Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Framus- und eine Ibanez-Gitarre.
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Ich habe von einer Bekannten einen Sperrmüllfund geschenkt bekommen. Laut Internet eine Framus 07121 Atlantik 6 in Rot, mit dem imitierten F-Loch. Serien-Nr. 1231 3 70C bedeutet März 1970, oder? Sie wurde mal neu bundiert, ansonsten ist der Hals in Ordnung und auch technisch funktioniert noch alles einwandfrei. Mich würde interessieren, wie viel diese Gitarre wert ist. Weiß der Guru da vielleicht mehr?
Ernst
Ja, die Gitarre ist vom März 1970 – 70C ist das eindeutige Datum. Ich spreche immer sehr ungerne von einem „Wert“, da es keinen allgemeingültigen, objektiven Wert für so eine Gitarre gibt, sondern nur den Preis, den man erzielen kann – und der ist von vielen Faktoren abhängig. Zum Beispiel, ob die Gitarre absolut in Ordnung ist – und darüber hinaus auch sofort spielbereit, denn das macht einen Unterschied!
Zudem, ob man sie weltweit anbieten will (mit entsprechendem Versandaufwand), oder gar nur zur Abholung? Letzteres drückt den erzielbaren Preis erheblich. Die für derartige Framus-Modelle aufgerufenen Preise sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Noch vor rund fünf Jahren war es schwierig, für vergleichbare Modelle mehr als 350 Euro zu bekommen. Mittlerweile werden aber auf Reverb welche für über 1.000 Euro angeboten – das heißt aber nicht, dass die Gitarre so viel auch einbringen kann. Ich denke mal, irgendwo zwischen 400 und 1.000 Euro kann man bekommen, aber es hängt, wie gesagt, von vielen Faktoren ab.
Guitar Guru
Ich habe von einem Bekannten diese Ibanez SG, vermutlich Modell 2383, in die Hand gedrückt bekommen. An der Gitarre wurden wohl schon mal Mittel- und Hals-PU getauscht, die Schaltung ist auch undurchsichtig und der Mittel-Tonabnehmer vermutlich defekt. Die Elektronik hat einige Macken, die Potis sehen aber original aus. Um das Gerät spielbar zu machen, muss also einiges getan werden. Daher mal die Frage, liege ich mit meinen Nachforschungen richtig? Wie schätzt ihr den Wert der Gitarre in diesem Zustand ein?
Michael
Bei der Ibanez SG handelt es sich in der Tat um das Modell 2383. Es taucht im 1971er Ibanez-Katalog auf, jedoch bereits im 1972er nicht mehr – wurde also in dieser doch recht eigenen Konfiguration wahrscheinlich nur ein Jahr lang gebaut. Von den Pickups ist sicherlich nur der an der Bridge noch original – der sollte von Maxon sein und hat vielleicht sogar eine Seriennummer, anhand derer man zumindest die Pickups datieren könnte.
Die 2383 scheint das absolute Topmodell der SG-Serie gewesen zu sein. Sie ist an sich extrem selten und sollte bei Sammlern durchaus für schwitzige Hände sorgen und einen Preis von über 1.000 Euro erzielen können. Die nicht originalen Pickups drücken das natürlich ein bisschen, aber so würde ich bei einem Verkauf rangehen. Zum Vergleich: Eine rote mit zwei Pickups ist derzeit bei reverb.com für 780 Euro gelistet – ob das jemand auch zahlt, ist schwer zu sagen, aber darunter würde ich mit der weißen nur gehen, wenn sie wirklich strukturelle Schäden hat.
Der Lackriss in der Halstasche sieht bei oberflächlicher Inspektion harmlos aus, sollte aber untersucht werden. Übrigens würde ich die Pickups mal ausbauen und inspizieren, denn sehr oft wurden in den 1970ern und 1980ern durchaus heute sehr teure Seymour Duncans oder DiMarzios nachgerüstet. Da empfiehlt sich dann fast ein Verkauf dieser Pickups einzeln, da man den erzielbaren Marktpreis nicht rauskriegt, wenn man sie zusammen mit der Gitarre verkauft.