Ultra flexibel

Test: Source Audio Ultrawave Bass

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Source Audio Ultrawave Bass

Source Audio sorgen seit weit über einem Jahrzehnt regelmäßig für frischen Wind in der Pedalszene. Insbesondere wilde, unkonventionelle Effekte und Klänge gehören zum Portfolio des Herstellers aus Massachusetts, die sich bei einer stetig wachsenden Szene großer Beliebtheit erfreuen. Das Ultrawave soll die Evolution ihres Klassikers Multiwave sein, bietet unter der Haube aber noch mehr.

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Wer die Produkte der Firma bereits kennt, wird den Formfaktor wiedererkennen. Genau wie das C4, EQ2 oder Aftershock gehört auch das Ultrawave zu den „kompakten“ Geräten der One-Series – und als solches ist es haptisch und mechanisch auch identisch zu den genannten. Das gebürstete Alugehäuse ist schwarz eloxiert und je nach dem, ob es sich um die Bass- oder die Gitarrenvariante handelt, grün oder blau beschriftet.

Mit Ausnahme der Beschriftung und den ab Werk eingestellten Presets sind die beiden Varianten übrigens technisch identisch und die Patches untereinander kompatibel. Bevor es ans Eingemachte geht, sollte ich vielleicht ein paar Worte über die Idee hinter diesem Pedal verlieren.

KONZEPT

Das Ultrawave war als Neuauflage des Multiwave gedacht, welches das Gitarren- oder Basssignal in mehrere Frequenzbänder auftrennt und diese separat verzerrt und bearbeitet. Durch teils unkonventionelle Zerralgorithmen kann das Pedal Sounds erzeugen, die zum damaligen Zeitpunkt anders nicht realisierbar gewesen wären. Zumindest nicht ohne massiven Mehraufwand. Grundsätzlich ist dies auch beim Ultrawave der Fall, nur bieten sich dem Hersteller dank der immer stärkeren Prozessoren natürlich deutlich mehr Möglichkeiten der Klangverbiegung.

Als das Ergebnis des offenen Entwicklungsprozesses unter Einbindung der Internet-Community präsentiert man nun ein Pedal, das in der Essenz fünf oder sechs einzelne Geräte in sich vereint: Kompressor/Expander, Multibandverzerrer, Tremolo, EQ und Noisegate. Jede Komponente kann zwar auch einzeln genutzt werden, richtig geht der Spaß aber erst in Kombination los. Da vier Potis für diesen Umfang kaum ausreichend sind und auch die mittels „Alt“ Taste abrufbaren Sekundärfunktionen der Regler noch längst nicht alle Möglichkeiten bieten, erfolgt das Einstellen der Sounds größtenteils über den Editor.

Die analogen Einund Ausgänge ermöglichen eine Vielzahl an Routings, u.a. die Einbindung anderer Geräte in den internen FX-Loop.

 

DIGITALE ANBINDUNG

Dieser ist über drei Möglichkeiten abrufbar. Per mitgeliefertem Kabel kann ein Smartphone mit dem Pedal verbunden werden und die mobile App sowohl für das Editing der Sounds als auch das Herunterladen von Patches aus der Cloud genutzt werden. Hierzu wird das Kabel in den Input 2 gesteckt, der sich direkt unter Input 1 auf der rechten Seite befindet.

Die auf der anderen Gehäuseseite liegenden Ausgänge können per TRS-Kabel mehrere Source-Audio-Geräte an einen Editor koppeln. Alternativ schließt man das Gerät per USB an einen Computer an und hat so die volle Verwaltungsmöglichkeit, inklusive Backups, Firmware Updates und direkter Steuerung per Midi. Dedizierte Midi Ein- und Ausgänge gibt es am Gerät nämlich leider nicht.

Wer insbesondere auf dem Pedalboard nicht immer einen Computer oder USB-Midi-Host-Adapter anschließen möchte, nutzt Möglichkeit 3 zur Anbindung des Gerätes. Hierzu wird zusätzlich noch der Neuro Hub benötigt, der per 3,5mm-TRRS-Kabel mit bis zu fünf Source Audio Pedals verbunden wird.

Über den Hub lassen sich dann Midi-Befehle an die verbundenen Geräte schicken und Patches der Geräte in Scenes organisieren, was das Zusammenspiel etwas erleichtern kann. Auch Expressionpedale lassen sich per Hub einbinden. Diese lassen sich jedoch auch direkt mit dem Pedal verbinden, ebenso wie ein zusätzlicher Fußtaster für Funktionen wie z.B. Tap Tempo. Dies geschieht ebenfalls über die 3,5mm-Klinkenbuchse.

Source Audio Ultrawave Bass
Digitale Schnittstelle für die Kommunikation mit anderen Geräten (Bild: Dieter Stork)

EDITOR

Ist das Gerät nun mit einem Editor verbunden – ich bevorzuge die direkte Verbindung mit dem Computer – wird erstmals die Tiefe der Bearbeitungsmöglichkeiten klar. Schnell kristallisiert sich heraus, dass die Potis am Gerät lediglich für den schnellen Zugriff auf die wichtigsten Parameter eines Patches gedacht sind. Hierzu lassen sich die Regler in der Software auf beinahe jeden möglichen Parameter des Editors umprogrammieren.

Oben angefangen, bietet der Editor eine globale Anpassung von Input-Gain, Lautstärke, Wet/Dry-Mischungsverhältnis und semiparametrischen 3-Band EQ. Darunter befinden sich, jeweils graphisch klar voneinander getrennt, die Fenster für den mehr als vollwertig ausgestatteten Kompressor (sogar auf graphisches Feedback im DAW-Stil wurde nicht verzichtet), Multiband-Zerre, Tremolo, LFO, EQ, Envelope-Erkennung, Gate und schließlich Einstellungen zum Gerät bzw. angeschlossenen Expressionpedalen.

