Von Joseph Knaggs

Kopfplatten: Design und Sound

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Wie jedes Bauteil einer Gitarre trägt auch die Kopfplatte ihren Anteil zum Klang des Instruments bei – auch ihre Länge und Größe. Denn diese bestimmen die Strecke, die die Saiten nach dem Sattel zu den Mechanikachsen zurücklegen.

Denn auch hier ist Klang! Natürlich ist dieser Klang viel subtiler als der, der über die volle Saitenlänge zwischen dem Sattel und dem Steg erzeugt wird, aber diese subtilen Tonbeigaben findet man z. B. auch zwischen dem Steg und dem Saitenhalter, wenn kein Einteiler oder ein Vibrato-System verbaut sind. Wenn man die Saiten hinter dem Sattel anschlägt, erklingen deutlich hörbar hohe Töne mit bestimmten Frequenzen. Wenn die Gitarre gespielt wird, werden durch die Vibrationen der Gitarre auch die Saiten hinter dem Sattel in Schwingung versetzt und erzeugen ihren Klang.

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Natürlich viel leiser als der eigentliche Sound, aber – die Obertöne sind da und deutlich hörbar. Bei einer Fender Stratocaster oder, wie in unserem Fall, einer Severn oder Choptank, legt die hohe E-Saite den weitesten Weg nach dem Sattel zurück, und die tiefe E-Saite den kürzesten. Wie über dem Griffbrett gilt auch hier: Je länger der Saitenbereich zwischen ihren Fixpunkten, desto tiefer ist ihr Ton. Und: Je länger die Saite ist, desto länger wird sie schwingen und klingen.

Wenn man bei einer Knaggs Choptank die tiefe E-Saite hinter dem Sattel anschlägt, wird man nichts hören, denn der Abstand zwischen Sattel und Mechanik ist zu kurz, da schwingt einfach nichts. Wenn man dagegen die hohe E-Saite hinter dem Sattel anschlägt, wird sie deutlich schwingen und einen klaren, wenn auch leisen Ton erzeugen. Wenn ich meine Beobachtungen zusammenfasse, kann ich sagen, dass je länger eine Kopfplatte ist, desto voller und reicher wird ihr Klang sein. Instrumente mit kurzen Kopfplatten hingegen haben eine schnellere Ansprache mit weniger Obertönen.

Eine Gitarre mit einem Synth-Pickup z. B. würde davon profitieren, gar keine Kopfplatte zu haben; dann ist das Tracking deutlich besser. Oder: Mandolinen bekommen durch ihre Kopfplatten, die in Relation zur Halslänge richtig groß sind, einen deutlich runderen, volleren Sound; genauso verhält es sich bei Geigen. Jimi Hendrix spielte eine umgedrehte Rechtshänder-Gitarre; hier war die tiefe E-Saite die längste nach dem Sattel, die A-Saite die zweitlängste etc. Ich glaube, dass auch das zu seinem einzigartigen Sound beigetragen hat. Bezogen auf die Dicke der Kopfplatte haben wir das Szenario „Masse versus Schwingungsenergie“.

Ist die Kopfplatte zu dick, wird dies den Tönen bei ihrer Reise durch das Holz und die anderen Komponenten Energie entziehen. Wobei dabei die Form der Kopfplatte auch eine Rolle spielt. Es ist einfach wichtig, bei Gitarren mit der üblichen Saitenbefestigung darauf zu achten, dass die Stärke mit der Form und der Größe der Kopfplatte harmoniert. Wenn die Form z. B. sehr klein ist, kann man mit einer größeren Stärke arbeiten. Ist die Form größer, dann eher mit einer dünneren. Aber: Ist die Kopfplatte zu dünn, leidet die Stabilität und es besteht die Gefahr, dass sie zu stark mitschwingt und dadurch u. a. das Sustain beeinträchtigt. Natürlich spielt die Holzart dabei auch eine große Rolle – je stärker das Holz, desto dünner kann die Kopfplatte sein.

