Vollbedienung

Test: Elite Acoustics D6-58 Acoustic Guitar & Vocal Amplifier

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(Bild: Dieter Stork)

Ultrakompakte Combo-Verstärker für akustische Instrumente und Gesang werden ja inzwischen von etlichen Herstellern angeboten, aber der D6-58 der US-Firma Elite Acoustics scheint in puncto Features, Flexibilität und Klang den Vogel abzuschießen.

Firmenchef und Produktentwickler David Lei hat viele Jahre bei Fender und Alesis gearbeitet und sich 2010 mit Elite Acoustics selbstständig gemacht. Sein neustes Baby, der D6-58, bietet vier Kanäle mit Class-A Solid-State-Mikrofon-Preamps für akustische Instrumente und Gesang, einen Stereokanal z. B. für Keyboards, sowie Stereo-Aux-In und Bluetooth-Interface für Musikwiedergabe.

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Per leistungsstarkem 32-Bit-Digital-Mixer lässt sich u. a. jeder Kanal separat bearbeiten und mit zahlreichen Effekten wie Chorus, Delay, Reverb, 3-Band-EQ mit Low Cut und durchstimmbaren Mitten, Kompressor, Noise Gate, Notch Filter und Phasenumkehr bearbeiten. Da macht es durchaus Sinn, dass komplette Mixes auf zehn Speicherplätzen (Scenes) gesichert und abgerufen werden können. Einzige Ausnahme stellt das Delay dar, das sich innerhalb einer Scene stets nur einem einzigen Kanal zuweisen lässt.

Selbstverständlich gibt es auch einen globalen, nicht speicherbaren 3-Band-Aktiv-EQ für spontane raumabhängige Korrekturen. Eine aktive Frequenzweiche, drei Endstufen mit einer Gesamtleistung von 120 Watt und ein 3-WegeLautsprechersystem bieten quasi HiFi-Wiedergabe. Neben zahlreichen Routing-Möglichkeiten geben die XLR- und Aux-Ausgänge Stereosignale aus, die bei Bedarf zum Monosignal summiert werden können.

Betrieben wird der D6-58 mittels eigenem Akku, externem DC12V/5A-Netzteil, das gleichzeitig als Ladegerät dient, oder per Kfz-Stromadapter. Laut Hersteller liefert der Akku nach Vollladung ca. 4-6 Stunden Strom. Um bei ausschließlicher Netzteilnutzung nicht ständig geladen zu werden, lässt er sich per Schalter abkoppeln.

AUSSEN & INNEN

Der D6-58 kommt im stabilen Gehäuse aus 18 mm MDF, welches sorgfältig mit Vinyl bezogen wurde. Die geschlossene Lautsprecherkammer stabilisiert das Gehäuse zusätzlich. Acht verschraubte Stahlblechecken, das frontseitige, gelochte Stahlblechgitter, vier Gummifüße und ein stabiler, komfortabler Griff bilden das Exterieur. Mit Ausnahme des Akkus trägt ein gewinkeltes 1,4-mm-Alublech die komplette Schaltung. Auf der Rückseite stehen die Kanäle und Anschlüsse zur Verfügung, oben drauf das Bedienfeld.

Analoge Kanalzüge & üppiges Anschlussfeld (Bild: Dieter Stork)

Sämtliche Buchsen hat man mit dem Chassis verschraubt, und zwar den Aux In (3,5-mm-Klinke), die Buchse für das Netzteil, sowie die sechs XLR- und elf TRS-Klinkenbuchsen. Die Inputs von Channel 5/6 und die Aux Outs hat man ebenso symmetrisch verschaltet wie die sechs XLR-Anschlüsse. Des Weiteren findet man hier die bislang nur für Firmware Updates vorgesehenen 5-Pol-DIN-Anschlüsse für MIDI-In und -Out. Für die Kanäle 1-4 gibt es Input-Gain-Regler, Mute- (mit Status-LED) und PAD-Schalter, sowie Line- und Mikrofoneingänge.

