Schneller als der Schall

Test: Schecter Banshee Mach-6 Evertune

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(Bild: Dieter Stork)

Schecter ist bekannt für hochgezüchtete Metal-Äxte. Da bildet auch die Banshee Mach-6 Evertune keine Ausnahme: Hier wurde nicht nur Wert auf eine moderne Optik gelegt – auch die Zutaten können sich sehen lassen.

Schecter legt mit der noch relativ jungen Banshee-Mach-Serie den Focus auf modernste Standards. Der Korpus aus Sumpfesche kommt mit einer Riegelahorndecke – eine im modernen Metal äußerst beliebte Kombination. Die Decke ist seidenmatt lackiert und bietet eine angenehme Haptik. Der Farbton nennt sich übrigens Ember-Burst und bewegt sich von einem dezenten Beige-Ton in der Mitte, hin zu einem dunklen Braunschwarz an den Rändern.

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Fünfstreifige Hals-Konstruktion aus Roasted Maple und Purpleheart (Bild: Dieter Stork)

Der durchgehende Hals ist eine fünfstreifige Konstruktion aus Roasted Maple und Purpleheart, die zusätzlich noch mit Carbonstäben versteift wurde. Die furnierte und passend lackierte Kopfplatte ist angewinkelt, wurde jedoch aus einem massiven Stück mit dem Hals gefräst. Darauf sitzen sechs sahnig laufende Schecter-Locking-Mechaniken, die im gleichen Dark-Chrome-Look gehalten sind, wie der Rest der Hardware.

Reverse-Roman-Numerals-Inlays und Glow-in-the-Dark-Sidedots (Bild: Dieter Stork)

Mühelosen Zugriff auf die höchsten Bünde ermöglicht die mit großem Radius geformte Rückseite des Halsfußes. Natürlich dürfen bei einer modernen Gitarre dieser Preisklasse und Ausrichtung die äußerst beliebten Luminlay-Side-Dots ebenso wenig fehlen wie die 24 extra großen Bundstäbe aus weitestgehend verschleißfreiem Edelstahl. Hier wurde an hochwertigen Zutaten nicht gespart.

Bei der Elektronik und der Hardware setzt sich dieser Eindruck nahtlos fort: Sofort sticht einem die gigantische Evertune-Brücke ins Auge. Das Federsystem sorgt, je nach Einstellung, dafür, dass die Gitarre immer gestimmt und in tune ist. Gerade auf den tiefen Saiten und für modernes Metal-Riffing, womöglich noch mit tiefen Tunings, äußerst praktisch.

Kultig: Lundgren-Tonabnehmer aus Schweden (Bild: Dieter Stork)

Man kann das System aber auch pro Saite so einstellen, sodass Bendings/Vibrato möglich sind und nicht automatisch ausgeglichen werden, was sich für die hohen Saiten und das Lead-Spiel anbietet. Die Lundgren-M6-Humbucker aus Schweden genießen bereits seit den frühen 2000er-Jahren Kultstatus. Bekannt wurde dieser Hersteller zu Beginn des neuen Jahrtausends, als in den damals vollkommen neuen Achtsaiter-Gitarren der ebenfalls schwedischen Band Meshuggah genau diese Tonabnehmer auftauchten. Fortan galten die Modelle M6, M7 und M8 für viele als der absolut heilige Gral.

Bei der Elektronik der Banshee Mach-6 E/T geht es dagegen nüchtern zu: ein Tone- und ein Volume-Regler, der dazu noch die Humbucker dank Push/Pull splitten kann – das war’s.

Die Decke der Banshee Mach-6 E/T (Bild: Dieter Stork)

SCHALLMAUER

Die Bespielbarkeit der Banshee Mach-6 ist exzellent: Sowohl im Sitzen, als auch am Gurt hängend im Stehen macht die Gitarre eine gute Figur. Als etwas sonderbar erweist sich die Tatsache, dass ich die Gitarre trotz Evertune-Brücke zunächst einmal stimmen und das System einstellen muss – dann aber arbeitet alles wie gewollt. Das vom Hersteller als „Ultra-Thin-U“ bezeichnete Halsprofil würde ich eher als ein zeitgemäß, flaches C sehen – am ersten Bund misst die Halsdicke 20,5 mm, im zwölften Bund reden wir über schlanke 21,2 mm. Akustisch gespielt, schwingen die Saiten über eine Länge von 648 mm wunderbar frei mit einem kerngesunden Sustain aus, wobei alle Frequenzbereiche schön gleichmäßig wiedergegeben werden.

