Was ist neu?

Re-Re-Reissue: Tech 21 SansAmp Classic im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Als 1989 der erste SansAmp erschien, sorgte das Pedal ordentlich für Furore. Endlich ließen sich natürliche Röhren-Sounds nahezu jeglicher Couleur ohne großen Equipment-Aufwand und Nebengeräusche realisieren. Die SansAmps kamen dann nicht nur beim Recording, sondern auch im Live-Betrieb zum Einsatz und finden trotz – oder vielleicht gerade wegen – ihres rein analogen Aufbaus auch heute noch Verwendung.

Inzwischen werden auf dem Vintage-Markt für gut erhaltene Originale mit komplettem Zubehör bis zu 1200 Euro aufgerufen. Um den Verkauf immer wieder mal zu befeuern, schickte Tech 21 bereits 1994 und 2009 Reissues mit der Zusatzbezeichnung „Classic“ ins Rennen, das 20th-Anniversary-Modell sogar als stark malträtierte Heavey-Reliced-Version. Größte und willkommenste Optimierungen waren sicherlich die Umstellung des Netzteilanschlusses von Miniklinke auf Hohlstecker und das von außen zugängliche Batteriefach auf der Unterseite.

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WAS IST NEU?

Der 2021er-Neuauflage hat man ein minimal verkleinertes Gehäuse aus 3 mm (Oberteil) bzw. 2 mm dickem Alublech (Unterteil) spendiert, das von einer einzigen Gewindeschraube zuverlässig zusammengehalten wird. Layout und schwarze Strukturlackierung sind indes geblieben. Da das Pedal gerade mal 6 mA Strom verbraucht, lässt es sich nach wie vor auch per 9-Volt-Batterie betreiben, die über einen stabilen Clip angeschlossen wird.

Technisch blieb derweil alles beim Alten, nämlich konsequent analoge Halbleiterschaltung. Der SansAmp Classic ist weder reines Distortion- noch Fuzz-Pedal, sondern eher ein analoger Vorläufer des Amp-Modeling, obgleich er auch authentische Röhrenverzerrung bis zu High Gain liefert, die nahezu alle Genres bedient – außer modernen Metal. Der klanglich extrem flexible SansAmp Classic lässt sich direkt an Mischpult, Gitarren-/Bass-Amp und Endstufe anschließen oder ins Pedalboard integrieren. Wer in dem Alugehäuse hohen Schaltungsaufwand erwartet, dürfte überrascht sein, denn die bislang teilweise handverdrahtete, spartanisch anmutende Halbleiterschaltung ist einem soliden Platinenaufbau mit Flachbandkabeln gewichen.

Solider Platinenaufbau mit Flachbandkabeln (Bild: Dieter Stork)

Auch Anschlüsse und Bedienelemente wurden 1:1 übernommen: Input und Dreiwegschalter für Voreinstellungen (Lead/Normal/ Bass), Output, Netzteilbuchse (Hohlstecker), Fußschalter, rote Status-LED (jetzt ohne Fassung) und der obligatorische 8-fachCharacter-DIP-Schalter. Die vier Potis Presence Drive, Amplifier Drive, High und Output gestatten wirkungsvolle Kontrolle der Vorstufensättigung in den oberen Mitten, Endstufensättigung, Höhenabstimmung und des Ausgangspegels.

EXTREM FLEXIBEL

Herz des SansAmp Classic sind die acht für die Basis-Sounds beliebig kombinierbaren DIP-Schalter. Mid Boost 1 und 2 bieten verschiedene Preamp-Mitten-Settings von bright bis fett, Low Drive hebt das untere Frequenzspektrum an. Clean Amp frischt Overdrive-Sounds auf, Bright Switch verstärkt Höhen bei niedrigen Amplifier-Drive-Settings, Vintage Tubes sorgt für weichere, rundere Klänge. Die beiden letzten fungieren als Speaker-Simulation, nicht zu verwechseln mit einer IR-basierten Boxensimulation. Speaker Edge erhöht die Gesamtpräsenz, Close Miking unterstützt durch simulierte Nahbereichsabnahme die Bässe. In Kooperation mit dem Input Switch und den acht Character-Schaltern ermöglichen die Regler extrem vielseitige Sounds à la Fender, Marshall, Vox, Hiwatt und Boogie, jeweils von Clean bis High Gain, wobei selbst die Crunchsounds mit überaus harmonischer und natürlicher Röhrenverzerrung glänzen. E-Bässe lassen sich mittels Fender, Ampeg SVT und Vox AC100 verstärken.

Sowohl an Verstärkern als auch an Endstufen liefert der SansAmp Classic exzellente Ergebnisse und zeigt auch im Pedalboard-Verbund, eingereiht zwischen verstärkenden und modulierenden Stompboxes, beste Performances. Im D.I.-Einsatz – z.B. beim Recording – lassen sich etwaige Höhenkorrekturen leicht mit dem High-Regler bewerkstelligen. Schließt man einen Kopfhörer an den Output an, eignet sich der SansAmp Classic sogar als Tool für stilles Üben. Dazu muss die Stereoklinke des Kopfhörers nur etwa zur Hälfte in die Ausgangsbuchse eingeführt und das Output-Poti voll aufgedreht werden. Spieldynamik und die Arbeit mit dem Volume-Poti setzt das Pedal respektabel um. Zudem punktet es mit beeindruckend authentischen Sounds, geringen Nebengeräuschen, angenehmem Spielgefühl und adäquater Umsetzung der Klang- und Schwingungseigenschaften des Instruments.

RESÜMEE

Unser inzwischen vierter Test des Tech 21 SansAmp bzw. SansAmp Classic bestätigt die überaus positiven Beurteilungen der Vorgänger. Loben muss ich allerdings das neue stabile Präzisionsgehäuse aus Alublechen, ansonsten blieb, bis auf den kompletten Platinenaufbau, alles bei Bewährtem. Das analoge Pedal ist ein Klassiker und wird auch immer ein solcher bleiben, auch wenn es von digitalen Pendants wie z.B. dem Strymon Iridium und Walrus Audio ACS-1 Amp/Cab Modeler ernstzunehmende Konkurrenz bekommen hat. Obgleich Selbige bei nahezu gleichen Preisen zusätzliche Boxensimulationen mit Impulsantworten (Impulse Response, IR) bieten, erreichen sie nicht ganz die klangliche Flexibilität des SansAmp Classic.

PLUS

  • authentische RöhrenSounds
  • Dynamik & Ansprache
  • klanglich sehr flexibel
  • geringe Nebengeräusche
  • Bedienung (mit Ausnahme der DIP-Schalter)
  • Verarbeitung


(erschienen in Gitarre & Bass 03/2022)

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