Leo Fenders großer Wurf

Die Ikone: 1954 Fender Stratocaster

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Die Ur-Fender Stratocaster
1954 Fender Stratocaster

„Je oller, je doller“ muss nicht unbedingt heißen, dass Vintage-Gitarren ihre begehrte Aura nur versprühen können, wenn sie zerschunden sind, der Lack fehlt oder Brandlöcher an der Kopfplatte prangen.

Widmet man sich ein wenig den klanglichen Unterschieden stellt man fest, dass man bestimmte Sounds dieser Ton-Legenden zwar nachstellen, aber nie ganz erreichen kann. Warum das so ist? Wer weiß? Ein bisschen Stoff für Mythen und Mutmaßungen sollte uns schließlich noch bleiben. Es macht wahnsinnig Spaß, sich auf die Lauer zu legen und diese teils kleinen, aber feinen Unterschiede zu entschlüsseln. Aber was wäre, wenn man sie irgendwann vollständig ergründen könnte? Lassen wir es vorerst also dabei: „Die haben was, was neuere Gitarren eben nicht haben.“ Oder wie mir ein Vintage-Händler einmal sagte: „Sie machen sie einfach nicht mehr so wie früher.“ Und gerade hier versuchen die Custom Shops zahlreicher größerer Hersteller wieder anzuknüpfen. „Wie wurden die eigentlich früher gemacht?“ Und so sammelt sich die Erfahrung von unzähligen Gitarristen und Sammlern teils auf Foren im Internet und sorgt schließlich für einen enorm detaillierten Pool von Informationen.

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Es herrscht Lust an der Geschichte. Es ist doch immer schön, wenn man in einer extrem schnelllebigen Zeit ein bisschen Historie schnuppern kann. Und genau das ist heute meine Thema. Was könnte diesen anfangs erwähnten Kreis bessern abrunden als eine 1954er Fender Stratocaster? Die Qualität dieser Gitarren beschränkt sich nicht allein auf das Baujahr. Ab April 1954 ging die wohl berühmteste E-Gitarre aller Zeiten bei Fender in Serienproduktion. Zwar gab es vorher ein paar vereinzelte Prototypen, aber auf irgendein Geburtsdatum muss man sich schließlich einigen. Allein wegen ihres Baujahrs sind solche Gitarren begehrte Sammlerstücke und daher auch sagenhaft teuer. Es finden sich aber auch einige Features, die offenbar nur zur Geburtsstunde dieser Ära zu finden sind. So ist vermutlich der Anteil an Handarbeit in dieser Gründerzeit noch am größten.

Das Elektronikfach
Body-Datum im Elektronikfach

Der Body und der Hals sind derart verrundet und zum Handschmeichler veredelt, dass man dieses Instrument zunächst ungläubig betätschelt und befingert, bevor man ihm die ersten Töne entlockt. Ich habe gewiss noch nicht viele 54er Stratocaster in den Händen gehalten, aber die hier abgebildete Gitarre (Baujahr Dezember 1954) ist schlüpfrig wie ein Delphin. Komfortabler kann man sich einen Hals oder eine Body-Kontur einfach nicht vorstellen. Ob das nun 1954 im Fender-Werk so von Hand geschliffen wurde oder vom sechzigjährigen Gebrauch zahlreicher Gitarristenhände in einer „steter Tropfen höhlt den Stein“-Manier entstand, wissen wir nicht. Sammler und Literatur sind sich allerdings darüber einig, dass die ersten Stratocasters stärker verrundet sind und daher auffallend gut in der Hand liegen.

