Kleiner Racker

Test: Blackstar Debut 50R

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(Bild: Dieter Stork)

Nicht immer sind teure Röhrenverstärker und eine mächtige 4×12″-Box gefragt. Wer frisch mit dem Gitarrenspiel beginnt oder einfach eine Lösung für das Schlafzimmer sucht, mag durchaus auf eine handliche Lösung schielen. Dabei muss es nicht zwangsweise ein digitaler Modeling-Verstärker sein. Auch ein kompakter, klassisch analoger Transistor-Combo ist seit jeher eine gute Wahl.

Der preiswerte Debut 50R versteht sich zuerst als Einsteigerprodukt, das sagt schon der Name. Dabei setzt der Combo-Verstärker mit einem Gewicht von unter 10 kg auf einen vollständig analogen Signalweg, sieht man einmal vom integrierten digitalen Hall ab. Einstöpseln und anschließen heißt die Devise. Der Debut 50R ist in zwei Farbkombinationen verfügbar: Beide Varianten, schwarzes Tolex mit cremefarbener Bespannung und cremefarbenes Tolex mit roter Oxblood-Bespannung, sehen ziemlich ansprechend aus.

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Geboten werden zwei Kanäle, eine gemeinsame dreibändige Klangregelung, der hauseigene ISF-Regler sowie besagter Reverb. Die transistorisierte Schaltung nutzt in der Vorstufe MOSFET-Transistoren, denen man durchaus eine röhrenähnliche Verzerrung entlocken kann. Nach eigenen Angaben versucht Blackstar dazu gleichzeitig, sich den Schaltungen der eigenen etablierten Produkte anzunähern. Die zugehörige Transistorendstufe liefert wahlweise 5 oder 50 Watt und ist vermutlich ein Class-D-Design.

Bestückt ist der Debut 50R schließlich mit einem 12″-Lautsprecher ohne weitere Kennung, der in einem nach hinten offenen Gehäuse arbeitet. Der Clean-Kanal beschränkt sich auf einen Pegelsteller und Bright-Schalter, der Overdrive-Kanal bietet neben der Lautstärkesteuerung zusätzlich einen Gain-Regler. Der Reverb schließlich lässt sich im FX-Anteil stufenlos zumischen und ist wahlweise Plate oder Hall auf.

Zu den weiteren Funktionen zählen ein rückwärtiger serieller Einschleifweg, ein Line-In (3,5 mm), über den sich ein eventuelles Playback wiedergeben lässt, ein Kopfhörerausgang mit integrierter Lautsprechersimulation sowie ein Anschluss für einen nicht mitgelieferten Fußschalter, der die Kanalumschaltung und den Hall fernsteuern kann. Sogar eine Öffnung für einen Kensington-Diebstahlschutz ist vorgesehen. Das Netzteil ist integriert.

KLANG

Es beginnt mit dem Clean-Kanal, der unverzerrt und sauber klingt. Verzerrungen gelangen hier nicht ins Signal. Der Bright-Schalter bringt dabei zusätzlichen Glanz. Die Ergebnisse sind für Clean-Sounds und als Basis für Pedale absolut brauchbar.

Im Overdrive-Kanal klingt es aufgeräumt. Die Gain-Reserven reichen von Crunch bis zu Hardrock. Metal ist allerdings nicht mehr drin. Dafür lässt sich die Verzerrung durchaus über den Anschlag, mehr aber noch über die Einstellung des Lautstärkepotentiometers an der Gitarre kontrollieren.

Gleichzeitig reagiert der Debut 50R gut auf ein geboostetes Eingangssignal. Hier lassen sich also zusätzliche Reserven mobilisieren. Und natürlich kann man über Overdrive-, Distortion- und Fuzz-Pedale nochmals nachlegen. Das gefällt mir besser als eine grundsätzliche Säge.

Generell bleibt das Testgerät bei höheren Lautstärken und Gain-Werten nicht frei von Nebengeräuschen, die sich insbesondere durch Surren im Höhenbereich bemerkbar machen. In Kombination mit Drive-Pedalen wie dem Boss SD-1 erhöht sich der Pegel der Nebengeräusche dann natürlich nochmals.

