Heavy Metal?

Leichtmetall: Solar Guitars AB2.4BOP SK Bass im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Zackige aber nicht billig wirkende Designs und hohe Ergonomie: Von Metal-Gitarrist und YouTuber Ola Englund ins Leben gerufen, steht die Firma Solar Guitar für hohe Qualität bei fairen Preisen. Bei dem zugebenerweise nicht besonders einprägsam benannten Bass AB2.4BOP sollen dabei weder die Heavy-Optik noch der Sound auf der Strecke bleiben.

Solar Guitars sind relativ neu am Markt. Erst Ende 2017 wurde die Firma von Ola Englund ins Leben gerufen. Ola, seines Zeichens erfolgreicher YouTuber und Gitarrist der Band The Haunted, hat sich zum Ziel gesetzt, bezahlbare, aber hochwertige Werkzeuge für vorwiegend moderne Spielweisen anzubieten.

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LIEFERUMFANG

Da ich mir persönlich nicht so viel aus „Heavy“-Instrumenten mache, hatte ich gar nicht auf dem Radar, dass Solar inzwischen nun auch Bässe anbieten. Umso überraschter war ich ob der Nachricht, dass ich ein Instrument mit der catchy Bezeichnung AB2.4BOP SK testen dürfe. Glücklicherweise schindet das Instrument selbst deutlich mehr Eindruck als die Namensgebung. Aber der Reihe nach. Wie alle Solar-Instrumente wird auch dieser Bass in Indonesien gefertigt.

Das ist inzwischen nichts Ungewöhnliches und sorgt im Endeffekt dafür, dass man diesen Bass für um die € 700 erwerben kann. Auf Zubehör muss man, mit Ausnahme von ein paar Sechskantschlüsseln verzichten. Laut Website wird nicht einmal eine Batterie mitgeliefert, bei meinem Testexemplar war allerdings trotzdem eine eingesetzt. Bei dem Preis geht das aber absolut in Ordnung. Gigbags oder Koffer hat man meist ja sowieso bereits zuhause.

HEAVY METAL?

Viele Instrumente aus dem Metal-Bereich fallen vor allem durch ihr aggressives, meist spitzes Design auf und hier bildet auch der Solar keine Ausnahme. Wenn auch nicht ganz so „böse“ wie z.B. ein B.C. Rich Warlock sprechen die spitzen Hörner und die schwarze Farbgebung eine deutliche Sprache. Anders sieht es beim Gewicht aus. Mit etwa 3,7 kg ist das gute Stück angenehm leicht. Zu verdanken ist das wohl dem relativ kompakten Korpus aus Sungkai, einem Holz, das der Sumpfesche recht ähnlich ist, obwohl es biologisch keine Verwandtschaft gibt. Das offenporige, schwarze Finish aus Mattlack steht dem Holz ganz ausgezeichnet, da die grobe Maserung sehr schön zur Geltung kommt.

(Bild: Dieter Stork)

Auch die schmale Kopfplatte trägt eine zum Korpus passende Abdeckplatte und lässt das Instrument von vorn betrachtet zusammen mit dem Griffbrett aus Ebenholz komplett dunkel erscheinen. Als Blickfang dient hier das Herstellerlogo im 12. Bund, denn auch die Bedienelemente und Mechaniken sind in Schwarz ausgeführt. Schönes Detail: die gekapselten Mechaniken sind an sich nichts Außergewöhnliches, besitzen jedoch andere Flügel, die sich ausgesprochen gut anfassen und das Stimmen etwas entspannter machen. Auf der Rückseite verhält es sich etwas anders. Hier finden wir den schlanken Hals aus drei hellen Streifen Ahorn, die von zwei Jatoba-Streifen getrennt werden.

BESPIELBARKEIT

Dank der dünnen Satinlackierung spielt sich der Bass sehr flink und die Finger bleiben nicht hängen. Einzig die Bundenden könnten etwas weicher sein, ein paar vereinzelte fühlen sich etwas kantig an. Nicht wirklich scharfkantig, aber so, dass man es bei Slides über viele Bünde durchaus merkt. Sowas ist aber im Zweifelsfall in fünf Minuten vom erfahrenen Tech behoben. Die Bundkronen selbst sind hingegen sehr sauber abgerichtet, in Kombination mit der massiven Bridge sind in Sachen Saitenlage sowohl Hochseilakte als auch sehr flache Settings möglich. Nach einem einfachen Setup war ich sogar erstaunt, wie gut sich der Bass spielen lässt. Sogar die Kopflastigkeit hält sich in Grenzen und ist keineswegs störend. Spielspaß vom ersten Moment an. Egal ob Plektrum, Slapping, Tapping oder Fingerstyle, der Bass meistert alle Disziplinen mühelos.