Die Kanäle 1 und 2 bieten zusätzlich Instrument/Line/Mic-Wahlschalter und Instrument-Inputs. Der (Stereo-)Kanal 5/6 bietet regelbares Input Level sowie die Eingänge L (Mono) und R. Außerdem gibt es Aux-L- und R-Ausgänge mit Pegelsteller z. B. für Aufnahmezwecke, Monitor Right Out für zusätzliches externes Monitoring z. B. per Aktivbox, die beiden XLR-Ausgänge mit Level-Poti fürs FOH-Mischpult, sowie einen Output-Source-Schalter, der festlegt, ob die Main Outs alle Kanäle inklusive Effekte oder nur die effektfreien Direktsignale von Channel 1 und 2 ausgeben sollen.

Ebenfalls auf der Rückseite sind die Schalter für Power und zum Abklemmen des Akkus zugänglich. Letzterer befindet sich, rundum mittels Alugehäuse abgeschirmt, hinter einer verschraubten Aluplatte. Offenbar besteht er aus zwei Blöcken, denn die vier LEDs der Zustandsanzeige sind doppelt vorhanden und arbeiten unabhängig voneinander.

Apropos: Elite Acoustics verwendet neben der Rundumabschirmung des Akkus diverse Schutzschaltkreise gegen Überspannung, Überhitzung, Überladung und vollständige Entladung und hat die komplette Elektronik aufwendig mit Alugehäusen abgeschirmt. Der austauschbare Akku ist ein Lithium-Eisenphosphat-Typ, der besonders hohe Sicherheitsansprüche erfüllt. Er ist zuverlässig, thermisch wie auch chemisch stabil, verhindert Lithiumbrände und hat eine deutlich längere Lebensdauer als andere Akkus.

Kommen wir zum übersichtlich gestalteten Bedienfeld auf der Oberseite. Die 85 mm lange Schwenkantenne ganz rechts bildet mit dem On/Off/Pairing-Taster und zwei Status-LEDs die Bluetooth-Sektion. Die Antenne dient lediglich der Empfangsoptimierung und muss nur bei Übertragungsproblemen aufgerichtet werden.

Inbetriebnahme und Pairing erfolgen schnell und problemlos, der Wiedergabepegel wird am Ausgabegerät eingestellt. Links daneben finden wir die Analogabteilung mit dem globalen Drei-Band-Aktiv-EQ (jeweils +/-15 dB), der auch den Aux-Eingang bearbeitet. Dessen Pegel kontrolliert das Aux-In-Poti, die Gesamtlautstärke des D6-58 der Monitor-Regler. Die Bezeichnung ist gewöhnungsbedürftig, soll jedoch kundtun, dass damit ausschließlich die Endstufen und die Lautsprecher und nicht die rückseitigen XLR- und Aux-Ausgänge kontrolliert werden. Neben dem Taster für den Mono-Betrieb geben hier LEDs Auskunft über die aktivierte Phantom Power (gelb), das Eingangssignal (grün) und über etwaige Eingangsübersteuerungen (Peak, rot).

Die linke Hälfte der oberen Bedienfläche ist der Digitalsektion vorbehalten. Dessen grafikfähiges LC-Farb-Display wird von fünf blauen Endlospotis mit Tastfunktion – für die Kanäle 1-4 und 5/6 – und den Menüwahltastern Main, Aux und System sowie Chorus, Delay und Reverb umringt. Während sich das System-Menü über fünf Seiten erstreckt, beschränken sich die anderen Menüs auf zwei. Über die fünf Reglertaster lassen sich kanalbezogene Menüseiten direkt anwählen.

VOLLBEDIENUNG

Übersichtliches Layout (Bild: Dieter Stork)

Die vom Hersteller propagierte intuitive Bedienung des D6-58 erschließt sich mir nicht ganz, zumal die deutsche Anleitung angesichts der umfangreichen Möglichkeiten des Digitalmixers und der Effekte eher basic daherkommt. Eine halbe, besser eine ganze Stunde sollte man sich zur Verinnerlichung des Bedienkonzeptes schon gönnen. Dabei helfen Layout und Logik des LC-Displays jedoch ungemein.

Nach dem Anschließen der gewünschten Instrumente/Mikros stellt man zunächst auf der Amp-Rückseite per Input Select und Gain-Regler die Eingangsempfindlichkeit ein, zu hohe Pegel dämpft der PAD-Schalter. Optische Kontrolle bietet die erste System-Menüseite, auf der die Pegel aller sechs Eingänge grafisch als Balken angezeigt werden.

