Mächtiger Funktionsumfang, beachtliche Klangvielfalt

Himmlische Chöre in Rot: Electro-Harmonix POG3 im Test

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(Bild: Electro-Harmonix)

Mit dem POG und seinen Varianten hat Electro-Harmonix seit 2005 einen Dauerbrenner im Rennen, der sich unter Liebhabern von Oktaveffekten konstanter Beliebtheit erfreut. Während die meisten den Micro POG kennen und schätzen, hat der „große“ POG seit jeher mehr zu bieten, da er multiple Signale gleichzeitig generiert. Mit dem POG3 will EHX nun das nächste Kapitel dieser Erfolgsgeschichte verfasst haben.

Schon optisch wird klar, dass sich der POG3 als leistungsstarkes und modernes Pedal versteht. Er ist in einem robusten, schmucken Gehäuse mit metallic-roter Lackierung untergebracht, bietet jede Menge Regler und Schnittstellen sowie ein OLED-Display. Zu den wichtigsten Neuerungen gehören MIDI-Kompatibilität, Stereoausgänge und die mögliche Steuerung über ein Expression-Pedal.

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(Bild: Electro-Harmonix)

FUNKTIONALITÄT

Das breite Pedal verfügt über drei Fußschalter zum Ein- und Ausschalten des Effekts und zum Umschalten der 100 Speicherplätze. Die Bedienoberfläche bietet etliche Fader mit LEDs, Regler und ebenfalls beleuchtete Taster. Zunächst lässt sich die Vorverstärkung des monophonen Eingangs sowie die Ausgangslautstärke für die Stereoausgänge und den ergänzenden Direktausgang regeln. Alle drei Ausgänge lassen sich schnell einzeln ein- und ausschalten. Auch für den Expression-Pedaleingang findet sich ein solcher Schalter.

Drei Ausgänge ermöglichen raumgreifende Stereoeffekte. (Bild: Electro-Harmonix)

Herzstück des Effekts ist ein Mischpult mit sechs Fadern, mit dem sich das Pegelverhältnis zwischen unbearbeitetem Signal, vier oktavierten Signalen (-2, -1, +1, +2) und einer Aufwärtsquinte justieren lässt. Zu jedem Fader gehört ein kleines Poti, mit dem sich die Signalposition im Stereopanorama bestimmen lässt.

Ein dreiteiliger Effektbereich ergänzt die Oktavklänge. (Bild: Electro-Harmonix)

Rechts daneben findet sich eine Effektsektion mit drei weiteren Slidern: Attack widmet sich der Einschwingzeit (bis drei Sekunden), der Einsatzfrequenz eines integrierten Multimodefilters und einer Verstimmung der beiden Aufwärtsoktaven im Sinne eines Chorus-Effekts. Hinzu kommen drei Regler für die Filterresonanz, die bipolare Einflussnahme einer Hüllkurve zur Filtersteuerung sowie eine sogenannte Spread-Funktion, die die Quinte, beide Aufwärtsoktaven sowie das unbearbeitete Signal durch eine asymmetrische Verzögerungseinheit schickt, um für ein breiteres Stereoklangbild zu sorgen.

Für diese drei Bearbeitungsstufen gibt es drei Dry-Taster, die das unbearbeitete Eingangssignal in das Routing einbeziehen. So kann das trockene Signal bei Bedarf auch ohne Einschwingphase und Filter genutzt werden. Schließlich findet sich noch eine Focus-Taste auf der Bedienoberfläche, die für die Aufwärtsoktaven eine Umschaltung zwischen den POG- oder Pitch-Fork-Shifting-Algorithmen ermöglicht. Das Display des POG3 ist grafikfähig und wird durch ein zugehöriges Navigationselement mit Encoder- und Push-Funktion komplettiert. Hier erhält man Zugriff auf weitere Funktionen wie die Filterbetriebsart.

Praxis, Klang und Resümee auf Seite 2

Die Software EHXport ermöglicht die Editerung und Verwaltung der Sounds am Rechner. (Bild: Electro-Harmonix)

PRAXIS

Bis auf wenige Menü-Optionen ist der POG3 mit etwas Lektüre geradlinig nutzbar. Spielerisch gelangt man also zu neuen Klängen. Unterschiedliche Display-Betriebsarten sorgen dabei für eine gute Übersicht bei der Editierung oder auf der Bühne. Für die Verwaltung der Speicherplätze und die Editierung gibt es zusätzlich eine kostenlose Software für Windows und Mac namens EHXport. Dazu arbeitet der Hersteller auch an einer App.

