Strobotik

Test: Peterson StroboStomp HD

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Einer der renommiertesten Hersteller von mechanischen und elektronischen Stimmgeräten für Musikinstrumente ist die 1948 gegründete US-Firma Peterson, auch wenn in den 70er- und 80er-Jahren der Conn Strobotuner unter Profis als das Nonplusultra galt. Etliche unserer Gitarrenhelden benutz(t)en dieses imposante Gerät. Dagegen fand man die Peterson Strobotuner zumeist bei Klavierstimmern, tourenden Guitar Techs und in professionellen Tonstudios.

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Heute ist der Conn ST-11 nur noch auf dem Vintage-Markt zu bekommen, während Peterson neben den nach wie vor hergestellten Klassikern auch innovative, vor allem aber deutlich geschrumpfte Tuner mit farbigen LCDs anbietet, die, am Preis leicht zu erkennen, natürlich in China gefertigt werden. Steht ja auch drunter. Dennoch legt man Wert auf den Zusatz „Designed And Engineered By Peterson, Illinois, USA“. Angesichts von Optik, Haptik und Gewicht könnte das aktuelle StroboStomp HD aber durchaus auch aus einer Boutique-Effektschmiede stammen. Wegen des aktuell größten Displays unter Tunern im Pedalformat und umfangreichen Funktionsangebots konnte es sogar schon Gear-Preise einheimsen.

Zu den Besonderheiten des StroboStomp HD zählen 61 Sweetener und 73 Guided Tuning Presets. Erstere halten temperierte Stimmungen für E- und A-Gitarre, Bass, Buzz-Feiten-Sattel-System, Pedal Steel Guitar, Bluegrass, Ukulele, Violine, Viola, Cello, Harfe, Sitar, Oud und drei historische temperierte Stimmungen bereit, deren Töne in Halbtonschritten (chromatisch) angezeigt werden.

Dabei wird jede Note etwas abweichend eingestellt, um allgemeine Stimmungsprobleme der jeweiligen Instrumentengattung zu kompensieren. Derartig geringe Anpassungen sind möglich, weil das StroboStomp HD mit einer Genauigkeit von 0,1 Cent misst. Bei den Guided Tuning Presets zeigt das Display wahlweise die Saitennummern und/oder die Notennamen sechs- bis neunsaitiger Gitarren und Bässe sowie spezielle Tunings namhafter Gitarristen und Bands an.

Um die Suche bzw. Aktivierung bestimmter Presets zu vereinfachen, lassen sich alle nicht benötigten ausblenden. Für nicht-temperierte reguläre oder alternative Tunings steht das Preset „EQU“ (gleichschwebend) mit chromatischer Anzeige zur Verfügung. Sofern vom jeweiligen Preset unterstützt, kann man als Halbtonvorzeichen # oder b oder beides – eine Kombination aus häufig verwendeten enharmonischen Verwechslungen – wählen.

GEPANZERT

Mit seinem verschraubten Gehäuse aus dunkel eloxiertem Edelstahlblech, vor allem aber dem Gewicht von 450 Gramm macht das StroboStomp ordentlich Eindruck. Ein großflächiges Gummi-Pad garantiert beste Bodenhaftung, die 9-Volt-Batterie haust unter einem Klappverschluss. Der billige Anschluss-Clip passt allerdings nicht so ganz zum hohen Verarbeitungsniveau des Pedals.

Unter dem Batteriedeckel versteckt sich ein kleiner Schiebeschalter für die Wahl grundsätzlicher Betriebsarten, und zwar TB (100% True Bypass, Ausgang stumm), BB (Buffered Bypass, Ausgang stumm) und MM (Buffered Bypass + Monitor Mode). In letzterem ist das Display auch dann aktiv, wenn der Tuner nicht benutzt wird.

Drei Betriebsarten wählbar (Bild: Dieter Stork)

Neben den Klinkenanschlüssen In und Out (rechts und links) stehen auf der Stirnseite eine Micro-USB-Buchse für Hardware und Firmware Updates sowie zwei DC9V-Netzteilbuchsen für die eigene Stromversorgung und für die weiterer Effektpedale zur Verfügung. Die Stromstärke dieses DC9V-Ausgangs hängt natürlich von der des verwendeten Netzteils ab, schließlich benötigt das StroboStomp schon 85 mA.

Das große LC-Display, ein hochwertiger Fußtaster und eine rote Mute-LED belegen die Oberseite. Letztere signalisiert, wenn das Ausgangssignal stumm geschaltet ist. Sie macht vor allem dann Sinn, wenn das Display im MM-Modus dauerhaft aktiv ist. Auf Höhe des Fußtasters unterhalb der oberen Gehäusekanten finden sich auf der linken Seite die Menütasten Auf- und Abwärts, rechts die Tasten (+/-) für die Einstellung der Parameterwerte.

FUNKTIONEN EN MASSE

Wie sein Name vermuten lässt, arbeitet das StroboStomp HD nicht mit einer Nadelanzeige, sondern mit rotierenden Kreissegmenten, die wesentlich präziser arbeiten, allerdings für Strobo-Einsteiger optisch zunächst gewöhnungsbedürftig sind. Egal, ob Batterie- oder Netzteilversorgung, der Tuner wird erst aktiv, wenn ein Klinkenstecker die Input-Buchse belegt.