Wobei die Dicke auch durch die Wahl der Mechaniken mitbestimmt wird, deren Achsen in der Regel eine Standardlänge haben. Sitzt dank einer zu dünnen Kopfplatte der Befestigungspunkt der Saite zu hoch, wird der Winkel der Saite nach dem Sattel zu flach und erzeugt zu wenig Druck.

> Weitere Basics rund um deine Gitarre findest du in unserem Gitarren ABC! 

Produkt: Gitarre & Bass 6/2023
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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ein herrlicher Artikel!
    Dicke Kopfplatte, also schwer, ist schlecht weils Energie braucht (aka Sustain). Dünne Kopfplatte kostet Sustain, ist also auch schlecht.
    Der nächste Artikel preist dann wieder Zubehör wie FatFinger oder Fathead an weil Masse=Sustain. Übermorgen lobpreist Ihr superleichte Kohlefaser-Tuner, weil die Kopfplatte mit weniger Ballast besser schwingt also mehr Sustain hat.

    UND ALLE HABEN RECHT!

    Ich finde das toll und hätte auch gerne einen Job in dem ich jeden Tag anderen Unsinn schreiben darf und trotzdem Geld dafür bekomme.

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  2. Auszug:
    “…Wenn man bei einer Knaggs Choptank die tiefe E-Saite hinter dem Sattel anschlägt, wird man nichts hören, denn der Abstand zwischen Sattel und Mechanik ist zu kurz, da schwingt einfach nichts. Wenn man dagegen die hohe E-Saite hinter dem Sattel anschlägt, wird sie deutlich schwingen und einen klaren, wenn auch leisen Ton erzeugen.”

    Aahja… die Kopfplatte erzeugt also einen leisen Ton.

    Langsam komme ich zu dem Schluss, dass Menschen ohne vernünftigen naturwissenschaftlichen Hintergrund keine technischen Artikel verfassen sollten. Meinungsfreiheit hin oder her. Mit der Meinung ist es sowieso wie mit den Ani. Jeder hat einen.

    Nur das ein Journalist eines sogenannten “Fachmagazins” sowas übersetzt, und eben jenes “Fachmagazin” auch noch publiziert, lässt mich wirklich ratlos zurück.
    Eine Frage an die Redaktion, ist das das Verständnis von Qualitätsjournalismus?

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  3. Jeder Mensch mit empfindlichen Ohren macht an die Saiten zwischen Steg und Saitenhalter einen Dämpfer, ebenso zwischen Sattel und Mechaniken.

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  4. Also es ist wirklich ein Phänomen: Prof. Zollner hat über 1200 Seiten geschrieben was eine E-Gitarre ist und was nicht – allein schon der Name: „Elektro-Gitarre“ drückt doch klar aus, dass es sich um ein ELEKTRISCHES Instrument handelt!!! Pickup – aktive/passive Elektronik – das Kabel zum Amp – der Amp – der Lautsprecher – das Mikro – die PA der A/D Wandler ….. die Kette geht weiter bis der Sound am Ohr der geneigten Musikliebhabers ankommt! … und hat wesentlich mehr Einfluss auf den Klang als das mehr oder weniger edle instrument und dessen (Holz) Design … klar mag die Hardware einfluss aufs Sustain haben – und klar FÜHLT sich ein Vintage- Schötzchen anders an als eine 150€ china Klampfe und klar hat sowas einfluss auf die Inspiration/Kreativität ……aber das war‘s dann auch schon! …. und trotzem hören die Voodoo Fantasien über Holz-Wahl und (wie hier) Kopfplatten-Design nicht auf??? Ich dacht die Aufklärung sei 400 jahre her – scheint aber vor allem bei dem Großteil der Schreiber-Zunft nicht angekommen zu sein. Klar macht ein wenig Voodoo am Lagerfeuer spaß – man muss sich aber bewusst sein dass es Voodoo ist – nicht weniger aber auch nicht mehr!!!

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