Ultra Player

Test: Fender Player II Modified Active Precision Bass

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

Den großen Bruder, den American Ultra II Precision, durfte sich mein Kollege Joris schon für die Mai-Ausgabe vornehmen, jetzt liegt auch die Mexiko-Variante vor, die als Player II Modified Active die aktuelle Player-II-Reihe als modern-aufgebohrte Variante ergänzt. Damit gibt es auch aus Ensenada wieder regulären Standard (Player II), vintage-orientierte Modelle (Vintera II), und eben schon ab Werk aufgemotzte Bässe mit aktiver Klangregelung und in unserem Fall zusätzlichem Stegpickup plus weiterer Detaillösungen.

DETAILLIERT

Optisch gibt es hier erstmal keine großartigen Überraschungen. Das Finish in Olympic Pearl, einem dezent metallischen, leicht vergilbten Weiß, ist sehr gut gelungen und sieht für meinen Geschmack überaus hübsch aus. Unter dem hochglänzenden Poly-Lack findet sich Erle, Form und Shapings sind wie erwartet. Verzichten muss man weiterhin auf Modernismen wie einen abgeschrägten, leichteren Zugang zu den hohen Lagen. Der Hals ist matt lackiert und aus Ahorn.

Anzeige

Aus Fertigungsgründen hat auch dieser Bass wieder einen Skunk-Stripe, die dunkle Holzeinlage auf der Halsrückseite, die eigentlich nur bei einteiligen Ahornhälsen nötig ist, um die Fräsung für den Stahlstab zu verschließen. Bei aufgeleimten Griffbrettern ist das eigentlich nicht nötig, und ein solches haben wir hier, aus Palisander, das nach zwischenzeitlicher CITES-bedingter Abwesenheit bei Player- und Player-Plus-Reihe wieder am Start ist. Sieht farblich und vom Wuchs her sehr gut aus, nix zu meckern. Die Wölbung beträgt 9,5″, moderner Standard also, aber nicht Compound wie beim großen Bruder.

(Bild: Dieter Stork)

An der Kopfplatte gibt es neben einem Niederhalter für D- und G-Saite den Zugang zur Mutter des schon angesprochenen Stahlstabs. Die ist zöllig, ein passender Inbus liegt bei, und wir haben es mit einem Ein-Wege-Trussrod, der nur mit dem Saitenzug arbeiten kann, aber keinen Bogen nach vorne in den Hals „drücken“ zu tun.

Alles wie gehabt also, dafür gibt es eine Neuerung bei den Mechaniken. Bestimmt liest die Fender Chefetage aufmerksam meine Testberichte, und hatte genug von meinem Genöle über Mechaniken mit konkaven Wickelachsen. Naja, gut … eher unwahrscheinlich. Dennoch: Die neuen Mod-Tuner haben konisch zulaufende Achsen, die beim Saitenaufziehen selbige automatisch nah an den Headstock bringen, wie bei Leos späteren Firmen Music Man und G&L. Feiere ich!

Ihren Job, die Saiten zu stimmen, erfüllen sie auch unauffällig und damit gut. Als Brücke wurde die HiMass montiert, Fenders Interpretation der alten BadAss. Die vier Reiter laufen in Nuten in der massiven Grundplatte und können in Saitenhöhe und Oktave eingestellt werden, der Saitenabstand ist fest bei 19 mm. Damit laufen die Saiten mehr oder minder mittig zwischen den Polepieces.

Bei beiden Tonabnehmern stehen diese ziemlich prominent aus den Kappen vor, was bei stärkerem Anschlag und eher saitennah eingestellten Pickups die Gefahr birgt, sich ein deutliches Klackern aus dem Amp einzuhandeln, wenn Saite und Polstück Kontakt sich berühren. Flugs ausgebaut, zeigt sich am P-Pickup eine abnehmbare Kappe, mit etwas aufgelegtem Material lassen sich die Magnete also glatt abschließend einrichten. Weiterhin entpuppt sich der Abnehmer als vintage-mäßig konstruiert mit den klassischen acht AlNiCo-Stabmagneten.

Auch wenn das als „neuer Player II Modified Precision Bass Pickup“ gelabelt ist, sollte der Ton ganz traditionell rüberkommen. Der Noiseless-Jazz-Bass-Abnehmer am Steg ist dagegen in der Konstruktion modern ausgelegt, verspricht aber ebenfalls typischen Fender-Ton. Nur eben dank seiner Humbuckerbauweise ohne die übliche Störanfälligkeit, aber auch fest mit der Kappe verbunden. Da hier die Auslenkung des Saiten deutlich geringer ist, sind die überstehenden Polstücke kein wirkliches Problem.

Die weitere Ausstattung umfasst eine Elektronik, die dank 18V-Betrieb absolut übersteuerungsfest ist. Die nötigen zwei 9-Volt-Blöcke sind in ihren rückseitigen Fächern ohne Werkzeug einzulegen, es geht aber auch ganz ohne Batterie – gut durchdacht!

