Will it djent?

Jackson Misha Mansoor Juggernaut „Bulb“ HT7 im Test

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Jackson und Misha Mansoor, seines Zeichens Gründer der Djent-Metal-Vorreiter Periphery, haben es getan! Der sympathische Gitarrist stellt mit der Juggernaut HT6 und der HT7 seine ersten offiziellen Signature-Gitarren vor. Ist das Ding nun die ultimative Metal-Maschine? Und was am wichtigsten ist: will it djent? Na, schauen wir mal.

Jackson Misha Mansoor - Front
(Bild: Dieter Stork)

Ursprünglich gegen Ende der Neunzigerjahre als Lautmalerei für den Sound der legendären Band Meshuggah gedacht, entwickelte sich aus dem Begriff „Djent“ schnell eine eigenständige Genre-Bezeichnung, welche Jahre später vor allem durch Misha Mansoor und seine Band Periphery populär gemacht wurde. Der Name des Genres bezieht sich nach wie vor auf den markanten Gitarrensound, welcher durch seine weichen Höhen, die angehobenen Mitten, die bisweilen massiv beschnittenen Bässe sowie das schnalzende Attack schon recht markant aber auch zweckmäßig erscheint. Denn die super-tiefen Sieben- und Achtsaiter-Riffs von Bands wie Animals as Leaders, After the Burial oder eben Periphery zeichnen sich durch ihre extreme harmonische Komplexität, ein zuweilen hohes Tempo und eine sehr akzentuierte Abdämpftechnik aus.

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Um hier einen tighten Sound – vor allem im Low-End-Bereich – zu behalten, bedarf es schon einiger Tricks und Kniffe. Und ich frage mich beim Auspacken der Gitarre, ob ein Instrument, welches für solch extreme Anwedungen entworfen wurde, auch in anderen Stilistiken und Facetten moderenen Rock und Metals eine gute Figur machen kann. Schließlich fährt man ja einen Formel-1 Wagen auch nicht im Stadtverkehr.

Jackson Misha Mansoor - Back
(Bild: Dieter Stork)

Konstruktion

Bei seiner Signature-Gitarre hat sich Misha Mansoor für ein überraschend traditionelles Konzept entschieden. Die Kontur des Bodys erinnert stark an die klassische Dinky-Form, die Cutaways wurden aber für eine bessere Bespielbarkeit in den hohen Lagen entsprechend groß- zügiger geshaped. Der Body besteht aus Erle mit einer schönen, gewölbten Wölckchenahorn-Decke, deren Maserung durch die tolle Laguna-Burst-Lackierung richtig gut zur Geltung kommt. Eingefasst wird das Ganze durch ein sehr sauber gearbeitetes Natur-Binding, welches einen schö- nen, optischen Akzent setzt. Bei dem geschraubten Hals handelt es sich um einen Mapleneck mit dunklem Ebenholzgriffbrett (inkl. Periphery Bandlogo-Inlay am zwölften Bund), der zusätzlich mit Graphitstäben verstärkt wurde, was natürlich gerade bei tiefen Tunings, richtig dicken Saiten und entsprechendem Saitenzug einfach Sinn macht.

Der Übergang zum Korpus wurde ergonomisch gestaltet, sodass das Spielen in den hohen Lagen in keinster Weise behindert wird. Zum Spielkomfort tragen auch die 24 Edelstahlbünde, welche absolut hervorragend abgerichtet sind, massiv bei. Für das Halsprofil wurde nicht etwa auf eine der bewährten Jackson-Formen zurückgegriffen, sondern eigens für Misha Mansoor ein neues Profil erstellt. Dieses fällt zwar relativ flach aus, liegt aber trotzdem erstaunlich satt in der Hand und lässt sich dementsprechend gut bespielen. Interessant finde ich, dass bei der Juggernaut Bulb HT7 auf eine verlängerte 26.5″-Mensur zurückgegriffen wurde. Besonders wenn man die Gitarre etwas tiefer stimmen möchte, ist dieser Umstand einfach praktisch, um einen möglichst straffen Ton zu bekommen. In dieser Hinsicht erscheint es auch nur konsequent, dass Mansoors eigene Signature-Pickups aus dem Hause Bareknuckle Verwendung finden.

Die beiden direkt ins Holz montierten Juggernaut-Humbucker wurden speziell nach seinen Wünschen entwickelt, wobei der Fokus ganz klar auf ein möglichst tightes und transparentes Klangbild gelegt wurde – sie passen also wunderbar ins Konzept dieser Gitarre. Die Hardware von Hipshot sowie die Knurled-Flat-Top-Potis sind in einem matten Schwarz gehalten und unterstreichen so das edle und moderne Erscheinungsbild der Juggernaut Bulb HT7.