Hinzu kommt die Struktur des Lacks. Jeder, der sich für die Anmut alter, abgegriffener Nitrolacke interessiert, sollte sich so eine Gitarre mal näher anschauen. Vergleichbar ist das sicher nur mit alten Violinen. Da gibt es zwar noch Lack, aber man sieht und spürt ihn nicht mehr. Die Halsrückseite fühlt sich an wie eine Mischung aus sämtlichen Halsbehandlungsalternativen, die je besprochen, diskutiert und probiert wurden. „Irgendwie“ fühlt es sich wie Lack an, aber auch wie Öl oder Firnis oder sonst was. Die Rückseite ist so glatt, dass man nicht die geringste Pore oder Unebenheit ausmachen kann. Im Fender Custom Shop versucht man solche Optik und Handschmeichler-Qualitäten zu erreichen, indem man den Hals zunächst lackiert, dann auf einem großen Bereich der Rückseite wieder abschleift und dann etwas verschmutzt und mit Öl behandelt. Dass hier nur die halbe Wahrheit (wenn überhaupt) liegt, zeigt der Vergleich mit einer Fender Custom Shop Relic. Objektiv betrachtet ein mehr als halbherziger Versuch, was dem Gitarristen aber erst bewusst werden kann, wenn er einmal ein Original in den Händen hält. Ich denke, dass es an dieser Stelle den wohl höchsten Nachholbedarf gibt. Schließlich sind wir in erster Linie Spieler und wollen Hälse, die so gut in der Hand liegen, so wohl geformt und poliert sind, wie dieser 54er Hals. Verdammt, das muss doch möglich sein…

Die Kopfplatte der Fender Stratocaster
Die Kopfplatte

Nachdem ich nun seit vier Wochen auf diesem Hals spielen darf, da der Besitzer mir die Freude gönnt, diese Gitarre in aller Ruhe genießen zu dürfen, fühlt sich jeder andere Strat-Hals wie ein Knüppel oder der sprichwörtliche Ast an. Allein der Spielkomfort auf dieser Gitarre ist nahezu einzigartig. Man kann sie einfach nicht mehr aus den Fingern legen. Auffällig ist auch, dass dieser Hals keineswegs so dick und rüde daherkommt wie es diesen frühen Strats nachgesagt wird. Im Gegenteil! Der Hals ist recht schlank und ganz leicht V-förmig. Am Sattel ist er sogar überraschend schmal.

Der Halsfuß
Das von Tadeo Gomez aufgezeichnete Hals-Datum

Am Halsfuß sieht man das mit Bleistift aufgezeichnete Herstellungsdatum hinter den Initialen „TG“. Letzteres steht für Tadeo Gomez, ein Fender Mitarbeiter, der offenbar für die Fertigung der einzelnen Bausteine zuständig war. Seine Initialen finden sich in den frühen Fünfzigern auch auf den Hälsen anderen Fender-Gitarren. Mit welch zartem Hauch von Lack der Hals überzogen ist, erkennt man nirgendwo besser als auf der Halsvorderseite zwischen den Bünden. Hier haben sich auf Maple-Hälsen schon bald die sogenannten Thumbprints gebildet. Das sind kleine vom Lack befreite Inseln, die sich durch Fingerschweiß und – schmutz mit der Zeit verdunkeln und daher ein einzigartiges Muster auf dem Hals zurücklassen. Man sieht diese Thumbprints auf den Hälsen sämtlicher Mapleneck-Strats und -Teles. Auf Eric Claptons Blackie, bei den Gitarren von Keith Richards oder Ron Wood. Auch das versucht man im Custom Shop von Fender nachzuahmen. Es gelingt vermutlich − abhängig von den Talenten des Mitarbeiters − mal gut, mal weniger gut. Und eigentlich weiß man ja, wie es geht: Man nehme möglichst wenig Lack für die Halsvorderseite und überlasse den Feinschliff dem fleißigen Besitzer. Die Thumbprints sind wie die Fußabdrücke der Spiel-Kultur der Vorbesitzer. Man kann genau sehen, ob diese das Akkordspiel in den ersten vier, fünf Bünden bevorzugte oder ausgedehnte Soli bis in die höchsten Lagen. Sie bilden somit eine Art Zeugenschaft der Historie dieser Instrumente, was ihre Einzigartigkeit deutlich sichtbar ausmacht.

