Libero Tele

Test: Fender Player II HH Telecaster

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NEO-VINTAGE-SOUND

Mit einem Gewicht von 3,3 kg liegt die Player-II-HH-Tele absolut im Mittelfeld des Erträglichen. Soll heißen: Sie hängt angenehm am Gurt und vermittelt dennoch ein seriöses Spielgefühl. Das rückwärtige Shaping sorgt für den gewohnten Komfort, während die Zarge daran erinnert, dass eine Stratocaster nach wie vor die unterarmfreundlichere Fender-Gitarre ist. Die leicht abgerundete Kante und der Verzicht auf ein Binding entschärfen das Instrument in dieser Hinsicht ein wenig.

Der Ahornhals mit seinem modernen C-Profil fällt mir weder als besonders dick noch als besonders dünn auf und dürfte den allermeisten Gitarristinnen und Gitarristen gut in der Hand liegen. Als besonders angenehm empfinde ich jedoch die Kombination aus mattem Urethan-Finish und leicht abgerundeten Griffbrettkanten, die ein leicht „eingespieltes” Feeling vermitteln. Der verwendete Bunddraht erweist sich als sehr sauber verarbeitet, sodass bei Bendings auf den Diskantsaiten der Eindruck entsteht, die Saite würde sich auf einer Glasschicht bewegen.

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Im akustischen Test klingt unsere Gitarre laut und mit kräftig hervortretenden Mitten und Höhen. Die Bässe sind zwar nicht so stark ausgedünnt wie z.B. bei Gitarren mit Floyd-Rose-System, dennoch liegt der klangliche Fokus etwas mehr auf den oberen Mitten und dem Attack. Die von der Erle-Ahorn-Palisander-Kombination gewohnte schnelle Ansprache und das gesunde Sustain runden das Klangbild perfekt ab.

Verstärkt zeigt die Fender-Player-II-HH-Tele, dass sich nicht nur im Bereich Holz und Hardware etwas getan hat. Ein kurzer Rückblick: Während sich die Qualität der Fender-Made-in-Mexico (MiM)-Gitarren in den letzten zehn Jahren enorm verbessert hat, hinkten die MiM-Tonabnehmer dieser Entwicklung bisher etwas hinterher.

Die Tonabnehmer meiner beiden Telecaster-Gitarren aus der inzwischen eingestellten Blacktop-Serie waren beispielsweise ein eklatanter Schwachpunkt dieser ansonsten wunderbaren Instrumente. Die neuen Alnico-II-Humbucker meiner Testgitarre zeigen jedoch deutlich, dass hier ein neues Kapitel aufgeschlagen wurde.

Im cleanen Betrieb meines Verstärkers liefert die Stegposition einen drahtigen, brillanten Ton, der in den Mitten eine gewisse Autorität besitzt, gleichzeitig aber auch ein lebendiges und dynamisches Obertonspektrum aufweist. Der Klang ist nach oben hin offen, aber nie scharf oder unangenehm im Ohr.

Gleiches gilt für die Halsposition: Auch hier erhalte ich ein warmes, lebendiges Klangbild in den Höhen, das sensibel auf den Anschlag des Plektrums reagiert und in den Bässen genügend Klarheit für komplexere Akkorde bietet. In der Mittelstellung des Dreiwegschalters treten die Mitten deutlich zurück, was besonders für cleane Sounds in Kombination mit einem Chorus und/oder etwas Delay sehr gut klingt.

Aber auch im verzerrten Betrieb weiß die Player-II-HH-Tele zu überzeugen: Hier zeigt sich eine ausgewogene Mischung aus drahtigen Bässen, kräftigen Mitten und der bereits erwähnten Lebendigkeit in den Höhen. Die Bandbreite von leicht zerrenden Crunch-Sounds bis hin zum satten, Neil-Young-mäßigen Overdrive deckt die Gitarre mühelos ab.

Während der Halshumbucker im Zerrbetrieb in den Mitten etwas gezügelter klingt, liefert die Stegposition einen kernig-mittigen Sound, der zwar leicht komprimiert wirkt, aber dennoch sensibel auf Anschlag und Stellung des Volume-Potis reagiert. Lediglich im High-Gain-Bereich wirkt die Gitarre etwas fehl am Platz – hier stoßen die Alnico II Humbucker an ihre Grenzen. Das ist aber angesichts der Konzeption der Gitarre völlig in Ordnung.

Ein Detail, das ich positiv hervorheben möchte, ist das Tone-Poti: Vor allem der Stegpickup lässt sich damit in eine etwas süßlichere, mittigere Klangrichtung „verbiegen”, ohne jedoch dumpf oder muffig zu wirken. Im ersten Drittel des Regelweges lassen sich damit auf den Diskantsaiten etwas dichtere Zerrsounds erzeugen.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Fender mag mit dieser Gitarre vielleicht nicht das elektrische Licht, ganz klar aber eine ihrer wichtigsten Serien neu erfunden haben. Die Player-II-HH-Tele ist ein absolutes Arbeitstier, das für deutlich unter 1000 Euro unglaublich viel Gitarre bietet. Zuverlässig, super verarbeitet und mit einem rundum überzeugenden Sound, der klassisches Tele-Feeling mit Humbucker-Wärme verbindet.

