Kleinstbesteck

Test: Eko BAIO

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(Bild: Dieter Stork)

In den 60ern und 70ern war Eko auch hierzulande ein angesagter italienischer Gitarrenhersteller. Wegen der übermächtigen Konkurrenz aus Fernost schloss man 1985 die Tore, startete jedoch 2000 mit der Back-Vintage-Reihe einen neuen Versuch und zeigte sich 2007 wieder auf der Frankfurter Messe.

Heute umfasst Ekos Portfolio nicht nur alle Arten von Gitarren und E-Bässen, sondern auch Ukulelen, Amps sowie diverses Zubehör. Als echtes Kleinod entpuppt sich das Eko BAIO „Box All In One“, ein akkubetriebenes Multieffektpedal im Format einer TV-Fernbedienung, welches problemlos im Gitarrenkoffer oder Gigbag Platz findet.

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ALLES DRIN

Ein stabiles verschraubtes Stahlblechgehäuse umgibt das Eko BAIO, dem vier kleine Gummipads sicheren Stand auf glattem Untergrund verleihen. Alle Anschlüsse und der Power-Schalter finden sich stirnseitig. Während man die In/Out-Klinkenbuchsen verschraubt hat, werden der Schalter, der 3,5mm-Kopfhörerausgang und zwei USB Micro-B-Buchsen von der Platine und den präzisen Gehäuseöffnungen gehalten.

(Bild: Dieter Stork)

Ein USB-Anschluss lädt den Akku (auch während des Betriebs), macht das BAIO in Verbindung mit einem Computer zur Soundkarte und ermöglicht das Laden neuer Impulse Responses. Die zweite USB-Buchse (Phone) dient als Audio Input für kompatible Smartphones. Das Hauptbedienfeld nehmen drei Fußtaster mit Mehrfachfunktionen und Status-LEDs, acht Regler und zwei 9-fach-Rasterpotis – alle unterschiedlich beleuchtet –, sowie Anzeigen für Akkuzustand und Bluetooth-Betrieb ein.

(Bild: Dieter Stork)

Die Beschriftung der Frontseite gibt Auskunft über die Fußtasterfunktionen, auf der Unterseite veranschaulicht eine Grafik die Effektmodule und Anschlüsse. Während die Fußtaster einen sehr robusten Eindruck machen, wackeln die Potis in ihren Gehäusebohrungen.

Zwischen neun Preamp-Typen und acht IRs (Position 1 = Off) drängen sich die Regler Drive, Tone, Mod, Delay, Feedback, Mix und Reverb. Out kontrolliert den Gesamtausgangspegel und ist als einziges nicht speicherbar. Apropos: Im Preset Mode bietet das BAIO drei abrufbare User-Presets, im Live Mode aktivieren die Fußtaster die Effektgruppen Preamp, Delay + Mod und Reverb + IR. Dabei werden jeweils die aktuellen Settings wiedergegeben, die sogar gespeichert werden können.

Simultanes Halten der Fußtaster 1 und 2 de/aktiviert Bluetooth, gleichzeitiges Betätigen von Fußtaster 2 und 3 wechselt zwischen Live und Preset Mode, und Halten von 2 und 3 aktiviert den Tuner, wobei das Ausgangssignal verstummt. Die Kalibrierung ist auf A = 440 Hz festgelegt. Die LEDs der Preamp-, Drive- und Tone-Knöpfe signalisieren relativ ruhig die Stimmung (Up/Center/Down), die anderen sechs zeigen die jeweilige Saite an.

LIGHTSHOW

Nach dem Einschalten des Eko BAIO leuchten die Regler-LEDs der Reihe nach einmal von links nach rechts und zurück kurz auf. Danach ist das Pedal betriebsbereit und zwar stets im Preset Modus. Aktive Effekte werden von den LEDs in den Potiknöpfen angezeigt. Die winzigen Knöpfe sind dem geringen Platzangebot geschuldet und eignen sich daher eher für Feinmotoriker. Aufgrund ihres Miniformats finden die Drehschalter nicht immer auf Anhieb das angestrebte Setting, da sie relativ schwach einrasten. In der italienisch-englischen Bedienungsanleitung lassen die Bezeichnungen der neun Preamp-Modelle nur erahnen, welche Amps gemodelt wurden:

1. US Gold 50B (clean)
2. UK Gold Clean (clean)
3. Cali-MK 3 Clean (overload)
4. Power-Zone Dist (overload)
5. Power-Zone Clean (overload)
6. US Gold 100 Clean (distortion)
7. Cali JP A (distortion)
8. Cali JP B (distortion)
9. Gas Station Clean (distortion)

Dreht man Drive auf Null und zappt durch die Preamps, fallen erhebliche Pegelunterschiede auf, wobei sich die Models 4, 7 und 9 besonders hervortun, da sie ausschließlich Zerrklänge erzeugen. Preamps 1 (Fender?) und 2 (Marshall?) liefern lediglich brillante bzw. warme Cleansounds, Drive dient hier der Pegelabstimmung. Selbiger arbeitet nicht kontinuierlich sondern hebt Gain stufenweise an und entlockt den Amp Models 3, 5, 6 und 8 breite Spektren von Clean bis High Gain.