Für mein Pedalboard habe ich den True Bypass Mode gewählt, da ich 1. keinen gepufferten Bypass benötige und 2. das Display bei Nichtbenutzung inaktiv sein soll. Deutlich hörbar – natürlich nicht über Verstärker (!) – sind bei Betätigen des Fußtasters Relais im Spiel. In meinem Fall – ich habe das Sweetener Preset GTR (Guitar) gespeichert – zeigt der Startbildschirm bei Batteriebetrieb kurz den Batteriezustand und dauerhaft das gewählte Preset, den Stimmton und das rotierende Stroboskop an. Dreht es sich im Uhrzeigersinn, ist der Ton zu hoch, umgekehrt zu tief. Bei Bedarf kann die Oktavnummer des aktuellen Stimmtons angezeigt werden.

Durch Drücken des Menü-Tasters „Up“ erreiche ich nacheinander die Menüs Presets, Settings/Konfiguration, Display-Farbe (1-10), Note/Saitennummer, Referenztonhöhe (A = 390- 490Hz in 1Hz- oder 0,1Hz-Schritten) und Capo (0 bis 5) bzw. Drop Tuning (-1 bis -6). Um Presets im Live-Einsatz leichter unterscheiden zu können, kann jedem eine der 10 verfügbaren Farben zugeordnet werden. Eine aktivierbare automatische Sortierung der meistgenutzten Presets sorgt dafür, dass diese an den Anfang der Preset-Reihenfolge verschoben werden und daher leichter aufzufinden sind.

Während des Editierens blinkt der angewählte Parameter bzw. veränderte Parameterwert. Die nächste Betätigung einer der beiden Menütasten beendet das Blinken und speichert die Eingabe, andernfalls erfolgt die Speicherung automatisch nach 8 Sekunden. Die individuelle Anpassung der StroboStomp-Funktionen an die Bedürfnisse des Users kann abhängig von dessen Anforderungen einige Zeit in Anspruch nehmen, da selbst die ausführlichere deutsche Bedienungsanleitung, die auf der Peterson-Website zur Verfügung steht, teilweise recht missverständlich und wenig eindeutig verfasst wurde. So musste ich z.B. erst suchen und probieren, wie editierte Parameter gespeichert werden.

Hat man seine präferierten Funktionen und Settings vorgenommen, bereitet die Arbeit mit dem Pedal echte Freude. Vor allem begeistern mich der geschmeidig agierende Fußtaster und das große fein auflösende Display. Um den Strobo-Stimmvorgang instrumentenseitig zu optimieren, erweisen sich präzise und geschmeidig agierende Mechaniken wie auch ungehindert in den Sattelkerben gleitende Saiten als vorteilhaft.

In jedem Fall arbeitet das Display, dessen Leuchtstärke von der gewählten Farbe abhängt, präzise und relaxt. Über die kostenlose Software-Schnittstelle „Peterson Connect“ können per Micro-USB-Port online benutzerdefinierte Sweetener und Guided Tuning Presets erstellt und konfiguriert, die Preset-Liste neu geordnet, minimiert oder erweitert, Display-Einstellungen angepasst und die Firmware aktualisiert werden.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Mit dem StroboStomp HD präsentiert Peterson den ultimativen Tuner nicht nur fürs Pedalboard. Das super-robuste Schwergewicht bietet eine Fülle praktischer Funktionen, allem voran das große Display und die Sweetened und Guided Tunings. Der User kann sich den Tuner nahezu uneingeschränkt auf seine individuellen Belange und Bedürfnisse zurechtschneidern. Da jedoch die Bedienungsanleitung mitunter Eindeutigkeit und Klarheit vermissen lässt, ist das StroboStomp HD nicht sonderlich intuitiv zu handhaben. Wer jedoch einmal seine präferierten Einstellungen gefunden hat, wird an dem extrem vielseitigen High-End-Tuner viel Freude haben.

PLUS

● großes Display
● Sweetener & Guided Tunings
● Stimmgenauigkeit 0,1 Cent
● Features & Einstellmöglichkeiten
● Verarbeitung
● Preis/Leistung

MINUS

● Bedienungsanleitung teilweise missverständlich bzw. nicht eindeutig

(erschienen in Gitarre & Bass 02/2021)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Im Test: J. Rockett Uni-Verb +++ G&L Fullerton Deluxe LB-100 +++ Dowina Albalonga GACE HiVibe +++ Nik Huber Bernie Marsden Signature +++ Fender Acoustasonic Player Telecaster +++ Gibson Dave Mustaine Signature Flying V +++ Börjes JB-Custom 5 DLX-Multiscale +++ EarthQuaker Devices Ghost Echo by Brain Dead +++ Blackstar St. James 50/EL34 112 Combo +++ Harley Benton Double Pedal Series

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Edelstahl kann man nicht eloxieren. Schon der Name “Eloxal” sagt, dass es sich hier um ein Oxidationsverfahren ausschließlich für Aluminium handelt. Edelstahl lässt sich aber schwarzoxidieren. Handelt es sich nun also um Gehäuse aus eloxiertem Aluminium oder aus schwarzoxidiertem Edelstahl?

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