Sicherlich mag hier und da die Finesse und der Mojo-Faktor der amerikanischen Fender-Modelle fehlen – dafür kosten diese aber auch fast das Dreifache unserer Testkandidatin. Absolut positiv überrascht bin ich von den beiden Alnico-II-Humbuckern: Der druckvolle PAF-Sound in Verbindung mit den offenen und spritzigen Höhen hat mir richtig gut gefallen.

Ich behaupte, wenn die Player-II-HH-Tele nach einigen Jahren intensiver Nutzung eine gewisse Patina angesetzt hat, kommt der Mojo-Faktor von ganz alleine und man findet hier eine treue Begleiterin für ein ganzes Musikerleben.

Plus
● Design und Konzept
● Farbwahl
● Klangqualität (außer High-Gain-Sounds)
● Verarbeitung
● überarbeitete Tonabnehmer

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2025)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Momentan weiß wohl kaum noch jemand,ob sich die aktuellen Preise für Gitarren und generell für alle Produkte aus den U.S.A. und Mexico aufgrund der wirren Äußerungen,betreffs weltweit eingeführter „Strafzölle“ eines extrem unberechenbaren Donald Trump zu Ungunsten der Verbraucher zukünftig radikal ändern werden! Aktuell erfährt man aus den Medien,daß Trump global alle seine Produkte mit hohen Zöllen belegen wird,was schlußendlich zu einer völligen Isolation seiner perfide eingeleitenden Marktwirtschaft führen könnte. Die einstigen Trump-Wähler in den U.S.A. bekommen nun offensichtlich die Quittung für ihr Fehlverhalten von Donald höchstpersönlich präsentiert.

    Derzeit haben wir (Gitarristen einer Interessensgemeinschaft in Europa) absolut gar keine Lust darauf,irgendwelche Warenprodukte aus den U.S.A. zu ordern,solange diese besagte globale marktwirtschaftliche Lage besteht!

    Es gibt als Alternative zu den Gitarren aus Amerika nämlich auch noch (zwar relativ wenige) besonders gute Elektrogitarren aus europäischer und deutscher Herkunft von namhaften Herstellern aus unserer Region,die es allemalwert sind zu kaufen. Gerne boykottieren wir daher speziell sämtliche Waren aus den U.S.A.,weil wir uns nicht erpressen lassen,und wir mit der aktuellen Situation nicht zufrieden sind!

    Deshalb unsere Bitte an die G&B-Redaktion:
    berichtet derzeit besser über regionale Gitarrenfirmen-/bauer,und verschont uns gegenwärtig mit Gitarren aus amerikanischer Produktion,die wegen der besonderen Situation der Weltwirtschaft wohl zusehends immer teuer werden.

    Herzlichen Dank ❤️ im Voraus!

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    1. Hier ist kein Platz für Dein albernes, Trump bashing.

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    2. 👍👍👍 Sehe ich auch so!!!

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    3. Hallo Marina,
      hier nur ein kurzer Kommentar zum Zoll-Thema:
      Wenn es möglich ist, Fender-Gitarren, die in Mexiko gebaut worden sind, direkt aus Mexiko zu importieren, sind diese Gitarren zollfrei, wenn sie die Regeln über den Ursprungserwerb in Mexiko erfüllen. Wenn solche Gitarren also bisher über Fender USA importiert worden sind, solltet ihr versuchen, einen direkten Import aus Mexiko zu organisieren.
      Liebe Grüße
      Jo
      (ehemaliger Zollbeamter und jetzt Zollberater)

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    4. Die Argumentation von Marina ist falsch.
      Trump plant die Importe in die USA mit hohen Strafzöllen zu belegen.
      Dies ist legitim.
      Die Außenhandelsbilanz der USA ist stark negativ. Z.B gegüber D betrug das Leistungsbilansdefizit in 2024 105 Mrd. €
      Die Außenhandelsdefizite der westlichen Länder sollte einigermaßen ausgeglichen sein.
      J. Wolfram

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  2. Der Artikel ist gut geschrieben und liest sich sehr positiv.
    Aber mir stellt sich die Frage, ob man eine HH Tele wirklich braucht, oder ob da nicht andere Gitarren mehr Sinn ergeben.

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  3. Wird jetzt wohl teurer werden!

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  4. nicht gleich in Hysterie verfallen! Steht doch Herkunftsland Mexiko!
    Sind zur Zeit nicht Teil der USA!

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  5. Wollen wir jetzt ernsthaft den Gitarrenkauf (oder sonstiger Produkte) aus den USA von dem politischen dort herrschenden Wind abhängig machen?
    Ich finde, dass wir in Deutschland schon genug mit betreutem Denken zu tun haben.
    Wenn jemand bereit ist den Aufpreis der wohlgemerkt immer noch nicht gültigen Zölle zu bezahlen…so what…das nennt man Selbstbestimmung.

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  6. Die o.g. Argumentation von Marina ist falsch. Trump plant die Importe mit hohen Zöllen zu verteuern. Dies ist legitim. Das Leistungsbilanzbilanzdefizit der USA z.B. gegenüber D betrug 2024, 105 Mrd €.
    Grundsätzlich sollten die Leistungsbilanzen zwischen den entwickelten Ländern des Westen einigermaßen ausgeglichen sein.
    J. Wolfram

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