Guitar Guru: Tokai & Cheri

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Tokai ST-style Gitarre und einen Cheri-Bass.

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Ich habe mir vor zwei Jahren eine etwas betagte Gitarre für € 400 zugelegt. Es ist eine Tokai Stratocaster HSS, sie soll ca. 1984 gebaut worden sein. Ich habe zwar die Seriennummer, konnte aber im Netz nichts dazu finden. Des Weiteren spiele ich noch eine Tokai Telecaster die noch ziemlich neu ist. Ich bin mit den Gitarren sehr zufrieden, sie sind gut bespielbar und liegen echt gut in der Hand. Nur schade, dass man so gar nicht viel über diese Gitarren findet und schon gar keine Musikläden, die diese Gitarren an der Wand hängen haben. Frage: Wie alt ist die Gitarre wirklich, ist sie limitiert? Welchen Wert hat sie?

Bernd

Die Firma Tokai Gakki wurde 1947 in Japan gegründet. Berühmt wurde sie mit sehr hochwertigen Kopien von Les Pauls, aber auch ST- und T-style Modellen ab 1977. Bis in die frühen 1980erJahre wurden diese von Tokai mit erstaunlicher Qualität und Ähnlichkeit zu den Originalen aus den 1950er- bis 1970er-Jahren produziert, ab den mittleren 1980er-Jahren wurde unter juristischem Druck das Kopfplatten-Design geändert, was der Qualität aber keinen Abbruch tat.

Die ST-Kopien hießen generell „Springy Sound“, es gab sie jedes Jahr in neuen Varianten. Deine Gitarre weist noch eine dem Original ähnliche Kopfplatte auf, weshalb man von einem Herstellungsdatum von vor ca. 1985 ausgehen kann. Zudem hat sie auf der Kopfplatte eine Variante des Tokai-Logos, die so nur um 1984 verwendet wurde. Dass du zu der Seriennummer nichts gefunden hast, verwundert nicht: Die Seriennummer (im Wortsinne) ist nämlich gar keine, sondern nur eine Fabriknummer, die bezeichnet, nach welchem US-Vorbild die Gitarre gestaltet wurde. In deinem Fall (sechsstellige „Seriennummer“) orientiert sich die Gitarre an Strats, die in den Jahren 1966 bis 1970 gebaut wurden … wenn man so will, denn einen Humbucker in der Bridge-Position gab es damals freilich noch nicht.

Im 1985er-Katalog findet sich ein so gut wie baugleiches Modell, sogar in der gleichen Farbe, allerdings mit einem abgewandelten Kopfplattenlogo – Modell SD-40, allerdings mit Rahmen um den Humbucker. Es kann sein, dass Tokai die Limited Edition von 1984 einfach ins reguläre Programm aufnahm. Wie jede Baureihe war das Modell sicherlich limitiert und in dieser Variante nur ein Jahr lang in Produktion, jedoch lässt sich nicht mehr recherchieren, wie viele Exemplare davon gebaut wurden. Tokai-Gitarren gelten als sehr hochwertig und sind unter Japan-Gitarren-Kennern extrem beliebt. Deshalb könnte man da einen Preis von um die € 500 oder auch etwas darüber aufrufen, zumal es sich eben auch um eine seltene Limited Edition handelt, die für Sammler interessant sein dürfte.

Guitar Guru


Ich habe etliche Stunden der Recherche nach dem Hersteller meines ersten Basses, gekauft vor ca. 25 Jahren, hinter mir. Auch das Musikgeschäft, in dem der Bass damals gekauft wurde, konnte mir leider nicht weiterhelfen. Nun habe ich die Hoffnung, dass mir vielleicht der Guitar Guru weiterhelfen kann.

