Offset Update

Test: Fender Player Plus Meteora HH

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

Immer wieder was los bei Fender. Man denke etwa an die Parallel-Universe-Serie mit ihren bemerkenswert extravaganten Modellversionen, an die Acoustasonics, oder an die viel diskutierten Alternate-Reality-Modelle. Das zugespitzte Offset Design Meteora aus letzterer ist nun mit erweiterten Features günstig aus mexikanischer Produktion zu haben.

Im Rahmen des Fender Voyager Concept entstand 2011 der erste Prototyp der heutigen Meteora. Das experimentelle Design der Vorlage reifte zu einem Serieninstrument, von Fender geschaffen, um das mehr und mehr an Popularität gewinnende Offset-Design (initialisiert durch die eigenen Modelle Jazzmaster und Jaguar) auf ein neues, zeitgemäßes Niveau zu heben. Dazu kombinierte Fender den konsequent, ja extravagant erneuerten Look mit eher traditionellen Sounds von Tele-Pickups aus dem Custom-Shop und einer American Professional Tele Bridge.

Anzeige

2019 erschien dann mit der Meteora HH eine Überarbeitung der vorausgegangenen Parallel Universe Meteora aus 2018, die nun aber mit zwei Humbuckern der Player-Serie ausgestattet war. Dazu kam eine Adjustomatic-Bridge mit String-Thru-Body-Saitenführung anstelle der Tele Bridge, und das alles wurde mit Candy Apple Red, Lake Placid Blue und Surf Green in frische Farben gekleidet. Und nun?

THE STORY CONTINUES!

Nun also stellt Fender mit der Player Plus Meteora HH eine nochmals überarbeitete Variante aus mexikanischer Produktion vor, die „innovatives Fender-Design mit spielerfreundlichen Funktionen und hervorragenden Spieleigenschaften zusammen mit aufregenden neuen Oberflächen und unverwechselbarem Stil“ in Einklang bringen soll – so ist es jedenfalls angekündigt. Ins Auge fällt uns dabei natürlich vor allem das Vibrato-System, eine logische und nicht wirklich überraschende Erweiterung, die viele Spieler mit dem Seufzer „na endlich!“ begrüßen werden.

Logische Ergänzung: gut funktionierendes 2-Punkt-Vibrato (Bild: Dieter Stork)

Die Details: Für den konsequent asymmetrisch gestalteten, zweiteilig gefügten und 4,6 cm starken Korpus der Meteora HH fand sich schön gemasertes Erlenholz. Gewohnt funktional geschnittene Konturen zur Armauflage und am Boden oben gewährleisten die komfortable Handhabung.

Der seidenmatt versiegelte einteilige Hals aus Ahorn mit C-Profil ist perfekt in seine Halstasche eingepasst und ganz klassisch über eine Neckplate mit vier Schrauben in den Korpus eingebracht. Beim Griffbrett von 12″ Radius hat man die Sache mit den „Rolled Fingerboard Edges“ wirklich ernst genommen – besser geht es nicht!

(Bild: Dieter Stork)

An die mehr als nur entgrateten Kanten wurden auch die 22 nicht besonders hohen Medium-Jumbo-Bünde in perfekter Rundung angepasst. Die parallel nach hinten versetzt herausgeführte, große Fender-Kopfplatte mit Anspielungen auf die Jazzmaster ist mit Locking Tuners ausgestattet, von deren Wickelzylindern aus die Saiten in geradem Zug auf den Sattel geführt werden.

Ein Stringtree sorgt für ausreichend Andruck für die hohen Saiten E und B. Am Korpus werden die Saiten im (an drei Federn aufgehängten) 2-Punkt-Tremolo mit Alu-Gussblock geankert. Das verfügt über einen Eindreharm und individuell justierbare Einzelreiter von angenehm glatter Oberfläche, also ohne herausstehende Madenschrauben, wie das bei früheren Fender-Systemen ja gerne der Fall war.

Elektrik: Ein Satz „Fireball Humbucking Pickups“ im Stil der Wide-Range-Humbucker der 70er-Jahre mit versetzten Polschrauben und aufgeprägtem Fender-Logo steht für die Tonwandlung bereit. Elektrisch verwaltet werden sie von einem Volume- und zwei Tone-Reglern. In den Volume-Regler ist ein S-1-Druckschalter für Coil Splitting integriert. Damit lassen sich die Humbucker spontan in Singlecoils wandeln.

