Rodenberg Hot Chili Gas I im Test

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Verzerrer Rodenberg Hot Chili Gas I, silber

Rodenberg ist eine Stadt im Osten des Landkreises Schaumburg in Niedersachsen und gehört zur gleichnamigen Samtgemeinde, deren Verwaltungssitz sie ist. Und Rodenberg ist ein deutscher Hersteller für Vollröhren-Amps und Effektgeräte, dessen Modelpalette jüngst Zuwachs bekommen hat.

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Rodenberg Verzerrer sind vielleicht weniger bekannt als die Stadt, aber längst kein Geheimtipp mehr – das hat Kollege Ebo Wagner schon in Ausgabe 08/2007 festgestellt. Damals stand die gesamte GAS-Formation auf dem Prüfstand. Zwei Monate später folgte noch der Test des Tom Riepl Signature Pedals GAS-809 Tomtone. Auf dessen Technik beruht das hier vorliegende Hot Chili GAS I, wie die Beschriftung der Platine verrät. Das Pedal verspricht also edle Overdrive-Klänge in Tube-Screamer-Art.

 

Konstruktion des Rodenberg Hot Chili Gas I

Rodenberg-Effekte haben ihren eigenen Stil, und der ist auch im Vergleich zu anderen Boutique-Effekten ausgesprochen edel. Allein was hier aus einem simplen Aludruckgussgehäuse herausgearbeitet wurde, ist schon beeindruckend und zeugt von größter Sorgfalt und Liebe zum Detail. Die Oberflächenbehandlung lässt das sonst stumpfe Alu im Hochglanz erstrahlen. Eingravierte Beschriftungen an Seite und Bodenplatte ergänzen wunderbar die Eleganz der gelaserten Edelstahlblende auf der Oberseite. Diese trägt neben der Beschriftung noch zwei stilisierte Chili-Schoten, was zusammen mit den roten Knebelknöpfen das Hot Chili optisch von den anderen GAS-Pedalen unterscheidet. Typisch Rodenberg dagegen sind die mächtige Jewel-Leuchte und die vielen Kippschalter an Seite und Kopfende. Muss ich noch erwähnen, dass sich diese Sorgfalt auch im Inneren des Gerätes fortsetzt? Oder, dass die Qualität der Bauteile von höchster Güte ist?

Erwähnenswert sind aber sicherlich die vielen Schalter! Doch keine Angst. Die Verwirrung ob der vielen Schaltmöglichkeiten hält nur kurz an. Denn das Pedal ist vollkommen logisch aufgebaut. Das Besondere am Hot Chili Gas ist, dass in dem kleinen Gehäuse zwei Effekte untergebracht sind. Einmal der Rodenberg 808, zum anderen der „heißere“ 909. Das Zerrvermögen des 808 reicht bis zum klassischen Tube-Screamer-Niveau, der 909 hat dreimal soviel Gain. Das hört sich dramatischer an als es ist; es genügt für Medium Gain – in etwa das Maß, das ein Rock-Gitarrist für Solo-Lines mag. Welchen der beiden man aktiviert, bestimmt man mit dem Schalter an der rechten Seite. Mit „Hot“ aktiviert man den 909 und die LED unter der Jewel-Linse leuchtet rot, wird der 808 gewählt, strahlt es blau. Beides übrigens ultra-hell.

808 und 909 teilen sich die Potiknöpfe an der Oberseite um Verzerrungsgrad und Lautstärke zu regeln. Ob man einen Bassboost dazuschaltet, kann man mit den Kippschaltern an der Kopfseite für jedes Modell separat bestimmen. Was fehlt noch? Natürlich der Ton-Regler. Den gibt es aber nicht. Anders als bei den bisherigen Rodenberg-Pedalen, verzichtet der Hot Chili darauf und bietet mit einem Dreifachwippschalter auf der rechten Seite Presets für die Tonregelung an.

 

Praxis

Endlich mal wieder eine Gelegenheit, die grüne Flotte aus der Sammlung hervorzuholen, um sie gegen den roten Konkurrenten antreten zu lassen. Neben einem alten TS9 durfte auch ein TS7, ein DigiTech Bad Monkey und ein HEM Super-Screamer mit dem Rodenberg in den Ring. TS9 und Super-Screamer, um die Unterschiede zum Original herauszuarbeiten, der Bad Monkey wegen seiner zusätzlichen Bassregelung und der TS7 wegen der gainstärkeren Hot-Variante. Entsprechende Optionen bietet der Hot Chili ja auch.

Doch schnell stellt sich heraus, dass dieser Wettstreit nicht fair sein kann. Der Hot Chili kämpft nämlich in einer anderen Gewichtsklasse. Keiner der Wettstreiter konnte auch nur in einer Disziplin gegen den Rodenberg bestehen. Im Vergleich zu ihm klingt der Bad Monkey flach, der TS7 kratzt und der TS9 wirkt dünn. Bitte nicht missverstehen – ich betone: „im Vergleich mit ihm“! Denn vor allem mit dem TS9 konnte ich jahrelang gut leben. Aber alles, was mich am Tube Screamer immer schon gestört hat, wie z. B. der übertriebene Mittennöck und die Bassabschwächung, ist beim Hot Chili GAS erst gar nicht vorhanden. Auch mein persönlicher Wunsch nach mehr Gain in einem Tube Screamer ohne Schärfe oder Mulm, wird mit dem 909 und aktiviertem Bass-Boost erfüllt. Vor einem bereits zerrenden Verstärker macht vor allem die 808-Variante ohne Bassanhebung eine hervorragende Figur.

Der Rodenberg klingt in jeder Beziehung ausgewogen, aber mit genügend Biss, um sich im Band-Kontext durchzusetzen. Und obwohl der Ton im Vergleich zum Tube Screamer kräftiger wirkt, bleibt er immer transparent. Auch der Bass-Boost ist praxistauglich gewählt. Er macht den Sound mächtiger, ohne dass man gleich Ärger mit dem Kollegen an den dicken Saiten bekommt.

Der Sound ist also über jeden Zweifel erhaben – aber wäre das Gerät nicht flexibler mit Potis zur Klangregelung? Nicht unbedingt: Im Live-Betrieb hat eine schaltbare Preset-Funktion sogar Vorteile gegenüber einem Poti. Eine Schalterstellung ist eine klare Sache, da entscheidet nicht ein kleiner Dreh mehr oder weniger über Gut und Böse. Das gilt für Bassboost und Klangregelung gleichermaßen. Die Presets sind deutlich zu unterscheiden, aber man kann sich nicht vergreifen. Alle drei klingen klasse. Ich habe keinen Ton-Poti vermisst.

Was ich allerdings vermisst habe, ist die Möglichkeit, die Umschaltung von 808 auf 909 per Fußschalter vornehmen zu können. Ein Doppelpedal mit zwei Fußschaltern, vielleicht sogar mit der Möglichkeit die Sounds zu kaskadieren, würde schon Sinn machen. Aber dann wäre das Grundkonzept des Hot Chili natürlich nicht mehr gegeben: besten Sound in großer Vielfalt auf kleinstem Raum.

 

Resümee

Ohne jetzt noch einmal alles wiederholen zu wollen, was die Kollegen Wagner und Jeschonnek bereits festgestellt haben: die GAS-Pedale von Rodenberg gehören zu den besten Overdrive-Pedalen, die ich bislang gehört habe. Und das Hot-Chili ist das flexibelste (analoge) Overdrive Pedal, das ich kenne. Einfach Klasse und seinen Preis wert. Punkt!

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