Essenziell für diesen Effekttyp ist ein schnelles und sicheres Tracking. Dieses Versprechen löst der POG3 ein. Gleichzeitig profitiert man von der polyphonen Saitenerkennung, wodurch auch die Gefahr ungewollter Glitches sinkt.

Das Expression-Pedal kann unterschiedliche Funktionen übernehmen. So kann es als Volume-Pedal fungieren, pro Preset zwischen zwei Parametereinstellungen überblenden und als Whammy-Ersatz mit unterschiedlichen Intervallen genutzt werden. Schließlich kann man das Pedal auch zur Filtersteuerung und für Freeze-Effekte nutzen.

Nun, die Nutzung als Volume-Pedal ist vermutlich eher Beifang. Andererseits gibt das POG3 auch ein gutes Bild als Steuerzentrale für die mehrkanalige Klangausgabe ab.

Die vollständige MIDI-Implementation gestattet es, die Speicherplätze des POG3 ferngesteuert aufzurufen, aber auch jeden einzelnen Parameter über Controller zu adressieren.

KLANG

Klanglich setzt der POG3 auf eine Mischung aus weiter optimiertem POG und Pitch Fork. Die Klangauswahl bietet Simulationen von Bässen, zwölfsaitigen Gitarren und Orgelklängen. Hinzu kommen die obligatorischen Sounds mit drückender Suboktave oder das Anreichern mit Obertönen durch eine Aufwärtsoktave. Auch langsam einschwingende Flächen oder Filtereffekte sind möglich, die sich über den Mixer stets präzise im Obertonspektrum pegeln und dabei das Eingangssignal bei Bedarf unbearbeitet passieren lassen.

Spannend ist der Whammy-Modus, der alle aktiven Oktav-Stimmen gleichzeitig transponiert. Hier lassen sich umfassende Klangveränderungen realisieren, bis hin zu chaotischen Verstimmungen und dissonanten Klängen. Aber auch die Crossfade- und Freeze-Funktionen führen in neue Klanggefilde. Wer sich näher mit dem Gerät auseinandersetzt, wird ziemlich sicher eine Reihe unterschiedlicher Sounds finden und dankbar für die Speicherplätze sein.

Zu den besonderen Stärken des POG3 gehört die Nutzbarkeit in Stereo, die sich sogar noch um einen zusätzlichen Dry-Kanal erweitern lässt. Hier lassen sich raumgreifende Sounds realisieren, die zumindest konventionellen Pedalen dieser Klasse bislang unzugänglich waren. Dazu können bei Bedarf auch unabhängige Effekte für den transponierten und den Dry-Ausgang verwendet werden. Ein Expression-Pedal sollte in diesem Zusammenhang unbedingt eingeplant werden.

Vermisst habe ich eigentlich nur interne Modulatoren abseits der erwähnte Hüllkurve. Ich denke, dass zumindest ein ergänzender LFO das Potential nochmals erweitert hätte, etwa um die Oktaven im Stereopanorama zu bewegen. Immerhin: Der Pedaleingang lässt sich auch für Steuerspannungen nutzen. Theoretisch lässt sich hier ein externer Modulator andocken, wie etwa der EHX 8 Step Program.

RESÜMEE

Mit dem POG3 geht ein Erfolgskonzept in die nächste Runde. Der Funktionsumfang ist mächtig und sorgt für eine beachtliche Klangvielfalt. In diesem Pedal finden sich unterschiedlichste Sounds, die auch qualitativ überzeugen. Das sollte auch so sein, denn mit einem Preis von 599 Euro inklusive Netzteil ist das Pedal trotz Preset-Speicherplätzen kein Schnäppchen. Gleichwohl bleibt der POG3 ein Spezialist. Wer simplere Oktaveffekte benötigt, wird bei EHX deutlich günstiger fündig. Der POG3 wendet sich entsprechend vor allem an Anwender, die dieses Thema voll ausleuchten möchten und Presets sowie MIDI-Kompatibilität fordern.

PLUS

  • umfassendster Octaver auf dem Markt
  • Preset-Speicherplätze
  • MIDI
  • Expression-Pedal-Funktionen

MINUS

  • hoher Preis
  • mehr interne Modulationen wären wünschenswert


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2025)

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