Die Player Plus Meteora HH mit Ahorngriffbrett wird in den Farben 3-Color Sunburst und Silverburst angeboten, die alternative Ausführung mit Pau-Ferro-Griffbrett in Belair Blue und Cosmic Jade. Die Fertigungstechnik hat bei Fender Mexiko ein lobenswert hohes Niveau erreicht. Alles an diesem Instrument wurde in technischer wie auch spielpraktischer Hinsicht sauber auf den Punkt gebracht. Herauszuheben ist dabei, wie oben erwähnt, besonders die Halsbearbeitung und die daran angepasste Bundierung.

(Bild: Dieter Stork)

ASYMMETRISCHE ELEGANZ – SPIELTECHNISCHER KOMFORT

Die prinzipiell in klassischem Fender-Stil gefertigte Player Plus Meteora HH fühlt sich wegen des stark diagonalen Zuschnitts am Korpusende schon etwas anders an als eine Jazzmaster. Der rechte Arm liegt weiter unten auf, was aber kaum Gewöhnung braucht. Zudem wurde der Bereich der Armauflage schön weich gestaltet. Verglichen nochmals mit einer Jazzmaster, sitzt die untere Taille bei der Meteora weiter vorn und ist weniger ausgeprägt. Auf dem Knie gespielt besteht dennoch keine Gefahr abzurutschen, der Korpus ragt lediglich etwas weit nach rechts heraus, dafür kommt der Hals mit bester Griffbrettaufsicht in relativ nahe Spielposition.

Am Gurt hängt die mit knapp 4 kg nicht ganz leichte Gitarre sehr schön austariert mit leicht angehobenem Hals, was ebenfalls für perfekte Spielbedingungen sorgt. Letztere sind natürlich nicht zuletzt auch dem überaus handschmeichlerisch griffigen Hals zu danken. Das ist ein haptischer Genuss und flüssige Leads und gleitende Bendings sind darüber wirklich locker ins Werk zu setzen. Erste Akkorde, noch akustisch angeschlagen, vermitteln ein sehr schön stimmig aufgelöstes, schwingintensives Klangbild. Dieses samtige Abrollen mit fast pastellartigen Farbtönen im durchaus atemreichen Abklang – das hat was.

Fireball Humbucker mit S-1-Coil-Split-Option bieten vielfältige Sounds. (Bild: Dieter Stork)

Jetzt aber ab in den vorgeheizten Amp zur Erkundung der elektrischen Kompetenzen: Die Fireball Humbucker verfügen über mittelstarken Output, sind also nicht unbedingt auf Scream & Shout ausgelegt. Akkorde, über den Hals-Pickup gespielt, bauen auf straffe und sauber artikulierende Bässe, die den wohldosierten Mitten und silbrig gerundeten Höhen bestes Fundament bieten. Transparenz und harmonische Interaktion der Stimmen machen Eindruck.

In Zerre kommen Powerchords griffig und druckvoll; Leads setzen sich mit vokaler Kraft durch, profitieren vom guten Sustain der Gitarre. Der Steg-Pickup kontert mit deutlich enger gefasstem Ausdruck. In klaren Amp-Einstellungen geht die rhythmische Arbeit damit leicht von der Hand. Akkorde, die Nase in den Mitten forsch erhoben, tanzen willig nach unserer Pfeife.

Kompakt und fokussiert folgen sie präzise auf den Anschlag – das hat Schmack, das hat Grip. Vor allem gilt das dann auch in crunchenden Einstellungen, wo sie mit markant anzerrendem Peak in Stellung kommen. In Gain-Positionen überzeugt das Spiel über den Steg-Pickup mit perkussivem Aufriss und durchsetzungsstark singendem Ton: gut zentriert, aber nicht zu stark komprimierend in den Mitten.

Mit leichtem Druck auf das Zentrum des Volume-Reglers wechseln wir nun in die zweite Klangebene, welche uns dann noch einen ganzen Strauß attraktiver Singlecoil-Sounds beschert. Kehlig und kernig tönt der Hals-Pickup, bietet eine Anmutung von Strat mit gutem Höhenschuß. Mit sehr schöner Saitentrennung kommen darüber Akkorde transparent konturiert und knackig in der Abteilung Clean an den Start. In Zerre macht der ebenfalls eine gute Figur, mit attraktiver Hohlkehle und stabil singendem Ton.