Signature-Pickups von Bareknuckle
Signature-Pickups von Bareknuckle (Bild: Dieter Stork)

Praxis

Wie bereits erwähnt, war ich gespannt – vielleicht sogar ein wenig skeptisch – ob mich diese Gitarre überzeugen oder mit der Erkenntnis zurücklassen würde, dass ein solches Instrument nur für die eine Spielart zu gebrauchen sei, für die es entworfen wurde. Um es vorweg zu nehmen: Ich war vollkommen auf dem Holzweg! Doch der Reihe nach. Zunächst einmal fällt auf, wie unglaublich hochwertig und edel sich die Juggernaut Bulb HT7 anfühlt, ohne dass man sie in eine Vitrine stellen oder mit Samthandschuhen anfassen möchte. Nein, das hier ist eine Maschine, die richtig arbeiten soll! Akustisch gespielt beeindruckt mich zuallererst einmal die schnelle und trockene Ansprache des Tons. Selbst die tiefe H Saite – welche ich bei vielen Siebensaitern oft als problematisch empfinde – klingt brillant und knackig. Dabei hatte ich gar nicht das Gefühl, auf einer Baritone-Gitarre zu spielen; die etwas längere Mensur fällt nicht weiter auf.

Ebenso bemerkenswert finde ich die unglaubliche Werkseinstellung, welche Jackson hier abliefert. Könnte man eigentlich angesichts des Preises zwar erwarten, ist aber leider keinesfalls die Norm. Neben dem knackigen und doch ausgewogenen Ton, fällt mir auch das super gesunde Sustain, welches über das gesamte Griffbrett verteilt gleichermaßen gut ist, absolut positiv auf. Sogar Bendings in den höchsten Lagen schwingen lange und gleichmäßig aus. So, jetzt aber Kabel her, den ebenfalls zum Test vorliegenden KHDK Ghoul- Screamer vor den Amp geschnallt und los geht’s. Clean? Ja, kann die Gitarre auch, klingt sogar – vor allem in den Zwischenpositionen des Fünf-Weg-Schalters – richtig gut. Aber was uns doch wirklich interessiert ist, wie das Teil mit einem modernen Metal-Sound abliefert. Also in den Overdrive-Kanal gewechselt, Pedal auf ON und los.

Relativ schnell wird mir klar, dass die beiden Juggernaut-Pickups von Bareknuckle schon eine Liga für sich sind. Der Hals-Tonabnehmer liefert einen beeindruckenden Schub ohne dabei zu matschen oder dumpf zu klingen. Hohe Melodielinien singen schön, behalten aber genug Höhen um glänzend und klar umrissen zu klingen. Sicher, tiefe Rhythmuslinien klingen unter Umständen vielleicht zu wuchtig, aber dafür ist diese Pickup-Position ja auch nicht gedacht. In der Mittelstellung wird der Sound etwas mittenärmer, dafür aber unheimlich dynamisch und perkussiv, fast schon ein wenig funky. Besonders mit leicht zurückgedrehtem Volume-Poti gefällt mir diese Kombination richtig gut.

Beim Steg-pickup zeigt sich dann aber letztlich, wofür diese Gitarre eigentlich gedacht ist. Um sich vorzustellen, wie gelassen und cool die Jackson Juggernaut Bulb HT7 mit einer tiefen A-Saite umgeht, stelle man sich das Bild eines Pontiac Trans Am mit einem 6,6 Liter Motor und Burt Reynolds in Lederjacke am Steuer vor. Der Sound ist glasklar, das Attack schnalzend und präzise, ohne dass es der Gitarre irgendwie an Druck oder Durchschlagskraft fehlen würde. Das Ganze wird dann abgerundet mit einer fast schon unheimlichen Transparenz im Sound. Egal ob super schnelle Riffs oder harmonisch komplexe Akkorde, die Juggernaut Bulb HT7 gibt die gespielten Töne mit nahezu chirurgischer Präzision wieder. Dabei finde ich es interessant, dass die verwendeten Pickups von Bareknuckle sich nicht besonders nach High-Gain-Monster, sondern viel mehr nach Humbuckern mit gemäßigterem Output, anfühlen.

Ein Blick auf die Website des Herstellers bestätigt diesen Eindruck und enthüllt zudem, dass beim Steg-Pickup sowohl ein Alnico V als auch ein keramischer Magnet verwendet werden. Best of both worlds sozusagen. Die dadurch entstehende Offenheit tut der Gitarre besonders bei tiefen Stimmungen sehr gut. In Verbindung mit der verlängerten Mensur, geht das klangliche Konzept der Gitarre voll auf. Selbst tiefste Tunings wie Drop-G werden sauber abgebildet und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass es praktisch unmöglich sein dürfte, dieser Metal-Maschine einen matschigen oder undifferenzierten Ton zu entlocken.

Hipshot Open-Gear Locking Tuner
Hipshot Open-Gear Locking Tuner (Bild: Dieter Stork)

Resümee

Das Niveau dieser Gitarre ist so beeindruckend hoch, dass ich fast schon ein bisschen Angst habe, je wieder eine andere Siebensaiter zu spielen. Meine anfängliche Skepsis war also völlig unbegründet. Mit dem von mir befürchteten One-TrickPony hat diese Gitarre wirklich nichts zu tun. Klar, für eine Blues-Session vielleicht nicht die erste Wahl, deckt die Juggernaut Bulb HT7 jedoch alle Facetten des modernen Rock und Metal ab, die ich mir vorstellen kann. Abgesehen vom recht heftigen Preis bleiben wirklich keine Wünsche offen. Und ja: it does djent … and a lot more.

Plus

  • Spielbarkeit
  • Optik
  • Pickups
  • Werkseinstellung
  • Klangeigenschaften

 

Profil

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
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