Über das Main-Menü (XLR Outs) stellt man nun Ausgangspegel (Seite 1) und Panoramapositionen (Seite 2) der fünf Kanäle ein. Dabei kontrollieren vier der Endlospotis die Channels 1-4, das fünfte die des Stereokanals 5/6, während das Display alle fünf Regler und deren Settings darstellt. Die gleichen Einstellungen nimmt man im Aux-Menü für die Aux-Ausgänge vor. Auf diese Weise sind jeweils völlig unterschiedliche Settings für die Main- und Aux-Ausgänge möglich, und sogar je Scene speicherbar.

Nach den Input Levels erreicht man über den System-Taster die Routing-Seite, auf der sich die MIDI-Kanäle (1-16, Omni), per Aux Pre/Post der Signalabgriff der Kanäle (nur für Aux Send) und die Quelle der XLR-Ausgänge (XLR oder Aux) bestimmen lassen. Auf der dritten System-Seite steht ein Master-EQ (Low Cut, Low, Mid, Mid Frequency und High) für das über die XLR Outputs ausgegebene Main-Signal zur Verfügung.

Auf der nächsten Seite können die Scenes angewählt, gespeichert und geladen werden. Da man über die Tastfunktion der Endlospotis jederzeit auf andere kanalspezifische Menüseiten gelangt, erfolgt das Speichern bzw. Laden von Scenes durch Rechtsdrehung der Reglerknöpfe. Das ist zunächst einmal etwas ungewohnt, aber immerhin zeigen Pfeile im Display die Drehrichtung an.

Die letzte System-Seite gibt Auskunft über die aktuelle Soft- bzw. Firmware. Unabhängig davon, in welchem Menü oder auf welcher Menüseite man gerade unterwegs ist, erreicht man durch einen Druck auf einen der fünf Potitaster weitere Settings des entsprechenden Kanals, z. B. Poti 2 den zweiten Kanal, Poti 5 den Stereokanal 5/6.

So steht nach Druck auf Poti 2 der 3-Band-EQ von Channel 2 mit Low Cut, Low, Mid, Mid Frequency und High zur Verfügung. Die nächste Seite ruft mit Noise Gate, Compression-Ratio und -Gain dessen Dynamikeinstellungen auf. Die dritte Seite hält Utilities zur Feedback-Bekämpfung wie Signalphase (Polarity) sowie Pegel und Frequenz des Notch-Filters bereit. Da der Kanal 5/6 weniger für akustische Instrumente konzipiert ist, verzichtet Elite Acoustics hier auf das Utilities-Menü. Nahezu alle Parameter besitzen recht weite Einstellbereiche, wie z. B. Low Cut 0-320Hz, Mid Frequency 100Hz-6kHz, Notch Filter 50-338Hz, Notch-Absenkung 0-24dB usw.

Auch die Effektmenüs hat man mit jeweils zwei Seiten übersichtlich gehalten. So bietet Chorus zunächst die Send Level für jeden der fünf Kanäle, auf der zweiten Seite lediglich den Parameter Chorus Depth (Intensität). Delay, das leider nicht für jeden Kanal individuell genutzt werden kann, hat Modulation, Feedback und Level im Angebot. Die Delay-Zeit (60-4800 ms!) wird über BPM (50- 250 Beats Per Minute) und TimeX (Faktor 0,25-4 in 10 Schritten) eingestellt und (auf Seite 2) mit Delay Route einer der gewünschten Kanäle zugewiesen.

Auch beim Reverb lassen sich kanalbezogen die Send-Pegel festlegen, um auf der zweiten Seite die Parameter Pre Delay, Decay und Tone zu editieren. Da je Mixer Channel lediglich unterschiedliche FX-Send-Levels, nicht jedoch andere Effektparameter gespeichert werden können, müssen unterschiedliche Parameter in weiteren Scenes abgelegt werden.