(Bild: Dieter Stork)

SOUND

Ebenfalls mühelos geht der Batteriewechsel vonstatten, der auf jeden Fall irgendwann fällig wird. Einen passiven Modus gibt es ab Werk nämlich nicht und so ist der 2-Band-EQ immer aktiv. Wer einen Lötkolben zu bedienen weiß, kann jedoch einen Bypass-Schalter, z.B. in Form eines Push-Pull Potis, nachrüsten, denn die hauseigenen „Tesla“-Tonabnehmer selbst sind passiv. Notwendig ist dies aber nicht, denn out of the box klingt das Instrument bereits wirklich gut mit trockenen Bässen und durchsetzungsstarken Hochmitten.

Bedingt durch die serielle Verschaltung der Tonabnehmer liefern diese keine luftigen Höhen, dafür setzen sie sich aber ganz ausgezeichnet im Mix durch und haben einen schönen Biss. Leider sind beide Tonabnehmer nicht komplett nebengeräuscharm. Nicht etwa so laut, wie es ein einzelner Singlecoil wäre, aber dennoch wahrnehmbar. Ursächlich hierfür könnten Unterschiede in den Wicklungen der Einzelspulen sein oder auch eine fehlerhafte Verschaltung von Spulen und Schirmung. Im vorgesehenen Einsatzfeld, dem Bandkontext, fällt das nicht weiter auf, aber wer mit dem Bass etwa vornehmlich Solieren möchte, der sollte auch hier entweder den Lötkolben selbst in die Hand nehmen oder das Instrument in fähige Hände übergeben.

Davon abgesehen macht der Sound echt Laune. Knurrige, trockene Mitten gibt es vom Bridge-Tonabnehmer und volle, aber nicht matschige Bässe liefert der halsseitige Tonabnehmer. In Kombination ist das, was aus dem Lautsprecher tönt, sehr fokussiert, modern und bissig. Insbesondere verzerrt geht richtig die Sonne auf. Durchsetzungsvermögen und Schub, das volle Programm. Dass der Bass ab Werk in Drop-D Stimmung ausgeliefert wird, soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch Akkordspiel oder zartes Solospiel wunderbar zur Geltung kommen. Klar, den Biss bekommt man ihm nicht wirklich ausgetrieben aber auch Ausflüge zum Reggae oder Soul sind durchaus möglich und machen Spaß. Nicht zuletzt, weil der 2-Band-EQ eine gewisse Zügelung der Höhen erlaubt.

Obwohl der Höhenregler beim Boosten recht rauscharm ist, sehe ich bei der Grundausrichtung der Tonabnehmer keinen echten Grund, davon auch Gebrauch zu machen. Vielleicht, um alternden Saiten noch etwas Brillanz zurückzugeben. Aber besser haben als brauchen. Ähnlich sieht es beim Bassregler aus.

Spielt man hauptsächlich den Bridge-Tonabnehmer, kann man hier etwas mehr Schub reindrehen, aber die Aufgabe übernimmt am besten der Amp. Auf Vollanschlag überwältigen die tiefen Frequenzen das restliche Klangbild fast vollständig, gerade für moderne Sounds ist das absolut kontraproduktiv. Für meine Ohren klingt das Instrument am besten, wenn man diesen einfach in Mittelstellung belässt.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Für etwa € 700 bekommt man mit dem AB2.4BOP SK einen wirklich tollen Bass für den Einsatz in der Band, auch außerhalb vom Metal. Gute Ergonomie, tolle Bespielbarkeit und der fokussierte Klang lassen den Bass in fast jedem Kontext gut dastehen. Etwas schade, dass die Regelmöglichkeiten der Elektronik keinen echten Mehrwert bieten. Im Umkehrschluss bedeutet dies hingegen, dass die Tonabnehmer an sich schon gut klingen.

PLUS

  • Bespielbarkeit
  • Haptik
  • Sound
  • Preis/Leistung

MINUS

  • Bundkanten teils spürbar
  • Brummen


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2022)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2023
Gitarre & Bass 12/2023
IM TEST: Nik Huber Piet +++ Jackson American Series Virtuoso +++ Guild Polara S-100 Kim Thayil +++ Squier Sonic Precision Bass +++ Fender Tone Master Pro +++ Blackstar HT Club 40 MK III +++ Aguilar SL 110 +++ Beetronics Seabee +++ 901SOUND Fulcrum EXP

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