Fusion, Twang und mehr

Test: Ibanez Tom Quayle Signature TQMS1

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(Bild: Dieter Stork)

Virtuoses Legatospiel, präzise abgeschossene Linien, ausgesprochen starke Präsenz – immer wenn Tom Quayle seine Finger auf die Saiten legt, geht die Post ab. Ibanez bereitet ihm dafür das weiche Bett, aber in dem liegen sicher auch andere Spieler höchst komfortabel!

Von Ibanez gibt es bereits das Tom Quayle Signature Model TQM1, von welchem sich das aktuell vorgestellte Design deutlich unterscheidet. Interessenten, die im Thema sind, werden natürlich sofort die telegene Auslegung im Rahmen der bewährten AZS-Modelle im Ibanez-Programm bemerkt haben. Neu im engeren Sinne ist dieses Design also nicht. (Vergl. Ibanez AZS2209H Prestige in G&B 01/22)

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DEFINITIVE FERTIGUNG – HOCHWERTIGE AUSTATTUNG

Tom stellt sein neues TQMS1 Signature-Modell online mit einigem Stolz vor, und in der Tat kommt diese Gitarre seinem virtuos flüssigem Legatospiel auch sehr entgegen. Die Details: Der Korpus aus Erle wurde mit einer 4 mm starken Ahorndecke kombiniert, die durch ihre Lackierung in strahlendem Celeste Blue buchstäblich ins Auge fällt. Nicht nur sind die Cutaways im Korpus vorn tief gesetzt, auch wurde der Bereich der Halsaufnahme am Korpusboden, vorn von einem Kehlschnitt unterstützt, weich gerundet angepasst. Eine Anlagebucht in der Taille oben komplettiert die auf eine optimale Handhabung hin ausgerichtete Gestaltgebung.

Roasted Maple Neck mit Palisandergriffbrett (Bild: Dieter Stork)

Der in Höhe des 16. Bundes über vier versenkte Schrauben in den Korpus eingebrachte Hals aus Roasted Maple mit AZ-Oval-C-Profil bekam ein Griffbrett aus Palisander mit Compound Radius (9″-12″) aufgesetzt. Die regulären AZS-Prestige-Modelle haben alle den 12″-Radius. Die 22 Stainless-Steel-Jumbo-Bünde sind in Perfektion verarbeitet. Mother-of-Pearl-Dot-Inlays kennzeichnen die Lagen. Der parallel herausgeführte Kopf ist mit Gotoh-Magnum-Lock-Tunern ausgestattet. Ein Stringtree hält die zwei hohen Saiten für einen angemessenen Andruck auf den Knochensattel nieder. Ein Tom-Quayle-Signum findet sich auf der Rückseite.

Am Korpus sind die Saiten in die T1802-Tremolo-Bridge von Gotoh eingehängt. Das moderne 2-Punkt-System ist aufliegend eingerichtet und an fünf Federn aufgehängt. Es verfügt über einen Stahlblock und individuell bewegliche Sättel aus Titanium. Elektrik: In Halsposition sitzt der Alnico Magic Touch Mini Humbucker von Seymour Duncan auf ein Tortoise-Shell-Pickguard montiert. Als Gegenspieler finden wir den Alnico II Pro Custom Bridge Single Coil aus gleichem Hause auf eine Stahlplatte geschraubt. Ein 3-Wege-Pickup-Schalter ist mit dem dyna-MIX-System kombiniert, was in Verbindung mit dem zwischen die Regler gesetzten Alter Switch den Aufruf von fünf verschiedenen Sounds erlaubt. Das neue TQMS1-Signature-Modell von Tom Quayle zeigt alle aus der Prestige-Reihe gewohnten Features und ist auf entsprechend hohem Niveau verarbeitet.

Flexibilität: 3-Wege-Schalter plus Dyna-Mix5 per Alter Switch (Bild: Dieter Stork)

FUSION TWANG UND MEHR

Die TQMS1 ist ein auf Tom Quayles virtuose Künste ausgerichtetes Instrument, das nicht unerwartet mit geschmeidiger Haptik und bester Spielbereitschaft aufwartet. Dank der alternativen elektrischen Ausstattung eröffnet es natürlich auch etwas andere Möglichkeiten der Klanggestaltung im Verhältnis zu seinem bisherigen Hauptinstrument TQM1 mit HSS-Pickup-Bestückung. Der mit Öl versiegelte Roasted Maple Neck spielt sich mit dem guten Saitenzug der 648-mm-Mensur einfach wunderbar, und das nicht zuletzt auch wegen der mit Prestige Fret Edge Treatment perfekt abgeglichenen 22 Edelstahlbünde im Griffbrett, auf denen die Saiten wie auf Schienen gleiten (nicht die der Deutschen Bahn, sondern die vom japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen).

