Die nächste Evolutionsstufe

Test: Boss RC-500

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Boss RC-500(Bild: Dieter Stork)

Manche Effekte sind einfach da und ändern sich dann nie wieder. Andere wiederum unterlaufen einer kontinuierlichen Evolution. Dies trifft nicht zuletzt auf Looper zu, und so wird hier immer mal wieder getüftelt und ein neues Feature hinzugefügt. Die aktuellste Version von Boss nennt sich RC-500 und kann eine ganze Menge.

Durch die Klinkeneingänge richtet sich das RC-500 natürlich deutlich an uns Gitarristen/Bassisten. Der XLR-Anschluss macht es aber auch für andere Instrumente und Vocals nutzbar. Vom neuen Boss Lopper angesprochen sind insbesondere jenen, die einfach das gewisse etwas „mehr“ von ihrem Gerät wollen. Mehr Speicher, mehr Spuren, mehr Begleitung, bessere Qualität.

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BEKANNTES BOSS-GEHÄUSE MIT GUTER BEDIENUNG

Muss man über das Boss-Gehäuse wirklich noch Worte verlieren? Es ist äußerst robust, fühlt sich wertig an, nimmt nicht viel Platz weg und alles was man darauf findet, ist gut und sinnvoll angeordnet. Man kennt das mittlerweile einfach. Und wenn man so ist wie ich, dann mag man es auch.

Boss RC-500
Vielseitige Anschlussmöglichkeiten (Bild: Dieter Stork)

Neben den bekannten Dual-Mono-Klinkeneingängen und Klinkenausgängen für das Gitarrensignal, verfügt der Looper zusätzlich über eine XLR-Buchse, an die dank Phantomspeisung sogar Kondensatormikros angeschlossen werden können. MIDI In und Out ist hier wie beim GT1000 Core mittels 2×3,5-mm-Stereoklinke (TRS) ausgeführt. Das ist bei der Gerätegröße wohl nicht anders zu bewerkstelligen, führt aber natürlich dazu, dass man den passenden Adapter braucht (welcher nicht beiliegt). Möchte man ein Expression-Pedal oder zwei Control-Pedale anschließen, so ist dies über eine Klinkenbuchse möglich. Und wer seine Aufnahmen per USB mit dem Rechner synchronisieren möchte, dem wird dies mittels einer USB-Micro-B-Type-Buchse ermöglicht.

Die Bedienung ist – für grundlegende Funktionen – kinderleicht. Du möchtest einen Loop aufnehmen? Einfach den „Rec/Play“- Fußschalter drücken. Nochmal drücken, um aufzuhören. Fertig. Und wenn der Loop stoppen soll drückt man einfach „Stop“.

Auch der dritte Schalter ist mit „Track Select“ passend beschriftet und ermöglicht es, einen zweiten Loop aufzunehmen, während der erste weiterläuft (so kann man sie unabhängig voneinander stoppen, etc.). Mittels zweier kleiner Fader kann man nun die passende Lautstärke seiner Loops einstellen. Das ist schon irgendwie sexy gelöst und macht hier mehr Spaß als über ein schnödes Poti.

Boss RC-500(Bild: Dieter Stork)

Wenn noch ein Drumbeat zum Loop abgespielt werden soll, so schaltet man diesen einfach über den „Rhythm On/Off“-Taster ein. Dir gefällt was du gespielt hast, es soll da bleiben, du möchtest aber die nächste Aufnahme starten? Einfach speichern und am „Memory“-Rad drehen, um den nächsten Speicherplatz zu wählen. Soweit alles klar? Damit kann man doch eigentlich schon sehr glücklich werden. Und tatsächlich wird man alles Folgende im Alltag vermutlich gar nicht mehr so häufig benötigen. Aber haben ist ja bekanntlich besser als brauchen.

