

Lässt man es mit dem Anschlag etwas gemächlicher angehen, dringen wunderbar klare, luftige, vor allem aber sehr dynamische Cleansounds aus dem Jensen-N12K-VintageNeodymium-12-Zöller. Der Voicing-Schalter beschert im Basic Setting einen wärmeren, mittigeren Klang, an dem Jazzgitarristen Gefallen finden dürften. Als Blueser und Rocker ziehe ich die höhenbetontere und klarere Tasty-Position vor, die den Sound noch mehr durchlüftet und das Durchsetzungsvermögen erhöht. Bei einer 60s-Strat mit Vintage-Einspulern liegt der Break-Up-Point etwa bei 12-Uhr-Stellung des Volume-Reglers. Dieser hebt über seinen gesamten Regelweg den Amp-Pegel völlig kontinuierlich an, sodass sich Einstellungen sehr präzise vornehmen lassen.

Ich drehe das Tasty-Volume voll auf. Jetzt liefert der Amp Classic-Rock-Verzerrung vom Allerfeinsten für Rhythmus- und Solospiel gleichermaßen. Druckvoll, sehr differenziert, klar, transparent und mit enormer Dynamik, die sensibel auf jede Nuance des Spiels und Anschlags reagiert. Allein mit dem Volume-Poti der Gitarre steht eine Palette von Clean bis Classic Lead zur Verfügung, wobei kaum nennenswerte Höhen- und nur geringe Pegeleinbußen zu verzeichnen sind. Tschüss Overdrive-Pedal!

Gleichzeitig nimmt einem der Tasty 19 jegliche Zweifel bezüglich ausreichender Lautstärke im Band-Kontext. Soll es bei Vollaussteuerung nicht ganz so laut werden, empfiehlt sich die Leistungsreduzierung auf 11 Watt. Selbst bei voll aufgedrehtem Volume-Regler greifen die drei interagierenden Klangregler höchst effizient ins Klanggeschehen ein und ermöglichen mehr als nur Korrekturen.

Nicht weniger wirkungsvoll agieren Presence und Feedback Damping auf der Rückseite. Letzteres kontrolliert die negative Endstufengegenkopplung, die den Klirrfaktor, die daraus resultierende Lautstärke und den Höhenanteil bestimmt. Bei voll aufgedrehtem Regler nimmt das Feedback Damping keinen Einfluss auf den Klang und liefert den größtmöglichen Ausgangspegel, druckvollere untere Mitten und Bässe sowie die meisten Höhen.

Dreht man den Regler indes ganz nach links, entfaltet die Dämpfung ihre volle Wirkung, der Sound wird wärmer und runder. Somit lässt sich stufenlos zwischen vintage-warm und modern brillant regeln. Eine ausgewogene Basis bietet die mit „Tasty“ markierte 12-Uhr-Position.

Der extrem leichte Jensen-N12K-Vintage-Neodymium-Lautsprecher wurde speziell auf den Tasha Tasty 19 abgestimmt, unterstützt mit seinem hohen Wirkungsgrad dessen Lautstärke und überträgt die luftig lebendigen Sounds und die Dynamik in bester Manier. Alternativ bietet Tasha Amplification einen 50-Watt-Speaker mit Keramikmagnet an, der allerdings das Gewicht der Box erhöht. Der serielle FX-Loop arbeitet hinsichtlich Pegel und Signaltreue vorbildlich und akzeptiert Pedale wie Rack-Geräte (wie z. B. EQ, Phaser, Tremolo, Modulation Delay, Reverb). Um Nebengeräusche zu minimieren, sollte jedoch auf korrekte Pegelabstimmung am angeschlossenen Gerät geachtet werden.

Der Tasha Tasty 19 selbst arbeitet jedenfalls extrem nebengeräuscharm. Bei Nichtbenutzung des FX-Loop kann er mit Hilfe des Bypass-Schalters komplett aus dem Signalweg genommen werden. Um sie flexibler einsetzen zu können, hätte ich mir die Möglichkeit der Seriell/Parallel-Nutzung schalt- oder regelbar gewünscht. Mit einem externen Splitter/Mixer lässt sich dies jedoch leicht realisieren.

Stack mit Covers (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Tasha Amplification – ein neuer Name im Verstärker-Business. Hier fertigt man nicht, wie etliche andere Boutique-Hersteller, Clones von Amp-Klassikern, sondern entwickelt eigene Design- und Schaltungskonzepte, wie z. B. das ohne Speaker-Kabel auskommende Connected Combo Design. Um möglichst große Klangvielfalt zu erzielen, ist der Grundsound des Tasty 19 PT modern ausgelegt. So präsentiert er sich dank wirkungsvoller Klangregelung, Voicing-Schalter, Feedback-Damping- und Presence-Regler sowie seriellem FX-Loop mit Bypass-Schaltung als klanglich extrem variabler Einkanaler mit erstklassigen cleanen bis Blues/ Classic-Rock-Rhythm- und -Lead-Sounds sowie exzellenter Dynamik.

Das komplette Spektrum von clean bis verzerrt lässt sich präzise per Gitarren-Volume-Poti und Anschlagsintensität steuern. Großzügig dimensionierte, selektierte High-End-Bauteile und Röhren, Punkt-zu-Punkt-Verdrahtung, penible Handverarbeitung und nicht zuletzt eigenständiges geschmackvolles Design machen den Tasha Tasty 19 PT nicht nur zum Augen- sondern vor allem zum Ohrenschmaus. Ein toller (Connected) Combo der Boutique-Klasse zum Verlieben … und zum überaus fairen Preis.

PLUS

● Sounds & Zerrverhalten
● Ansprache & Dynamik
● Ausstattung
● geringe Nebengeräusche
● Qualität der Bauteile
● Konzept & Design
● Verarbeitung
● Preis/Leistung

MINUS

● Box kann nicht separat betrieben werden

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2021)

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