Custom shop feeling

Test: Schecter Keith Merrow KM-7 MKIII Artist & Standard

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(Bild: Tom Schäfer)

Keith Merrow und Schecter haben nachgelegt und stellen mit der KM7 MKIII eine völlig überarbeitete Version seiner Signature-Gitarre vor, bei der es gleich einen ganzen Haufen Upgrades und Veränderungen zu verzeichnen gibt. Dabei lotet Schecter die Grenzen des Machbaren der Fernostproduktion aus und liefert ein Gesamtpaket, das uns wirklich staunen lässt.

Keith-Merrow-Signature-Gitarre? Hatten wir die nicht unlängst erst im Heft? So in etwa war mein Gedankengang, als die Redaktion mir ankündigte, dass zwei Gitarren des beliebten Gitarristen auf dem Weg zu mir seien. Und ja: Vor gar nicht allzu langer Zeit durfte ich die KM7 MKII testen, welche aufgrund ihres sehr geringen Gewichts und des extrem schlanken Halses einen bleibenden Eindruck bei mir hinterließ. Bei der nun zum Test vorliegenden MKIII-Version, handelt es sich nicht einfach um das gleiche Modell mit ein paar Updates – vielmehr hat der Schecter-Custom-Shop, in Zusammenarbeit mit Keith Merrow, die KM7 von Grund auf neu erdacht und das Instrument auf ein völlig anderes Level gehoben. Zum Test hat sich neben der KM7 MKIII Artist aus Süd-Korea auch noch die etwas günstigere KM7 MKIII Standard aus indonesischer Produktion eingefunden.

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CUSTOM SHOP NIVEAU

Obgleich beide Instrumente ganz klar die gleichen Gene teilen, gibt es doch ein paar gravierende Unterschiede, die sich natürlich auch im Preis niederschlagen.

Beginnen wir mit der KM7 MKIII Artist aus süd-koreanischer Produktion. Sofort wird deutlich, dass im Vergleich zur MKII-Version die Korpusform stark überarbeitet wurde. Die Shapings auf der Vorderseite sind einem leicht gewölbten Korpus mit einer Decke aus Maserpappel gewichen, der mit einer matten Farbe versehen wurde, die der Hersteller als „Black Burst“ angibt und welche die wilde Maserung des Holzes schön zur Geltung bringt, ohne dass die Optik zu aufdringlich wirkt. Dazu passend wurde die Kopfplatte in der gleichen Optik furniert. Eingefasst wird das Deckenholz von einem schwarzen, einschichtigen Binding.

Dreht man die Gitarre um, sieht man, dass hier wirklich Aufwand betrieben wurde – alleine der Materialmix und die vergleichsweise aufwendige Konstruktion, lassen einen staunen. Der durchgehende, neunstreifige Hals aus Wenge, Ahorn und Purpleheart wird flankiert von zwei schön gemaserten Stücken Sumpfesche, welche in ihrem natürlichen Farbton belassen wurden. Dabei fällt auf, dass das immer noch sehr dünne Ultra-Thin-C-Profil nicht mehr ganz so kantig ausfällt, wie bei der KM7 MKII, sondern ein wenig runder und satter scheint.

Klasse Bundierung, auffällige Dots und Fishman-Pickups. (Bild: Tom Schäfer)

Dazu kommt noch ein dunkel gemasertes Ebenholzgriffbrett, welches 24 sauber eingelassene Edelstahlbünde trägt und einen Compound Radius aufweist, der sich von 12″ auf 16″ abflacht. Die dezenten Circle-Inlays sowie die seitlichen Glow-in-the-dark-Dots runden das Bild stimmig ab.

Doch nicht nur die Auswahl der Hölzer weiß zu begeistern – auch bei der Hardware wurden keinerlei Kompromisse eingegangen. Die verbaute Ibby Bridge von Hipshot sieht nicht nur klasse aus, sondern ermöglicht auch eine äußerst komfortable Spielbarkeit. Die Saiten werden bei der KM7 MKIII Artist übrigens rückwärtig durch den Korpus geführt, wobei hier ein massiver Block aus Messing in den Body eingelassen wurde – ein Detail, welches man bei Fernost-Gitarren nicht besonders häufig zu sehen bekommt.