Regler-Spaß pur! Wer sich vorab einen Überblick verschaffen möchte, kann den umfassenden Editor dank Offline-Modus auch ohne angeschlossenes Gerät betreiben.

 

Das Kernstück stellt dabei natürlich die Multibandzerre dar, die nicht nur dutzende Voreinstellungen für verschiedenste Frequenztrennungen (von einem bis zu zehn Bändern mit diversen Frequenzen) bietet, sondern auch für jedes Band individuell Lautstärke und Gain. Dass wir dabei auf 44 verschiedene Zerr-Algorithmen zurückgreifen können, versteht sich bei einem Source Audio Pedal fast schon von selbst.

Von diesen 44 sind die ersten acht noch recht klassische Zerren, den Großteil nehmen die ausgeklügelten Foldback-Zerren ein, die fast schon etwas wie ein Markenzeichen des Herstellers sind. Allein durch diesen Zerrblock ist die Klangvielfalt immens. Von klassischen Sounds über moderne Zerren mit verzerrten Höhen und komprimierten Bässen bis zu experimentellen Klängen geht hier fast alles.

Nimmt man nun noch das flexibel einstellbare Tremolo hinzu, werden aus kontraintuitiven Ideen, wie nur die Bässe zu verzerren plötzlich synthähnliche Klangteppiche. Auch der LFO, der das Tremolo steuert lässt sich haarklein einstellen und sogar durch einen einstellbaren Envelope, also der Eingangsdynamik des Instrumentensignals, verändern. Ein 8-Band Equalizer und Noisegate mit Hochpassfilter runden das Paket gekonnt ab.

KLANGWERKSTATT EXTRA

Weil das noch nicht genug an Möglichkeiten ist, hat man sich einen Kniff überlegt, den man sehr selten in einem Effektpedal antrifft. Sowohl für den EQ als auch die Multibandzerre gibt es pro Parameter zwei Regler. Einen blauen und einen orangenen. Letzterer wird durch das Aktivieren der „Morph“-Schaltfläche im jeweiligen Block sichtbar.

Konkret bedeutet dies, dass jeweils zwei vollständig unabhängige und grundverschiedene Sounds eingestellt werden können, zwischen denen dann eine Überblendung stattfindet. Dieses Überblenden kann statisch sein oder vom LFO bzw. Envelope gesteuert werden, wodurch nicht nur abgedrehte SciFi-Sounds möglich sind, sondern auch ausgefeilte Auto-Wahs oder dynamische EQs.

Das war aber noch nicht alles. Bitte einmal tief durchatmen, das Gelesene verdauen und sich klar machen, dass alles, was ich gerade versucht habe, zu umreißen, lediglich eine Hälfte des Pedals ausmacht. Denn alles bisher Erwähnte gibt es in genau der Form noch einmal auf Kanal 2. Dieser kann je nach Routing des Pedals als separater Stereokanal mit den Ein- und Ausgängen 2 genutzt werden, als FX-Loop für externes Equipment oder aber in Verbindung mit Kanal 1. So lassen sich die beiden Kanäle entweder kaskadieren oder parallel nebeneinander benutzen und als Summe ausgeben. Zwei verschieden eingestellte Kompressoren gleichzeitig zu nutzen gehört dabei nur zu den leichtesten Übungen.

EINSTIEG LEICHT GEMACHT

Aber keine Sorge. Zwar liest sich das alles sehr überwältigend, und ehrlich gesagt ist es das auch erst einmal, allerdings gibt es neben dem super geschriebenen Handbuch auch eine stetig wachsende User-Cloud, aus der sich unkompliziert mit nur einem Klick die Patches anderer Nutzer herunterladen, ausprobieren und auch bearbeiten lassen. So ist es selbst ohne große Einarbeitung ein Leichtes, sich durch die Bandbreite der möglichen Sounds zu klicken. Und natürlich ist es auch möglich, ebenso unkompliziert seine eigenen Sounds in die Cloud hochzuladen und für andere zugänglich zu machen.

Der Signalverlauf lässt die Möglichkeiten erahnen und hilft bei der Orientierung.

RESÜMEE

Das Source Audio Ultrawave ist in vielerlei Hinsicht absolut überwältigend. Ein Blick ins Handbuch gehört zwar eindeutig zum Pflichtprogramm, wird jedoch auch reich belohnt. Sowohl die schier endlosen Möglichkeiten, die sich Sound-Tüftlern bieten, als auch die Qualität der einzelnen Komponenten zeigen wieder einmal, dass Source Audio ihr Handwerk verstehen. Allein die „sekundären“ Funktionen, wie sauber arbeitende Kompressoren, Gates und EQ wären ein Kauf des Pedals wert.

Dass die Zerralgorithmen und das Tremolo dabei authentisch eine immense Bandbreite von Classic Rock bis Live Electronica abdecken, macht das Gerät zu einer kleinen Wunderkiste. Also: Ausprobieren wird dringend empfohlen!

PLUS

● Verarbeitung
● extreme Soundvielfalt
● hohe Soundqualität
● große Community mit vielen Presets

MINUS

● Midi nur über Adapter oder USB
● erfordert Einarbeitung in die Editor-Software

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2021)

Produkt: Gitarre & Bass 1/2024
Gitarre & Bass 1/2024
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