KLANG

Hinsichtlich der Verstärkung und Wiedergabe von akustischen Saiteninstrumenten, Sprache und Gesang und nicht zuletzt seiner Ausstattung setzt der Elite Acoustics D6-58 neue Maßstäbe. Bereits lineare EQ-Settings sind kaum an Transparenz, Präzision und Natürlichkeit zu übertreffen und können dank der sehr effizienten Klangregelungsmöglichkeiten je nach Bedarf und Geschmack umfassend bearbeitet werden. Rückkopplungen lassen sich mit Notch Filter und Phasenumkehr wirkungsvoll eindämmen, während Nebengeräusche (was für Nebengeräusche?) mittels Noise Gate eliminiert und Dynamikprobleme per Kompressor in den Griff bekommen werden können.

Chorus, Delay und Reverb liefern Effekte in Studioqualität und lassen sich aufgrund praxisgerecht ausgedünnter Parameter leicht editieren. Die Main- und Aux-Menüs und deren getrennte Ausgänge ermöglichen die Ausgabe zweier völlig unterschiedlicher Mixes, Bluetooth das Streamen von Playbacks oder Hintergrundmusik. Mit leistungsstarken 120 Watt und seinem aktiven 3-Wege-Lautsprechersystem beschallt der D6-58 auf einem Boxenstativ locker jede Kleinkunstbühne und Fete und verschafft gleichzeitig zwei Gitarren, zwei Sängern*innen, einem Stereo-Keyboard, einem (Stereo-)Akkordeon und gestreamter Musik Gehör, und zwar in bemerkenswerter Qualität.

Für all das benötigt er noch nicht einmal eine Steckdose. Nach einer Vollladung habe ich das Netzteil beiseite gelegt, und auch nach Stunden des ausgiebigen Testens ging der Akku nicht in die Knie. Am Ende signalisierten dessen Zustand-LEDs immer noch „Normal“ (grüne LED).

Überwältigt vom Hard- und Software-Angebot komme ich erstmal nicht dazu, irgendetwas zu vermissen. Oder doch? Mir fehlt ein Kopfhöreranschluss, damit ich Klang, Effekte und Playbacks auch im Stillen genießen und Scenes erstellen kann. Das hoch auflösende Display würde sich auch für einen Tuner anbieten, obgleich dieser dem System-Menü eine oder zwei weitere Seiten bescheren würde. Zwar erscheinen die MIDI-Anschlüsse etwas antiquiert, für einen (Foot-)Controller zum einfachen Aufrufen von Scenes würden sie sich jedoch anbieten; das ist allerdings beim Testmodell bislang nur manuell möglich.

Zu guter Letzt will mir nicht einleuchten, warum man das Delay nicht wie das Reverb auf jeden Kanal routen kann? Muss es denn wie Noise Gate, Compressor und Notch Filter unbedingt als Insert-Effekt geschaltet sein?

Seitlicher Stativflansch (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Zum Portfolio des US-Herstellers Elite Acoustics zählen einige Acoustic-Combos und zwei Mixer-Pedale, aber der D6-58 Acoustic Guitar & Vocal Amplifier stellt ohne Frage das aktuelle Highlight dar. Praxisorientiert durchdachtes Konzept, geschmackvolles Design, vorbildlich und aufwendig verarbeitet, exzellente Wiedergabeeigenschaften, flexible Routing-Möglichkeiten, erstklassige Effekte. Also eher eine sechskanalige Kleinst-PA mit Vollausstattung als ein Akustik-Combo.

Wünsche und Vorschläge für Optimierungen habe ich im letzten Abschnitt angesprochen. Im Grunde nichts Großartiges, nur etwas zum Upgraden eines ansonsten beeindruckenden Verstärkers, der im Verhältnis zu seinen Möglichkeiten zu einem überaus fairen Preis angeboten wird.

PLUS

● transparente, natürliche Wiedergabe akustischer Saiteninstrumente & Gesang
● Dynamik & Lautstärke
● nebengeräuscharm
● 6-Kanal Digitalmixer
● Main- & Aux-Stereoausgänge
● Ausstattung & Anschlüsse
● Effektqualität
● zehn Scenes speicherbar
● aufwendige Abschirmungen
● Verarbeitung
● Preis/Leistung

MINUS

● kein Kopfhöreranschluss
● Delay jeweils nur einem Kanal zuweisbar
● keine Scene-Wechsel per MIDI-Controller möglich

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2021)

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Sehr interessant! Könnte der Combo auch als FR-Amp z.B. für E-Gitarren-Amp-Simulationen verwendet werden? Auch das würde sicher den geneigten Straßen-Performer freuen!

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