Auf der Kopfplatte thronen hinter dem Compensated Nut von Ernie Ball sieben Mechaniken aus Hipshots Grip-Lock-Serie, bei denen anstatt Stimmflügel griffige Rändelschrauben zum Einsatz kommt. Auch auf elektromagnetischer Ebene hat sich Keith Merrows Signature-Modell erheblich verändert. Wo beim Vorgänger noch das passive Nazgul/Sentient-Pickup-Set von Seymour Duncan zum Einsatz kam, wurden bei der KM7 MKIII Artist nun die aktiven Keith-Merrow-Signature-Humbucker von Fishman verbaut.

Hierbei handelt es sich um ein speziell nach Keiths Wünschen abgestimmtes Set, welches auf den Fluence-Classic-Pickups basiert. Neben einem Master-Volume-Poti und einem Drei-Weg-Toggle-Switch wurde der KM7 MKIII Artist ein weiterer Mini-Schalter spendiert, mit dem sich die drei unterschiedlichen Voicings der Tonabnehmer abrufen lassen. Während in der unteren Position ein eher klassischer PAF-Sound zu hören ist, lässt sich in der Mittelposition des Schalters Keiths Custom-Voicing, welches auf einem etwas heißeren Vintage-Humbucker fußt, anwählen. Die obere Schaltebene wurde mit einem Coil-Split-Setting belegt, welches vor allem für Clean-Sounds eine gute Figur machen dürfte.

Insgesamt stehen einem also ganze neun unterschiedliche Klangebenen zur Verfügung. Alles in allem bleibt festzuhalten, dass Schecter mit der dritten Version des Keith-Merrow-Signature-Modells wirklich einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht hat. Sowohl der Materialmix als auch die wirklich sehr hohe Verarbeitungsqualität unserer Test-Gitarre, sind schlichtweg atemberaubend gut.

Aber auch die deutlich bezahlbarere KM7 MKIII Standard muss sich keineswegs vor der großen Schwester verstecken. Auch hier finden wir einen Sumpfeschekorpus mit Maserpappeldecke und einem dezenten, schwarzen Binding. Dreht man die Gitarre um, wird sofort der größte Unterschied der beiden Test-Gitarren deutlich: bei der KM7 MKIII Standard verwendet Schecter einen geschraubten, fünfstreifigen Hals aus Roasted Maple, dessen kontrastreicher Farbton die schöne Maserung des Holzes gut zur Geltung bringt. Um den Hals zu versteifen, wurden hier parallel zum Trussrod zwei weitere Stäbe aus Karbon eingelassen.

Auch bei dieser Gitarre finden wir ein Ebenholzgriffbrett mit 24 Jumbo-Bünden und den dezenten Circle-Inlays sowie den seitlichen, im Dunkeln leuchtenden Side-Dots. Im direkten Vergleich mit der Artist-Version, ist die Maserung des Griffbretts bei der Standard noch ein klein wenig feiner und die Farbe des Holzes insgesamt dunkler. Der Griffbrettradius ist dabei identisch mit dem der KM7 Artist. Bei der Hardware setzt Schecter auf die hauseigene Custom-Hardtail-Brücke, bei der die Saiten ebenfalls durch den Body geführt werden (hier allerdings ohne den Messing Block).