Die Klangregelung erlaubt eine geschmackliche Abstimmung. Dabei tönt der Debut 50R im Bass stets vergleichsweise schlank, in den Mitten präsent aber nicht überbetont und in den Höhen nie bissig. Der ISF-Regler (Infinite Shape Feature) sorgt für zusätzliche Variabilität. Er variiert das gesamte Tonestack in einem Rutsch zwischen „amerikanischer“ und „britischer“ Abstimmung. Gegen den Uhrzeigersinn wird das Klangbild schlanker, voll aufgedreht eher fülliger. Ich selbst habe mich dabei bevorzugt im mittleren Bereich mit Linkstendenz bewegt.

Schließlich lässt sich über den einfachen Hall etwas Atmosphäre schaffen. Das gefällt mir tatsächlich besser als ein simpler Federhall. Die Lautstärkeregelung funktioniert aufgrund der Umschaltung zwischen 5 und 50 Watt in einem breiten Bereich. Der Debut 50R lässt sich bequem zuhause spielen, kann aber auch ordentlich Alarm machen. Ob man mit einem offenen 1×12″-Combo gegen das Schlagzeug ankommt, hängt sicher vom Genre ab.

Im Proberaum einer Rockband wird man eher weniger bestehen, auch weil eine Anschlussoption für eine externe Box nicht vorgesehen ist. Im Schulbetrieb, im Ausbildungsbereich, aber auch in Jazz- und Pop-Bands dürfte der Debut 50R hingegen durchaus laut genug aufspielen. Man sollte hier die Preisklasse im Auge behalten. Das gilt auch für den ebenfalls schlank aufspielenden 4-Ohm-Speaker. Dieser lässt sich natürlich gegen einen anderen Typ mit gleicher Impedanz austauschen.

Weniger gelungen finde ich die Lautstärkeabstimmung zwischen Clean- und Overdrive-Kanal. Man muss den Clean-Kanal schon recht weit aufdrehen, um mit dem zweiten Kanal konkurrieren zu können.

(Bild: Dieter Stork)

MEHRWERT

Der serielle Effektweg arbeitet problemlos und störungsfrei mit Pedalen zusammen. So lassen sich entsprechend Effekte wie ein Delay hinter der Vorstufe ergänzen. Der Effektweg ist nicht schaltbar – das erledigt man über das Pedal selbst.

Als Mehrwert lässt sich der Return-Eingang bei Bedarf zur Verstärkung eines Amp-Modelers nutzen. Das funktionierte im Test mit einem GSP1101 von DigiTech mit guten Ergebnissen, auch wenn man dafür die Eingangsbuchse am Verstärker belegen muss, etwa mit einem Blindstecker. Das Signal wird in diesem Fall hinter der Vorstufe, aber vor dem Hall in die Endstufe eingespeist.

Wer keinen Lärm machen darf oder möchte, kann den rückwärtig gelegenen Kopfhörerausgang nutzen. Hierbei wird der Lautsprecher automatisch ausgeschaltet und durch eine integrierte Lautsprechersimulation ersetzt. Das Klangergebnis ist recht hart und für meine Begriffe eher ein Notbehelf bei der Probe zu späten Stunden als eine Empfehlung für Aufnahmen. Auch zeigt der Kopfhörerausgang den recht hohen Nebengeräuschpegel des Gain-Kanals.

Der Miniklinkeneingang dient dem Zuspielen von Playbacks. Dieses Signal wird direkt auf die Endstufe gegeben und an der externen Klangquelle gepegelt, beispielsweise einem Smartphone. Die Funktion eignet sich vornehmlich dazu, bei kleineren Lautstärken zu Musiktiteln zu proben. Aufgrund der Wiedergabe über den Gitarrenlautsprecher sollte man keine Wiedergabe nach Hifi-Standard erwarten, dennoch klingt es durchaus praxistauglich.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Blackstar begibt sich mit dem Debut 50R in den Einsteigermarkt. Der erfreulich günstige 1×12″-Combo bietet Clean-, Crunch- und Rock-Sounds, einen integrierten Hall und ist völlig geradlinig bedienbar, falsch machen kann man hier nichts. Der Klang ist eher konservativ und überschaubar in seiner Ausformung. Allerdings klingt es überraschend gut – so gut, dass sich der nötige Spielspaß einstellen dürfte. Auch als Partner für die eigene Pedalsammlung empfiehlt sich der kompakte Combo, den ich allerdings eher im Wohnzimmer als im Proberaum oder auf der Bühne sehe.

PLUS

● guter Sound
● leicht, günstig und kompakt
● umschaltbare Endstufenleistung
● integrierter Hall

MINUS

● Klang der Lautsprechersimulation
● Nebengeräusche

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2023)

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