Gegenüber dem Player Plus gibt es beim Player II Modified einen Regler mehr, und der macht für mich persönlich einen großen Unterschied. Neben einem Volume- und einem Balance-Regler, die jeweils für sich stehen, gibt es einen doppelstöckigen Regler mit aktivem Bass und Treble, und einen weiteren Doppelstöcker mit aktivem Mittenregler und – Kunstpause … Tusch … TaDaa! – einer passiven Höhenblende!

(Bild: Dieter Stork)

Was mich vollends beglückt, ist die Tatsache, dass der aktive EQ per Minischalter an und auszuschalten ist, der Tonregler aber in beiden Modi funktioniert. Mehr dazu in ein paar Zeilen.

Spielgefühl und Sound auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

SOUND FÜR ALLE/S

Erstmal geht es mit meiner Begeisterung bei der Werkseinstellung weiter. Gewohnheitsmäßig drehe ich trotzdem an allem rum (und kann konstatieren: funktioniert alles wie es soll), der Preci kommt aber tatsächlich direkt spielbar aus dem Gigbag. Auch noch bequemer eingestellt mit flacherer Saitenlage schnarrt und scheppert nichts – und Deadspots vernehme ich auch keine. Der Hals liegt mit seinem Modern C gewohnt gut in der Hand, auch wenn die Rolled Edges des Griffbretts ruhig ausgeprägter sein dürften. Mit 41,3 mm ist der Tusq-Sattel breiter als bei einem Jazz Bass, aber weit entfernt vom massigeren Ur-Preci-Maß. Gekerbt ist er perfekt, was die Bespielbarkeit der unteren Lagen entspannt. Auch am Gurt gibt es keine Überraschungen, er hängt hier bei kommodem Gewicht von 4,1 kg mit leichter, leicht beherrschbarer Kopflastigkeit.

Mit dem Preci-Pickup solo und passiv stellt sich direkt ein wohlig-vertrautes Gefühl ein: Runder, fetter P-Sound dringt aus den Speakern, dessen Aggressivität bei härterem Anschlag sich schön dynamisch steuern lässt. Der Jazz-Bass-Tonabnehmer klingt genauso typisch: knödelig mit knurrenden Tiefmitten, und schlanken Bässen. Über den Balance-Regler lassen sich beide kombinieren, wobei das Poti wie oft bei passiver Beschaltung fast wie ein Schalter wirkt und wenig feine Mischung zeigt. Dafür ist man schnell bei den beschriebenen Sounds – und in der rastenden Mittelstellung, in der der Ton durch Mittenauslöschungen seinen eigenen, knackigen Charakter bekommt. Sehr gut bearbeiten lässt sich das mit der gleichmäßig arbeitenden Höhenblende, die aus dem Mod einen passiv vollwertig nutzbaren PJ macht.

Der Pegel bleibt beim Umschalten auf aktiv gleich, die Höhen klingen durch die jetzt niedrige Impedanz am Ausgang minimal strahlender. Wesentlich deutlicher machen sich die drei Klangregler bemerkbar. Fette Bässe, knorzige Mitten, knallige Höhen können genutzt werden, um den Stegpickup in seiner Tragfähigkeit auf die Sprünge zu helfen, glasige Slapsounds zu produzieren, oder rockigen P-Sounds noch mehr Mittenschub zu verpassen. Der Bass-EQ setzt tief an und unterfüttert, ohne zu wummern – und macht sich sogar im Minusbereich gut für besonders drahtige Klänge. Das I-Tüpfelchen ist aber die Höhenblende, die in Kombination mit dem aktiven Equalizer Sounds möglich macht, die rein passiv oder rein aktiv nicht zu erreichen sind. Meinen US-Elite-Jazz-Fünfer musste ich dafür noch umlöten.

RESÜMEE

Viel hat sich ja gegenüber dem Player Plus Preci nicht getan, aber für meinen Geschmack greifen die Veränderung an genau den richtigen, entscheidenden Punkten. Palisander oder Pau Ferro ist dabei noch gar nicht soo wichtig, aber die Mechaniken mit ihren konischen Achsen und die passive Höhenblende, die zudem auch im aktiven Betrieb mit im Spiel ist, heben den eh schon funktionalen Bass auf eine noch höhere Stufe und machen ihn zu einem perfekten Arbeitsgerät. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die US-Modelle noch mehr Detailverbesserungen bieten, ein je nach persönlicher Neigung noch besseres Spielgefühl, und einen nicht zu unterschätzenden Koffer noch dazu, aber der Abstand ist mit dem Player II Modified Active Precision Bass kleiner geworden – und das für die Hälfte des Preises … Klare Antestempfehlung! ●

PLUS

● Sounds
● Elektronik
● Bespielbarkeit
● Spielgefühl
● Mechaniken
● Pickups

MINUS

● keine Linkshänder-Modelle
● Rolled Edges könnten ausgeprägter sein


(erschienen in Gitarre & Bass 09/2025)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.