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Test: Mooer SD50A Acoustic Amp

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(Bild: Dieter Stork)

Acoustic Amps gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Aber einer mit derart vielen praktischen „Alleinunterhalter-Tools“ wie beim SD50A fehlte bislang in meiner Test-Biografie.

FEATURES

Im Gegensatz zu den Mooer-E-Gitarren-Combos SD30 und SD75 hat der SD50A nichts mit Modeling am Hut. Stattdessen komplettes Solid-State-Design mit analoger Vorstufe, zwei fast identischen Kanälen für akustische Instrumente, der zweite dank Klinke/XLR-Kombibuchse auch für Mikrofon nutzbar. Gain, zweimal 3-BandEQ, automatisches Anti-Feedback, je Kanal separat regelbare Chorus-, Delay- und Reverb-Effekte, Delay Time per Tap-Eingabe.

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Des Weiteren stehen in Channel 1 ein Phasenschalter, im zweiten Kanal 48 Volt Phantomspeisung für Kondensatormikrofone zur Verfügung. Das ist jedoch noch lange nicht alles: acht Percussion- und acht Drum-Patterns, 2:30 Minuten Looper, kalibrierbarer Auto-Chromatic-Tuner und Master-Volume. Drums und Looper können synchronisiert werden, um nach einem Anzähler simultan zu starten. Sehr praktisch!

Noch praktischer: Aktiviert man während des Spielens die Anti-Feedback-Funktion(en), erkennt die Schaltung Rückkopplungen und senkt deren Frequenzen automatisch steilflankig ab, ohne den Klang nennenswert zu beeinflussen. Diese Analysen werden gespeichert, lassen sich jedoch bei wechselnden Feedback-Frequenzen jederzeit wiederholen. Mit an Bord ist ein auto-chromatischer, stressfrei und präzise reagierender Tuner, dessen Kalibrierung (435-445 Hz) nach Ausschalten des SD50A erhalten bleibt. Die Settings der 3-Band-EQs und der beiden Effektsektionen können auf zehn User-Presets gesichert werden.

(Bild: Dieter Stork)

Gain ist von der Speicherung ausgenommen. Das ist schade, denn in Ermangelung von Mute-Schaltern könnten entsprechend programmierte Presets diese ersetzen. Absolutes Highlight: Der zum Lieferumfang zählende drahtlose (!) C4 Air Switch, der vor der Inbetriebnahme mit dem SD50A via Pairing verbunden werden muss, gestattet zwei Betriebsarten. Diese können während der Performance durch simultanes Drücken der Fußtaster B und C gewechselt werden.

  1. Preset & Anti-Feedback Mode:

  • Fußtaster A/B: Preset-Wahl Down/Up
  • Fußtaster C: Anti-Feedback1 (On, Start Scan, Stop Scan, Off)
  • Fußtaster D: Anti-Feedback2 (wie oben)
  1. Looper & Drums Mode:

  • Fußtaster A: Looper Record/Play/Overdub
  • Fußtaster B: Looper Stop/Clear (Hold)
  • Fußtaster C: Drums Tap-Tempo
  • Fußtaster D: Drums Start/Stop

Damit die Positionen der Fußtaster auch bei schwacher Beleuchtung zu erkennen sind, hat Mooer dem Air Switch vier weiße hintergrundbeleuchtete Flächen spendiert, die sich durch gleichzeitiges Drücken der Fußtaster A und D ein- und ausschalten lassen. Bei Nichtbenutzung der Taster erlöschen die Displays nach 10 Minuten, um die spannungsversorgende 9-Volt-Batterie zu schonen. Wünschenswert wäre es, wenn die Anzeigen von Anti-Feedback, Looper, Drums und Tap-Tempo mit denen des Verstärkers korrespondieren würden – auch farblich.

(Bild: Dieter Stork)

Auch das rückseitige Anschluss- und Bedienfeld kann sich sehen lassen: Ganz links die Buchse für das DC15V/4A-Schaltnetzteil, darüber – von vorne leicht zugänglich – der Netzschalter. Ein kleiner Kippschalter aktiviert Bluetooth 4.0, über den, genau wie über den benachbarten Aux-Eingang (3,5 mm Stereoklinke), Audiodateien übertragen werden können. Der Micro-USB-Anschluss OTG (steht für: On-the-go) ist für direkte Aufnahmen auf Smartphones oder Tablets vorgesehen, die USB-B-Buchse für Direct-Out-Recording und künftige Updates. Bleiben noch der symmetrische XLR Out mit Ground-Lift-Schalter gegen Netzbrummen und der Wahlschalter, der nur den Preamp (D.I.) oder Preamp & Effekte (PRE) zum Ausgang routet.