Nichts für Grobmotoriker (Bild: Dieter Stork)

Grundsätzlich zeigen die Preamps mal wärmere, mal aggressivere Klangcharakteristiken mit insgesamt recht homogenem Zerrverhalten, die sich prima mit dem effizient eingreifenden Tone-Regler bearbeiten lassen, der nach links gedreht, Höhen absenkt und Bässe anhebt, nach rechts umgekehrt agiert.

Deutliche Klang- und Dynamikverbesserungen beschert dem Eko BAIO die IR-Sektion, die vom Spezialisten Chop-Tones stammt und vom italienischen Gitarristen Massimo Varini zusammengestellt wurde. Sie liefert unterschiedlichste Profiles, bei denen jeweils Boxengehäuse, Lautsprecher, Mikrofone und Preamps berücksichtigt wurden. Je nach Einstellung verleihen diese den Sounds mehr Transparenz, fetten sie an und/oder lassen sie druckvoller erscheinen. Allerdings erhöhen einige von ihnen auch die Nebengeräusche, wenn auch in vertretbarem Maße.

Der in Mittelposition einrastende Modulation-Regler (= Mod off), liefert bei Linksdrehung Chorus-, bei Rechtsdrehung Phaser-Effekte, jeweils mit steigenden Rate- und Depth-Werten. Das Delay-Modul ist regelbar mit Delay (ca. 100-600 ms), Feedback und Mix. Letzteres aktiviert das Delay durch Aufdrehen und kontrolliert das Delay Level von 100% Dry bis 100% Wet. Feedback bestimmt die Zahl der Echos, vermeidet aber ungewünschtes Aufschaukeln.

Das Reverb-Poti erzeugt Raum- bis Hallen-Effekte mit Decays bis zu etwa 2400 ms und kontrolliert den Effektpegel und die Decay Time (Raumgröße) gleichzeitig. Während der Output-Regler die (nicht speicherbare) Gesamtlautstärke des Eko BAIO bestimmt, wird der Pegel von via Bluetooth übertragenen Audio-Dateien am sendenden Gerät eingestellt.

Signalfluss-Diagramm auf der Unterseite (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Klein aber oho! Das Eko BAIO entpuppt sich als ausgereiftes Multieffektpedal mit Preamp- und IR-Models, liefert am Amp ebenso gute Sound-Ergebnisse wie am Proberaum- oder FoH-Pult und überzeugt auch beim Recording. Die Qualität der Effekte geht völlig in Ordnung, die Preamps klingen insgesamt hervorragend, die Impulse Responses bilden quasi die Sahnehäubchen.

Sehr praktisch: Sowohl die Presets als auch die Live Patches sind speicherbar. Das Eko BAIO lässt sich ebenso einfach wie intuitiv bedienen, wenngleich die Treffsicherheit der Drehschalter durch die schwache Rasterung nicht immer gegeben ist. In puncto Nebengeräuschen verhält es sich insgesamt eher defensiv. Alles in allem ein solide verarbeitetes Multieffektpedal mit geringem Platzbedarf und hohem Spaßfaktor, das alles zu einem höchst angenehmen Preis.

PLUS

● Konzept & Maße
● Preamp- & IR-Sounds
● Ausstattung
● 3 Preset-/3 Live-Speicher
● intuitive Bedienung
● vielseitig einsetzbar
● Verarbeitung
● Preis/Leistung

MINUS

● Preamps z. T. mit Pegelunterschieden

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2022)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hat jemand mit diesem Gerät Erfahrungen gesammelt?

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    1. Jepp, habe es geholt, es ist wirklich grandios! Verwende es für schnelle Proben mit 2-3 anderen Pedalen wenn ich meinen KPA nicht schleppen will… 😉

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      1. hast Du‘s schon geschafft die Editorsoftware downzuloaden?
        Da wird auf der italienischen web Seite nach einer Fabrikatiosnummer gefragt, die aber nirgends auf dem Gerät zu finden ist. Wie verhält es sich bei Aufnahmen?

        Auf diesen Kommentar antworten

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