Singer/Songwriter-Monitor-Bistro-PA

Test: Blackstar Sonnet 60

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(Bild: Dieter Stork)

Die englischen Amp-Builder haben nicht nur ein Herz für den zünftigen Brit-Rocker – auch der Acoustic-Kollege soll sich gut hören.

Und Blackstar wäre nicht Blackstar, wenn da nicht ein gut durchdachtes, pfiffiges Gerät zum Test stünde. Neben dem Sonnet 60 gibt es auch noch den Sonnet 120 mit doppelter Ausgangsleistung und umfangreicherer Ausstattung (FX-Loop, Phantom-Power, 4 Hall-Programme usw.). Dass sich auch jemand wie Jon Gomm mit diesen Amps blicken lässt, sollte dann endgültig unsere Neugier wecken – und der Slogan „dein Instrument, nur lauter“ verrät schon den Ansatz und das Konzept der Blackstar-Techniker: besonders natürliche Wiedergabe.

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ALLES DRIN? ALLES DRAN?

Beim Auspacken verblüfft der Knirps erstmal mit seinen Maßen von nur 28 × 35 × 24 cm und einem Gewicht von nicht mal 8 kg – einen 60-Watt-Amp stellt man sich ja doch anders vor. Unser Testmodell ist sehr sauber mit schwarzem Kunstleder bezogen (es gibt auch eine Version in Blonde-Finish) und ist frontseitig mit einem schwarz eloxierten Metallgitter geschützt. Der stabile Griff reicht allemal, um das leichte Gerät sicher zu tragen.

Stehen tut der Sonnet auf vier rutschfesten Gummifüßen; mittig auf der Unterseite finden wir eine erste Besonderheit: Hier lässt sich ein Metallstab mit Gewinde herausdrehen, um den Amp in eine günstige Monitor-Position zu kippen – sehr cool. Außerdem kann man hier einen (nicht im Lieferumfang enthaltenen) Adapter anbringen, um den Sonnet auf ein Boxenstativ zu setzen.

Auf einer Seite des Gehäuses findet sich eine Bass-Reflex-Öffnung, die sicher für mehr Klangfülle sorgen wird. Die Lautsprecher-Bestückung besteht aus einem 6,5″-Speaker und einem Tweeter. Das Bedien-Panel wirkt sehr aufgeräumt und klar strukturiert. Die elfenbeinfarbenen Regler und Beschriftungen heben sich gut ablesbar von der schwarzen Oberfläche ab. Links haben wir den Instrumentenkanal mit Klinke-Input, Reglern für Gain, Low, Mid, High, Reverb sowie zwei Tasten für Phase und Shape.

Der zweite Kanal bietet sich für Gesang oder zusätzliche Instrumente an. Er erlaubt mit seinem Kombi-Input Zugang per Klinke- oder XLR-Kabel, dann folgen Regler für Gain, Low, High und Reverb. Auch dieser Kanal hat eine Shape-Taste für einen etwas mittigeren Klangcharakter. Ganz rechts kommt dann noch die Master-Sektion, wo sich die Hall-Länge und die Gesamtlaustärke einstellen lassen.

Interessant und effizient bei der Feinjustierung des Sounds sind die beiden kleinen Regler für den High-Pass-Filter und für Brilliance. Zwei Taster gibt es auch noch: der eine gibt Zugriff auf zwei Reverb-Sounds (Hall und Plate), der andere ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung.

Die geschlossene Rückseite des Sonnet 60 hat auch noch einiges zu bieten. Es gibt einen USB-Zugang, womit sich spielend leicht Verbindung zum Computer oder einem anderen Recording-Device herstellen lässt. Außerdem ist hier ein XLR-DI-Output für den Anschluss an eine P.A. (mit Ground-Lift-Taste). Sehr interessant ist auch der mp3-Input über den man Playbacks zum Jammen oder ganz allgemein Musik zuspielen kann. Für den optional erhältlichen Fußschalter (Audio Mute, Reverb On/Off) ist hier ein Klinke-Eingang – dann gibt es natürlich noch den On/Off-Schalter und den Anschluss fürs Stromkabel.

(Bild: Dieter Stork)

MEIN INSTRUMENT, NUR LAUT?

Um diesen Werbe-Slogan zu hinterfragen, biete ich alles aus meinem Fundus auf, was akustisch ist und einen Pickup hat: Western-, Nylon-, Archtop-Gitarre, Banjo, Dobro, Mandoline … alles muss ran. Ich stelle Bass und Treble von Kanal 1 auf 12 Uhr (rastet leicht ein) und reduziere etwas die Mitten. Bei den einzelnen Instrumenten brauche ich eigentlich nur noch mit dem High-Pass-Filter, Brilliance und der Shape-Taste etwas feinzutunen und komme zu wirklich sehr erfreulichen Klangergebnissen. Je nach Geschmack noch etwas Hall – fertig!

