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Guitar Guru: Kasuga SG und Custom EDS-1275

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Kasuga SG und eine Custom EDS-1275.

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Kasuga SG

„Ich habe die Gitarre vor vielen Jahren von einem Freund gekauft, er hatte die Musikerkrankheit (Pleite). Die Gitarre ist in einem Top Zustand, hat kaum sichtbare Gebrauchsspuren und klingt sehr gut. Leider konnte mir bisher niemand sagen, wer dieses Stück gebaut hat. Ich glaube hier kann mir nur noch der Guru helfen …“  Fonti

Nach einiger Recherche und viel Vergleichen von Fotos anderer SGs aus dieser Zeit bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es sich um eine relativ frühe SG-Kopie von Kasuga handelt, und zwar vermutlich von 1972-1974. Deine Gitarre ist als Kasuga hauptsächlich wegen der ungewöhnlichen Form der Elektronikfachabdeckung identifizierbar. Diese Form ist einzigartig bei Kasuga-Gitarren. Alle anderen Merkmale hätte man auch anderen Herstellern zuordnen können. Im Netz habe ich einen SG-Bass gefunden, der exakt die gleiche Konfiguration (Trussrod-Cover, Halsplatte, gleiche E-Fach-Abdeckung) wie deine, und Kasuga auf der Kopfplatte stehen hat.

Kasuga Gakki war ein japanischer Gitarrenhersteller mit Sitz in Nagoya, gegründet im Jahr 1935. Ursprünglich auf die Herstellung von Streichinstrumenten wie Geigen, aber auch Banjos, Mandolinen und Ukulelen spezialisiert, erweiterte das Unternehmen in den 1960er-Jahren sein Portfolio um Akustik- und E-Gitarren. In den 1970er-Jahren produzierte Kasuga, wie so viele japanische Hersteller, hauptsächlich Kopien klassischer US-Modelle. Viele davon wurden direkt unter dem Markennamen ‚Kasuga‘ verkauft − sehr ungewöhnlich für japanische Hersteller jener Zeit, in der kaum ein Instrument unter dem Namen des eigentlichen Herstellers verkauft wurde. In den 1980er-Jahren verlagerte sich die Produktion auf Akustikgitarren, unter anderem für Yamaha − 1996 wurde der Betrieb eingestellt.

Insgesamt gelten Kasugas als relativ hochwertig. Von einer „originalgetreuen“ Kopie der Gibson SG kann man jedoch schon allein wegen des Schraubhalses, aber auch vieler anderer Details nicht sprechen. Die Pickups auf deiner sehen nicht original aus − die Originale sollten eigentlich Maxons sein mit den typischen flachen Polepiece-Schrauben. Da würde ich bei Gelegenheit an deiner Stelle mal reinschauen − der Tausch von Pickups war bei den alten Japanern eine beliebte Modifikation, da man früher nicht viel von den Originalen hielt (während heutzutage die alten Maxons geradezu bejubelt werden). Ich sehe einen Marktpreis von um die € 350-450 für deine SG.


Custom EDS-1275

„Ich habe hier eine alte Custom Doublenneck, Japan 70er- bis 80er-Jahre. Ich möchte sie verkaufen, aber ich finde im ganzen Netz nichts über dieses Teil. Ich kann auch nicht herausfinden, in welcher Fabrik die gebaut wurden. Ist Custom so was wie Burny oder Greco? Was könnte man dafür verlangen? Fragen über Fragen … Ein paar Infos dazu wären toll.“ – Jochen

Die Marke ‚Custom‘ war für Gitarren nie offiziell registriert − es gibt eine Markeneintragung aus dem Jahr 2000 von Yamaha, allerdings für allerlei Musikinstrumente − aber nicht Gitarren. Das passt also nicht. Allerdings werden und wurden viele Markenbezeichnungen gar nicht erst eingetragen. So war das auch bei den meisten der vielen Marken in den 1970ern der Fall.

Aus den 1970ern stammt deine Gitarre (und auch der Koffer) auf jeden Fall. Dennoch können wir eingrenzen, wer die Custom Doubleneck − erkennbar eine Kopie der Gibson EDS-1275 − gebaut hat. Denn andere mit ‚Custom‘ bezeichnete Gitarren und Bässe aus dieser Zeit wurden eindeutig vom japanischen Hersteller Matsumoku gebaut, der bis 1987 existierte. Ein weiterer Hinweis auf Matsumoku sind die Pickups/Pickup-Rahmen mit drei Schrauben, die mir so nur von Matsumoku-Gitarren aus jener Zeit bekannt sind. Man kann also mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass auch deine Doubleneck von Matsumoku gebaut wurde. Da die beiden Hälse beide eine „open book“-Kopfplatte haben, dürfte die Gitarre vor oder spätestens während der außergerichtlichen Einigung zwischen Hoshino Gakki und Gibson (1977/1978) gebaut worden sein − leicht später ist nicht ganz auszuschließen, weil japanische Hersteller für den heimischen Markt weiterhin Gitarren mit „open book“-Kopfplatte bauten. Den erzielbaren Marktpreis sehe ich so bei um die € 500-700.


guru@gitarrebass.de


(erschienen in Gitarre & Bass 06/2025)

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