Wechseln wir hinüber zum Kollegen in der Stegposition, erscheint die Sache dann schon etwas spezieller, ja verschärfter. Deutlich nicht so substanzreich, was Druck und Volumen angeht, verglichen etwa mit einem amtlichen Tele-Pickup, gibt er aber doch schmallippig freche Rhythmus-Sounds und ungemein bissige, knochentrockene Twangs heraus.

Klanglich sind das eher krasse Zuspitzungen, die aber für manchen Anwendungsbereich sicher auch die genau richtigen sein können. In beiden Klangebenen liegen mit kombinierten Pickups natürlich auch noch licht und offen abrollende in-between-Sounds an. Die klangliche Ausbeute ist also nur zu loben!

Mit den originalen, von Seth Lover für Leo Fender entwickelten, „Wide Range“-Humbuckern sind die Fireball Pickups im Übrigen nicht zu verwechseln. Die ersteren waren deutlich größer vom Format her, hatten mehr Output und tönten namensgemäß breiter und offener. Das soll die Fireballs jetzt aber nicht kleinreden, die klingen halt anders, also kompakter, aber durchaus fokussiert und sie bringen nicht zuletzt auch der Split-Sounds wegen eine Reihe richtig guter, praxisgerecht angelegter Sounds an den Start.

Ein Volume-, zwei Tone-Regler? Nun, das ist so dumm nicht, lassen sich doch die Sounds der Pickups in unterschiedlich vorgewählten Bedämpfungen aufrufen, was durchaus Sinn machen kann. Sehr schön übrigens auch die zu erzielenden Nivellierungen der Zerrgrade, das gleichmäßige Aufklaren mit Zurückrollen des Volume-Reglers ohne bemerkenswerte Minderung der Vitalität. Ah, nimm dies noch: Das leichtgängig eingestellte 2-Punkt-Tremolo mit Eindreharm bietet neben der glatten Oberfläche rundum gute Handhabung und bei maßvollem Gebrauch auch stimmstabile Rückkehr in die Ausgangsposition.

RESÜMEE

Im Rahmen des Meteora-Designs – eine gestalterische Konzeption, die dem Vermächtnis Leo Fenders alle Ehre macht – stellt sich die preiswerte Player Plus Meteora HH wie selbstverständlich in eine Reihe mit den großen frühen Fender-Entwürfen, die ja tatsächlich auch vom Preis her für jeden Spieler zugänglich sein sollten.

Die frische Variante mit gut funktionierendem 2-Punkt-Tremolo zeigt über ihre optische Finesse hinaus professionelles Format durch famose Spieleigenschaften, die dem ungemein geschmeidig geformten Modern-C-Hals mit toll gemachter Bundierung im flachen Griffbrett von 12″ Radius zu danken sind, wie uns nicht zuletzt auch die Fender Fireball Humbucker mit Split-Funktion eine ganze Reihe starker Sounds an die Hand geben.

Das stimmig zugespitzte Meteora-Design ist mit seinen Bezügen auf die berühmten Vorgänger zwar nicht einfach so vom Himmel gefallen, hat aber durch zeitgerechte Erneuerung in harmonischer Abstimmung auf die moderne Spielpraxis tatsächlich das Zeug für einen weiteren Fender-Klassiker. Alle Achtung!

PLUS

● Design
● Fireball Humbucker
● S-1 Coil Split Switch
● Hals & Griffbrettkanten
● Haptik, Spielbereitschaft
● 2-Punkt-Vibrato
● saubere Verarbeitung
● Preis-Leistungs-Verhältnis

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2022)

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
Die Yamaha SG1801PX Phil X Signature im Test von Gitarre & Bass!

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Fender Made in Mexico hat sich in den letzten Jahren qualitativ gut entwickelt. Ich habe kürzlich die Player plus SSH Strat gekauft und kann die Aussagen zur Fertigungsqualität bestätigen. Auch die Pu’s haben einen eigenen Klang. Stellt sich die Frage ob man eine USA Standard noch braucht. Was die Meteora angeht so ist das Design für mich sehr Gewöhnungsbedürftig.

    Auf diesen Kommentar antworten
  2. Grmpf… NEIN!

    Ich brauche nicht noch eine Gitarre… außerdem passt die Kopfplatte nicht zur Korpusform, finden manche in den US-Foren. Und ich?
    Ich finde die Gitarre einfach großartig designed.