GEHÄUSE

Das schicke, mit dunkelbraunem, von Kedern unterbrochenem Vinyl bezogene Gehäuse wurde aus 12 mm dickem MDF gefertigt. Die vollständig geschlossene, rückseitig gedämmte Lautsprecherkammer wird von einem Flat Response (linearer Frequenzgang über den gesamten Frequenzbereich) 8″-Custom-Breitband-Speaker und einem Custom-1″-Hochtöner bewohnt, die von vorne montiert und per Steckverbinder angeschlossen sind. Ein straffes Gewebe auf abnehmbarem MDF-Rahmen schützt die Front.

(Bild: Dieter Stork)

Sechs Schrauben tragen das aus 1,5 mm Stahlblech gewinkelte Amp-Chassis, in dessen Inneren man auf tadellose Verarbeitung trifft. Die Platinen werden von den XLR- und Klinkenbuchsen, den Potis und, wo erforderlich, von zusätzlich angeschraubten Metallwinkeln stabilisiert. Der Amp steht sicher auf vier Kunststofffüßen, lässt sich mit dem auf der Unterseite montierten Klappbügel um 11 Grad nach hinten neigen und mit dem Kunstledergriff komfortabel von A nach B tragen.

(Bild: Dieter Stork)

Dem Air Switch C4 wurde ein kompaktes ABS-Gehäuse (217 x 25 x 75 mm/BHT, ohne Taster) mit verschraubtem Stahlblechboden und Batteriefach spendiert. Eine über einen Budget-Clip angeschlossene 9-Volt-Batterie speist die Elektronik. Leider macht das Manual keine Angabe über die Betriebsdauer.

KLANG & GROOVE

Nach dem Betätigen des Power-Schalters benötigt der SD50A gut sechs Sekunden zum Hochfahren seines Systems. Danach meldet er sich mit einem dezenten dumpfen Knacks zum Dienst, und das gut erkennbare Matrix-LED-Display signalisiert, dass das zuletzt aktive Preset am Start ist. Schade, dass das Verändern gespeicherter Werte bzw. Reglerstellungen nicht durch eine LED signalisiert wird.

Somit kommt man nicht umhin, sich grob an den Zeigern der Reglerknöpfe zu orientieren. Zudem vermisse ich Übersteuerungsanzeigen bei den Gain-Reglern. Schon der erste akustische Eindruck macht deutlich, dass der Mooer SD50A bei Neutraleinstellungen aller drei Klangregler recht voluminös, fundamentstark aber dennoch transparent daherkommt. Ich bin geneigt, bei meiner Steelstring mit L.R.- Baggs-Anthem-Pickup zunächst die Bässe etwa auf 9 Uhr abzusenken, die Mitten bei 12 Uhr zu belassen und die Höhen ordentlich anzuheben. Die Treble-Wirkung lässt zu wünschen übrig, da das Drehen des Potis außer leises aber schrilles hochfrequentes Pfeifen oder Zischen bei Vollaussteuerung keine nennenswerte Veränderung bringt. Drehe ich komplett zurück, nehmen die Höhen minimal ab.

Der Treble-Schaltkreis scheint also zu funktionieren, wenn auch alles andere als praxisgerecht. Ob der Hochtöner nicht angeschlossen oder gar defekt ist? Keineswegs, denn bei Audio-Wiedergabe arbeitet er tadellos, gleichzeitig beweist der SD50A passable Klangqualitäten, wenngleich dabei die tiefen Frequenzen anders als bei der Übertragung der Gitarre eher etwas schwächeln. Da ich gerade dabei bin, kann ich auch gleich Bluetooth … – schon verbunden. Die drahtlose Audioübertragung klappt also bestens. Kanal 2 wurde offenbar klanglich genauso abgestimmt wie Channel 1, jedenfalls zeigt der EQ die gleichen Eigenschaften, der Treble-Regler nahezu null Wirkung. Die Verstärkung eines dynamischen Vokalmikrofons (SM58) meistert der SD50A indes in bester Manier, hier zeigen Bass- und Mittenklangreglung Praxistauglichkeit.

