„Wer sich auf diese Reise begibt, wird mit Inspiration reich belohnt.“
Nur keine Angst: Gamechanger Audio Auto Delay im Test
von Christopher Kellner, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
Die Flut an Delay-Pedals auf dem Markt ist mittlerweile unüberschaubar geworden. Um dem Genre noch etwas Neues abzugewinnen, braucht es einen radikalen neuen Ansatz – den liefert die passend benannte Firma Gamechanger Audio nun mit dem Auto Delay.
Ruft man sich das Portfolio der lettischen Boutique-Schmiede ins Gedächtnis, wird klar, dass aus ihren Hallen wohl niemals ein gewöhnliches Delay gekommen wäre. Denn das Plasma Pedal (Fuzz), Bigsby Pedal (Pitch-Shifter), Light Pedal (Reverb) und ihre Geschwister sind alles – aber nicht gewöhnlich. Die Letten haben offenbar für sich selbst beschlossen, dass Innovation eine Marktnische ist, die sich erfolgreich besetzen lässt. Da verwundert es nicht, dass das Auto Delay – zusammen mit seinen Brüdern Auto Reverb und Auto Chorus – völlig neue Wege geht. Und die erfordern einen gewissen Mut …
KONSTRUKTION
Das erste „WTF?“ entfährt mir schon beim Auspacken: Denn das Auto Delay sieht krass anders aus, als man das von Effektgeräten seit Jahr und Tag kennt. Zwischen zwei erhöhten, leicht abschüssigen Bedienoberflächen befindet sich ein „Tal“, in dem zwei Reihen von Miniklinken-Buchsen auffallen – wie bei einem alten analogen Synthesizer (und tatsächlich hat Gamechanger Audio auch ein derartiges Rack-Modul im Programm).
Diese ungewöhnliche Konstruktion spart Platz. Insgesamt ist das Auto Delay zwar etwas höher, aber kaum breiter als ein gewöhnliches, modernes Doppelschalter-Pedal. Der gewonnene Platz wird auch bitter benötigt, denn das Gerät beherbergt nicht weniger als zehn Potis, sieben Schiebeschalter sowie geschlagene siebzehn (!) Ein- und Ausgänge. Dazu kommen noch die beiden Fußschalter.
(Bild: Dieter Stork)
Da verwundert es nicht, dass mir beim Auspacken erstmal Angst und Bange wurde. Meine Aufmerksamkeitsspanne ist dank Social Media mittlerweile auf die eines Kleinkindes geschrumpft; beim Anblick des Auto Delays wollte ich es gleich wieder in die Packung zurückstecken und mich bei Rückfragen zum Verbleib des Tests dann tot stellen.
Das „Handbuch“ ist eine zusammengefaltete, auf beiden Seiten eng bedruckte DIN-A4-Seite, die leider so verständlich ist wie die Bedienungsanleitung eines Flux-Kompensators. Also gar nicht. Da wird von Control Voltage, Trackern, Thresholds etc. geschrieben, als wären diese Begriffe jedem sofort geläufig. Dem dümmsten anzunehmenden User (also mir) wird aber nicht einfach erklärt, welcher Knopf oder Schalter was genau bewirkt. Immerhin enthält das Blatt einige Einstell- und Steckbeispiele, die in ihrer Beschreibung aber so komplex sind, dass ich ebenfalls nicht verstanden habe, was sie genau abbilden sollen. Irgendwann habe ich das Pedal dann doch „kapiert“ (zumindest glaube ich das) und nehme den geneigten Leser jetzt mit auf eine Reise, die gleichzeitig auch erklärt, was das Teil so besonders macht.
Die oberen vier Potis – Level, Repeat, Time und Tone – findet man so auch bei gewöhnlichen Delays, und sie regeln hier genau das, was man erwartet.
(Bild: Dieter Stork)
Das Auto Delay bietet lediglich drei Grundsounds: Tape, Analog, Digital. Tape ist dabei mittig abgeschmeckt, Analog eher dunkel, Digital frisch und crisp. Der Clou des Auto Delays sind nicht vorgefertigte Sounds und Presets, sondern die mannigfaltigen Einstellmöglichkeiten.
Bevor ich zu denen komme, noch ein Blick auf die Peripherie: Das Pedal läuft mit 9V (250mA), alle extern relevanten Anschlüsse befinden sich stirnseitig. Dort sind auch eine USB-Buchse für ein Firmware-Update, MIDI-In/Out, sowie vier Anschlüsse für den Stereobetrieb und weitere Einstellmöglichkeiten vorhanden.
Mit im Lieferumfang enthalten sind sechs unterschiedlich lange Patchkabel (Miniklinke) sowie ein externer Splitter. Da das Pedal grundsätzlich ein absolut cleanes Gitarrensignal „sehen“ muss, muss dieser an den Anfang der Effektkette geschleift und von dort das Pedal mit einem cleanen Signal gefüttert werden, während dieses direkt aus dem Splitter in andere Effekte (Verzerrer etc.) laufen kann und später wieder auf das Delay trifft.
Praxistest und Resümee auf Seite 2 …
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