Ansonsten ist es schön, einmal ein Bakelit-Pickguard „in natura“ zu sehen. Und wie man es von unzähligen Fotos kennt, sind die Pickup-Kappen ebenfalls abgerundet und zu manchen Seiten hin bereits aufgebrochen. Ebenso sind die Potiknöpfe vom häufigen Angreifen verschmiert wie zu warm gewordenes Kerzenwachs. Für den Gebrauch und die faszinierende Qualität dieser Gitarre hat das alles jedoch nur wenig Bedeutung. Die Klangergebnisse an einem gut abgestimmten Röhren-Amp kann man nicht anders als beglückend und frustrierend zugleich bezeichnen. Beglückend daher, weil die Gitarre genauso fein und geglättet ertönt wie ihre Halsrückseite. Solch lückenlose Dichte im Bass und in den Mitten, solch bestechende Durchlässigkeit und Dynamik habe ich zuvor von keiner anderen Stratocaster gehört. Trotz der schwächelnden 5,5 kOhm der Pickups entwickelt sie einen beeindruckenden Punch. Sie ist tatsächlich lauter und kräftiger als alle zum Vergleich herangezogenen Stratocaster-Modelle.

Das Schlagbrett von unten
Schlagbrett-Unterseite

Der Ton erscheint gerade in den Mitten „scooped“, das heißt, das Klangspektrum erscheint zunächst linearer und ausgewogener als bei den Mitbewerbern. Diese Qualität ursächlich dem einteiligen Esche-Korpus zuzuschreiben, wäre wahrlich zu einfach. Er scheint eher sogar so zu sein, dass sich die extrem geglätteten Oberflächen und die auffällig verrundeten Kanten im Klang selbst widerspiegeln. Gerade so, wie es mir einst ein Geigenbauer verriet: „Die Oberflächen sind extrem wichtig. Denn die Geige klingt nachher wie ihre Oberflächen.“ Er sagte das damals, ohne für diese Erkenntnis irgendeinen Nachweis zu liefern.

Es frustriert mich auch diesen Monat der Umstand, dass das Lesen einer solchen Kolumne nur unzureichend Aufschluss über das Erlebte geben kann. Ich würde jedem Leser gönnen, dieses Instrument einmal selbst zu fühlen und zu spielen. Jeder, der sich für Instrumente interessiert, könnte hier eine unvergessliche Erfahrung machen.

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(erschienen in Gitarre & Bass 11/2014)

Produkt: Fender Stratocaster
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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Mal wieder ein echter Pipper-Artikel! Diesmal mit Geigenbauer-Zitat und kryptischen Bemerkungen über den Einfluss der Oberflächenbeschaffenheit(!) auf den Klang von Geigen und E-Gitarren. Und dann geht’s es noch um Fingerschweiß und -schmutz und Potiknöpfe wie verschmiertes Kerzenwachs… pure Poesie! Auch die Standardbehauptung, dass man den Klang dieser Legenden annähern, aber nie ganz erreichen kann, darf natürlich nicht fehlen. Damit unterstützt man die Händler, die ein solches “Schätzchen” für 35000 Euros anbieten.