Anja

Es handelt sich um einen Bass der Marke Cheri (vormals Chevy, dann Cherry, zuletzt angemeldet als Cheri). Bei dieser handelt es sich um eine Marke der GEWA Musikinstrumente-, Etui- und Taschenfabrik GmbH. Damals hatte sie ihren Sitz in Mittenwald, heute in Adorf im Vogtland. Sie wurde ins Leben gerufen, um zusammen mit Cort eine eigene Instrumentenserie in Deutschland zu vertreiben. Bei den ursprünglich geplanten Markennamen Chevy und Cherry gab es rechtliche Probleme, weshalb letztlich Cheri angemeldet wurde. Diese Marke bestand zwischen 1992 und 2002. Hersteller der Instrumente war Cort in Korea.

Die Instrumente erzielen heute trotz hoher Qualität meist nicht mehr als € 150 bis € 300 auf dem Gebrauchtmarkt. Die unsymmetrische Positionierung der Griffbrett-Dots ist für die Firma typisch. Laut Seriennummer wurde dein Bass in Korea gefertigt. Mittlerweile baut Cort Instrumente in Korea, China und Indonesien, und nicht nur unter dem eigenen Namen, sondern auch Fabrikate für viele renommierte Gitarrenfirmen (u.a. Ibanez, PRS, Fender).

Guitar Guru

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2021)

Produkt: Gitarre & Bass 2/2023 Digital
Gitarre & Bass 2/2023 Digital
Im Test: J&D DX-100 +++ Jimmy Wallace Guitars MT +++ Solar Guitars AB1.4JN +++ Fender Acoustasonic Player Jazzmaster +++ Vintage Historic Series +++ Tech 21 SansAmp Character Plus Series +++ Baroni AFK150 +++ Paul Belgrado NaNo B4 Shortscale +++ Harley Benton MV4-PJ Gotoh BM +++ British Pedal Company Dumble Overdrive Special +++ JHS Packrat

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich besitze auch eine alte Chery Strat-Kopie,die wirklich sehr sauber verarbeitet wurde,und richtig gut klingt.Die Verarbeitungsqualität war bei diesem Label damalig auf einem sehr hohen Level.Sogar ein alter „Chevy“ Modelltypenkatalog mit etlichen Detailfarbfotos in handlicher Formgestaltung einer kleinen Fibel in englischer und deutscher Sprache, fiel mir unlängst in die Hände.Ich kann auch nur Gutes über diesen Gitarrenhersteller sagen.

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  2. Auch ich besitze seit den späten 90er Jahren eine Chery Les Paul. Chery nicht Cherry! Eine Gitarre, die den Vergleich mit dem Original absolut nicht fürchten muss. Im Gegenteil, ich würde sie nicht gegen allzuviele im Verkaufsraum der Musikgeschäfte tauschen wollen. Pickups und Potis sind natürlich nicht mehr Original (mein Favorit sind Kluson Creambucker) aber ansonsten ist das eine wirklich obergeile Klampfe, die ich als Top 5 meiner relativ grossen Sammlung nie weggeben werde. Interessant sind die wohl aus Lawsuit Gründen halbkreisförmig positionierten Potiknöpfe. Diese Anordnung hat aber durchaus Vorteile. Ich kenne allerdings auch eine andere Geschichte dieser Marke.
    Diese verweist auf Bezüge zu einer Firma in Nordamerika. Ich besitze noch eine späte Cheri Kopie einer Ibanez Vorlage, die allerdings die Qualität der Chery Les Paul nicht ansatzweise erreichen kann. Was darauf hindeutet, dass die Gitarren tatsächlich an diversen unterschiedlichen Orten von unterschiedlichen Herstellern produziert wurden. Ich kenne noch eine zweite, schwarze Chery Les Paul ( normale Poti Anordnung), die ebenfalls fantastisch ist. Beide allerdings sehr schwer.

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  3. Chevy waren richtig gut gebaute Gitarren. Die Telecaster hatten lebendig klingende Pickups, die sich prima für den Vierfach-Schalter eignen. Die Pickups der Strat-Modell haben mir nicht so zugesagt.
    Ich besitze heute noch eine Tele, die ist sein Jahrzehnten meine bevorzugte (zeitweise die Einzige) E-Gitarre und hat erst seit kurzem Konkurrenz durch eine DeanZelinsky Strettavita bekommen.

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