Guitar Guru: Isana & Rossmeisl
von Guitar Guru, Artikel aus dem Archiv
Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um einen Rossmeisl- und eine Isana-Gitarre.
Diese Gitarre habe ich zufällig auf dem österreichischen Markt erworben. Man erkennt schnell, dass sie aus den frühen 60er-Jahren stammt und dass sie meiner Meinung nach, wenn überhaupt, nur wenig verändert wurde. Man erkennt Anklänge an die Firma Framus (Halskonstruktion und eine Weltkugel auf der Trussrod-Platte), aber erstens steht nirgends ein Herstellername, und auch im Internet waren keine baugleichen Modelle von Framus zu finden. Auch nicht von Höfner, Hoyer oder Klira. Die Elektrik und die Tonabnehmer sind von Schaller, nehme ich an. Welche Marke könnte es also sein? Das Schätzchen ist mit relativ einfachen Mitteln spielfertig zu machen, vielleicht sogar ganz gut zu stimmen, aber ich stehe vor der Entscheidung: kann ich es restauriert mit einem kleinen Gewinn verkaufen, oder soll ich nur die Einzelteile zum Ausschlachten anbieten?
Tobias
Es handelt sich hierbei nicht um eine Framus-Gitarre. Es ist ein Modell des österreichischen Gitarrenbauers Rossmeisl – nicht zu verwechseln mit der Familie Rossmeisl und ihrem berühmtesten Abkömmling Roger (auch wenn es angeblich verwandtschaftliche Beziehungen gab). Diese Rossmeisls stammten ebenfalls aus dem Sudetenland, zogen aber im Zuge der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg ins Salzburger Land. Der für den E-Gitarrenbau verantwortliche Meister war Udo Rossmeisl.
Die Gitarre ist komplett mit Schaller-Hardware ausgestattet und stammt aus den mittleren bis späten 1960er-Jahren. Erkennbar ist das auch an dem Multi-Stripe-Hals – typisch für die späten 1960er- oder frühen 1970er-Jahre. Der Hals ist dennoch ungewöhnlich und vielleicht ein One-Off, das übrig war. Übrigens wurde die Weltkugel auf dem Trussrodcover von mehreren Herstellern benutzt, zum Beispiel auch von Fasan. Mit Fasan-Modellen gibt es auch durchaus Ähnlichkeiten bei der Rossmeisl.
So wie gezeigt ist die Gitarre um die € 500 wert, in komplett restauriertem Zustand kann man auch mehr dafür verlangen und mit etwas Geduld und Glück auch bekommen. Ich persönlich lehne ein Ausschlachten von historischen Gitarren ab, es sei denn, sie sind rettungslos verloren – und danach sieht die Gitarre nicht aus.
Guitar Guru
Im Fundus meines Vaters befindet sich unter anderem seine erste Gitarre. Er hat sie zu seiner Konfirmation bekommen. Das muss etwa 1963/64 gewesen sein. Es handelt sich um eine halbakustische Gitarre der Firma Rickenbacker. Könnt ihr mir mehr über diese Gitarre erzählen? Mich würde das Modell, das Baujahr, das Herstellungsland, die verwendete Technik, die Hölzer usw. interessieren.
Kai
Es handelt sich auf gar keinen Fall um eine Rickenbacker-Gitarre, sondern um eine alte deutsche Schlaggitarre aus den frühen 1960er-Jahren, was sich auch mit dem Konfirmationsdatum deines Vaters decken würde. Genauer gesagt: Um eine Isana Archtop/ Schlaggitarre, wie man an mehreren Merkmalen des Halses, Korpus etc. erkennen kann – wobei ich zugebe, dass die Abgrenzung zu anderen kleineren deutschen Herstellern bei diesen alten markenlosen Schlaggitarren mitunter schwierig sein kann und sehr viel Detailwissen erfordert.
Isana war ein Markenname des Gitarrenbauers Josef Sandner, der 1947 in Nauheim eine Werkstatt und einen Vertrieb eröffnete. „Berühmt“ (wenn man das so nennen kann) ist Isana in Fachkreisen deshalb, weil es ein Bild von Elvis mit einer schwarzen Isana gibt, die er während seiner US-Army-Stationierung in der BRD kaufte. Deshalb – und weil es sich bei Isana in der Regel um recht hochwertige Schlaggitarren handelt – werden diese Teile heute teurer gehandelt als zeitgleich gebaute Schlaggitarren anderer Hersteller.
Dein Exemplar ist nun keine schwarze, weshalb man bei einem Verkauf etwas zurückstecken müsste und vermutlich irgendwas zwischen € 400 und 800 erzielen könnte. Dass die Gitarre aus den frühen 1960ern ist, erkennt man an dem zugänglichen einstellbaren Halsstab – dieser wurde in Deutschland erst ab 1960 verwendet.
Nun noch ein paar Worte zu dem Soundboard. Auf den Bildern kann ich da gerade noch ein „F“ erkennen, was mir sagt, dass da Framus draufsteht. Das bedeutet, dass dieses Soundboard irgendwann in jener Zeit von Schaller für die Verwendung auf irgendeiner Framus-Archtop gebaut wurde. Wahrscheinlich hat das jemand mal auf die Isana montiert – original auf der Gitarre war es nicht, da es diese Soundboards auch ohne Markenbezeichnung gab und man bei Isana sicherlich eins ohne Framus-Schriftzug draufgebaut hätte. Das Soundboard selbst ist, wenn es funktioniert, um die € 150-200 wert.
Guitar Guru
(erschienen in Gitarre & Bass 11/2023)
Das könnte dich auch interessieren