Deutsches Handwerk – Made in China?

Test: Duke Guitars GA-PF-Cut-Solid-12-Air

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Alpenfichten-Decke mit Abalone Binding und hochglänzend poliertes Ostindisches Palisander auf der Rückseite (Bild: Dieter Stork)

Hinter der Marke Duke Guitars steht die Firma Reinhardt bestacoustics aus Tübingen. Mit deutschem Know-how werden die Gitarren in Fernost gefertigt und in Deutschland noch optimiert und auf den Punkt gebracht.

Armin Hanika, der die Marke Duke Guitars im Jahr 2010 gründete, ist als Entwickler der Marke auch immer noch ein Mentor, der seine jahrzehntelange Erfahrung mit einfließen lässt.

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VOLLAUSSTATTUNG

Eine 12-saitige Grand Auditorium mit Cutaway in Massivbauweise kommt zum Vorschein, als ich den Deckel des Kartons öffne. Der Korpus trägt eine Decke aus Schweizer Alpenfichte mit einem schön gearbeiteten Abalone-Binding am Schallloch. Boden und Zargen sind aus massivem Ostindischen Palisander. Das feine Binding an beiden Zargenrändern und die Hochglanzlackierung runden die Optik ab.

Der Hals, in dem sich ein 2-Wege-Halsstab befindet, besteht aus Cedro und geht am 14. Bund in den Korpus über. Das Griffbrett besteht aus schön dunklem Ebenholz und wurde ebenfalls mit Abalone-Einlagen und einem so feinen Binding versehen, dass ich es fast übersehen hätte. Die Kopfplatte, mit edlem „Duke“- Schriftzug versehen, auf der sich die zwölf goldenen Stimmmechaniken (vermutlich von Duke selbst) befinden, wurde angeschäftet. Griffbrett und Bundstäbchen sind sauber gearbeitet. Sattel und Stegeinlage sind aus Knochen, Steg- und Saitenreiter aus Ebenholz, die Pins mit Abalone-Punkten. Das Instrument hat eine Mensur von 650 mm bei einer Sattelbreite von 47 mm. Die Halsform ist als rundes D zu bezeichnen. Elektronisch verstärkt wird das Instrument durch ein Mi-Si Trio Air / L.R. Baggs Element Pickup System.

Kurz noch zu dem oben kurz angerissenen Herstellungsprozess: Nach der Fertigung in China bekommen die Instrumente hier in Deutschland noch einmal Zeit, sich zu akklimatisieren. Erst dann werden sie in Tübingen erneut in die Hand genommen, werden nochmal kontrolliert und bekommen ein Setup. Hierbei werden Bünde poliert und abgerundet, der Sattel kontrolliert und abgerichtet, und es werden frische Saiten aufgezogen. Gutes Konzept.

Dunkles Ebenholzgriffbrett mit extrem feinen Binding (Bild: Dieter Stork)

DIE MELODIE MACHT’S

Auf dem Schoß bemerkt man als erstes eine gewisse Kopflastigkeit, die aber bei dieser Konstruktion nicht ungewöhnlich ist. Jedes unachtsame Loslassen des Balancearms erinnert an die Erdanziehungskraft. Das liegt zum einen an den schweren Stimmmechaniken, zum anderen an der Konstruktion. Gitarren der 12-Saiter-Gattung fahren da besser, wenn der Hals am 12. Bund eingelassen wird. Der geübte Gitarrist sollte mit der Balance im Sitzen aber keine Probleme haben, allerdings hätten leichtere Mechaniken das Ganze etwas entschärft.

Umso mehr kann man sich über den ausgewogenen Klang freuen. Der Ton ist hell und offen, was bei dieser Holzkombination nicht anders zu erwarten ist, und die Akkorde klingen räumlich und dreidimensional. In den Höhen und oberen Mitten klingt die Duke sehr ausgereift, die Bässe kommen beim Spielen von Begleitung und Akkorden rein akustisch etwas zu kurz.

Ihre Stärken hat diese Gitarre aber eindeutig im Melodiespiel. Hier werden die Töne sauber und ordentlich übertragen und alle Saitenpaare können präzise und treffsicher (nicht ganz einfach, wenn man Zwölfsaiter nicht gewohnt ist) gespielt werden. Dynamisches Spiel kommt hier, besonders verstärkt über PA oder Combo, deutlicher zur Geltung.

Alte Klassiker wie ‚Wish You Were Here‘, ‚Wanted, Dead Or Alive‘ oder Ozzys ‚Mama, I’m Coming Home‘ sind die ersten Titel, die mir schnell vom Griffbrett fliegen.

