Onneksi olkoon!

Masterpiece: Versoul Buxom 40th Anniversary im Test

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Der Tribal Dancer symbolisiert den Rhythmus, das wichtigste Element der Musik. (Bild: Dieter Stork)

KLANG VOLL

Kari Nieminen erzählt, dass ihn die Everly Brothers mit ihrem raffinierten Gitarrenspiel zum Bau seines Jumbo-Modells Buxom inspiriert hätten:

„Dons Gitarre war normalerweise offen auf einen Akkord gestimmt, Phils Gitarre klang in normaler Stimmung. Dieser spezielle Klang war für mich wie der von zwei Flügeln zusammen und wurde mein klanglicher Leitfaden, dem ich folgen wollte. Schließlich gelang es mir, eine ausgewogene, im besten Sinne des Wortes groß klingende Gitarre zu bauen – ohne dröhnende Bässe, mit großer Strahlkraft und sowohl für Finger-Picking wie Strumming geeignet.“

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Dazu tragen neben der Qualität der Materialien und der generellen Handwerkskunst Versouls natürlich die konstruktionellen Eigenschaften (und Eigenheiten) der Buxom 40th Anniversary bei. Also ein versteiftes „scalloped bracing“ der Decke, eine lange Mensur – was gut für Open- und Dropped-Tunings ist –, der Hals-/Korpusübergang am 12. Bund, die Edelstahl-Bünde und die Verschraubung des Halses mit dem Korpus.

Legt man sich mit solch einer Jumbo-Gitarre an, erwartet man unwillkürlich ein gerüttelt Maß voller Bass-Anteile. Und ja, in dem Punkt enttäuscht die Buxom 40th Anniversary nicht. Aber im Gegensatz zu vielen Jumbo-Gitarren liefert sie gleichzeitig einen derartigen Regenbogen an Höhen, die ganz außergewöhnlich erscheinen. Auf dem Bass-Fundament sitzend, unterstützt zudem ein wohlkonturierter Mittenbereich einen vollkommen ausgewogenen Sound, der von tief unten bis ganz nach oben reicht. Ein solch schnelles Anschlagsverhalten in allen Lagen in Kombination mit einem langen, ebenmäßigen Sustain findet man auch nicht alle Tage.

Und ja, es stimmt – diese Gitarre kann sowohl gestrummt wie gepickt werden, ohne dass sie ihren eigenen Charakter verleugnet. Nur einem will sie nicht gerecht werden: Einem hemdsärmeligen, lauten Geschrammel. Vielmehr macht sie hier ab einem bestimmten Punkt, ab dem z. B. meine eigene Martin noch voll da ist, dicht, kappt die Bässe und die silbrigen Höhen und verweigert sich dem Spieler. Die Buxom 40th Anniversary entwickelt bei leichter bis mittlerer Anschlagsstärke eine sagenhafte Blume und erreicht dabei bereits eine Lautstärke, die andere, auch großvolumige Gitarren erst bei härterer Behandlung liefern.

Dieser Klangcharakter fordert in all seiner Üppigkeit geradezu nach mehr Offenheit – z. B. durch offene Tunings, Dropped-D, DADGAD etc. Und dass die Buxom 40th Anniversary wie auch alle anderen Versoul-Akustiks bereits ab Hersteller recht offen und dynamisch daher kommen, liegt u. a. auch daran, dass sie für fünf Tage und Nächte mit dem ToneRite-System wachgeküsst wurden. (Für mehr Info: tonerite.com) Bei solch einem offenen und strahlenden Klangcharakter macht es lebhaft Spaß, sich vorzustellen, wie eine Buxom Baritone wohl zu klingen vermag. Oder eine Buxom 12-String in Open D. Oder zu allem Überfluss eine 12-String Buxom Baritone.

Dass dies keine Hirngespinste eines Gitarren-Autoren sind, beweisen einige prominente Kunden, die sich genau solche exotischen Versionen der Buxom bestellt haben. Wer beim Studieren der Übersicht das Preisschild erblickt und dann vom Hocker gefallen ist, dem sei gesagt, dass natürlich neben diesem üppig ausgestatteten 40th-Anniversary-Modell die Buxom-Standard-Modelle angeboten werden, deren Preisliste bei ca. € 8.000 beginnt.

RESÜMEE

„It’s all about delivering clarity and balance as well as volume“, schreibt Kari Nieminen auf seiner Website. Und weiter: „Wenn Anita Ekberg aus der Zeit von ‚La Dolce Vita‘ eine Gitarre wäre, dann wäre sie Versouls Buxom 6.“ Vielleicht ein nicht mehr ganz zeitgemäßes Zitat, aber dennoch beschreibt es den Charakter der Versoul Buxom 40th Anniversary einfach treffend (vorausgesetzt, man kennt die schwedische Schauspielerin und Fellinis Film ‚Das süße Leben‘). Denn diese Gitarre ist eine ungewöhnliche Erscheinung – inspiriert von klassischen akustischen Jumbos, aber nach modernen Standards in Bezug auf bequeme Spielbarkeit und großes Klangvermögen hin entwickelt. Dieses Konzept ist mit ausgesuchten, hochwertigen Materialien und einem feinen Sinn für geschmackvolle optische Details umgesetzt worden und mündet in einem Instrument, das so offen, so ausgewogen und so breit strahlend auftritt, wie man es wirklich nicht alle Tage hört. Eben eine Erscheinung!

PLUS

  • Gesamterscheinung
  • Klang
  • Charakter
  • Verarbeitung
  • Konstruktion


(erschienen in Gitarre & Bass 07/2023)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Mit Verlaub,optisch und akustisch,sowie handwerklich und qualitativ zweifelsfrei sehr edel,aber,wer bitte,zahlt ernsthaft locker satte 14.000,-€ für eine Akustische Gitarre im Jumbostyle aus Finnland???

    Das ist ja wirklich enorm viel Kohle! Ich empfand damals runde 2.700,-€ für eine heute leider schon nicht mehr im Ibanez Produktekatalog gelistete japanische AE-900 Akustikgitarre mit separatem Preamp-System bereits recht heftig. Diese besagte Ibanez AE-900 war durchaus auch sehr edel,wurde in Japan aus den besten verfügbaren Hölzern gefertigt,sie war qualitativ absolut hochwertig,und klangtechnisch einfach wundervoll.

    Ich denke,irgendwo sollte der hohe Verkaufspreis auch gerechtfertigt sein,was sich mir aber bei der Buxom 40th. Anniversary nicht wirklich erschließt,sorry,da ist mir ehrlich gesagt,zu viel an (unnötigem) Prunk und Eleganz verbaut.

    Maßgeblich scheint mir vorrangig stets die Klangeigenschaft und die Verarbeitung zu sein,die faktisch wesentlich zum Kaufentscheid beiträgt.

    Kann sein,daß es evtl. noch Sammler gibt,die einen besonderen Wert auf Vergoldung,Elchknochen,außergewöhnliche Hölzer und extrem hohe Verkaufspreise legen,da schließe ich mich hier aber garantiert nicht an,selbst wenn es sich dabei um eine 40th Anniversary handelt. Wo zieht man eigentlich die Grenze von hochpreisigen Gitarren,die u.a. generell mit aufwändigen Intarsien bestückt wurden?

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hast vollkommen Recht !!!
      Ich bin schon bereit für außergewöhnliche Stücke etwas tiefer in die Tasche zu greifen, aber hier erscheint das Ganze unmoralisch.

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