Guitar Guru: C.G. Winner & Sakai

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Sakai-Teardrop- und eine C.G.-Winner-Gitarre.

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Ich habe eine Gitarre erworben, weiß aber nicht, um was für ein Modell es sich handelt. Sieht aus wie ein Bass der Marke Vox von 1965, ist aber eine normale Gitarre mit einer Mensur von 635 mm. Die Potiknöpfe sind nicht original und an der Kopfplatte sind zwei abgeklebte Löcher, wo wahrscheinlich mal ein durchgehender Saitenniederhalter montiert war. Der Gitarrenhals ist mit einer glatten Neckplate ohne Logo verschraubt, die Mechaniken liegen frei ohne Deckel. Habt ihr vielleicht mehr Informationen zu der Gitarre?

Erich

Bei deiner Gitarre handelt es sich um eine Kopie der berühmten Vox-Teardrop-Gitarre, die vor allem durch Brian Jones von den Rolling Stones bekannt wurde, der sie Mitte der 1960er-Jahre bei mehreren Gelegenheiten spielte. Die originale Vox Teardrop wurde im Auftrag von Vox in Italien hergestellt, und zwar ab 1965 von Eko in Recanati. Schon kurz darauf begannen japanische Firmen, das Modell nachzubauen. Deine Gitarre ist dabei eine der späteren Kopien und wurde von der Firma Sakai Mokko hergestellt, vermutlich in den frühen 1970er-Jahren. Diese etwas obskure Firma begann ab den späten 1960er-Jahren den europäischen Markt mit Gitarren im Billigsegment zu beliefern, nachdem Teisco in die Insolvenz gegangen und von Kawai aufgekauft worden war und Kawai/Teisco die eigene Herstellung von Billiggitarren um ca. 1970 aufgegeben hatte.

Es bleibt aber bis heute ungeklärt, ob die von Sakai Mokko produzierten Gitarren in einem Nachfolgewerk von Teisco/Kawai hergestellt wurden, da es große Ähnlichkeiten bei Bauart und Merkmalen gibt – aber in Japan kopierten Hersteller auch einfach frühere Designs anderer japanischer Hersteller. Sakai Mokko war auch für die sogenannte „Hertiecaster“ verantwortlich, deren Ursprung sich auch auf Gitarren von Teisco aus den 1960er-Jahren zurückführen lässt – und deshalb überrascht es nicht, dass sich auf deiner Gitarre auch die exakt gleichen Pickups finden wie auf der Hertiecaster. Daran, sowie an der Form des Vibratos und die von dir erwähnte Saitenniederhalter-Leiste sowie den Hals aus Ahornstreifen, erkennt man Sakai Mokko als Hersteller bzw. Produzenten.

Für die Gitarre kann man, so wie abgebildet, etwa um die 300 bis 350 Euro bekommen; in vollkommen restauriertem, komplettem und spielfertigem Zustand auch mehr, da der Kult, der um diese alten japanischen Gitarren gemacht wird, die Preise immer weiter nach oben treibt.

Guitar Guru

Ein Freund von mir hat mir seine gefühlt 400 Jahre alte Gitarre überlassen. Meine Recherchen haben bisher ergeben, dass es sich um eine CG Winner AO-430 handelt. Es wäre schön, wenn der Guru mir noch etwas mehr zu der Gitarre erzählen könnte.

Peter

Bei C.G. Winner handelte es sich um eine Musikinstrumentenmarke von Musik Meyer aus Marburg. Die Marke wurde 1982 angemeldet und erst 2000 gelöscht. Bereits aus den 1970er-Jahren sind mir Gitarren aus Asien mit der Marke „Winner“ bekannt, ich vermute mal, dass es sich hierbei ebenfalls um eine Marke von Musik Meyer handelte, auch wenn die noch nicht eingetragen war und ein Markenschutz eventuell nicht möglich war, weshalb dann C.G. Winner angemeldet wurde. Die Gitarren aus den 1970ern wurden meines Wissens nach von Chushin Gakki in Japan hergestellt.

Deine Gitarre jedoch ist eindeutig aus den 1980er-Jahren (dabei eher aus den frühen 1980er-Jahren, also so um 1982) und wurde von Cort in Korea hergestellt. Cort legte bei der Qualität der hergestellten Gitarren Anfang der 80er Jahre nochmal einen gehörigen Sprung nach vorne hin, sodass hier im Vergleich mit den etablierten Japanern nur noch von besonders mäkeligen Zeitgenossen Abstriche auszumachen sind. Schwachstelle dieser Früh-80er-Modelle war aber weiterhin die Hardware – es handelt sich meistens um Druckguss-Teile aus Zink mit einer dünnen Chrom-Schicht, die leider im Lauf der Jahre oft nachgeben oder sogar brüchig werden.

Die gute Nachricht ist, dass man sie leicht gegen moderne asiatische Ersatzteile zum Beispiel von Gotoh austauschen kann. Auch bei deiner Gitarre sieht das Tailpiece schon etwas vom Saitenzug durchgebogen aus. Bei den Pickups kamen mitunter DiMarzios zum Einsatz, die heute einen erheblichen Wert gerade im Vergleich zum Rest der Gitarre haben – wenn es denn DiMarzios sind. Echte Humbucker tauchen auf koreanischen Gitarren ab ca. Mitte der 1970erJahre auf, andere wurden mit DiMarzios bestückt, vor allem viele Samick-Modelle. Auf Cort schließe ich übrigens wegen der leicht gerundeten Spitze des Trussrod-Covers, das ist ganz typisch und unterscheidet Cort-Modelle von sonst ganz ähnlichen Gitarren von Samick. Ich sehe hier einen möglichen Marktpreis für die Gitarre von um die 300 Euro, sofern alles mit ihr in Ordnung ist.

Guitar Guru

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2022)

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo,
    ich besitze eine E-Gitarre der Marke “SAKAI”
    Sie stammt vermutlich aus den 70er Jahren.
    Wo könnte man näheres über diese unbekannte Gitarre, die aus einem Nachlass meiner Tante stammt erfahren und wer könnte den Wert dieses Instruments schätzen.
    Grüße, Fred

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