Die erhöhte Sattelbreite von 47 mm fällt nach kurzer Eingewöhnungszeit kaum noch auf. Darüber hinaus ist die Gitarre ist stimmstabil und auch hervorragend eingestellt, so dass sich Spielfreude breitmacht. Auch längere Sessions sind kein Problem.

Das Mi-Si Air Trio / L.R. Baggs Element Pickup System ist mir bei dieser Gitarre zum ersten Mal unter die Finger gekommen. Im Schallloch befinden sich ein Volume- und ein Mix-Regler, mit dem man zwischen Kontaktmikrofon und dem Element-Piezo mischen kann. Das funktioniert wunderbar und klingt offen und luftig. Das System kommt sogar ohne Batterie aus. Die Aufladung erfolgt über das mitgelieferte Netzteil, das über eine 6,3 mm-Klinkenbuchse mit der Gitarre verbunden wird, und der Ladevorgang ist in 60 Sekunden erledigt. Laut Hersteller soll eine Ladung für bis zu 8 Stunden Spielzeit ausreichen.

Das klangliche Ergebnis kann man je nach Geschmack noch mit Kompressor, EQ und einer Prise Hall aufmotzen, und schon hat man ein gut brauchbares Ergebnis für Live- und Recording-Situationen. Leider wird die Duke ohne Gigbag oder Koffer geliefert, was mich bei dem aufgerufenen Preis doch etwas wundert. Zumal es gar nicht so einfach ist, ein geeignetes Transportmittel für solche Gitarren zu finden.

RESÜMEE

Die Duke GA-PF-Cut-Solid-12-Air ist ein Arbeitstier. Sie klingt gut, ist mit den besten Materialien ausgestattet und top verarbeitet. Zu loben ist die Handwerksarbeit, die in China getätigt wird, genauso wie die der deutschen Kollegen. Hinzu kommt ein hochwertiges und gut klingendes Pickup-System. Der einzige Wermutstropfen ist das fehlende Transportmittel.

PLUS

  • Verarbeitung
  • Tonabnehmer-System
  • Sound
  • Bespielbarkeit
  • Intonation

MINUS

  • Kopflastigkeit
  • kein Koffer/Gigbag


(erschienen in Gitarre & Bass 09/2023)

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Das super schmale Griffbrett-Binding hätte man sich nun wirklich sparen können,und ein stabiler Gitarrenkoffer ist für immerhin satte 2.100,-€uro auch nicht inklusive. Das finde ich schwach.

    12-saitige Akustikgitarren sind ja bis heute leider immer noch sehr exotisch.Das Dutzend Saiten möchte auch erst mal korrekt in Tune gebracht werden.
    Doch die warme Klangfülle entschädigt allemal für das stete,mitunter recht nervtötende Nachstimmen einer 12-Saitigen.

    Etliche weltbekannte Songtitel wären ohne den Sound einer 12-String Guitar garantiert niemals so angenehm auffällig gewesen.

    Ich kannte speziell dieses Duke-Markenlabel bisher noch nicht,aber der Name Hanika war mir durchaus ein Begriff für recht hochpreisige Akustikgitarren.

    Eigentlich sollte ein(e) jede(r) Gitarrist/in eine gute 12-saitige Akustische in der Sammlung haben,denn die Klangeigenschaften einer solchen Gitarre sind wahrhaftig super.

    By the way:
    Eastman Gitarren aus Beijing/China Manufacture mit Preamp-System sind evtl. eine Option zur besagten Duke Gitarre,obwohl das Batteriefach bei einer Eastman 12-String umständlich im Korpus nahe des Halsfußes liegt,und beim notwendigen Batteriewechsel stets sämtliche zwölf Saiten gelockert werden müssen,was schon wieder suboptimal zu bewerten ist. Aber im Vergleich: der Endpreis einer Eastman 12-String Akustikgitarre mit Preamp liegt bei etwa 800,-bis 950,-€uro inklusive eines Gitarrenkoffers,was ja deutlich günstiger wäre. Ich finde den vollmundigen Sound einer 12-String wirklich super,egal ob von Eastman,Guild,Fender etc.

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  2. Hallo zusammen, ich habe mir die Gitarre gekauft, weil sie toll klingt und sich sehr gut spielen lässt. Einig das nicht vorhandene Gigbag bzw. der Koffer, hat mich sehr geärgert. Zumal der Vertrieb in Deutschland einen Kofferhersteller im Programm hat. Da ich schon eine Duke GA PF Solid 6 Strings besitze und diese mit einer guten Tasche mit Duke Logo kam, kann ich nicht verstehen, warum man auf diese Werbung verzichtet. Zumal diese Gitarre sicher zu den wertigsten der Marke Duke gehört.

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