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    1. Ich stimme Ihnen völlig zu. Dazu kommt, dass es Leute gibt, die eine nagelneue Paula jeder Strat – von mir aus Baujahr 1854 – vorziehen würden. Das Fender seine Gitarren in Handarbeit gebaut haben soll, ist überdies schlichtweg nicht wahr. Es gab keinen einzigen ausgebildeten Gitarrenbauer in der Manufaktur, also keinen Luthier – ich übertreibe keineswegs, wenn ich sage, dass es Schreiner waren. Wer es nicht glaubt, möge sich auf Youtube folgendes Video anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=Pf7vKfg6qeg
      Wenn es Handarbeit ist, einen Korpus mit der Bandsaege aus einem Rohling zu schneiden – okay. Oder mit einem Bandschleifgeraet die Rundungen zu schleifen – okay. Aber das kann heute jedes CNC-Geraet genauer als jeder Mensch auf der Welt und da wird keinem Instrument “Geist” eingeflösst, weil ein Mensch sich drangemacht hat. (Ich hoffe, es wird nie soweit kommen, dass medizinische Geraete von Hand gebaut werden, ansonsten stehe uns der Herrgott bei.)
      Fender war der Henry Ford der Gitarrenproduktion und Fender-Gitarren waren verbreiteter, weil sie durch den angeschraubten Hals erschwinglicher waren (als z.B. Gibson) und deshalb von mehr Musikern gekauft wurden. So etablierte sich ein bestimmter Sound, der nicht etwa durch ein geschultes Ohr entstanden ist, sondern einfach dadurch, dass die Gitarre so ist, wie sie ist und durch die Einspuler und deren Anordnung auf dem Korpus.
      Ich kaufe mir schon seit Jahren nichts mehr, worauf Fender steht. Zum einen, weil man fast alles dieser Marke im Nachhinein verbessern muss. Einen Marshall mit Master Volume kann man im Wohnzimmer spielen – weil die Briten intelligent genug sind, dementsprechende Potentiometer einzubauen. Dazu kommt, dass jedes Feature, dass eh inklusiv sein sollte, bei Fender als “Deluxe” bezeichnet und ausgezeichnet wird. Meine Strat musste ich grundüberholen, war so frustriert, dass ich den Schriftzug entfernen liess – heute steht da “Antifender” drauf. Und anstatt “Custom Body” ganz vorne an der Rundung der Kopfplatte ganz dezent “Fuck Dennis Galuszka”, das ist der sogenannte “Masterbuilder” … (Es ist keine Custom Shop-Gitarre, aber nichtsdestotrotz stand hinten Custom Shop designed drauf. (Dennis Galuszka ist der Herr, der für die zahlreichen Fehler der Gitarre verantwortlich ist). Mir tun die wirklich exzellenten GitarrenbauerInnen leid, die das Handwerk zigfach besser beherrschen als ein Global Player, der einfach nur unverschaemt ist. Wenn man schon 3000 – 5000 Euro und mehr für eine Gitarre ausgeben will, sollte man sie sich massgeschneidert anfertigen lassen. Damit exzellente GitarrenbauerInnen das Geld verdienen, nicht ein Instrumenten-Trust. Fender – the Sound that creates urban legends.

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      1. Was für ein ignoranter Kommentar, aber Hauptsache gegendert!!
        Dabei bietet Fender auch im preiswerten Bereich ne Menge gute Gitarren an. Die Jungs verstehen ihr Handwerk!

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  2. Ja, das ist ein typischer Udo Pipper Beitrag. Eben, ein solcher, wie ich ihn schätze. Er hat einen guten Schreibstil, kann seine ganz persönliche Erfahrung rein bringen und auch uns von seinem Fachwissen profitieren lassen. Ich freue mich immer wieder über seine Artikel, die ich übrigens fast ausnahmslos archiviert habe. Personen die wenig Erfahrungen mit alten Schätzchen haben, die können und wollen es eben nicht verstehen, die Welt in der sich Udo und viele andere Enthusiasten befinden.

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    1. Lieber Herr Kriemler,

      ich habe schon viele alte (und neue) Schätzchen besessen (ca. 150), u. a. eine 64er ES, eine 78er ES355, eine 58er Les Paul (nur für ein paar Tage), viele neuere Les Pauls, diverse L5s, Super 400s, Byrdlands etc.etc. Ich habe sie alle verkauft, habe aufgehört mir ständig neue Gitarren zu kaufen und habe angefangen zu üben und aktiv zu musizieren. Auch ich habe mich Jahrzehnte in dieser Welt bewegt, in der sich Udo P. und andere Enthusiasten immer noch befinden, habe mich aber vor einigen Jahren erleichtert daraus verabschiedet. Ich beurteile Gitarren nicht mehr nach Namen, Preis und Baujahr oder den Marketingaussagen von Experten, sondern danach, wie ich damit zurecht komme. Und Heiliges war mir schon immer suspekt, das gilt auch für den “Heiligen Gral”…

