Ein breites Arsenal an Sounds
Hohl, aber glücklich: Lakland Skyline Hollowbody-30
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
SOUNDS!
Auch wenn Lakland ein gewohntes Spielgefühl verspricht, brauche ich einen Moment der Eingewöhnung. Im Sitzen geht das schnell, im Stehen muss ich die doch recht große Kopflastigkeit durch das Auflegen des rechten Arms zähmen, was sich durch den kompakten Korpus anders anfühlt, aber durch das Gewicht von nicht mal 3,4 Kilo am Ende sehr komfortabel wird. Die Saitenlage könnte für meinen Geschmack noch flacher sein, aber der Reiter für die G-Saite liegt schon auf. Ist nicht völlig unbequem, zudem die kurze Mensur für weichere Saitenspannung sorgt, aber die Vorzüge der geplekten Bundierung kann der Bass so noch nicht ausspielen. Da müsste noch ein Shim her – oder lieber noch ein Hauch mehr Halswinkel ab Werk. Überraschend ist beim ersten trockenen Anspielen die akustische Lautstärke, die ich bei hohlen oder teils hohlen Bodies eigentlich nicht erwarte. Sie reicht natürlich nicht aus, um gegen eine akustische Gitarre anzukommen, aber unplugged zu üben macht auf jeden Fall Laune! Diese wird jedoch durch ein rasselndes Geräusch getrübt – der Fluch dieser Bauform … Da ich die üblichen Verdächtigen kenne und eine Steg-/Saitenhalter-Kombination ausscheidet, lande ich schnell beim Halspickup. Solange ich beim Spielen den Daumen darauf abstütze, ist alles ruhig. Stärkere Federn oder Silikonschläuche sollten Abhilfe schaffen.
Die gute Nachricht: Über den Amp hört man davon nichts. Dafür gibt es einen holzigen Ton mit leicht hohler Note und einen stabilen Bassbereich, der für Shortscales wie (Semi-)Hollowbodies gleichermaßen ungewöhnlich ist. Auch die Ausgeglichenheit, mit der das Klangbild der Saiten untereinander bis zum tiefen E gleich bleibt, ist beeindruckend. Und das akustisch hörbare Nebengeräusch ist am Amp nicht präsent. Damit noch nicht genug der guten Nachrichten: Auch die Nebengeräusche der einzeln betriebenen Singlecoils halten sich sehr in Grenzen. Das ist schön, weil sie auch einzeln ihre Qualitäten haben. Der Halsabnehmer glänzt mit großer Tiefe und eignet sich sowohl für British Beat als auch für Reggae- oder Kontrabass-ähnliche Sounds. Der Pickup am Steg hat genug Abstand zu selbigem und dadurch eine gute Tragfähigkeit, gepaart mit ansonsten sehr durchsetzungsfreudigen Mitten. In Kombination mit dem überdurchschnittlichen Sustain, das tiefe Töne satt stehen lässt und in hohen Lagen sehr schön anfängt zu singen, sowie einer über den gesamten Regelweg nutzbaren Tonblende, kommt bei mir reichlich Spielspaß auf und ich bekomme große Lust, in langen Sessions die unterschiedlichen Stimmnuancen auszuloten.
RESÜMEE
Lakland verspricht, mit dem „Hollowbody-30“ alle positiven Eigenschaften dieser Bauform kompromisslos umzusetzen und gleichzeitig alle negativen Eigenschaften hinter sich zu lassen. Bis auf das leicht zu behebende Federrasseln und die beherrschbare Kopflastigkeit ist das auch gelungen – und wie! Der Bass strotzt vor Charakter und Persönlichkeit und verfügt über ein breites Arsenal an Sounds – immer mit einer holzig-akustischen Grundierung. Seine Stärken, das langanhaltende Sustain und die Gleichmäßigkeit und Stabilität im Bassbereich auf allen Saiten, sind für diese Bauform wirklich ungewöhnlich. Die aufwendige Bauweise des Bodies hat ihren Preis. Ich hätte mir dennoch ein mitgeliefertes Gigbag gewünscht. (Der HB-30 ist etwas zu groß für ein E-Gitarren-Bag, während normale Bass-Bags wieder viel Platz an der Kopfplatte lassen.) Dennoch: Wer in diesem Segment sucht und seinem vorhandenen Solidbody-Bass-Bestand eine ganz eigene Note hinzufügen möchte, sollte den Lakland unbedingt anspielen! ●
Plus
● Sounds
● Bespielbarkeit
● Pickups
● Ausgewogenheit der Saiten
● Verarbeitung
● Bünde geplekt
Minus
● minimale Saitenreiterhöhe könnte gerne tiefer sein
● kein Gigbag

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2025)
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