Wellenreiter

Test: Guild Surfliner HH

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(Bild: Dieter Stork)

Guild bietet das Modell Surfliner nun auch mit doppelter Humbucker-Bestückung in prickelnden Farben an. Coil-Splitting und Pickup-Switching-System versprechen obendrein beste klangfarbliche Variation.

TRADITIONELLE FORM – AKTUELLE AUSSTATTUNG

Die Surfliner HH ist in den Metallic-Finishes Canyon Dusk und Shoreline Mist zu haben. Die Surfliner HH kommt mit jenem leicht asymmetrisch zugeschnittenen Korpus aus Pappelholz von rund 4 cm Plattenstärke, den wir bereits beim Vorgängermodell mit SSH- Konfiguration der Tonabnehmer (Singlecoil, Singlecoil, Humbucker) kennengelernt haben. So verfügt natürlich auch dieser Body über die genau richtigen Konturen im Randbereich, hinten wie vorn, für eine komfortable Handhabung.

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Der über die „G“-Neck-Plate aufgeschraubte Hals aus Ahorn mit C-Shape ist in Höhe des 18. Bundes spielfrei in den Korpus eingepasst. Das Griffbrett aus Ahorn mit 10″ Radius beherbergt 23 klaglos ordentlich abgeglichene Bünde. Schwarze Dots kennzeichnen die Lagen. Die gut abgewinkelte und deshalb großflächig angeschäftete Kopfplatte von leichter Hockeyschlägeranmutung ist mit Kluson-Style-Mechaniken bestückt, von denen aus die Saiten mit geradem Zug und ohne Niederhalter auf den Sattel aus Kunststoff geführt werden. Am Korpus finden wir sie von einer Strings-thru-Body Saitenführung gekontert, nachdem sie zuvor eine Tune-o-Matic-Bridge mit individuell justierbaren Saitenreiten passiert haben.

Abgewinkelte Kopfplatte mit Kluson-style-Mechaniken (Bild: Dieter Stork)

Elektrik: zwei „Guild HB-2 Hum Bucker“-Pickups mit AlNiCo-2-Magneten stehen in Verbindung mit den Reglern Master-Volume und Master-Tone. In beiden Reglern ist eine Coil-Split-Funktion angelegt, über die sich die Humbucker per Push/Pull in Singlecoils verwandeln lassen. Über das Guild Rocker Pickup Switching System lassen sich die Pickups einzeln und in Kombination aufrufen, was uns in Verbindung mit dem Coil-Splitting acht verschiedene Sounds an die Hand gibt. Der Korpus der Surfliner HH wurde in sparkeligem Canyon Dusk tadellos lackiert, ihr Hals samtweich versiegelt. Die Verarbeitung kann man guten industriellen Standard nennen.

Guild Rocker Pickup Switching System (Bild: Dieter Stork)

FLEXIBILITÄT IN TON UND HANDHABUNG

Das Surfliner-Modell konnte in der vorausgegangenen Version bereits mit lobenswerten Spieleigenschaften und bester Klangausstattung überzeugen. Die neue Version mit doppelter Humbucker-Bestückung steht dem kaum nach und bietet wie ihre Vorgängerin ein gut tragbares Gewicht von 3,2 kg, aber durchaus andere klangfarbliche Aspekte.

Der zu einem griffigen C-Format mit gut gerundeten Schultern geformte und satiniert versiegelte Hals fühlt sich angenehm an und lässt sich dank einer kantenglatt verarbeiteten Bundierung im Griffbrett mit 10″-Radius komfortabel bis in die oberen Positionen hinein bespielen.

Nur die ungewöhnliche Ausstattung mit 23 Bünden ist dabei etwas gewöhnungsbedürftig und ja, die Frets sind auch nicht definitiv poliert. Es reibt bei Querbewegung der Saite folglich etwas, aber das erledigt sich ja nach kurzer Zeit durch Spielen mit Bendings von ganz allein. Keinerlei Klagen gibt es in Sachen Tonentfaltung und Schwingfreude. Die Gitarre spricht gut an, bietet achtbares Sustain und vermittelt akustisch angeschlagen ein kraftvolles und stimmlich ausgeglichenes Klangbild.