Die fein abgestimmte Konstruktion trumpft akustisch vorgenommen bereits mit harmonisch rundem Klangverhalten auf. Mit den bestens gewichteten und sauber separierten Stimmen im Akkord, dem fest intonierenden, dazu atemreich ins lang aushaltende Sustain geführten Ton sind beste Voraussetzungen für die elektrische Umsetzung gegeben.

Seymour Duncan Alnico Magic Touch Mini Humbucker und Alnico II Pro Custom Bridge Single Coil (Bild: Dieter Stork)

Mode 1: Zunächst ist zu vermerken, dass die Pickups schön ausgewogen zueinander stehen, es also nicht zu große Sprünge beim Wechsel untereinander gibt. Der Hals-Pickup ist übrigens in beiden Modes in gewohnt serieller Verschaltung identisch zu hören und nur in Mode 1 sind beide Pickups allein geschaltet zu haben.

Der Magic-Touch-Mini-Humbucker vermittelt ein angenehm geschlossenes Akkordbild mit bestens eingegrenzten, aber doch auch gut tief reichenden Bässen, dazu gibt es ausgewogene Mitten mit weichem Höhenabschluss. In der Abteilung Clean ist er mit dieser plastisch harmonischen Darstellung für alle Anwendungen geeignet, die den samtig jazzigen Ton bevorzugen. Unter Gain genommen wird er dann aber doch noch recht wuschig, ohne die Kontrolle zu verlieren. Auf den Basssaiten gespielt macht die Gitarre schön kompakten Druck, Einzelnoten schmelzen sehr schön innig ineinander – damit ist gut Singen!

Der Alnico-II-Bridge-Pickup liefert dank seiner Montage auf einer Stahlplatte den von dieser Art von Gitarre erwarteten bissigen Twang. Schon bei klar eingestelltem Verstärker stellt sich dieser Pickup auf die Hinterbeine, zeigt glasige Präsenz, ohne mit zu viel Schärfe zu nerven. Diese Eigenschaft zeichnet ihn auch im Overdrive aus. Der zugespitzte Ton greift schon aggressiv an, steht gut weit vorn, aber ohne dass dir gleich wieder das Blut aus dem Ohr läuft. Der markante Aufriss gibt Linien perkussive Kontur und entfaltet eine offensive Kraft. Spieltechnische Manieren werden ausgesprochen plastisch abgebildet. Kein Wunder also, dass Tom diese Position für sein Solospiel präferiert.

In der Zwischenposition ist der Steg-Pickup mit der inneren Spule des Kollegen am Hals parallel verschaltet. Das Klangbild ist nicht so mager wie erwartet, natürlich schon ausgedünnt, aber insgesamt gibt uns das einen gut nutzbaren alternativen Sound mit kräftiger Hohlkehle an die Hand.

In Mode 2 ist, wie schon erwähnt, der exakt wie in Mode 1 klingende Hals-Pickup die verlässliche Bank. Der Wechsel auf die Steg-Position lässt uns aber so etwas wie einen Humbucker im Spagat hören, da nun die innere Spule des Hals-Pickups seriell zugeschaltet ist. Das gibt uns einen volleren Sound mit deutlich mehr Mittenbetonung aufs Ohr. Ein Ton, der ebenfalls mit starkem Charakter aufwartet. Eine sehr schöne Option allemal, mit einem Handgriff per Alter Switch zwischen zwei klangfarblich doch recht deutlich versetzten Lead-Sounds wechseln zu können!

Bleibt noch der in der Zwischenposition von Mode 2 angelegte 5. Sound. Zum Humbucker ist hier der Steg-Pickup in parallel verlinkt. Dieser stark ausgedünnte Sound sucht seinen Platz im Klangbild vor allem wohl im Studio. Das 2-Punkt-Trem-System von Gotoh ist an fünf Federn aufgehängt und aufliegend montiert. So lässt es sich natürlich nur mit Mühe überhaupt bewegen und scheint eher als maximal gespannte Ausgangslage für die individuelle Einrichtung gedacht. Die meisten von uns kommen ja mit drei Federn bestens zurecht.

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