E-Fach und EverTune-Bridge von unten (Bild: Dieter Stork)

Am clean eingestellten Amp zeigt sich auf Anhieb, dass die beiden Lundgren-M6-Humbucker nicht hier sind, um Gefangene zu machen. Laut, in den Mitten mit einer breitbandig angelegten Betonung und vor Kraft strotzend, tönt es mit dem Steg-Pickup aus dem Verstärker, der große Mühe hat, ein cleanes Signal zu behalten.

Der M6-Tonabnehmer in der Hals-Position hingegen liefert einen wärmeren Ton, der das Attack des Plektrums dezent in den Vordergrund rückt und so für ein gutes Maß an Transparenz sorgt. Schaltet man hier in den Singlecoil-Betrieb, wird der Sound noch etwas durchsichtiger, was vor allem bei Clean-Sounds eine guten Eindruck hinterlässt. Im High-Gain-Betrieb klingt der Hals-Pickup im besten Sinne glasig und durchsichtig und nicht so muffig, wie viele andere Hals-Humbucker.

Schaltet man auf den Steg-PU, geht es sofort richtig zur Sache: Der Lundgren M6 liefert über das gesamte Frequenzband einen ausgewogenen Ton, der in den Obertönen mit einer tollen Explosivität beeindruckt und im gesamten Mittenspektrum für eine beeindruckende Präsenz sorgt. Selbst dissonante Akkorde werden dank des knackigen Attacks und der Transparenz wunderbar aufgelöst und auch eine tiefere Stimmung vermag dieser Qualität nichts anzuhaben. Einzig der Split-Sound des Steg-Pickups kann die klangliche Eleganz eines reinrassigen Einzelspulers nicht abbilden, was angesichts der deutlichen Ausrichtung der Banshee Mach-6 aber durchaus verzeihlich ist.

 

RESÜMEE

Schecters Banshee Mach-6 Evertune liefert eine eindrucksvolle Demonstration dessen, was die Firma in ihrem Premium-Segment zu bieten hat. Von der Verarbeitung, über die Auswahl der Materialien bis hin zum brachial guten Sound stimmt hier schlichtweg alles. Durch die Lackierung wird hier geschickt eine Brücke zwischen edlem Holz und einer nüchtern-modernen Optik geschlagen. Neben der innovativen Evertune-Brücke, welche die Gitarre im Live-Betrieb sehr benutzerfreundlich macht, sind vor allem die Lundgren-M6-Humbucker ein absolutes Highlight.

Wer also auf der Suche nach einer sehr hochwertigen, modernen Gitarre mit klarer Metal-Ausrichtung ist und sich nicht scheut, ein wenig Geld in die Hand zu nehmen, dem sei die Schecter Banshee Mach-6 (und natürlich auch ihre zahlreichen Schwestermodelle mit Fixed-Bridge oder Floyd Rose) wärmstens ans Herz gelegt.

PLUS

● Verarbeitung
● moderner Klang
● Tonabnehmer
● Evertune-Brücke
● Spielbarkeit

MINUS

● Werkseinstellung der EverTune-Bridge

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2021)

Produkt: Gitarre & Bass 7/2022 Digital
Gitarre & Bass 7/2022 Digital
IM TEST: Guild Surfliner +++ Mooer GTRS +++ Gibson G-45 und G-Writer +++ Schecter dUg Pinnick +++ Blackstar St. James 50 6L6 +++ Line 6 DL4 MKII Delay +++ Walrus Audio Mako M1 +++ Markbass AG1000 +++ Genzler 4 on the floor & re/Q

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ob nun Schecter oder Ibanez,optisch und technisch scheint dies derzeit alles die gleiche „Soße“ zu sein.Dieser sichtbar extrem harsche Übergang der ultra-dürren Halsrückseite zum langweilig seidenmatt lackierten 08/15-Standard Heavy Strat-Korpus,und diese winzigen „Glow in the Dark“ Side-Dot-Inlays,die ja bereits bei diversen Ibanez&Co. Elektrischen integriert wurden,-sowie die Tatsache,daß das besagte,fast 2.080,-€uro teure Saiteninstrument mit einer angeblich stimmungsfreien „Evertune-Bridge“ zunächst erst einmal vor Gebrauch gestimmt werden mußte,zeigen doch nur allzu deutlich,daß hier momentan absolut nichts weltbewegend Neues an Innovationen fabriziert wurde! Und die Edelstahlbünde sind ja bereits von anderen namhaften Gitarrenfabrikanten hinlänglich bekannt.Also,faktisch nicht wirklich etwas brandneues betreffs „Neuheiten“.Einfach nur Langeweile,anstatt interessanter Kurzweile.

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