Splish, Splash, Whip

Test: Danelectro SKJ-1 Spring King Junior

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(Bild: Danelectro)

Federhall ist eine der beliebtesten Methoden zur künstlichen Hallerzeugung – er verleiht dem Signal, das ganz analog durch Hallfedern geschickt wird, nicht nur Größe, sondern oft auch eine wilde, geheimnisvolle und unberechenbare Note. Die Art und Weise, wie die beinahe zufällig schwingenden Spiralfedern einen künstlichen Raumklang erzeugen, wirkt archaisch und faszinierend ursprünglich.

Neben unzähligen Versuchen, diesen ungezähmten Sound in ein digitales Format zu übertragen – was zweifellos zu richtig guten Ergebnissen geführt hat – gibt es aber auch immer wieder Hersteller, die sich an das Original wagen und ein echtes Federhall-System in ein pedalboardfreundliches Gehäuse integrieren. Und ja – auch das funktioniert mittlerweile erstaunlich gut!

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FAKE NEWS

Einer der Vorreiter, wenn es um Federhall in Pedalform geht, war Danelectro. Schon Ende der 90er Jahre brachte die Firma das DSR1 Spring King auf den Markt – ein Pedal, das mit seinen etwa 24 cm Breite und 17 cm Tiefe nur bedingt als „pedalboardfreundlich” durchgeht. Immerhin waren die Alternativen dazu damals deutlich sperriger: externe Halleinheiten in der Größe eines Verstärker-Topteils, wie etwa das Fender Tube Reverb oder ähnliche Geräte.

Im Beipackzettel des neuen Spring King Junior, dem wir heute auf den Zahn fühlen, wird dem DSR-1 absoluter Kultstatus angedichtet – und sogar behauptet, es sei heute ein kleines Vermögen wert. Ein kurzer Blick in die üblichen Verkaufsportale zeigt dann aber schnell: Ein originales DSR-1 wechselt aktuell für schlanke 100 bis 150 Euro den Besitzer. Und selbst meine stilsicheren Bekannten aus der Rockabilly- und Surf-Szene wollen nicht bestätigen, dass dieses Gerät mit der Zeit zum Kultobjekt geworden wäre.

Auch meine persönliche Rückschau auf das alte DSR-1 fällt alles andere als euphorisch aus. In einem G&B-Test von 2003 hatte ich damals geschrieben: „Schade nur, dass die maximale Hallzeit sehr kurz ist und der Halleffekt recht dünn klingt, sodass sich richtig tiefe, räumliche Hall-Sounds selbst bei Maximalstellung aller Potis nicht einstellen.” Aber gut – auf der Verpackung des neuen Spring King Junior prangt immerhin eine Sprechblase mit der verheißungsvollen Botschaft: „Even better than the 1999 original!” Das lässt hoffen …

In den 90er Jahren ging der wesentlich größere DSR-1 Spring King an den Start. (Bild: Danelectro)

KONZEPT

Nun also das Spring King Junior. Sein Beiname Junior ist Programm, deutet der doch unmissverständlich darauf hin, dass das auf Brikett-Größe geschrumpfte Gehäuse nun wirklich als pedalboardfreundlich durchgehen kann. Die Bedienelemente sind überschaubar: Ein Silent-Click-Fußschalter (True Bypass) zum Aktivieren des Effekts sowie je ein Reverb- und Tone-Regler, stilecht mit Chickenhead-Knöpfen versehen.

Im Inneren des Gehäuses sitzt eine große Platine, gegenüber auf der Bodenplatte ist die Accutronics/Belton-Federeinheit befestigt – bestehend aus drei etwa 9 cm langen Federn. Die Platine lässt vermuten, dass wie beim DSR-1 das Hallsignal erst digital erzeugt und danach – vor der Federeinheit gesplittet – durch die Federn geschickt und am Ende wieder dem trockenen Signal beigemischt wird.

Ein kurzer Test bestätigt die Vermutung, denn auch mit komplett ausgebautem Spring Tank erzeugt das Spring King Junior einen Halleffekt, allerdings einen recht dezenten. Danelectro versucht also, auf diese Weise der Physik auf die Sprünge zu helfen und der geringeren Hallwirkung von kurzen Federn digital unter die Arme zu greifen.

Die drei neun Zentimeter langen Hallspiralen finden auf dem Gehäusedeckel Platz. (Bild: Rebellius)

DIE PEITSCHE

Da die Hallfeder-Einheit des Spring King Junior mit drei Kunststoff-Klebepads direkt auf der Bodenplatte befestigt ist, steht sie in relativ direktem Kontakt zum Untergrund – sei es der Boden oder ein Pedalboard. Starke Erschütterungen, etwa durch Herumspringen auf der Bühne oder ein nahe stehendes Schlagzeug, können die Hallspiralen ungewollt in Schwingung versetzen und dabei klangliches Chaos in Form von Feedback und anderen unerwünschten Geräuschen verursachen. Doch das passiert nur unter extremen Bedingungen – bei meinen Tests gab es diesbezüglich überhaupt keine Probleme.

Kleine Hallfedern haben also durchaus auch Vorteile: Sie sind unempfindlicher gegen Erschütterungen als die üblichen Halleinheiten mit ihren längeren Federn. Mein platonischer Kumpel Neil Young, dessen Effektkette von einem Fender Tube Reverb eröffnet wird, hängt die Federeinheit übrigens getrennt vom Gehäuse am liebsten unter der Bühne auf, wo sie vor Erschütterungen geschützt ist.