    Hoffentlich “passt” sie auch zu Gitarrist*innen, die unter 2m groß sind – das war bisher immer mein Problem mit den Offsets: Sie sehen an mir (1,78m) oft einfach zu groß aus… irgendwie hoffe ich ja fast, dass es bei der Meteore auch so ist, sonst: Silverburst & ein Urlaub weniger ;o)

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Die passt dir sicher super, bin auch 1.78 und ich verschmelze regelrecht mit der Meteora;)

      Auf diesen Kommentar antworten
  3. Ein an und für sich gelungenes Konzept, aus meiner bescheidenen Sicht das beste, was im Offset-Bereich jemals herauskam.
    Abzug dennoch: Das Pickguard. Ich weiß nicht, was den/die Designer geritten hat, diesen riesigen “Sabberlatz” zu entwerfen. Warum muss das so gewaltig aussehen, wie bei der Telecaster 72′ Deluxe? Die Regler etwas näher beieinander, dahinter weniger Pickguard zum Bodyrand. Auch unter dem Neck-Pickups sollte es weniger sein. Mehr Mut zum Schwung und das Holz darf bitteschön zu sehen sein, wenn man denn schon Reminiszenzen an die Strat sucht! Ein kleineres Pickguard hätte optisch der Gitarre aufwertend gut gestanden – weniger “Spielzeug”.
    Die Rahmen der Pickguard sind möglicherweise ein Kompromiß hinsichtlich ihrer Lage innerhalb und teilweise außerhalb des Pickguards, ok, das geht aus meiner Sicht in Ordnung.
    Wird es diese Gitarre auch in Natur geben? Wäre toll!

    Auf diesen Kommentar antworten
  4. Okay ich spiele die Meteora jetzt ca. ein halbes Jahr, meine erste Offset. Wollte immer eine Jaguar, konnte mich aber nicht so wirklich entscheiden, hab dann die Meteora bestellt ohne sie anzuspielen. Nun zur Verarbeitung/ Endkontrolle……Der Pickguard wölbte sich beim Tonecontrolknopf etwas raus, hab das mit einer zusätzlichen Schraube/ Bohrung fixiert. Die Bünde wurden wohl bei der Lackierung des Halses gar nicht abgeklebt! Der Lack bedeckte sie fast komplett, ausser oben drüber. Hab das dann auch noch behoben. Jetz aber positiv werden. Korpusform passt mir besser wie Strat und Tele, sehr angenehm. Der Hals ist nach der Bundmassage top zu bespielen, die verschiedenen Soundvarianten mit den splittbaren Humbuckern ist sensationell, dazu tönen sie auch super (nicht so viel Output, verglichen mit den Wide Ranges) was natürlich Ansichtssache ist. Fazit: Meine Strats und Teles stehen seit ich die Meteora habe in der Ecke.

    Auf diesen Kommentar antworten
  5. Ich habe mir am Black F. meine neue Traum Gitarre gegönnt. Haben wollte ich sie schon bei der Einführung in der HH Version. Den Shape finde ich wirklich Göttlich. Ich habe sie jetzt seit 2 Tagen. In einem Musikhaus / Internet Angebot gab es die METEORA für 100€ günstiger als normal. Aber dafür nur in einem Farbton. Ich hatte echt Glück gehabt den die 3TSB fand ich eh mit am besten neben Silver B.. Ansonsten kann ich dem Artikel nur beipflichteten. Sie ist tatsächlich relativ schwer. Diese paar Hundert Gram mehr, zur “normalen”,Tele/ Strat merkst Du schon, wenn Du stehst. Nicht gleich am Anfang, aber so nach ca 20-30 Min.+ – , merkst Du es dann schon. Ich hätte da eventuell die leichteren Stimm Wirbel dran gemacht, um etwas ein zu sparen. Aber sie werden es wegen der Balance gemacht haben. Eventuell könnte der Body insgesamt etwas schmaler gemacht werden oder leichteres Holz. Gerade mir als typisch DE Rückenkranker, würde das sehr entgegen kommen. Aber das selbe denke ich mir auch bei meiner Explorer. Von daher alles gut. Der Sound und die Haptik ist genial FENDER, typisch. Ich liebe FENDER, mein Vater hatte schon Bässe und Gitarren von Fender.
    Das hat Tradition, bei uns Schierenberg und die Verpflichtet so zu sagen auch. 🙂 Lieben Gruß und schöne Advents Zeit Euch Allen.

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar zu Dirk Schierenberg Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren