Himmlische Chöre in Rot: Electro-Harmonix POG3 im Test
von Ulf Kaiser, Artikel aus dem Archiv
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Die Software EHXport ermöglicht die Editerung und Verwaltung der Sounds am Rechner. (Bild: Electro-Harmonix)
PRAXIS
Bis auf wenige Menü-Optionen ist der POG3 mit etwas Lektüre geradlinig nutzbar. Spielerisch gelangt man also zu neuen Klängen. Unterschiedliche Display-Betriebsarten sorgen dabei für eine gute Übersicht bei der Editierung oder auf der Bühne. Für die Verwaltung der Speicherplätze und die Editierung gibt es zusätzlich eine kostenlose Software für Windows und Mac namens EHXport. Dazu arbeitet der Hersteller auch an einer App.
Essenziell für diesen Effekttyp ist ein schnelles und sicheres Tracking. Dieses Versprechen löst der POG3 ein. Gleichzeitig profitiert man von der polyphonen Saitenerkennung, wodurch auch die Gefahr ungewollter Glitches sinkt.
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Das Expression-Pedal kann unterschiedliche Funktionen übernehmen. So kann es als Volume-Pedal fungieren, pro Preset zwischen zwei Parametereinstellungen überblenden und als Whammy-Ersatz mit unterschiedlichen Intervallen genutzt werden. Schließlich kann man das Pedal auch zur Filtersteuerung und für Freeze-Effekte nutzen.
Nun, die Nutzung als Volume-Pedal ist vermutlich eher Beifang. Andererseits gibt das POG3 auch ein gutes Bild als Steuerzentrale für die mehrkanalige Klangausgabe ab.
Die vollständige MIDI-Implementation gestattet es, die Speicherplätze des POG3 ferngesteuert aufzurufen, aber auch jeden einzelnen Parameter über Controller zu adressieren.
KLANG
Klanglich setzt der POG3 auf eine Mischung aus weiter optimiertem POG und Pitch Fork. Die Klangauswahl bietet Simulationen von Bässen, zwölfsaitigen Gitarren und Orgelklängen. Hinzu kommen die obligatorischen Sounds mit drückender Suboktave oder das Anreichern mit Obertönen durch eine Aufwärtsoktave. Auch langsam einschwingende Flächen oder Filtereffekte sind möglich, die sich über den Mixer stets präzise im Obertonspektrum pegeln und dabei das Eingangssignal bei Bedarf unbearbeitet passieren lassen.
Spannend ist der Whammy-Modus, der alle aktiven Oktav-Stimmen gleichzeitig transponiert. Hier lassen sich umfassende Klangveränderungen realisieren, bis hin zu chaotischen Verstimmungen und dissonanten Klängen. Aber auch die Crossfade- und Freeze-Funktionen führen in neue Klanggefilde. Wer sich näher mit dem Gerät auseinandersetzt, wird ziemlich sicher eine Reihe unterschiedlicher Sounds finden und dankbar für die Speicherplätze sein.
Zu den besonderen Stärken des POG3 gehört die Nutzbarkeit in Stereo, die sich sogar noch um einen zusätzlichen Dry-Kanal erweitern lässt. Hier lassen sich raumgreifende Sounds realisieren, die zumindest konventionellen Pedalen dieser Klasse bislang unzugänglich waren. Dazu können bei Bedarf auch unabhängige Effekte für den transponierten und den Dry-Ausgang verwendet werden. Ein Expression-Pedal sollte in diesem Zusammenhang unbedingt eingeplant werden.
Vermisst habe ich eigentlich nur interne Modulatoren abseits der erwähnte Hüllkurve. Ich denke, dass zumindest ein ergänzender LFO das Potential nochmals erweitert hätte, etwa um die Oktaven im Stereopanorama zu bewegen. Immerhin: Der Pedaleingang lässt sich auch für Steuerspannungen nutzen. Theoretisch lässt sich hier ein externer Modulator andocken, wie etwa der EHX 8 Step Program.
RESÜMEE
Mit dem POG3 geht ein Erfolgskonzept in die nächste Runde. Der Funktionsumfang ist mächtig und sorgt für eine beachtliche Klangvielfalt. In diesem Pedal finden sich unterschiedlichste Sounds, die auch qualitativ überzeugen. Das sollte auch so sein, denn mit einem Preis von 599 Euro inklusive Netzteil ist das Pedal trotz Preset-Speicherplätzen kein Schnäppchen. Gleichwohl bleibt der POG3 ein Spezialist. Wer simplere Oktaveffekte benötigt, wird bei EHX deutlich günstiger fündig. Der POG3 wendet sich entsprechend vor allem an Anwender, die dieses Thema voll ausleuchten möchten und Presets sowie MIDI-Kompatibilität fordern.