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  3. Eines vorab: Gitarren sind definitv schön anzusehen, können so etwas wie eine magische Aura besitzen und eine fast schon fetischistische Mensch/Gitarren-Beziehung verursachen!
    Aber auch ich habe ähnliche Erfahrungen wie Dr. Hans Riedl gemacht; als 13-jähriger E-Gitarrenanfänger dachte ich auch, dass ich nur mit einer echten Vintage-Gitarre zu einem wirklich guten Gitarristen werden könne. Viele Jahre später, als Student der Jazz-und Popularmusik, musste ich aber endlich einsehen, dass es nur den einen Weg zum gutklingenden Gitarristen gibt: ÜBEN; das bedeutet; Technikübungen, das Instrument wirklich kennen lernen (kann ich jeden gegriffenen Ton benennen?), Skalen und Chords auf dem Intrument sehen, Optimierung des eigenen Fingertons und natürlich nie den von der Seele kommenden persönlichen, musikalischen Ausdruck zu vergessen. Natürlich benötigt man dazu ein perfekt eingestelltes Instrument, aber diese Tatsache gerät in professionellem Kontext schnell an zweite Stelle. Ich erinnere mich gerne an meinen damaligen Gitarrendozenten, der auch auf einer 120Euro Harley-Benton-335 unglaublich hörenswerte Dinge spielte! Ganz ohne Effektboard und doppelten Boden sondern nur billig Gitarre über billig Amp!
    Zum Thema Strat noch zwei bis drei Anmerkungen: Momentan besitze ich eine 1984er Squier Japan SQ-Serien Strat (500 Euro bei ebay); dieses Instrument ist unglaublich liebevoll verarbeitet und trägt die Spuren von 30 Jahren intensivem Gebrauch. An dieser Strat habe ich einige Verbesserung vorgenommen: der Hals-PU ist ein Fender Fat50ies, die anderen beiden Leosounds, außerdem habe ich ein Fender Vintage-Tremolo montiert.
    Ergebnis: Die Gitarre tönt so wie eine Strat soll, bzw.ich kann alle typischen Stratsounds aus diesem Instrument holen! Letztes Jahr hatte ich Gelegenheit meine alte Squier-Axt mit dem heiligen Gral der Fender Gegenwart zu vergleichen, nämlich einer Fender Custom-Shop Strat (teambuild). Und was soll ich sagen: Zwischen beiden Gitarren gab es nur geringe Unterschiede, die so gering waren, dass es mir schwer fällt eines der beiden Instrumente als besser oder schlechter zu bezeichnen! Irgendwie gelang es mir, auch die Custom-Shop-Strat nach ‘mir’ klingen zu lassen.
    Eine letzte kurze Geschichte: Ich war neulich in Hamburg bei No.1 und probierte eine 79er 25-Anniversary-Strat (2450Euro!!) aus; was soll ich sagen: das Teil war fürchterlich verarbeitet und tönte natürlich schon irgendwie nach Strat, aber nicht so, dass ich dafür über 2000 Euro ausgeben würde; für diese Summe könnte ich vielleicht vier richtig geile alte Japan-Strats bekommen! Überhaupt das Thema 70ies Fenders: vor ca. 15 Jahren konnte man diese Teile noch für sehr wenig Geld bekommen ( Mir wurde mal ein 75er Precision-Bass für 500DM angeboten!), da viele mit diesen Fenders unzufrieden waren; aber heute bei fast leer gekauftem Sammlermarkt werden Preise aufgerufen die einfach nur unangemessen und lächerlich sind! So viel von meiner Seite

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  4. Das einzige, was die alten Gitarren den neuen wirklich voraus haben, ist Geschichte! Es gab früher gute und schlechte Exemplare genauso wie heute. Ich hatte vor nicht langer Zeit eine aus meiner Sicht schönste Stratocaster von 1963 in faded fiesta red (salmon pink) getestet, welche klangmäßig die toteste Strat, die ich jemals hörte, war! Der Vintage Boom kam erst auf, als in den 70ern bei zunehmender Massenproduktion vermehrt Fertigungstoleranzen wie beispielsweise großzügig gefräste Halstaschen aufkamen. Beweis für meine These: Genau diese seinerzeit schlecht bewerteten Instrumente ziehen heute im Preis an, weil die älteren schon völlig überzogen sind. Die ehemals teureren Fender Teile wie Jaguar und Jazzmaster bleiben auf einigermaßen normalem Niveau und können mit gesundem Menschenverstand betrachtet nicht plötzlich nur 1/4 oder gar 1/5 einer Strat oder Tele wert sein. Es ist halt die übermäßige Nachfrage von Neureichen oder Bekloppten!

