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Test: Benson Preamp Pedal

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(Bild: Dieter Stork)

Die Amps der Firma Benson aus der US-Metropole Portland stehen für Handarbeit, puristische Designs, hohe Dynamik und entsprechende Preisschilder – wenn man denn überhaupt einen ergattern kann, aktuell nimmt die Company nicht mal mehr Aufträge an.

Glücklicherweise ist mit dem Benson Preamp auch ein einziges Pedal im Angebot, das die Qualitäten der Verstärker im kompakten Bodenformat aufgreifen will. An dieser Stelle einen schnellen und schönen Dank an Helmut Kaiser vom Music Store Köln fürs Ausleihen des Testgeräts! Jetzt aber los …

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KONZEPT

Grundlage des Preamps ist der 30 Watt starke Chimera-Verstärker, der in Oregon point-to-point handverdrahtet wird und mit Volume, Treble und Bass gerade mal drei Potis aufweist – und dennoch eine breite Palette an traditionellen Sounds von Funk über Blues bis Rock abdeckt. Ihrem Preamp spendierten Christopher Benson und sein kleines Team mit Drive eine weitere Regelmöglichkeit, womit der Zerranteil unabhängig von der Ausgangslautstärke kontrolliert werden kann. Die Röhren des Amps wurden dabei durch FE-Transistoren (FETs) ersetzt, die die Dynamik des Vorbilds möglichst ähnlich wiedergeben wollen.

Auf den ersten Blick mag der Preis von knapp 300 Euro den einen oder anderen abschrecken, aber die Tatsache, dass die Amps der Firma rund das Zehnfache kosten und dennoch schnell vergriffen sind, kann schon als Hinweis dienen, dass das Ergebnis wohl den Preis wert ist. Die simpel gehaltene graue Metallbox ist mit den Standard-Anschlüssen Input, Output und Netzteil ausgestattet, im Gegensatz zu einigen Angaben im Netz kann der Preamp aber auch via 9-Volt-Batterie mit Strom versorgt werden.

SOUND & CO.

Bevor wir zu den Klangoptionen kommen, eine kleine Anmerkung zur EQ-Sektion, denn die greift maßgeblich ins Geschehen ein: Das Treble-Poti arbeitet als Low-Pass-Filter, der Bass-Regler ist als High-Pass-Filter konzipiert. Vor allem letzterer nimmt deutlichen Einfluss auf den Sound: Links klingt es eher schlank, rechts kommen die Mittenanteile stärker durch.

Um die Möglichkeiten des Pedals aufzuzeigen und Anwendern grobe Richtungen vorzugeben, kommt das einseitige Manual mit sieben Sample Settings, die die Einsatzgebiete zwischen Clean Boost und maximaler Verzerrung inklusive leichter Fuzz-Note skizzieren. Als klangliche Grundlage diente dafür eine Fender Telecaster in Mittelposition über einen Twin Reverb. Damit sollte klar sein, wohin die Reise geht: auf klassische Pfade, fernab extremer Spielarten.

Das erste Pattern nennt sich „Basic Dirt“ und liefert mit Singlecoils einen dezenten Crunch-Sound, der sich über den Anschlag und das Volume-Poti der Gitarre steuern lässt. Dies gilt übrigens auch für alle weiteren Settings: Der Benson Preamp liefert extrem dynamische Ergebnisse, selbst maximal verzerrte Sounds lassen sich gut aufklaren.

Hier die weiteren Vorlagen im Schnelldurchlauf: „Clean Boost“ setzt auf viel Volume, wenig Gain und einen mittigeren Ton, für „Booker Tone“ stand der Sound des legendären Stax- und Blues-Brothers-Gitarristen Steve Cropper Pate, beim „Angus Drive“ (welcher Sound könnte das wohl sein?) erreicht die Gain-Marke erstmals die 12-Uhr-Position, dann folgen mit „Gypsy Fuzz“ (Jimi!) und „Comfortably Fuzz“ (David!) zwei vollverzerrte Klangbeispiele, die zum Solieren einladen, wobei Fuzz in diesem Kontext eher singend als bröselig bedeutet. Das finale Sample Setting „ZZleeper Drive“ ist eine Hommage an die texanischen Bluesrock-Überväter ZZ Top.

(Bild: Dieter Stork)

UNTERM STRICH

Die Sounds erinnern bei entsprechenden Riffs und Licks in der Tat sehr an die Vorlagen, doch auch mit einer Paula über einen Vox kann der Benson Preamp absolut überzeugen. Von einem warmen, runden Cleansound über einen deftigen Crunch im „Basic Dirt“-Setting – gerne auch für Chuck-Berry-Style-Licks – bis hin zu Classic-Rock-Klängen beim Angus oder ZZleeper Drive bietet sich der Preamp als „Always On“-Pedal und damit als optimale Sound-Grundlage zum Mitnehmen an. Sprich: Nicht nur mit Singlecoils, auch mit Humbuckern liefert Bensons Bodentreter hervorragende Ergebnisse.

Auch schön dabei: Die Sounds sind schnell eingestellt, dazu ist die Abstimmung so gewählt, dass sich auch extremere Settings musikalisch einpassen. Mit seiner Bandbreite bietet sich der Benson Preamp für alle traditionell orientierten Gitarristen an, die ihren Sound lebendig, natürlich und dynamisch mögen – und bereit sind, dafür in die Tasche zu greifen.

Zum Ende noch ein kleines Augenzwinkern: Wenn man das Pedal aufschraubt, findet man zwei Schlitzschrauben, die im feinsten Yoda-Englisch betitelt sind: „Adjust Do Not“. Bei aller Ernsthaftigkeit auf der Suche nach dem perfekten Sound ist bei den Bensons der Humor offenbar nicht auf der Strecke geblieben.

www.bensonamps.com

Street-Preis: ca. € 282

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2020)

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