Meisterstücke?

Test: Richwood G-65-CE/VA & SWG-150-CE

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(Bild: Dieter Stork)

Der Hersteller wirbt vollmundig mit Begriffen wie „Master Series“, „all handmade“ und „professional setup“ – das weckt Erwartungen.

Und es weckt ehrlich gesagt auch ein wenig Skepsis, denn wir befinden uns im Preissegment unterhalb von € 600. Aber wir lassen uns ja gerne positiv überraschen – der niederländische Vertrieb, der die Gitarren nach seinen Vorgaben in einer kleinen Fabrik in Süd-China produzieren lässt, ist jedenfalls überzeugt von der Richwood Master Series.

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Feine Unterschiede I

Die beiden Grand-Auditorium-Modelle sind in vielen Punkten baugleich, haben aber aufgrund spezifischer kleiner Unterschiede im Design ganz eigene Erscheinungsbilder.

Gemeinsam haben sie eine massive Decke aus A-Grade-Sitka-Fichte, die aber gleichzeitig auch den Unterschied macht. Das Top der G-65 kommt mit einem honiggelben Vintage-Finish, Herringbone-Einfassung, weißem Binding, Tortoise-Schlagbrett und einer Beleistung nach X-Bracing-Prinzip.

Die Decke der SWG-150 präsentiert sich mit hellem Natural-Finish, elegantem Binding aus Mahagoni und ohne Pickguard. Die besondere Eigenheit liegt im Lattice-Bracing, einer recht engmaschigen Kreuz-Beleistung, die man eigentlich von der klassischen Gitarre kennt und die ein Rautenmuster auf der Deckeninnenseite erzeugt. Klangliche Unterschiede sind da natürlich auch zu erwarten.

Zargen und Boden sind jeweils aus laminiertem Palisander; die Stege aus Indian Rosewood beherbergen kompensierte Einlagen aus echtem Knochen und Saitenpins, die bei der SWG sogar ebenfalls aus Palisander sind und einen Abalone-Dot aufweisen. Sehr schick.

Die Hälse sind dann wirklich gleich: Mattiertes Mahagoni mit sattem C-Profil trifft auf Palisandergriffbrett mit 20 tadellos verrundeten und polierten Bünden plus Dot-Inlays. Über den Knochensattel gelangen die Saiten zu den eher klassisch-schlichten Kopfplatten mit gut laufenden Die-Cast-Mechaniken.

Auch in Sachen Elektronik lässt sich der Hersteller nicht lumpen – das Fishman Presys+ System ist installiert. Das Kontrollzentrum auf der Zarge bietet griffige Drehregler für Volume, Bass, Middle, Treble und Brilliance – alle außer Ersterem rasten mittig leicht ein. Es gibt auch einen Notch-Filter zur Feedback-Unterdrückung und einen Phase-Taster. Auch ein gut ablesbarer Tuner ist mit von der Partie. Der 9-Volt-Block zur Stromversorgung ist hier ebenfalls blitzschnell erreichbar.

Feine Unterschiede II

Eines vorweg: Richwood wirbt mit „professional luthier setup“ und ich habe wirklich noch nicht oft eine Gitarre dieser Preis-Liga aus dem Karton genommen, die eine solch perfekte Werkseinstellung aufweisen konnte wie diese beiden Grand Auditoriums. Sie laden mit optimaler Saitenlage über das gesamte Griffbrett, griffigem Halsprofil, spiegelglatt polierten Bünden und freiem Zugang zu den hohen Lagen zum Spielen ein. Eingewöhnung nicht nötig.

Die Halsprofile liegen kräftiger in der Hand, als die Zahlen es vermuten lassen, da liegt geschickte Formgebung zugrunde.

Klanglich kommen die Master-Series-Modelle quicklebendig und frisch aus den Startlöchern. Die unterschiedlichen Deckenbeleistungen sorgen auch tatsächlich für Klangunterschiede, die aber nicht allzu markant sind und sich eher in Nuancen niederschlagen. Die G-65 kommt etwas knurriger in den Bässen, leicht verhaltener in den Höhen, bietet ein im Grunde klassisches Steelstring-Sound-Muster.

Die SWG löst die Details etwas feiner auf, bietet ein Plus an Präsenzen, klingt ein wenig eleganter. Plakativ und vereinfacht gesagt, könnte man dem G-Modell für Strumming, und der SWG für Pickings den Vorzug geben. Es sind aber beides gute Allrounder mit gesundem Sustain und stimmigem Klangcharakter.

Interessanterweise tun sich auch über Anlage Klangunterschiede auf. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das an den Deckenbeleistungen liegt, oder an minimalen Abweichungen bei der Position der Piezo Pickups. Beide Richwoods kommen klasse über PA, die G-65 CE/VA präsentiert sich hier etwas milder und einen Hauch leiser als die Kollegin. Als ich übrigens mit weit aufgedrehtem Bassregler ein Feedback provoziere, erweist sich der Notchfilter als äußerst effizient und leicht zu handhaben.

Resümee

Man muss hier wirklich ausdrücklich das beeindruckende Preis-Leistungs-Verhältnis betonen. Für den aufgerufenen Ladenpreis erhält man eine Menge Gitarre.

Hölzer, Hardware, Design, Werkseinstellung und Klang ergeben ein Gesamtpaket, das auch anspruchsvolle Player zufriedenstellen kann.

PLUS

  • Design
  • Hölzer, Hardware
  • Verarbeitung, Werkseinstellung
  • Bespielbarkeit
  • Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2019)

Produkt: Gitarre & Bass 7/2023
Gitarre & Bass 7/2023
IM TEST: Magneto Guitars Eric Gales Signature RD3 +++ Lenz Hot Chili Tube-Head +++ Marshall Guv’nor, Drivemaster, Bluesbreaker, Shredmaster Reissue Pedals +++ Glockenklang Blue Bird Bass-Amp +++ Fender Gold Foil Jazz Bass +++ Walrus Audio Fundamental Reverb und Delay +++ Blackstar Debut 50R Gitarren-Combo +++ Epiphone Adam Jones Les Paul Custom Art Collection +++ Boss Waza-Air Bass Headphones

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo,

    Das sind schon einige Infos zu diesen beiden Modellen. – Frage: was sind die klanglichen Unterschiede der GA-Modelle, singlecut, schwarz? Welche ist am ehesten für Blues geeignet, soweit Unterschiede hierfür vorhanden sind? Falls keine, was sind tatsächliche Klangunterschiede, sofern vorhanden?

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