Back in the USA

Test: Jackson American Series Soloist SL3

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(Bild: Dieter Stork)

Es muss ja nicht immer gleich Custom Shop sein. Mit seiner neuen American Series zeigt Jackson, dass auch im mittleren Preissegment auf hohem Qualitätsniveau Gitarren hergestellt werden können, sogar in den USA.

Unter größter Geheimhaltung stellte Jackson vor dem offiziellen Release die neue Modellreihe Ende August 2022 in einer Videokonferenz den Fachmedien vor, während der leitende Mitarbeiter und Endorser auch mit Fragen bombadiert werden konnten.

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WIE AUS EINEM GUSS

Dass die Soloist SL-3 einen durch den gesamten Korpus verlaufenden Hals besitzt, ist wegen der deckenden Satin-Slime-Lackierung nicht zu erkennen. Allerdings lässt es der stromlinienförmige, höchst ergonomische Halsübergang schon vermuten. Um dem schlanken High-Speed-Hals Stabilität zu verleihen, hat man ihn aus drei Ahornstreifen in Längsrichtung gesperrt und zwei Graphitstäbe sowie den obligatorischen Justierstab eingesetzt. Letzterer lässt sich bequem über ein Speichenrad am Ende des Griffbretts einstellen. Für die angesetzten Korpusflügel im traditionellen Soloist-Design mit dezent gerundeten Kanten, Armauflage und großzügigem Rippenspoiler findet Erle Verwendung. Ein ovales Zargenblech mit stramm packender Klinkenbuchse und große Gurtpins komplettieren die Ausstattung. Bei Bedarf sorgen die beiliegenden Dunlop Security Locks für erhöhte Sicherheit bei akrobatischen Show-Einlagen.

Locking-Tuner und Werkzeughalter (Bild: Dieter Stork)

Das mit zunehmendem Radius von 12″-16″ und angenehm gerundeten Kanten versehene Ebenholzgriffbrett trägt 24 auch kantenseitig vorbildlich bearbeitete und polierte Jumbo-Bünde. Große Haifischflossen-Inlays aus schimmerndem Perlmutt und fluoreszierende Side Dots erleichtern die Orientierung, Letztere sogar im Dunkeln. Ein auf optimale Saitenlage eingepasster, frontseitig verschraubter FR-Klemmsattel führt die Saiten zu den präzise und smooth arbeitenden Gotoh Magnum Lock Tunern. Dank der stark rückwärtig geneigten Kopfplatte, die rückseitig einen Halter für zwei Inbusschlüssel trägt, konnte auf einen Saitenniederhalter verzichtet werden.

Als Steg beschäftigt die American SL-3 ein tief in die Korpusdecke eingelassenes Floyd Rose 1500 Locking-Vibrato. Da dieses nur exklusiv einigen wenigen Gitarrenherstellern vorbehalten und auch nicht frei käuflich ist, bleibt es auf der FR-Website unerwähnt, unterscheidet sich jedoch primär durch seinen spielfrei rotierenden, steckbaren Hebelarm, dessen Drehmoment über eine seitliche Madenschraube variiert werden kann. Die Pickups, zwei Seymour Duncan Custom Flat Strat SSL-6 Singlecoils in Hals- und Mittelposition und ein JB TB-4 Trembucker am Steg, hat man höhenjustierbar in die Decke eingelassen.

Bequeme Art der Halsstabjustierung: das Spoke Wheel (Bild: Dieter Stork)

Verwaltet werden sie per Master-Volume- und -Tone-Reglern, während der Fünfwegschalter folgende Spulenkombinationen ermöglicht: Position 1: Hals-Pickup Position 2: Hals- + Mittel-Pickup Position 3: Hals-Pickup + Halsspule Steg-Humbucker Position 4: Mittel-Pickup + Stegspule Steg-Humbucker Position 5: Steg-Humbucker Im großzügig dimensionierten, mit elektrisch leitendem Lack versehenen E-Fach treffen wir auf CTS-Potis und einen Blade-Schalter mit zwei Ebenen. E-Fach und Federkammer werden von Alublechen Oberkante bündig abgedeckt.