Dank jeweils zweier variabler Parameter lassen sich die Digitaleffekte des Mooer-Acoustic-Amps leicht und intuitiv editieren. Chorus kommt mit fester Rate (Modulationsgeschwindigkeit) und erhöht mit zunehmender Reglerstellung Depth (Intensität) und Level (Effektpegel) gleichzeitig. Am oberen Ende des Regelbereichs liefert der Chorus eine geschmeidige nicht übertriebene Modulation bei praxisorientiertem Level. Während man beim Delay die Verzögerungszeit per Tap-Taster variieren muss, der im eingegebenen Tempo blinkt (max. 1000 ms, alternativ auch per Air Switch), steigert das Poti die Parameterwerte von Feedback und Level. Die Höchsteinstellung liefert sechs abklingende Echos.

Beim Reverb lassen sich Level und Decay (Ausklingdauer, max. ca. 4 Sekunden) gleichzeitig editieren, festgelegt ist die Beschaffenheit der Raumwände (Tone). Unterm Strich wurden die Effekte geschmackvoll abgestimmt und bieten eine gelungene Basis für eigene Settings. Die Drum-Sektion liefert natürlich klingende Samples von universell einsetzbaren Percussion- (Conga/Tabla/Slaps) und Drumkits (Hi-Hat, Snare/ Sidestick mit Raumhall, Bassdrum, Crash-Becken). Der Ausgangspegel wird per Value D/Vol (0-9) kontrolliert.

Vier 6/8- und zwölf 4/4-Takte stehen zur Verfügung. Hier wird das Tempo über Value/Speed oder per Air Switch Tap eingegeben, wobei eine numerische BPM-Anzeige hilfreich wäre. Diese ließe sich jedoch nur mit einem zusätzlichen dreistelligen Display – und natürlich Mehrkosten – realisieren.

Der Looper gestattet eine maximale Aufnahmedauer von 2,5 Minuten bei vollem Frequenzspektrum und ausgiebigen Overdub-Möglichkeiten. Äußerst praktisch ist das Sync-Feature, welches per Value/Sync aktiviert wird. Startet man bei aktivem Sync den Looper, ertönt ein 4/4 Sidestick-Einzähler, und synchron zur Aufnahme starten Drums bzw. Percussion. Ist Sync ausgeschaltet, startet die Aufzeichnung beim ersten gespielten Ton. Schade ist, dass im Sync-Mode die Drums beim Stoppen des Loopers nicht ebenfalls verstummen, sondern unbeirrt weiterlaufen. Erst das Betätigen des Drum-Tasters bzw. Air-Switch-Fußtasters D beendet dessen Wiedergabe. Über Value/L-Vol (0-9) lässt sich der Ausgangspegel des Loopers anpassen.

RESÜMEE

Mooer bringt mit seinem SD50A einen Acoustic Combo an den Start, der mit tollen Features beeindruckt. Audios können per Aux In oder Bluetooth übertragen werden, Direct Recording ist über OTG- und USB-B-Anschlüsse möglich. Ein echtes Highlight ist der drahtlose C4 Air Switch, der mit etlichen Steuerfunktionen vor allem im Live-Einsatz punktet. Im Gegensatz zur Wiedergabe von Audios kann der SD50A bei akustischen Saiteninstrumenten nicht gänzlich überzeugen, da er, möglicherweise auch wegen der geringen Wirkung des Treble-Reglers, gewisse Höhendefizite zeigt, die wiederum bei der Stimmenübertragung keine Rolle spielen.

Auf einer Wunschliste ständen noch Input-Clip-Anzeigen, Kanal-Mute-Schalter (da Gain nicht programmierbar) sowie die Anzeige von Parameteränderungen beim Editieren (eine einzige LED im Display würde reichen). Beim C4 Air Switch würde ich mir wünschen, dass die LED-Flächen nicht nur die Fußtastersuche im Dunkeln erleichtern, sondern mit den Amp-seitigen Bedienelementen korrespondieren und auch deren Farben übernehmen würden. Aber auch so bekommt man hier ein Paket mit zahlreichen cleveren Features zum sensationellen Preis.

PLUS

  • transparente Wiedergabe akustischer Saiteninstrumente
  • Dynamik & Lautstärke
  • nebengeräuscharm
  • Funktion Auto-Anti-Feedback
  • Ausstattung Ausgangs-/ Master-Sektion
  • Looper/Drum-Sync
  • Drum/Percussion-Sounds
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung

MINUS

  • Wirkung Treble-Regler
  • keine Channel-Mutes
  • keine Eingangs-Clip-LEDs

 

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2021)

Produkt: Kemper Amp Special
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