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  5. Hallo. Habe eine sehr,sehr alte Strat. Und einige neue. Kann nur sagen….der Musiker ist für den Ton verantwortlich. Alles andere ist nur Physik. Gibt da im Netz eine sehr schöne Seite, die mit einigen Mythen aufräumt. Danke. Feeling ist alles…?

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  6. Cryo-Tuning, also das kontrollierte Tiefgefrieren bei 0 Grad Kelvin, wird ausschliesslich für neuere Instrumente empfohlen, um die verbauten Materialien Holz, Metall, Plastik einem künstlichen, kontrollierten Alterungsprozess zu unterwerfen, der sich kaum optisch, aber deutlich akustisch wahrnehmen lässt. Das macht bei einem bereits alten Instrument keinen Sinn, eine 60 Jahre alte Strat oder Tele würde sich nach dem “Gyrostuning”? genauso anhören, wie vor der Massnahme.

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  7. Gitarren sind heute Sammlerobjekte. Abhängig von der Marke und vom Alter. Genauso wie Meissner Porzellan oder Steiff Teddybären. Habe gerade einen für 7000€ bei ebay gesehen. Und der ist wirklich hässlich.

    Und dabei spielt der Klang nur eine geringe Rolle. Es geht darum, etwas Besonderes und Seltenes zu besitzen. Und das ist bei allen Sammelobjekten der Antrieb und die Freude und das ist auch völlig in Ordnung.
    Ich spiele auch lieber Instrumente die etwas mehr gekostet haben, fühle mich damit wohler und die Qualität ist auch besser. Wobei ich hier garnicht den Klang als entscheidend ansehe. Der muss natürlich gut sein. Aber wichtig ist auch wie sich das Instrument anfühlt.

    Man sehe nur mal Eric Clapton, der eine neue, bestimmt sehr hochwertige Strat spielt.

    Und dies trifft auf sehr viele erfolgreiche Gitarristen zu, die hochwertige aber nicht unbedingt alte Gitarren spielen.
    Und als ich anfing Gitarren zu spielen, wurden alle Fender Gitarren der 70er Jahre als schlecht verarbeitet und schlecht klingend beschrieben. Allein schon wegen der 3 Punkt Verschraubung des Halses. Und heute sind sie dann ganz plötzlich so toll.

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  8. Ich hatte bisher die Gelegenheit über einige Vintageinstrumente zu spielen und habe bisher auch schon hunderte von Customshop Gitarren gespielt. Ich nehme zum Ausprobieren immer den gleichen Amp und Vergleichsgitarren mit. Ich erlaube mir aufgrund jahrelanger Erfahrung und professionellem Spielerhandwerk folgende Aussagen zu machen:
    1. Es gibt gute und schlechte Instrumente bei Fender Vintage und Custom Shop Instrumenten (Teles&Strats)
    2. Es gibt Leute die hören keinen Unterschied zwischen resonant und nicht resonant klingenden Gitarren.
    3. Bei guten resonanten Gitarren ist es Geschmacksache welche besser klingt (will man mehr Bässe, trockemeren Sound,etc). Es gibt aber Ausnahmegitarren bei denen erstaunlicherweise eine signifikante Mehrzahl von Testern diese als überdurchschnittlich bezeichnen.
    3. Wenn ich meine best klingenste CS Strat mit einem Topkabel mit meinem Vibroking verbinde, bin ich im 7. Himmel. Wenn ich anschliessend meine gute 64er Strat für ca 5 min spiele und dann die CS Gitarre wieder in die Hand nehme, habe ich dasselbe Gefühl, wie wenn ich eine gute Squier nach einer guten CS Gitarre spiele. Sie klingt tot.
    Ich habe noch NIE eine gute bis sehr gute Fender Vintage Gitarre (Strat/Tele) gespielt, die ich annähernd durch eine CS Team oder MB Gitarre hätte ersetzen können, ohne dieses Gefühl zu kriegen. Das ist ein Sound, den kriegt man heute weder mit cyrotuning noch sonst irgendwas hin.
    4. Schlechte Vintage Gitarren können wirklich schlecht sein. Ich habe drei 54er Strats miteinander vergleichen können. Davon war eine recht gut (die billigste, da refinished). Sie hätte besser sein können, hatte aber diesen Vintage Sound, dass wenn man danach eine CS in die Hand nimmt, nachschaut, ob die Potis wirklich alle offen sind. Die schlechteste der 54er war so schlecht, dass eine Squier besser tönt (Preis ca. 40’000 Euro). Das fand ich pervers. So lange ein Instrument satanisch gut klingt und es nur wenige davon gibt, so rechtfertigt sich der Preis irgendwie. Wer aber nachher 100 digitale Effekte drüber lässt und über einen Line6 Amp spielt, der ist besser bedient mit einer Squier.
    5. Bis 72 finden sich noch toll klingende Vintage Strats/Teles von Fender. Danach wird es schwieriger. Viele sagen, dass bis 74 die Qualität ok war. Meine beiden 72er (Strat&Tele) haben diesen Vintage Soundcharakter. Ich hatte 2 74er Strats, die gut klangen, aber nicht besser als meine Custom Shop Strats.
    6. Ich weiss nicht, ob meine Customshop Strats/Teles je so klingen werden, wie die Alten. Akustisch zwar schon, aber über einen guten Röhrenamp nicht.