(Bild: Dieter Stork)

AM START

Während man Ergonomie und Tragekomfort der Jackson in den höchsten Tönen loben muss, gibt sie sich sowohl auf dem Bein als auch am Gurt ein wenig kopfplastig. Keineswegs kritisch, sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben. Ich hatte bislang nur selten Gitarren in Händen, bei denen sich der 24. Bund dermaßen komfortabel und stressfrei bespielen ließ. Ohnehin liegt das flache C-Profil angenehm in der Hand, und das matte Finish vermittelt die Haptik einer unbehandelten glatten Oberfläche. Perfekt abgerundet lassen die Kanten der Jumbo-Frets erst gar kein Buckelpisten-Feeling aufkommen, und das Floyd Rose 1500 Vibrato bleibt selbst nach ausufernden Up- wie Down-Bedings absolut stimmstabil.

Unverstärkt klingt die SL-3 ausgewogen, obertonreich, lebendig und spritzig und trotz der 9-42-Werksbesaitung kraftvoll mit gutem Punch in den Bässen. Die gesamte Konstruktion gibt sich extrem schwingfreudig, zeigt direkte, spontane Ansprache, schnelle, spritzige Tonentfaltung, vor allem aber beeindruckend stabiles, langsam und gleichförmig abklingendes Sustain. Seymour Duncan empfiehlt die Custom Flat Strat SSL-6 Einspuler speziell für Strat-style-Gitarren mit dünneren Saiten und/oder flacheren Griffbrettern. Na, das trifft in unserem Fall ja förmlich den Nagel auf den Kopf, zumal die Magnete der Pickups gleiche Höhen besitzen, damit für perfekte Saitenbalance sorgen und dem Klang der dünnen Saiten mehr Schub verleihen.

So tönt der Hals-Pickup am cleanen Amp warm, breit und offen, zeigt deutlichen Strat-Charakter, liefert definierte Bässe, straffe Mitten, samtige Höhen und überträgt auch das Obertonspektrum der SL-3 hinreichend. Konstruktionsbedingt zeigt er im Zerrbetrieb erhöhtes Nebengeräuschaufkommen, aber auch präzise Saitentrennung, fettes aber transparentes Klangbild und fördert gleichzeitig das Sustain. Nimmt man den, abgesehen von entgegengesetzten Wicklungen und Polarität, baugleichen Mittel-Pickup hinzu, verschwindet das Brummen vollständig, und der nasale Klang einer Strat-Zwischenposition wird erkennbar, wenn auch nicht ganz so prägnant wie beim Original, da hier die Einspuler aus Platzmangel dichter nebeneinander angeordnet wurden. Dennoch dringt geschmackvoll ein In-Between-Sound sowohl für cleane als auch verzerrte Klänge ans Ohr.

Bewegt man den Schalter in die dritte Position, vereint sich der Mittel-SSL-6 mit der Halsspule des Humbuckers. Der nasale Sound wird etwas klarer, liefert mehr obere Mitten und öffnet damit das Klangbild ein wenig. Dabei nehmen am zerrenden Amp die Nebengeräusche nur unwesentlich zu. In Schalterposition 4 gesellt sich die Stegspule des TB-4 zum Mittel-Pickup und verleiht dem zunehmend schwindenden Nasalklang mehr Attack. Ein interessanter, eigenständiger Sound primär für cleane Sachen, der sich aber auch für High Gain anbietet.

Zum JB TB-4 Trembucker wurde eigentlich schon alles gesagt, ist er doch seit Jahrzehnten der beliebteste und mit Abstand meistverkaufte Pickup aus Seymour Duncans Portfolio. Seine druckvollen, fetten aber dennoch definierten Bässe, die crispen, detailreichen Höhen, vor allem aber die Anhebung der mittleren und oberen Mitten verleihen tieffrequenten Riffs und Powerchords Fülle, Druck und Durchschlagskraft. Die hohe Ausgangsleistung entlockt dem Amp mehr Kompression, Sustain und Obertöne, was wiederum Singlenotes und Leadsounds zugute kommt. Transparenz, Definition und die präzise Saitentrennung gehen selbst bei komplexeren Akkorden und High Speed Shredding nicht verloren.

Wie die SSL-6-Einspuler so setzt auch der TB-4 die ausgezeichnete Dynamik der neuen Jackson-Axt adäquat um, indem er facettenreiches, ausdrucksstarkes Spiel detailliert überträgt. Die gerändelten Reglerknöpfe erlauben eine komfortable Bedienung der geschmeidig rotierenden Potis, deren gleichmäßige Regelcharakteristik präzise Kontrolle von Volume/Gain und Tone gestatten.

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