Hauseigene Schecter-KM-Humbucker (Bild: Tom Schäfer)

Bei den Tonabnehmern verwendet der Hersteller ebenfalls die eigenen Gewächse und hat die KM7 MKIII Standard mit zwei passiven Diamond-KM-Humbuckern ausgestattet. Neben dem Toggle-Switch und dem Master-Volume hat auch diese Gitarre einen kleinen Mini-Schalter, welcher hier allerdings lediglich für das Splitten der Humbucker verantwortlich ist. Auch bei der KM7 Standard bleibt festzuhalten, dass wir es mit einer wirklich gut verarbeiteten Gitarre und einem für den Preis absolut angemessenen Materialmix zu tun haben. Lediglich der bei beiden Gitarren nicht ganz sauber eingepasste Sattel trübt das Gesamtbild ein klein wenig. Hier handelt es sich jedoch um ein rein optisches Manko.

TIEFTONSPEZIALITÄTEN

So, genug der grauen Theorie über diese beiden Schönheiten – wollen wir doch mal sehen, was die beiden Geigen so zu bieten haben. Beginnen wir wieder mit der KM7 MKIII Artist. Das perfekte Setup der Gitarre fällt positiv auf und sorgt für eine optimale Spielbarkeit. Auch die gute Balance und der sehr ergonomische Body mit seinen rückwärtigen Ausbuchtungen unterstützen die Handhabung der MKIII Artist ungemein. Im Vergleich zum Vorgänger-Modell fällt das höhere Gewicht von 3,6 kg zwar auf, stört jedoch die Handhabung der Gitarre nicht weiter. Akustisch gespielt, beeindruckt die KM7 durch einen voluminösen und sehr ausgeglichenen Ton.

Die Mitten sind dezent nach hinten gerückt und lassen Platz für ein tief resonierendes Klangbild, welches jedoch bis in die Höhen fein auflöst und ein kerngesundes Sustain aufweist. Dieser Eindruck setzt sich clean gespielt am Verstärker nahtlos fort und die Fishman-Fluence-Pickups beweisen, dass sie zurecht zu den interessantesten Tonabnehmern unserer Zeit gehören.

Der Hals-Humbucker liefert mit allen drei Voicings eine tolle Palette singender und warm klingender Sounds, die sich einfach richtig gut „anfühlen“. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle den Split-Sound, der nicht nur für einen gesplitteten Humbucker sagenhaft gut klingt, sondern es durchaus mit einem vollwertigen Singlecoil aufnehmen kann. Auf den hohen Lagen und im Zerrkanal gespielt, macht vor allem das PAF-Voicing eine richtig gute Figur. Der süffig-süßliche Ton ist klar umrissen und beweist abermals, dass aktive Pickups keinesfalls „steril“ oder „leblos“ klingen, wie es ihnen oft nachgesagt wird.

Ganz im Gegenteil: im Blindtest hätte ich die Anwesenheit einer Batterie niemals bemerkt. Schaltet man auf den Steg-Pickup, lässt die KM7 MKIII Artist eindrucksvoll die Muskeln spielen. Das PAF-Setting zeigt sich im High-Gain-Betrieb erstaunlich präzise in den Bässen und lässt keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass wir es hier mit einem echten Tieftonspezialisten zu tun haben. Selbst bei deutlich tieferen Tunings wie beispielsweise Drop A bleiben die unteren Register absolut matschfrei. Das Keith-Merrow-Voicing in der Mittelstellung sorgt noch mal für ein bisschen mehr Schubkraft und etwas Unterstützung in den tiefen Mitten, sodass dem ohnehin schon gewaltigen Sound, ein schönes Growlen hinzugefügt wird. Die Bässe werden noch ein kleines bisschen gestrafft, ohne dass hier jedoch ein zu magerer Ton entstehen würde.

In der Praxis könnte ich mich zwischen diesen beiden Voicings wohl kaum entscheiden – hier hat man wirklich zwei absolut gleichwertige Sounds, die im High-Gain-Betrieb beide eine richtig gute Figur machen und auch harmonisch komplexe Akkorde präzise auflösen. Alles in allem wird die KM7 MKIII Artist den Erwartungen mehr als gerecht. Nicht nur optisch erweckt das Instrument den Eindruck einer Custom-Shop-Gitarre – auch klanglich spielt die KM7 mühelos in der Champions League der modernen Metal Klampfen mit.