Die beiden „Edit“-Taster unter dem Track ermöglichen diverse Einstellungen, beispielsweise welcher Input genutzt wird, wie laut, wohin gepannt und in welcher Richtung der Track wiedergegeben werden soll. Mittels Tempo-Taster kann man entweder direkt das gewünschte Tempo eintappen oder dieses im Folgenden mit dem Value-Rad einstellen. Rhythm On/Off startet den Drumtrack, der im Menü in diversen Eigenschaften, wie der Lautstärke, dem Beat, dem Kit und so weiter geregelt werden kann.

Der Memory-Button ist meiner Meinung nach als einziger etwas unglücklich benannt. Hier geht es nicht so sehr um den Speicherplatz per se, sondern um dessen Einstellungen in Hinblick auf Aufnahmeparameter, wie Loops abgespielt werden, welche Effekte genutzt werden, wie die Rhythmussektion eingestellt ist, etc.

Hinter „Menu“ verbergen sich die ganzen generellen Einstellungen zum Display, der MIDI-Belegung usw.., und mittels „Exit“ und „Enter“ führt man eben jene Befehle aus. Schließt man den Looper per USB an den Rechner an, so erlaubt es die Boss-Tone-Studio-Software, alle Daten zu sichern, wieder einzuspielen, oder einzelne Loops auf den Rechner zu übertragen.

Natürlich ist das RC-500 MIDI-kompatibel und nimmt sowohl Program-Change-, als auch Control-Change-Befehle entgegen (und kann diese sogar an ein weiteres RC-500 im Slave Modus weitergeben).

Also doch schon eine ganze Menge. Und ich will jetzt hier nicht noch tiefer ins Detail gehen, sondern langsam mal zur Nutzung überleiten. Als kurze Bemerkung sei aber noch gesagt, dass Boss sich bei der deutschsprachigen Anleitung wirklich Mühe gegeben hat und diese klar strukturiert und gut verständlich geschrieben ist.

SOUNDS UND MÖGLICHKEITEN

Der Abschnitt „Sound“ sollte bei einem Looper natürlich bestmöglich langweilig sein. Und genau das liefert Boss hier: Dank der 32-Bit-AD/DA-Wandlung kommt das raus, was man hereingibt. Dies gilt sowohl für das Bypass-Signal, als auch für die Loops selber: Ich höre keinen nennenswerten Unterschied.

Jetzt wo wir das aus dem Weg haben, ein paar Worte zur Praxistauglichkeit: Boss hat hier wirklich die optimale Größe in Bezug auf den Funktionsumfang gewählt. Die zwei Tracks sind einfach zu nutzen und umzuschalten und dürften für sehr vieles reichen. Und auch, wenn ich zunächst dachte, die Effekte seien reine Spielerein, die man nie brauchen würde, so ließ ich mich im Test gerne eines Besseren belehren. Man kann hier kurze Segmente des Loops wiederum loopen. Das kann sich dann in etwa so anhören, als würde eine Platte hängen. Und wo wir schon bei dem Thema sind: Mit „Vinyl Flick“ steht ein Effekt zur Verfügung, der den Sound so stoppt, als hätte man schnell eine Schallplatte angehalten. Schon ziemlich cool für kurze Breaks.

Diese Effekte ruft man standardmäßig über einen externen Fußschalter auf. Nach kurzer Eingewöhnung lässt sich das Boss aber auch am Gerät selber so umprogrammieren, dass die Fußschalter nun andere Funktionen haben. So kann man beispielsweise Rec und Stop jeweils als „One Button to rule them all“ einem der Tracks zuweisen und den dritten Schalter nun zur Anwahl der Effekte nutzen. Oder um die Spur umzudrehen. Oder alles zu starten. Oder oder oder. Die Befehle dafür sind im Menü teils sehr kryptisch kurz gehalten, aber „CUR R/P/S“ erschließt man sich dann halt als „Current Record/Play/Stop“. Geht, aber ist nicht optimal.