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  9. Also, Vintage hin oder her. Die Geschichte, das Historische ist bei den alten Schätzchen unbestritten. Wer es mag und braucht, soll es bezahlen. Ich selbst spiele diverse Gitarren. Da ist eine End-1980iger Strat ebenso darunter, die eine 2007er Steve Andersen Archtop. Letztere hat weniger gekostet, als eine Frabik-Gibson. Schlägt klanglich und handwerklich aber alles, was ich in 30 Jahren gesehen habe. Als arbeitender Musiker gibt es aber nur ein Kriterium: Passt mir ein Instrument künstlerisch oder nicht. Punkt! Eine Vintage Anekdote: Auf der Suche nach dem Gretsch-Sound habe ich eine 1966iger Tennessaen ausprobiert. Spielgefühl, wie ein Traktor! Nachdem ich dann eine neue Red Falcon (Resonanz wie eine Apfelsinenkiste) und eine neue White Falcon (Supersound aber optisch doch zu laut) ausprobiert hatte, bin ich bei einer hervorragend verarbeiteten und spitzenmäßig klingenden nagelneuen Tennessean gelandet. Der Unterschied zu dem lieblos zusammengetackerten 1966iger Urahn könnte größer nicht sein.

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  10. Nun, meine beste Strat war eine Anfang 90er gebaute Korea Strat und sie klang echt genial. Dirty in den Mitten und der Hals lag in meiner Hand wie mein errigierts gutes Teil, eben sexy sein. Nur die Zwischenpositionen klangen mir etwas zu scharfkantig. Ein Instrument sollte das Herz berühren sein, sagte ein Freund und Toningenieur. Wenn vintage Instrument in mint condition sind, haben sie das nie getan und klingen definitiv schlecht. (Außnahmen bestätigen jedoch die Regel): Besagter Freund notierte sich damals die Seriennummer meiner Strat und gab sie einem anderen Toningenieur weiter, der sich auch eine solche kaufte. Er spielt sie heute noch. Ich habe meine leider verkauft, weil sie nicht stimmstabil war und ich dachte, man könne da keine guten Originalmechaniken draufmachen. Ich könnte mir heute noch in den Arsch beißen, daß ich sie verkaufte. Alle meine heutigen Instrumente (54er Strat/54er Goldtop Paula, beides custom shop) orientieren sich sowohl soundmäßig als auch von spielerischen an ihr. Nun, es macht einfach Spaß sich auch mit Sound zu beschäftigen und mit den Teilen zu grooven, egal wie teuer etwas ist…. 🙂 tom

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