Klein, gut & günstig

Hartke ACR5, Acoustic-Amp im Test

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Immer häufiger machen sich Hersteller von Bass-Equipment auch auf dem Sektor Acoustic Amps breit. Aus technischer Sicht muss es sich also um verwandte Produkte handeln, denn auch bei Bass- Combos kommen meist Halbleitertechnik, Hochtöner und akustisch speziell konstruierte Gehäuse zur optimalen Wiedergabe tiefer Frequenzen zum Einsatz.

(Bild: Dieter Stork)

So präsentiert der inzwischen von Samson übernommene US-Hersteller Hartke nach seinen luxuriös ausgestatteten Acoustic Combos AC75 und AC150 vor sechs Jahren nunmehr den kompakten ACR5, der zunächst mit einem echten Kampfpreis auf sich aufmerksam macht. Aber der Kleine hat doch sicherlich noch mehr zu bieten …

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Schwer?

Gemessen amkompakten Gehäuse bringt der ACR5 satte 11 kg auf die Waage. Auf den ersten Blick hätte ich weniger erwartet. In jedem Fall lässt das schon mal Stabilität und Robustheit erwarten. Dies bestätigt sich auch angesichts des geschlossenen und innen ungedämmten Gehäuses aus 15 bzw. 12 mm MDF, der braunen Vinyloberfläche, den acht Eckenschonern, vier Gummifüßen und einem komfortablen Griff, wenngleich dieser hinsichtlich der Tragebalance nicht ganz optimal platziert wurde. Das den Hartke 6,5″ Basslautsprecher und den 1″ Hochtöner schützende Frontgewebe hat man auf einen von Klettbändern gehaltenen Holzrahmen gespannt, der sich nach vorne herausziehen lässt. Das Verstärkerchassis des Zweikanalers besteht aus gewinkeltem Stahlblech, welches die gesamte Schaltung trägt. Oben das Bedienfeld, hinten Netzschalter und -buchse mit Sicherungsfach, AC-Spannungswahlschalter, symmetrischer D.I.-Ausgang (Pre Master Volume), Line In (6,4 mm Mono/Stereoklinke), Aux In (3,5 mm Mono/Stereoklinke) und Footswitch-Anschluss (Reverb/Chorus on/off).

(Bild: Dieter Stork)

Bis auf einen Contour-Schalter und eine Feedback-Unterdrückung im Instrument Channel sind beide Kanäle mit identischen Reglern ausgestattet, und zwar Volume, Bass, Mid, Treble, Chorus und Reverb. Während dem Instrument eine Klinkenbuchse zur Verfügung steht, hat man dem Mic/Line Channel eine XLR/Klinke-Kombibuchse spendiert. Der Contour-Schalter bewirkt eine Mittenanhebung bzw. -absenkung, Notch aktiviert die Rückkopplungsunterdrückung, Sweep wählt die Feedback-Frequenz.Master Volume kontrolliert die Gesamtlautstärke, ein 6,4 mm Kopfhöreranschluss, dessen Benutzung die Lautsprecher und den D.I. Out verstummen lassen, gestattet „stilles“ Üben.

Komplettiert wird die Ausstattung von einem nicht kalibrierbaren auto-chromatischen Tuner. Ist dieser in Betrieb, verstummen ebenfalls Lautsprecher und D.I.-Ausgang. Sein Display ist zwar leuchtstark, jedoch reagieren die Up/Down-Pfeile sehr sensibel und wirken daher hektisch. Gewöhnungsbedürftig.

Wohlklang

Zunächst fällt auf, dass der Hartke ACR5 für seine 50 Watt beachtlichen Schalldruck liefert. Allerdings lässt sich die Endstufenleistung eher selten vollständig ausreizen, da je nach Abstand und Winkel vom Instrument zu den Lautsprechern bei hohen Pegeln die Gefahr von Rückkopplungen besteht. Auf der Bühne bietet sich der D.I. Output an, der unabhängig vom Master Volume agiert, und dessen Signal zusätzlich auf den Bühnenmonitor gelegt werden kann. Apropos Rückkopplung: Das Notch/Sweep-Filter arbeitet höchst effizient und eliminiert mit 100%iger Trefferquote und ohne Klangbeeinträchtigung die jeweilige Feedback-Frequenz. Auch die 3-Band- Klangreglungen arbeiten trotz ihrer nominalen +/-10dB sehr wirkungsvoll, und die Ausgangs-Settings von jeweils 12 Uhr liefern bereits erstaunlich natürliche und dynamische Klänge. Dies zeugt von praxisorientiertem, geschmackvollem Sound-Design und bietet ausreichend Spielraum für Klangkorrekturen. Im Übrigen hat Hartke beide Kanäle klanglich und pegelmäßig identisch abgestimmt, gleiche Settings liefern somit gleiche Klänge. Die Einstellungen für meine Bühnengitarre (000-Modell, Shadow M-Sonic Nanoflex V Pickup, 12-köpfige Band) lautet übrigens: Bass 11, Mid 15, Treble 13 Uhr, Contour Off.

(Bild: Dieter Stork)

Mit diesen Settings klingt der ACR5 wunderbar natürlich, warm, voll und rund ohne diesen crispen, mitunter auch sterilen HiFi-Touch zahlreicher Acoustic Amps. Was in einer vielköpfigen Rockband wenig Sinn macht, empfiehlt sich für ein Solo- oder Duokonzert: Hier verleiht die Contour-Schaltung dem Gitarrenklang mehr Tiefe, Obertöne und Glanz. Für jeden der beiden Kanäle lassen sich die fußschaltbaren Digitaleffekte separat regeln. Bei fixer Chorus Rate bzw. Reverb Time wird der Effektpegel dem Originalsignal zugemischt. Der Chorus-Regler macht in der 12-Uhr-Position quasi einen Sprung und beginnt noch einmal bei Null, jetzt allerdings mit mehr Depth bzw. Intensität. Beim natürlich und dicht tönenden Reverb nimmtmit Anstieg des Effektpegels gleichzeitig auch die Pre Delay Time zu. Sehr schön.

Unterm Strich meistert der Hartke ACR5 mit unterschiedlichsten Pickup-Systemen (Piezo, Nanoflex, Magnet, Kontaktmikros) nicht nur die Übertragung diverser akustischer Instrumente wie Steel- und Nylonstring, Mandoline, Ukulele u.v.a., sondern auch Gesangs- und Keyboard- Darbietungen, Musik aus dem Player und gibt sogar bei cleanen E-Gitarren eine gute Figur ab.

Resümee

Der kleine Hartke hat mich sowas von überrascht! Meine ursprüngliche Skepsis wich schon nach fünf Minuten echter Begeisterung, und nach einer Bandprobe kam der Zwerg bei sechs Gigs zum Einsatz. Der ACR5 klingt sehr natürlich, reagiert dynamisch auf die Spielweise, gibt sich äußerst nebengeräuscharm und ist, von der etwas hektischen Tuner-Anzeige abgesehen, leicht zu bedienen. Möglicherweise erscheint die Leistung von 50 Watt dem einen oder anderen etwas zu schwach. Vielleicht legt der Hersteller ja noch eine 100-Watt-Version nach.

Plus

  • natürliche Wiedergabe
  • Qualität der Digitaleffekte
  • Ausstattung
  • Größe & Gewicht
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung

Minus

  • hektische Tuner-Anzeige

Aus Gitarre & Bass 03/2017

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