Der Charakter der Instrumente wird sehr natürlich dargestellt, und der Sonnet kann auch ganz schön laut. Wenn man ihn dann noch leicht ankippt oder hochstellt (wie beschrieben), taugt er allemal zum Akustik-Monitor in einer Band oder zur Bistro-Kleinst-PA. Dank der Bass-Reflex-Konstruktion klingt der Blackstar viel wuchtiger, als man es ihm zutrauen würde, am anderen Ende der Frequenzkurve lassen sich etwaige zu harsche oder schrille Höhen (Mandoline, Banjo) bestens per Brilliance-Regler in die Schranken weisen.

Jetzt noch zu guter Letzt mit dem SM58 in Kanal 2. Es lässt sich ohne Probleme ein klarer warmer Gesangs/Sprach-Sound finden, mit guter Verständlichkeit und ggf. ordentlicher Lautstärke, ohne dass eine nennenswerte Neigung zu Feedback auftreten würde. Das alles ist so einfach zu realisieren, dass man ein dickes Manual gar nicht vermisst – der zweiseitige Set-Up-Guide reicht völlig. Das Ganze beeindruckt umso mehr, wenn man sich nochmal vor Augen führt, dass man es hier mit einem 400-Euro-Gerät zu tun hat.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Ein kleiner, leichter, leistungsstarker, vielseitiger, einfach zu bedienender, gut klingender und günstiger Acoustic-Amp – das ist der Sonnet 60 von Blackstar. Da kann man wirklich nichts falsch machen – und es gibt ihn ja auch in Blonde und/oder mit doppelter Leistung, ganz nach Geschmack und Erfordernis. Klare Empfehlung zum persönlichen Test.

PLUS

● ansprechendes Design
● Verarbeitung, Finish
● einfache Bedienung
● kompakt und leicht
● natürliche Wiedergabe des Instrumentenklangs
● Preis-Leistung

MINUS

● Fußschalter und Stativ-Adapter nicht im Lieferumfang

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2020)

Produkt: Gitarre & Bass 2/2023 Digital
Gitarre & Bass 2/2023 Digital
Im Test: J&D DX-100 +++ Jimmy Wallace Guitars MT +++ Solar Guitars AB1.4JN +++ Fender Acoustasonic Player Jazzmaster +++ Vintage Historic Series +++ Tech 21 SansAmp Character Plus Series +++ Baroni AFK150 +++ Paul Belgrado NaNo B4 Shortscale +++ Harley Benton MV4-PJ Gotoh BM +++ British Pedal Company Dumble Overdrive Special +++ JHS Packrat

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo!
    Wie meist fehlt ein Angabe zum Gehäusematerial. Da ich grundsätzlich keine Amps kaufe, die in gepresstes Sägemehl, auch Span oder MDF genannt, verpackt sind ist der ganze Bericht für mich für eine Kaufentscheidung leider wertlos. Sad but true!
    Jack

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo Jack,
      wie du der Übersicht entnehmen kannst, ist das Gehäuse aus Schichtholz konstruiert, genauer gesagt aus Birke-Multiplex.

      Grüße aus der Redaktion!

      Auf diesen Kommentar antworten
  2. Hallo Lars!
    Danke für den Hinweis. Das hilft mir weiter. 🙂
    Als ich meinen Kommentar geschrieben habe, habe ich diese Tabell offenbar übersehen. Tut mir leid.
    Blues Gruss
    Jack

    Auf diesen Kommentar antworten
  3. Hallo noch mal!
    Ich habe auf Grund der o.g. Information einen Sonnet Amp gekauft und feststellen müssen, dass das Gehäuse entgegen den Angaben hier aus billigem, gepresstem Sägemehl, auch verharmlosend MDF genannt, gefertigt ist.
    Ich kann also nur allen potentiellen Kunden, die sich evtl. für den Kauf eines dieser Verstärker interessieren, weil sie sich ein ordentliches Gehäuse aus Schichtholz wünschen von einem Kauf abraten und davor warnen den technischen Angaben von einem Gehäuse aus Schichtholz zu glauben.
    Dass ich wegen dieser Falsch-Information stinksauer bin, weil ich mein gutes Geld für sowas investiert habe, muss ich ja nicht weiter erklären.
    Jack

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo Jack,
      das ist natürlich ärgerlich! Vielleicht hat Blackstar zwischenzeitlich die Produktion umgestellt (Holzknappheit?).
      Wir versuchen gerne das in Erfahrung zu bringen. Kannst du uns ein Foto vom Pressspan- oder MDF-Gehäuse an redaktion@gitarrebass.de schicken? Danke!

      Grüße aus der Redaktion!

      Auf diesen Kommentar antworten

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