Die Guild-Humbucker dieser Ausführung bieten mit maßvollem Output offene und wenig komprimierende Sounds mit ansprechender Saitenseparation. Angewählt werden sie über das Guild Rocker Pickup Switching System, bestehend aus zwei kleinen, vorn oben auf das Pickguard platzierten Kippschalter, welche die Pickups jeweils an (1) oder aus (0) schalten. Stummschaltung (00) geht also auch.

Der Hals-Pickup bietet ein eher weiches Klangbild. Akkorde werden aber durchaus harmonisch dargestellt, auch wenn es an letzter Offenheit fehlt. Im Overdrive bestätigt sich der Eindruck. Vor allem die leicht bedeckten Höhen lassen hinsichtlich Strahlkraft & Definition etwas zu wünschen übrig. Dennoch ist die Ansprache im Zerrmodus nicht schlecht und mit dem standfesten Ton ist in Gain-Positionen gut zu arbeiten. Die Mellow-Färbung hat ja auch was.

Guild HB-2 Hum Bucker Pickups (Bild: Dieter Stork)

Wechseln wir auf den Humbucker in der Stegposition, so erweist sich dieser Pickup als deutlich freier im Ausdruck. Seine klar definierten Höhen setzen einen ordentlichen Peak und dank zurückhaltender Kompression sind schlüssig kompakte Rhythmus-Sounds leicht und präzise ins Werk zu setzen. In Gain-Positionen überzeugt er mit scharfem Aufriss, fester Artikulation und guter Durchsetzungskraft – ein richtiger Rocker!

Für beide Humbucker ist nun auch noch eine Spulentrennung angelegt. Bei gezogenen Volume- und Tone-Reglern werden sie folglich zu Singlecoils. In dieser Ebene liegen denn auch ordentliche Singlecoil-Sounds mit kehligem Ausdruck an, die allerdings nicht den typischen Fender-Geschmack vermitteln.

Es stellt sich interessanterweise das konträre Bild zur Humbucker-Schaltung ein: Der geteilte Hals-Pickup bietet den besseren, vitaleren Sound an, während der halbe Steg-Pickup recht mager daherkommt. Gut, man muss halt was draus machen, denn wo sich in der Halsposition schlanke Kehl-Sounds von klassischem Timbre erheben, da mag der Twang-Fan selbst diesen spirrig gequetschen Linien des schütteren Steg-Kollegen mit angehobenem Gain vielleicht doch etwas abgewinnen können.

Durchaus erfreulich sind dann noch die Klangderivate, welche dem Mix von Humbucker und Singlecoil zu danken sind. Der Humbucker am Hals verliert mit zugeschaltetem Steg-Singlecoil etwas von seiner Bedämpfung, tönt breiter und freier; der Steg-Pickup mit zugeschalteter Einzelspule verfügt dann über etwas mehr Volumen – beides sehr nützliche Sounds.

RESÜMEE

Mit der Surfliner HH stellt Guild eine etwas kraftvoller ausgelegte Variante des Modells zur Wahl. Ebenfalls bestens zu handhaben und mit gutem Klangangebot ausgestattet, ist dieses Instrument für durchaus unterschiedliche Anwendungen geeignet. Über das Pickup-Switching-System sind in Verbindung mit dem Coil-Splitting acht verschiedene Sounds aufrufbar. Die Humbucker-Ebene setzt kraftvolle Sounds bevorzugt über den starken Steg-Pickup in Szene – der Hals-Pickup ist da an Präsenz etwas unterlegen.

Das in den Reglern angelegte Coil-Splitting beider Pickups stellt dann auch noch typische Singlecoil-Sounds bereit. In dieser Ebene steht der Hals-Pickup vergleichsweise besser da. Dem Mix beider Ebenen lassen sich dann auch noch weitere erfreulich gute Klangfarben abgewinnen. Fazit: Die Surfliner HH ist leicht, lässt sich locker spielen und neben den guten Basis-Sounds stellt sie dann auch noch bestens nutzbare Klangvariationen zur Auswahl. Wirklich nicht schlecht für den verlangten Preis. Klare Empfehlung: unbedingt selbst einmal in die Hand nehmen!

PLUS

● stimmiges Design
● Retro-moderne Auslegung
● Schwingverhalten
● HB-2 Humbucker-Sounds
● Klangvariationen dank Rocker Switching System
● Hals/Spieleigenschaften
● Verarbeitung

MINUS

● Bünde wenig poliert


(erschienen in Gitarre & Bass 06/2023)

Produkt: Fender Stratocaster
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