Wobei – nicht jeder hält diese Anfälligkeit gegen äußere Einflüsse für einen Nachteil. Das markante, martialische Scheppern der Hallfedern bei Erschütterungen, das von Insidern liebevoll „Die Peitsche” bzw. „The Whip” genannt wird, hat seinen ganz eigenen Reiz.

In der wilden Surf- und Rockabilly-Szene der 1960er gehörte es quasi zum Bühnenritual, dem Fender-Combo an entscheidenden dramaturgischen Stellen einen kräftigen Tritt in die Seite zu verpassen – mit dem Ergebnis, dass die Hallspiralen wild gegeneinander und gegen die Gehäusewand schlugen und dabei einen höllischen Lärm veranstalteten. Auch neuzeitliche Reggae- und Dub-Musik wäre ohne den Einsatz der Peitsche genauso wenig vorstellbar wie ohne einen weiteren Vintage-Sound: die Selbstoszillation eines Bandecho-Gerätes.

Und damit das Gehäuse des Spring King Junior nicht durch allzu leidenschaftliche Stiefeltritte in Mitleidenschaft gezogen wird, liegt dem Gerät ein kleines, selbstklebendes Kick-Pad in Form eines Stiefels bei. Man muss beim Treten allerdings gut zielen …

Witzig: Das optionale Klebe-Pad in Form eines Stiefels schützt das Gehäuse vor beherzten Tritten. (Bild: Rebellius)

HALLO

Der Halleffekt des Spring King Junior ist tatsächlich vollwertiger, als ich es vorab nach Durchsicht der Fakten (und in Erinnerung an seinen Vorgänger) erwartet hatte. Er liefert den typischen Charakter eines Federhalls – mit all seinen diffusen, aber zugleich charmanten Eigenheiten, sowohl den Splash des Anschlags als auch das diffuse Scheppern des Nachklangs.

Besonders die warmen, dunkleren Settings hatten es mir angetan – der Hallraum wirkt hier melancholisch und geheimnisvoll und geht (mir) nicht auf die Nerven, sondern gleitet eher ins Unbewusste und wird als willkommene Bereicherung empfunden. So klingt Atmosphäre!

Die beschriebenen, teils unvorhersehbaren Reaktionen auf äußere Einflüsse wie Lautstärke und Dynamik sind es, die einen Teil des Reizes von Federhall ausmachen: Ghost Notes, unrhythmisches Nachscheppern, das feuchte Splash im Anschlag – und vor allem die direkte Beziehung zum Spieler. Diese Art Hall reagiert spürbar auf Dynamik und dabei viel organischer als viele digitale Hall-Pedale. Außerdem ist meine subjektive Erfahrung die, dass sich auch üppige Federhall-Signale besser in den Bandkontext einfügen als digital erzeugte Hall-Sounds. Ein Phänomen, dass ich allerdings nicht wissenschaftlich belastbar erklären könnte.

Und wenn man schließlich, verloren in dunklen Hallwelten und pseudo-jazzigen Phrasen, den Weg zum Ausgang nicht mehr findet – dann reicht ein beherzter Tritt gegen das Spring King Junior, und ein sattes Scheppern holt dich gnadenlos ins grelle Neonlicht der Realität zurück.

Natürlich wäre es unfair, die Größe des Junior-Hallraumes direkt mit Geräten, die deutlich längere Federn zur Verfügung haben, zu vergleichen. Auch wenn ein Teil seines Halls aus der digitalen Quelle geschöpft wird. Zur Einordnung seiner Leistung macht ein Vergleich mit einem Standard-Produkt aber dennoch Sinn: So erreicht in maximaler Auslenkung des Reverb-Reglers der Spring King Junior etwa die Hallgröße eines Fender Blues Deluxe, wenn dessen Reverb-Regler auf ca. 40 % steht.

Und das ist beachtlich – denn mal ehrlich: Wer dreht den Federhall seines Combos jemals über 45 % auf? Daher sage ich: Dieses gelbe Brikett deckt die meisten Bedürfnisse von uns Gitarristen, was die Größe des Hallraumes angeht, mühelos ab.

(Bild: Rebellius)

RESÜMEE

Ehrlich gesagt, war ich skeptisch, als ich das Spring King Junior ausgepackt habe. Meine Erinnerungen an den Vorgänger waren schon nicht die besten – was soll da dieses neue Teil mit seinen drei Spielzeug-Hallspiralen schon groß reißen? Doch das Spring King Junior hat mich schnell eines Besseren belehrt. Jetzt, am Ende dieses Tests, gefällt es mir sogar richtig gut – denn es hat Charakter!

Trotz des digitalen Hilfs-Halls bringt der durch die Federn erzeugte Hallanteil all die charmanten Unvollkommenheiten eines waschechten Federhalls auf den Punkt, liefert genug Tiefe, um sich darin zu verlieren, und macht ordentlich Krach, wenn man sich über Krach ausdrücken will. Vor allem aber lässt sich mit seinem Hall-Effekt im besten Sinne spielen – Stichwort Dynamik. Ach ja – trotz der seitlichen Anschlüsse passt es locker auch noch auf dein Pedalboard!

PLUS

● Authentischer Federhall-Charakter
● Musikalität
● Pedalboardfreundliche Größe

MINUS

● Anschlüsse an den Seiten

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2025)

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