Wenn ich mir also etwas wünschen dürfte, wäre es ein etwas größeres Display. Auch ist die Idee ziemlich cool, Farben zu nutzen, um den aktuellen Status der Spur (blau für leer, weiß für belegt … ) darzustellen, allerdings finde ich das Display in seiner blauen Version nicht immer gut ablesbar. Alle anderen Farben funktionieren gut. Da man insgesamt knapp 13 Stunden Sounds auf das RC-500 bekommt, dürfte diese Feature-Box wohl auch für fast alle Nutzer abgehakt werden können. Und wenn man wirklich mehr braucht: Man kann mehrere Pedale koppeln.

Die Drumsounds sind relativ einfach gehalten, gefallen mir aber sowohl von den Beats, als auch den Sounds her ziemlich gut. Sowohl zum Üben, als auch für die Live-Begleitung eignen sie sich gut. Cooles Feature: Man muss dem Boss gar nicht sagen, in welchem Tempo der Beat sein soll, man kann auch einfach spielen und es passt sich an. Das Tempo kann in beiden Fällen natürlich pro Preset gespeichert werden.

Boss RC-500(Bild: Dieter Stork)

ALTERNATIVEN

Klar, günstiger geht es immer. Wenn es nur darum geht, eine Spur zu loopen und man sonst keine Ansprüche hat, dann bieten diverse Firmen kleine, handliche Geräte. Mooer bietet mit dem Micro Looper ein Gerät mit nur einem Poti. Der Electro Harmonix Nano Looper 360 kann immerhin schon mit Speicherplätzen aufwarten. Die Boss RC-1 Loop Station kommt mit Stereo-Anschlüssen und einer optischen Loop-Anzeige daher und kostet immer noch unter € 100. Mit dem Electro Harmonix 22500 Looper kommt man der grundlegenden Bedienung und dem Preis des RC-500 schon näher, es gibt aber schon noch etliche Unterschiede. Und danach? Da befindet man sich dann im Boutique-Segment (Chase Bliss) oder ist ernstzunehmender Looper-Artist (das Boss RC-300 für viele Buttons, das RC-505 für Menschen, die das Gerät eher mit den Händen bedienen, und das Headrush Looperboard 2.0 für bald schon € 900 bieten sich hier an).

RESÜMEE

Boss at its best. Das Gehäuse ist tough, die Bedienung einfach und die komplexeren Sachen gut erklärt. Der Sound ist im besten Sinne unauffällig und die Drum-Loops sind eine gute Beigabe fürs Üben und für Singer/Songwriter. Dachte ich zunächst, die Effekte seien eher ein Gag, so kann man auch diese sinnvoll nutzen. Kurzum: Das RC-500 macht wirklich Spaß. Mit seinen Funktionen richtet es sich an Personen, die ihre ersten Looper-Erfahrungen bereits hinter sich gebracht haben und nun nach „mehr“ suchen. Und genau so ist es auch preislich verortet: Kein Einstiegsgerät mehr, aber weit weg von teuren Exoten. Braucht man diese oder ähnliche Funktionen, so gibt es auch kaum Konkurrenz.

PLUS

  • einfache Bedienung
  • neutraler Sound
  • Flexibilität in der Bedienung
  • Anschlüsse
  • MIDI

MINUS

  • Display könnte etwas größer und manchmal etwas besser ablesbar sein


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2021)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Im Test: J. Rockett Uni-Verb +++ G&L Fullerton Deluxe LB-100 +++ Dowina Albalonga GACE HiVibe +++ Nik Huber Bernie Marsden Signature +++ Fender Acoustasonic Player Telecaster +++ Gibson Dave Mustaine Signature Flying V +++ Börjes JB-Custom 5 DLX-Multiscale +++ EarthQuaker Devices Ghost Echo by Brain Dead +++ Blackstar St. James 50/EL34 112 Combo +++ Harley Benton Double Pedal Series

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