Aber auch die KM7 MKIII Standard muss sich ihres Sounds keinesfalls schämen; hier haben wir bereits akustisch gespielt ein anderes Klangbild. Die Mitten sind bei dieser Gitarre deutlich stärker im Vordergrund und sorgen dafür, dass sich ein etwas trockenerer und weniger ausgewogener Klangcharakter ergibt. Die Werkseinstellung ist leider nicht ganz so gut wie bei der Artist-Version – eine etwas niedrigere Saitenlage wäre hier durchaus von Vorteil gewesen. Am Verstärker präsentiert sich die Standard-Variante als wahres Muskelpaket. Die Tonabnehmer haben mehr Output als die Fishman-Fluence-Pickups und liefern dadurch mehr Kompression. Gerade Powerchords in den mittleren Lagen haben eine gewaltige Durchschlagskraft und klingen dank der in den Vordergrund gerückten Hochmitten präsent und bissig.

Insgesamt ist auch bei dieser Gitarre die klangliche Auflösung beachtlich hoch, wenngleich sie nicht ganz mit der Transparenz und der Klangtiefe der Artist-Version mithalten kann. Gerade in den Bässen ist die Detailschärfe einfach ein wenig geringer als bei der großen Schwester mit den aktiven Fishman-Pickups. Dafür gibt es eben einen merklich massiveren Ton mit mehr Präsenz in den Mitten.

ALTERNATIVEN

Im Falle der KM7 MKIII Artist ist es dieses Mal ziemlich einfach: eine Alternative, die einen solchen Materialmix in dieser Verarbeitungsqualität zu einem vergleichbaren Preis liefert, sehe ich derzeit nicht am Markt. Bei der KM7 MKIII Standard sieht das Ganze schon ein wenig anders aus. Hier könnte man als Alternative beispielsweise die Ibanez RGLIXL ins Auge fassen, die ebenfalls mit längerer Mensur in einem vergleichbaren Preissegment rangiert. Auch die Ibanez RGDIX7MPB könnte eine Alternative darstellen, zumal dieses Model der KM7 MKIII Standard auch optisch durchaus ähnelt.

Wild gemaserte Burl-Decken (Bild: Tom Schäfer)

RESÜMEE

Schecter hat mit der MKIII Artist eine beeindruckende Revision der KM7-Baureihe hingelegt. Hier hat man tatsächlich das Gefühl, es mit einer Custom-Shop-Gitarre für ein Vielfaches des aufgerufenen Preises zu tun zu haben und ich kann nicht leugnen, dass ich selten so viel Spaß an einer Siebensaiter hatte. Vor allem die verwendeten Pickups zeigen sich in der Praxis als enorm vielseitig. Hier wird wirklich die gesamte Palette, von perligen Clean-Sounds, über ein fettes Rockbrett bis hin zu Ultra-HD-High-Gain-Sounds abgedeckt, ohne dass ein Kompromiss eingegangen werden muss.

Aber auch die deutlich preiswertere KM7 MKIII Standard weiß zu begeistern. Hier bekommt man eine wirklich gut verarbeitete Gitarre, mit toller Ausstattung und beeindruckendem Sound, zu einem – verglichen mit der Artist-Version – deutlich moderateren Preis. Wer also auf der Suche nach einer Siebensaiter mit längerer Mensur ist, sollte – je nach verfügbarem Budget – die beiden neuen Keith-Merrow-Signature-Gitarren unbedingt in Betracht ziehen.

PLUS

  • Verarbeitung
  • Ausstattung
  • Tonabnehmer (Artist)
  • Bespielbarkeit
  • Sound
  • lange Mensur
  • Hardware (Artist)
  • Karbon Verstärkung im Hals (Standard)

MINUS

  • Sättel nicht optimal Eingesetzt

Wer mehr über Keith Merrow erfahren möchte, dem sei das Interview aus der Ausgabe 08/2019 ans Herz gelegt.

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2019)

Produkt: Fender Stratocaster
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